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Fidaï

Dokumentarfilm
Algerien,
China,
Frankreich
2012
83 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Mathieu Mullier, Kafard Films
Regie
Damien Ounouri
Kamera
Matthieu Laclau
Schnitt
Mary Stephen
Damien Ounouri, Linda Amiri
Ton
Li Dan-Feng
Als 1954 der algerische Unabhängigkeitskrieg ausbrach, war El Hadi, der Protagonist dieses klug gebauten Films über das Töten in Zeiten des Kriegs, gerade einmal 14 Jahre alt. Sechs Jahre später war er ein Fidai, ein Kämpfer der algerischen Befreiungsfront FLN, in deren Auftrag er in Paris zwei Attentate durchführte. El Hadi war ein Freiwilliger, sein Motiv denkbar einfach: Kolonialismus ist unerträglich. 50 Jahre später greift der Regisseur Damien Ounouri die Geschichte seines Onkels El Hadi auf und zusammen beginnen sie eine Reise in dessen Vergangenheit. Vieles ist da zunächst verschüttet. Doch kehren die Erinnerungen langsam zurück, als sie in Paris die Orte seiner Attentate aufsuchen. Dort drückt der Regisseur seinem Onkel eine Waffe in die Hand: Ich bin dein Ziel. Zeig mir, wie du ihn erschossen hast. Und El Hadi nimmt die Pistole, die sich zunächst so fremd anfühlt wie seine Erinnerungen, dann lädt er durch und durchlebt die entscheidenden Momente erneut. Dem Opfer folgen, Pistole an den Kopf halten, abdrücken, flüchten. In diesem Moment zielt er nicht auf seinen Neffen, sondern auf den Verräter, den seine Vorgesetzten zum Tode verurteilt haben. Mag diese Situation auch hergestellt sein, El Hadis Gefühlswelt ist es in diesem Moment nicht. Diese filmische Methode funktioniert wie eine Zeitmaschine, die das Terrain für die entscheidende Frage bereitet: Hast du damals richtig gehandelt? Damien Ounouri folgt dieser Frage an seinen Onkel mit Respekt, eingebunden in den geschichtlichen Kontext der anti-kolonialen Bewegungen der 1960er Jahre und seiner zahllosen Opfer. Da ist nicht der Hauch eines Vorwurfs oder von Rechtfertigung. Nur ernsthafte Erinnerungsarbeit.