Es ist eine Gemeinschaft unangepasster Außenseiter, in deren Leben Kunst, Party, Performance und Politik untrennbar miteinander verschmelzen. Eine von ihnen ist Olga.
Miroslav Janek widmet sich nach seinem Meisterwerk „Občan Havel“ nun der 1996 verstorbenen langjährigen Gefährtin des tschechischen Dramatikers, Dissidenten und Präsidenten Václav Havel. Er zeigt sie als „Mädchen aus Žižkov“, dem Prager Arbeiterbezirk, als bodenständige und lebenskluge Frau, deren Beitrag zum Werk ihres Mannes nicht hoch genug zu schätzen ist. Die Mit-Unterzeichnerin der Charta 77 nahm während Havels Haftzeit seinen Platz ein, hielt den Kreis aus dem Café „Slavia“ zusammen, war als Autorin und Samisdat-Herausgeberin tätig und sagte auch als First Lady – sehr zum Leidwesen der Protokoll-Verantwortlichen – immer, was sie dachte.
Dennoch zeichnet Janek keine Hagiografie, sondern vor allem ein stimmungsvolles Zeitbild: in einer dicht gewebten Montage aus Schwarz-Weiß-Bildern des alten Prag, Super-8-Filmen, Fotos, privaten Aufzeichnungen, Geheimdienst-Berichten und lebendig inszenierten Erinnerungen von Weggefährten. Vielmehr als das Porträt einer einzelnen Person ist es das einer künstlerischen und politischen Avantgarde, die sich selbst – im Gegensatz zu ihrem ostdeutschen Pendant – nie allzu ernst nahm. Und zugleich eine Erzählung vom Widerstand und seiner Leichtigkeit, wie sie nur Tschechen gelingt.
Grit Lemke