Weißer Rauch über Schwarze Pumpe
Die alten Aufnahmen riechen nach Phenol und Braunkohlestaub. Zwei Dokumentaristen waren im Frühjahr 1991 im ehemaligen Energiedreieck der DDR um die Orte Spremberg, Hoyerswerda und Schwarze Pumpe unterwegs. Sie forderten inmitten der Verzweiflung und Resignation Analysen. Die vor der Entlassung Stehenden antworteten: „Wenn keine Arbeit da ist, ist keine da.“ Oder einfacher: „Bums, raus, ab, Schluss.“ Dreißig Jahre später sind Martin Gressmann und die Dokumentaristen von 1991 noch nicht fertig mit den Brüchen und offenen Wunden der Industrie-Abwicklungen direkt nach der Wende.
Der Abgleich der Historie – voller trüber Luft und Menschen, die sich vor der Kamera verstecken – mit der scheinbar beruhigten Gegenwart ist nicht Make-over-tauglich; die Braunkohlefolgelandschaften sind noch nicht hübsch, die Spree ist nur halbwegs geklärt, das Kraftwerk gehört immer noch zu den europäischen Hauptverursachern von CO2-Emissionen. Oft muss man zweimal hinschauen, um zu verstehen, dass man in den Bildern einen wesentlichen Zeitsprung gemacht hat. Der Dreck und die Energie von damals kommen immer wieder hoch, die Lausitz „dient und arbeitet“ weiterhin im „Unterbewusstsein der entfernten Hauptstadt“. Eigenwillige Texte und gewagte dokumentarische Manöver ergeben ein ambivalentes Gemisch von Oberflächen und Tiefenschichten, Verschleiß und Reparatur einer Industrielandschaft.
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