Filmarchiv

Land (Film Archive)

Internationales Programm 2014
A House in Fog Mokhtar Namdar

Eine Frau, allein auf einem alten Anwesen in den iranischen Bergen. Ein einfacher Alltag mit harter Arbeit und Tieren, gezeichnet in wärmsten Farben. Doch das Idyll hat Feinde …

A House in Fog

Dokumentarfilm
Iran
2014
27 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Javad Zahiri
Regie
Mokhtar Namdar
Kamera
Mohammad Rasouli
Schnitt
Emad Khodabakhsh
Buch
Mokhtar Namdar
Ton
Mehdi Sadeghi, Ali Hasanzadeh
Natürlich ist das Haus viel zu groß für einen allein. Das über Generationen vererbte hundert Jahre alte Anwesen wirkt trotz seiner Hinfälligkeit immer noch majestätisch in dieser idyllischen Hügellandschaft irgendwo im Iran. Es beherbergt jedoch nur noch eine Bewohnerin, Soraiia Hassani, die es bewirtschaftet und in Schuss hält. Sie braucht niemanden, hat sie doch die Tiere und die tägliche Arbeit, die ihrem Leben einen Sinn geben.
Die Kamera malt diesen Alltag in den wärmsten Farben aus und (er-)findet in beiläufigen Arrangements Bilder, die der Malerei näher sind als der Fotografie. Die dunklen Farben dominieren und dennoch kommt kein Gefühl der Einsamkeit auf. So ein Leben wird vorstellbar. Soraiia scheint niemanden zu vermissen, bestenfalls diejenigen, die schon gestorben sind. Aber jedes Paradies hat seine Feinde. Ist es staatliche Fürsorge oder das Gesetz, ist es ihr Geheimnis oder sind es die Gespenster der Vergangenheit, die Soraiia dieses Einsiedlerleben nicht zutrauen, nur weil sie eine Frau ist?
Cornelia Klauß
Internationaler Wettbewerb 2016
A157 Behrouz Nouranipour

Im UNHCR-Zelt A157 im Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze hocken drei jesidische Mädchen: dem IS entkommen, vergewaltigt, geschändet, schwanger. Der Versuch einer Bewältigung.

A157

Dokumentarfilm
Iran
2015
70 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Behrouz Nouranipour (Soureh Documentary Centre)
Regie
Behrouz Nouranipour
Kamera
Mehdi Azadi
Schnitt
Behrouz Nooranipour, Kamran Jahedi
Ton
Behnam Sheikhahmadi
Zu den abscheulichsten Taten des IS gehört der physische und kulturelle Genozid an den jesidischen Kurden im Irak. Nach der Eroberung der Shingal-Region westlich von Mossul begann die Terrormiliz mit der systematischen Ermordung der männlichen Bevölkerung, während Tausende Kinder, Mädchen und Frauen verschleppt, versklavt, zwangsverheiratet oder vergewaltigt wurden. Nur wenigen gelang die Flucht, und die, die überlebten, sind für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt. So wie die Schwestern Hailin und Roken und deren Freundin Soolaf, die in einem UNHCR-Zelt mit der Nummer A157 in einem Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze hausen. Ein erbärmlicher Ort – kalt, regnerisch und so bedrückend wie das Leid der Mädchen, das sich tief in deren Gesichter eingegraben hat.

In seiner Annäherung an das Schicksal seiner Protagonistinnen reduziert der iranische Filmemacher Behrouz Nouranipour die visuelle Ebene fast ausschließlich auf das Innere des Zelts. Hier hocken die Mädchen tagein tagaus, erwartungslos, allein und schutzlos. Ihre Erinnerungen an das alte Leben und dessen Träume, an die Eltern und Geschwister, die irgendwo verschollen sind oder tot, und die Schilderung der Gräuel, die die Dschihadisten an ihnen begangen haben, beschwören das Bild einer Entmenschlichung, die zutiefst verstört. Wer könnte vor diesem Leid sein Herz verschließen?

Matthias Heeder


Nominiert für Young Eyes Film Award
Internationales Programm 2017
Advantage Mohammad Kart

Schon Mann oder noch Junge? Das entscheidet sich in einem Heim für Suchtkranke in Teheran. Hier gilt es, sich seinen Abhängigkeiten zu stellen, wenn man der Straße endgültig entfliehen will.

Advantage

Dokumentarfilm
Iran
2016
68 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Mohammad Kart, Aban Askari
Regie
Mohammad Kart
Musik
Saba Neda’ee
Kamera
Javad Razzaqizadeh
Schnitt
Esma’il Alizadeh
Buch
Mohammad Kart
Ton
Mehdi Kart
Es gibt einen Ort in Teheran, an dem sich entscheidet, ob man ein Mann oder doch nur ein Junge ist. So jedenfalls beschreibt es einer der Mitarbeiter des Heims, in welchem mehrere Dutzend Männer Obhut gefunden haben, um der Straße zu entkommen. Sie alle teilen ein Suchtproblem, injizierten Heroin und Kokain, aßen Abfälle und verließen ihre Familien. Im Heim wollen sie wieder auf die Beine kommen, entziehen und lernen, abstinent zu leben. Mohammad Kart ist bei der Aufnahme Hosseins dabei, einem jungen Mann, der seit zwei Jahren drückt und verspricht, sich an die Regeln zu halten. „Ich erinnere dich in drei Tagen nochmal daran.“ Was folgt, ist ein kalter Entzug. In einem Raum windet sich Hossein mit mehreren anderen, schwitzt, krampft. Und wird schließlich in einem festlichen Akt willkommen geheißen. Er soll sogar mit dem hauseigenen Fußballteam trainieren, das sich gerade auf einen prominenten Gegner vorbereitet.

Kart verbindet lichte Episoden von Gemeinschaft und Hoffnung mit einzelnen Ausflügen in nächtliche Unterschlüpfe an den Rändern der iranischen Hauptstadt. Bilder voller Kläglichkeit wechseln mit solchen von Sonnenstrahlen, die morgens in den Schlafraum scheinen, während eine anstiftende Musik beim Beginnen eines neuen Tages Beistand gewähren soll.

Carolin Weidner

Alzheimer

Animationsfilm
Iran
2012
8 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

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Produktion
Alireza Hashempour
Regie
Alireza Hashempour
Musik
Selected Music
Schnitt
Alireza Hashempour
Animation
Malaeke Farhang Adib
Buch
Alireza Hashempour, Malaeke Farhang Adib
Ton
Mani Hashemian
Ein alter Mann lebt allein mit seinem Hund. Da er immerzu alles vergisst, muss der Hund für ihn mitdenken, jeden Tag aufs Neue. Eine satirische Annäherung an den Alltag mit Alzheimer.

Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2019
Am I a Wolf? Amir Houshang Moein

Kinder führen das Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ als Puppentheater auf und identifizieren sich stark mit ihren Rollen. Die Grenzen zwischen Spiel und realem Erleben verschwimmen.

Am I a Wolf?

Animationsfilm
Iran
2018
8 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

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Produktion
KANOON – Institute for the Intellectual Development of Children & Young Adults
Regie
Amir Houshang Moein
Musik
Mohamad Jafari
Schnitt
Amir Houshang Moein
Animation
Amir Houshang Moein
Buch
Amir Houshang Moein
Ton
Hosein Ghourchian

Kinder führen das Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“ als Puppentheater auf. Sie identifizieren sich so stark mit ihren Rollen, dass die Grenzen zwischen Spiel und realem Erleben verschwimmen. In dezenten Farbtönen changiert die Zeichenanimation zwischen diesen Ebenen. Für den Jungen, der den bösen Wolf verkörpert, endet die Darbietung in einer emotionalen Grenzerfahrung. Grundlage für den Film ist eine Gedichtsammlung der iranischen Kinder- und Jugendbuchautorin Afsaneh Shaban-nejad. Annina Wettstein





Ausgezeichnet mit einer Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb kurzer Animationsfilm.


Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2019
Asho Jafar Najafi

Der iranische Hirtenjunge Asho wünscht sich vor die Kamera. Bleibt nur die Frage, ob seine Cousine und zukünftige Braut Pari ihn auch lässt. Vielleicht sollten einfach beide berühmt werden?

Asho

Dokumentarfilm
Iran
2019
30 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Maryam Najafi
Regie
Jafar Najafi
Musik
Amir Shahabi
Kamera
Ahmad Babadi
Schnitt
Huda Arshad Riahi
Ton
Saeid Bahrami

Asho versteht sich nicht nur auf den Umgang mit Ziegen, sondern auch auf Filme. Er versucht, täglich mindestens einen zu sehen. Sein Lieblingsregisseur ist Tim Burton. Ständig unterwegs (Asho bedeutet „Adler“), träumt der iranische Hirtensohn davon, einmal Schauspieler zu sein. An seiner Seite: seine Cousine und zukünftige Ehefrau Pari. Pari findet, wenn Asho ein Star wird, sollte auch sie einer werden. Dabei sind beide längst welche: Dies ist ihr Behind-the-Scenes. Carolin Weidner





Ausgezeichnet mit einer Lobenden Erwähnung im Internationalen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm


Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2015
Ayan and the White Balloon Vida Dena

Nach fünf Jahren des Exils in Europa kehrt die Regisseurin in den Iran zurück, um einen Film zu drehen. Sie bittet ihre Freunde, darin mitzuspielen. Was als Spiel beginnt, erweist sich im Prozess des Drehens als knallharter Clash zwischen jenen, die geblieben sind, und der, die fortging

Ayan and the White Balloon

Dokumentarfilm
Belgien,
Iran
2015
26 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
KASK Academy of art, Gent University, Belgium
Regie
Vida Dena
Musik
Emad, Meisam, Ali, Pooyan
Kamera
Vida Dena
Schnitt
Dieter Diependaele, Vida Dena
Buch
Vida Dena
Ton
Milad, Michel Coquette
Sich verstecken: hinter Masken, dem weißen Ballon, der Fiktion. Die Ängste sitzen tief. Nach fünf Jahren des Exils in Europa kehrt die Regisseurin in den Iran zurück, um einen Film zu drehen. Sie bittet ihre Freunde, darin mitzuspielen. Was als Spiel beginnt, erweist sich im Prozess des Drehens als knallharter Clash zwischen jenen, die geblieben sind, und der, die fortging. Wer hat die Deutungshoheit? Was ist Klischee, was will der Westen sehen, was wollen die Iraner von sich zeigen?

Cornelia Klauß
Internationales Programm 2013
Children of Plain Sa’adat Rahimzadeh

Eine wunderschöne und farbenfrohe Ode an die Natur und das nomadisch anmutende Leben des iranischen Volkes der Luren ...

2013

Children of Plain

Animadok
Iran
2013
10 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

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Produktion
Sa’adat Rahimzadeh, Saba Animation Center
Regie
Sa’adat Rahimzadeh
Musik
Sa’adat Rahimzadeh
Schnitt
Hamid Fanaei
Animation
Alireza Ebrahiminejad
Buch
Sa’adat Rahimzadeh
Ton
Amin Sharifi
Eine wunderschöne und farbenfrohe Ode an die Natur und das nomadisch anmutende Leben des iranischen Volkes der Luren. Eine Episode aus der Reihe „Geflüster aus meiner Heimat“, die sich jenseits einer linearen Erzählung bewegt.
Internationales Programm 2019
Exodus Bahman Kiarostami

Täglich wollen Tausende Afghanen ihr iranisches Exil verlassen. Im Rückkehrzentrum in Teheran trifft die Sehnsucht nach Heimat auf die iranische Bürokratie. Menschlich, komplex, augenöffnend.

Exodus

Dokumentarfilm
Iran
2019
77 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Bahman Kiarostami
Regie
Bahman Kiarostami
Kamera
Davood Maleki
Schnitt
Bahman Kiarostami
Tag für Tag machen sich Tausende auf zum Rückkehrzentrum „Imam Reza“ in Teheran, um dort ihre Ausreise nach Afghanistan zu beantragen. Durch den drastischen Kursverfall des Rial, ausgelöst durch die US-Sanktionen gegen den Iran, ist es für die mehr als drei Millionen afghanischer Flüchtlinge nicht mehr rentabel, im Exil zu leben. Wer aber in die alte Heimat zurückwill, muss sich durch das Nadelöhr dieser dem iranischen Innenministerium unterstellten Behörde zwängen. Hier werden sie – oft nach Jahren der Illegalität – registriert.

Bahman Kiarostami konzentriert sich darauf, die kurzen Gespräche der Rückkehrwilligen mit den iranischen Beamten zu verfolgen, in denen die komplexen Ursachen und die vielfältigen Folgen von Migration aufscheinen. Es ist überraschend und teilweise sehr berührend, wie schnell in diesen eigentlich bürokratischen Begegnungen Nähe entsteht, wie schon eine Nachfrage, ein persönliches Wort dazu führt, dass sie sich vor der Kamera öffnen. „Exodus“ zeigt, dass Migration weltweit zum Alltag gehört und dass sich das nicht ändern wird, solange Kriege, Verfolgung und wirtschaftliche Not das Leben bedrohen. Solange Migrationsursachen bestehen bleiben, brechen Menschen auf. Grenzen und Amtsvorschriften mögen ihnen den Weg zwar (dramatisch) erschweren, den Wunsch nach einem besseren Leben werden sie jedoch nicht auslöschen können.

Luc-Carolin Ziemann
Internationaler Wettbewerb 2019
Family Relations Nasser Zamiri

In der iranischen Großfamilie sind alle gegen den Vater und der Regisseur versucht, im Dschungel der verschiedenen Aussagen den Durchblick zu behalten. Eine tragikomische Familiensaga.

Family Relations

Dokumentarfilm
Iran
2019
77 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Nasser Zamiri
Regie
Nasser Zamiri
Kamera
Nasser Zamiri
Schnitt
Nasser Zamiri, Neda Asadi
Über fünfzig Verwandte versammeln sich auf einer engen Terrasse zum Familienfoto. Gleich am Anfang bittet der Regisseur diejenigen wieder zu gehen, die nicht am Film teilnehmen wollen. Die Hälfte verlässt das Bild. Die Bleibenden geben somit ihr Einverständnis. Was folgt, ist die tragikomische Nacherzählung einer iranischen Familiensaga, bei der sich alles um das Oberhaupt dreht: um „Haji Baba“, den Vater. Boshaft sei er und mische sich überall ein. Seine Kinder und seine Frau, die ihn verlassen hat, erheben schwere Vorwürfe, reichen eine Beschwerde gegen ihn ein. Wie so oft geht es ums Erbe. Haji Baba widerspricht allem. Doch wer hat Recht?

In seiner filmischen Familienaufstellung versucht der Filmemacher, im Dschungel der verschiedenen Aussagen den Durchblick zu behalten. Eine direkte Konfrontation zwischen den Parteien stellt er nicht her, vielmehr gibt er allen Familienmitgliedern eine Bühne, mit überraschenden Mitteln und viel Humor. Liebevoll zeigt er den Verstoßenen, der in jeder Situation ein Gedicht vorzutragen oder ein romantisches Lied vorzusingen weiß. Insgeheim träumt Haji Baba von Berühmtheit, die ihm dieser Film hoffentlich einbringen möge.

Annina Wettstein
Internationales Programm 2019
Khatemeh Hadi Zarei, Mehdi Zarei

Die 14-jährige Khatemeh lebt im iranischen Shiraz in überaus restriktiven Strukturen. Sie büxt aus, um sich aus einer Zwangsheirat zu lösen. Doch der Fall liegt alles andere als klar.

Khatemeh

Dokumentarfilm
Iran
2018
90 Minuten
Untertitel: 
englische
deutsche

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Hadi Zarei, Mehdi Zarei
Regie
Hadi Zarei, Mehdi Zarei
Musik
Satar Oraki
Kamera
Hadi Zarei, Mehdi Zarei
Schnitt
Babak Heidari
Ton
Alireza Alavian
Die Strukturen in Khatemehs Familie, die ursprünglich aus Afghanistan stammt, aber seit über dreißig Jahren in der iranischen Stadt Shiraz wohnt, sind starr. Die Vierzehnjährige wurde an einen Mann verheiratet, der doppelt so alt ist wie sie. Vor ihr war er mit Khatemehs älterer Schwester liiert, die sich allerdings das Leben genommen hat. Er sagt: „Als sie starb, wollte ich ihre Schwester zur Frau nehmen, weil sie sich so ähnlich sehen.“ Psychische Probleme seien, laut Aussage der Männer des Hauses, allen Frauen der Familie gemein. Und jetzt ist Khatemeh auch noch ausgebüxt, in eine Art Frauenasyl, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat. Sie will die Scheidung. Einige männliche Verwandte suchen die Einrichtung auf, um Khatemeh mitzunehmen. Ihr Bruder meint: „Der Tod ist besser, als eine Hure zu sein.“

Auf den ersten Blick scheint die Lage klar. Im Verlauf des Films kommt es jedoch zu immer mehr Unstimmigkeiten. Insbesondere Khatemeh wechselt unberechenbar zwischen mentalen Zuständen. Mal verflucht sie ihre Familie und kämpft für ihre Freiheit, dann bittet sie die Frauen der Obhut gebenden Organisation auf Knien, unter allen Umständen heimkehren zu dürfen. Andere Mädchen, die ebenfalls im Haus Zuflucht fanden, werden von ihr teils heftig angegangen. „Khatemeh“ ist wie ein Wüstensturm, der immer wieder die Sicht trübt, um ein neues Bild zu offenbaren, wenn er sich gelegt hat.

Carolin Weidner

Maned & Macho

Animationsfilm
Iran
2017
11 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Shiva Sadegh Asadi
Regie
Shiva Sadegh Asadi
Musik
Amir Pourkhalaji
Kamera
Shiva Sadegh Asadi
Schnitt
Mohammad Nasseri, Shiva Sadegh Asadi
Animation
Shiva Sadegh Asadi
Buch
Shiva Sadegh Asadi
Ton
Changiz Sayad
Ein heranwachsendes Mädchen lehnt die ihm zugedachte soziale Rolle ab und versteckt all seine Gefühle und Gedanken in einem Geheimnis voller tierischer Gestalten. Über die Zeit entsteht ein großes Freigehege für allerhand stille Fantasien, Träume und Ängste, die sich bald nicht mehr bändigen lassen. Mit faszinierend fließenden Malereien spricht Shiva Sadegh Asadi leise über ein lauter werdendes Ich.

André Eckardt


Nominiert für Young Eyes Film Award

None of Your Business

Dokumentarfilm
Tschechische Republik,
Iran
2019
64 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Kaveh Farnam
Regie
Kamran Heidari
Kamera
Kamran Heidari, Mansour Vahdani
Schnitt
Kamran Heidari
Buch
Saeideh Keshavarzi, Kamran Heidari
Ton
Ali Farmani
Es gehe niemanden etwas an, wie er gelebt habe und gestorben sei. So der Sänger Ebrahim Monsefi in einem Lied, das in einem vor Altersschwäche flackernden Video dokumentiert ist. Dieses steht am Ende eines Films, der durch sein Dasein das Gegenteil behauptet. Denn er erzählt genau von diesem Leben, das von der Liebe zur Musik und dem Absturz durch den Verlust geliebter Menschen geprägt war. Es begann in der traditionell weltoffenen südiranischen Hafenstadt Bandar Abbas an der Straße von Hormus. Sogar einen (verlassenen) Hindutempel gibt es, in dem die Waise beim Großvater aufwuchs. Um sich herum Musik aus aller Welt, die von den Einheimischen aufgesogen und adaptiert wurde. So kam auch Ebram früh zur Gitarre und wurde als Singer-Songwriter zu einem lokalen Star, bevor er dem Heroin verfiel und 1997 starb.

Heute sind seine Songs in der Region populäre Standards. Und melancholische Ohrwürmer, die in Kamran Heidaris Film in Archivaufnahmen mit Ebram selbst und Straßensets aktueller Interpreten zum vibrierenden Grundgerüst werden. Dazu die Reinszenierung einzelner Lebensstationen. Und der Künstler als Geist, dessen aufkommende, fast krankhafte Besessenheit vom Weiblichen sich auch als Kommentar zum Weltbild der explizit nicht erwähnten Islamischen Revolution lesen lässt. So ist der Film mehr Parabel als Biografie, aber auch Porträt einer faszinierenden, vitalen Stadt.

Silvia Hallensleben
Int. Wettbewerb Kurze Dokfilme 2014
Presence Hossein Rasti

Das schiitische Aschura-Trauerritual als säkulare Massenverköstigung: Hektoliter von Suppe werden gekocht und virtuos an 5.000 Gläubige verteilt. Mutige Miniatur.

Presence

Dokumentarfilm
Iran
2013
18 Minuten
Untertitel: 
_ohne Dialog / Untertitel

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Hossein Rasti
Regie
Hossein Rasti
Kamera
Hossein Rasti
Schnitt
Hossein Rasti
Ton
Mosoud Asadi
Männer, die sich geißeln, bis Blut fließt, ekstatisches Wehklagen und eine der Trauer hingegebene Masse … An Aschura gedenkt die Schia jährlich der Ermordung des dritten Imam in der Schlacht von Kerbela. Die martialischen Bilder der Prozession bestimmen unsere Vorstellung von einer Religion, deren Geschichte und aktuelle Gegenwart von Repression und Leiden geprägt sind.
Auch Hossein Rasti beginnt mit diesem Ritual und schafft doch eine überraschende Wendung, indem er dessen säkulare Seite ins Visier nimmt. Hier wird gekocht und gegessen. In einer flugs zur heiligen Stätte umgebauten Mehrzweckhalle verköstigen Heerscharen von Köchen 5.000 Gläubige mit einer traditionellen Lammsuppe. Von den Tränen der Klagenden geht der Schnitt zu jenen des Mannes, der Berge von Zwiebeln schneiden muss. In riesigen, brodelnden Töpfen (sollte es eine Hölle geben, muss sie so aussehen) werden Hektoliter von Suppe gekocht, die in Windeseile auf Tellern verteilt und virtuos vor die aufgereiht sitzenden Gläubigen geschleudert werden. Ebenso routiniert erfolgt der geordnete Rückzug.
Das Blut, das Fleisch und das Brot – archaische Symbole, in einer gekonnten Montage ihrer religiösen Aura entkleidet, ohne dass diese beschädigt würde. Die kraftvolle (und mutige) Miniatur zeigt, dass sich Glaubensgemeinschaft auch irdisch definieren lässt.
Grit Lemke
Kids DOK 2018
Rainbow Children: Portrait of Elika Maryam Bayani

Die kleine Elika erklärt, dass man im Iran fünf Dinge besonders mag: Reis, Sonne, Eis, Fische und Tulpen. In einer belgischen Schule hält sie vor ihrer Klasse ein Referat über ihr Heimatland.

Rainbow Children: Portrait of Elika

Dokumentarfilm
Belgien,
Iran
2018
12 Minuten
Untertitel: 
englische

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Produktion
Maryam Bayani
Regie
Maryam Bayani
Kamera
Victoire Bonin, Léo Malek
Schnitt
Maryam Bayani, Reza Mosadegh
Animation
Maryam Bayani
Buch
Maryam Bayani
Ton
Maryam Bayani, André Philips
Die kleine Elika erklärt, dass man im Iran fünf Dinge besonders mag: Reis, Sonne, Eis, Fische und Tulpen. In einer belgischen Schule hält sie vor ihrer Klasse ein Referat über ihr Heimatland. Dazu gehört ein persisches Gedicht, das sie direkt ins Französische übersetzt. Die Zuhörer staunen: Elika spricht auf einmal ganz anders als sonst. Und so wird aus etwas Fremdem spielend etwas Bekanntes.

Kim Busch
Next Masters Wettbewerb 2018
Sentenced to Death Ahmad Jalili Jahromi

Ein Gruppenporträt selbstbewusster Verbrecherinnen im Iran: weder charismatische Bad Girls noch Opfer der Umstände, sondern Frauen mit Weichheiten und Kanten, jenseits gängiger Klischees.

Sentenced to Death

Dokumentarfilm
Iran
2018
48 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Didar Shomali, Ahmad Jalili Jahromi
Regie
Ahmad Jalili Jahromi
Musik
Abbas Sarafraz
Kamera
Sajjad Avarand, Ali Baghaei
Schnitt
Ahmad Jalili Jahromi
Buch
Ahmad Jalili Jahromi
Ton
Ensiyeh Maleki
Ein Gruppenporträt böser Frauen im Iran. Eine von ihnen, Marjan, handelte seit ihrer Kindheit mit Drogen. Sie saß im Gefängnis wegen Bandenkriminalität in Verbindung mit bewaffnetem Raub und Entführung. Zusammen mit anderen Insassinnen, zum Teil wegen Mordes verurteilt, gründete sie eine Theatergruppe, die auch außerhalb des Gefängnisses spielen durfte. Die Arbeit schweißte die Frauen zusammen, veränderte auch ihre Anschauungen und Prioritäten, aber krempelte sie nicht zu neuen Menschen um. Ebenso wenig bewirkte sie einen Aufschub von Urteilsvollstreckungen – unter Umständen die Todesstrafe. Während der Proben erfährt eine Mitspielerin, Safieh, dass anderntags die Hinrichtung auf sie wartet.

Regisseur Ahmad Jalili Jahromi begegnet seinen Protagonistinnen auf Augenhöhe, macht sich weder zum Anwalt noch zum Richter der Frauen und schon gar nicht zu ihrem Bewährungshelfer. Erstaunlich, wie es dem Filmemacher gelingt, seine Erzählung um die Klischees von tragischem Opfer oder charismatischer Gangsterbraut herumzumanövrieren. Ebenso erstaunlich, wie wenig in diesem Film um reflexhafte Zuneigung oder Mitleid gebuhlt wird. Nichts gegen Zuneigung und Mitleid, aber vor allem im Kino sind es halt nur Reflexe und als solche relativ leicht zu bedienen. „Sentenced to Death“ nimmt den schwereren Weg.

Ralph Eue