Obaidah Zytoon legt in ihrer Live-Radio-Sendung den Sound zur syrischen Revolution auf. So beginnt im März 2011 ihre persönliche Reise ins Ungewisse, voller Hoffnung und mit ungebremster Energie. Als Erzählerin macht sie uns mit ihren Freunden bekannt: junge Leute aus Akademiker- und Künstlerkreisen, die gern am Strand feiern oder in der Wohnung gemeinsam kiffen. Wahlverwandte, geeint durch den Traum von einem freien Leben und bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen. Zusammen gehen sie auch auf die Straße und filmen die Proteste. Sie produzieren, wovon sie glauben, dass es das Regime am meisten fürchtet: Bilder. Doch dann entfesseln sich die Ereignisse auf der Straße und mit ihnen die Bilder.
Immer öfter, so reflektiert Obaidah, finden die Handlungen für die Kamera statt. Und doch ist die „War Show“ auf brutale Weise real. Unterwegs in ganz Syrien, immer im Fadenkreuz und an der Schwelle zur nächsten Eskalationsstufe, dokumentiert sie in sieben Kapiteln die Dynamik des Krieges: von „Revolution“ bis „Extremismus“. Doch es ist die persönliche Erzählung, die alles in eine Perspektive rückt. Aus über 400 Stunden Material haben Obaidah Zytoon und Andreas Dalsgaard die Geschichte geformt, die erfahrbar macht, wie aus einem Aufbruch ein Fall ins Bodenlose folgt und wie die Bilder die Realität mitprägen. Was als Videotagebuch und digitale Graswurzelbewegung beginnt, wird zum Requiem.
Lars Meyer
Lobende Erwähnung im Internationalen Wettbewerb 2016