Beklemmung überfällt einen. Die Feder von Hazem Alhamwi kratzt über eine Schwarz-Weiß-Skizze, die eines Hieronymus Bosch würdig wäre. Apokalyptische Motive und zugespitzte Satire sind seine Spezialität und waren die Rettung. In einem Land wie Syrien, wo alles, selbst das Atmen – wie einer bitter kommentiert – kontrolliert wurde, brauchte es Fluchträume. Kunst, die auf Öffentlichkeit verzichtet, kann einer sein. Der Film entstand, als die Proteste im Windschatten des Arabischen Frühlings hoffen ließen, dass sich etwas ändern könnte: endlich aussprechen, was jahrzehntelang unterdrückt war und zu hohen Gefängnisstrafen geführt hätte. In Gesprächen mit Freunden und Verwandten betreibt der Regisseur Ursachenforschung, beginnend mit Kindheitserfahrungen von Propaganda und Personenkult, Anpassung und Angst. Heute, da sich die Ereignisse überschlagen, ist die hohe Zeit der schnellen Medien. Alhamwis differenzierte Töne, assoziative Motive und Ausflüge in die Bilderwelt der Kindheit haben es schwer mitzuhalten in einer Gegenwart, in der Syrien zwischen religiösen und ethnischen Interessen sowie denen des Auslands zerrieben wird. Die Stimmen aus Alhamwis Zimmer hallen nach aus einer Zeit, als Demokratisierung und Freiheit gefordert wurden. Diesen kurzen Moment, als die Opposition sich zu formieren und zu formulieren suchte, hält der Film fest. Die Zeit der Idealisten war kurz bemessen.
Cornelia Klauß