Filmarchiv

Jahr

Wettbewerb Publikumspreis 2020
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A Black Jesus Luca Lucchesi
Im sizilianischen Städtchen Siculiana legt man sein Schicksal in die Hände eines schwarzen Christus, traut den afrikanischen Flüchtlingen aber nicht so richtig über den Weg.
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A Black Jesus

A Black Jesus
Luca Lucchesi
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
92 Minuten
Englisch,
Französisch,
Italienisch
Untertitel: 
Englisch

In Siculiana, einem sizilianischen Städtchen mit abblätternden Fassaden, wird Religiosität selbstverständlich gelebt. Und selbstverständlich ist die hier verehrte Jesus-Christus-Figur schwarz, schon immer. An die dunkelhäutige Nachbarschaft im Flüchtlingslager können sich manche allerdings nicht gewöhnen. Die Kamera begleitet Einheimische und Gestrandete auf ihren Wegen, die oft zur Kirche, aber nicht unbedingt zusammenführen, und zeichnet dabei eine Art Stadtkarte in Schwarz-Schwarz-Kontrasten.

Es sei still geworden in Siculiana, erzählt ein Ortsansässiger. Die lauten Demonstrationen gegen die zum Auffanglager für Flüchtlinge umgewidmete Villa Sikania meint er nicht. Und schon gar nicht das bunte Treiben, das die Stadt alljährlich erfasst, wenn sich die Gläubigen auf das Fest der Kreuzauffindung vorbereiten. Dann hängt man das „Benvenuti“-Schild auf. Aber für wen gilt dieses Willkommen? Pomp und Circumstance der Feierlichkeiten stehen im Zentrum eines filmischen Gemeinschaftsporträts, in dem das vorgeblich Gemeinsame in Stimm- und Hautfarben zerfällt: zwischen den Schwarzen aus der Fremde und dem Schwarzen am Kreuz, der sich – so eine ältere Dame – zwecks Inkorporation der menschlichen Sünden habe „verdunkeln“ müssen. Zwischen einer zur Kulisse stilisierten, vergreisenden Stadt und Gottes zugereisten, Zukunft versprechenden Kindern, die wieder Leben in die Gassen bringen könnten.
Sylvia Görke

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Regie
Luca Lucchesi
Buch
Hella Wenders, Luca Lucchesi
Kamera
Luca Lucchesi
Schnitt
Luca Lucchesi, Edoardo Morabito
Produktion
Léa Germain, Wim Wenders
Co-Produktion
Eric Friedler, Silke Schütze
Ton
Francesco Vitaliti
Musik
Roy Paci
Filmvertrieb
Christa Auderlitzky
Broadcaster
Eric Friedler
Funding institution
Nordmedia
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A New Shift

Nová šichta
Jindřich Andrš
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Tschechische Republik
2020
90 Minuten
Tschechisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Für Tomáš ist die Mine neben Fußball, seinen Kindern und dem gemütlichen Feierabendbier das Zentrum seines Lebens. 21 Jahre lang arbeitet der 44-Jährige als Bergmann, bis die Mine aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss. Tomáš macht daraufhin eine Umschulung zum Programmierer im passend benannten Bildungsangebot „Neue Schicht“. Was er noch nicht weiß: Seine neuen Kenntnisse allein werden noch nicht aus der Krise führen. Ein Film vom Tauziehen mit dem Schicksal und dem Arbeitsmarkt.

Im ständigen Auf und Ab der Jobsuche beweist Tomáš ein beeindruckendes Durchhaltevermögen, auch kritischen Stimmen in seinem Umfeld zum Trotz. Seine hoffnungsvolle Art führt dazu, dass er von den Lokalnachrichten immer wieder als Positivbeispiel für gelungene Reintegration gezeigt wird – lange bevor vom Gelingen überhaupt die Rede sein kann. Der erste abendfüllende Film von Jindřich Andrš ist eine ebenso ruhige wie mitreißende Beobachtung. Er begleitet seinen liebenswerten Protagonisten auf behutsame Weise und schafft es, die verzwickte Jobsituation mit Würde und Mitgefühl darzustellen. Es wird deutlich, dass Arbeitslosigkeit und Jobmangel längst keine Phänomene mehr sind, die nur am Rande unserer Gesellschaften auftreten. Sie gehören zu einer Normalität, mit der sich ein Großteil der Menschen auseinandersetzen muss.
Kim Busch

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Regie
Jindřich Andrš
Buch
Jindřich Andrš
Kamera
Tomáš Frkal
Schnitt
Lukáš Janičík
Produktion
Miloš Lochman, Augustina Micková
Co-Produktion
FAMU, Studio Bystrouška, Czech Television
Ton
Šimon Herrmann
Musik
Eliška Cílková
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb), MDR-Filmpreis
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Areum Married Areum Parkkang
Areum Parkkang hat geheiratet und legt Teil zwei ihres autobiografischen Filmprojekts vor. Das Privatleben als Filmsujet, in dem alle Kämpfe offen ausgetragen werden.
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Areum Married

Parkkangareum gyeolhonhada
Areum Parkkang
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Südkorea
2019
86 Minuten
Englisch,
Französisch,
Koreanisch
Untertitel: 
Englisch

Ein paar Jahre nach ihrer Heirat mit Seongman beschließt Areum, zum Studieren nach Frankreich zu gehen, um endlich die Art von Filmen machen zu können, die in Korea so nicht möglich sind. Seongman hat in Frankreich jedoch nichts zu tun, und da er auch kein Französisch versteht, wird er langsam depressiv. Ein gemeinsames Projekt soll gegen das Heimweh helfen. Sie eröffnen das Ein-Tisch-Restaurant „Oegil“, um Expats aus Südkorea mit kulinarischen Erinnerungen an die Heimat zu versorgen.

Zum Filmemachen kommt Areum so natürlich nicht. Als sie schwanger wird, droht endgültig das große Chaos auszubrechen. Nach der Geburt konzentriert sie sich endlich auf ihr Studium und Seongman übernimmt die Rolle des Hausmanns – die ihn so überfordert, dass er in Streik tritt. In diesem herausfordernden Alltag gilt es, sich als Frau, Künstlerin, Mutter und Ehepartnerin zu behaupten. Das feministische Narrativ bestimmt den Blick, mit dem Areum Parkkang in diesem zweiten Teil ihres autobiografischen Filmprojekts ihr eigenes Leben, dessen Komik, Tragik und Planungsunsicherheit unter die Lupe nimmt. Der Tonfall bleibt durchgehend charmant, und die Energie der reflektierten Selbstbeschau ist mitreißend. Offensiv lässt Areum teilhaben am Hin und Her einer selbstständigen Filmemacherin zwischen Festival-Pitchings, Heimweh und Wickeltisch.
Lina Dinkla

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Regie
Areum Parkkang
Buch
Areum Parkkang, Moonkyung Kim
Kamera
Areum Parkkang, Seong Heo
Schnitt
Areum Parkkang
Produktion
Moonkyung Kim
Ton
Nayoon Lim
Musik
Lang Lee, De_bong
Animation
Areum Parkkang
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Bulletproof Todd Chandler
Überwachungskameras, Waffendepots, schusssichere Kammern: Ein riesiger Wirtschaftszweig reagiert in den USA auf das Bedrohungsszenario Amoklauf in Highschools. Was ist Sicherheit?
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Bulletproof

Bulletproof
Todd Chandler
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
USA
2020
83 Minuten
Englisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

An amerikanischen Highschools ist das Bedrohungsszenario Amoklauf allgegenwärtig geworden. Neben regelmäßigen Übungen zum Verhalten bei einem Angriff gehören Securitykräfte und Metalldetektoren zum Alltag in den Schulen. Im Namen der Sicherheit beschäftigt sich ein ganzer Wirtschaftszweig damit, schusssichere Hoodies und Tafeln zu entwickeln, Lehrpersonal zu bewaffnen und noch mehr Überwachungstechnik aufzustellen. Ist das Prävention? Oder eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?

Während Cheerleader proben, Basketballteams spielen und man Homecoming-Queens kürt, bereiten die Erwachsenen im Hintergrund den Ernstfall vor: Was tun, wenn eine Schule – von außen oder von innen – angegriffen wird? Verhaltens- und Meditationstrainings, die Gewalt überhaupt verhindern sollen, sind eine Sache. Mehr Geld geht jedoch in die Aufrüstung. Die sogenannte Sicherheitsbranche hat sich die Schulen als Markt längst erschlossen. Todd Chandlers zurückgenommene Beobachtung schaut auf Waffenindustrie, Dienstleistungsgewerbe und Medien, auf Sozialpsychologinnen und Sozialpsychologen, auf Lehrerinnen und Lehrer gleichermaßen. Klug fokussiert er sich nicht auf einzelne Schulen oder Fälle, sondern darauf, wie ein ganzes System auf eine Bedrohung reagiert.
Marie Kloos

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Regie
Todd Chandler
Kamera
Emily Topper
Schnitt
Todd Chandler, Shannon Kennedy
Produktion
Danielle Varga, Todd Chandler
Ton
Ryan Billia
Musik
Troy Herion
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Dida Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Nikola lebt zwischen zwei Ländern und drei Frauen: Mutter, Ehefrau und Oma. Als eine große Veränderung bevorsteht, werden die Rollen neu verteilt. Mit viel Charme und Humor.
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Dida

Dida
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Schweiz
2021
78 Minuten
Deutsch,
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Nikola ist Sohn, Ehemann und Enkel und gemeinsam mit seiner Frau Corina macht er darüber einen Film. Im Zentrum steht seine Mutter Dida, die aufgrund einer Lernschwäche seit jeher auf Nikolas Großmutter angewiesen ist und mit ihr in einer kleinen Zweiraumwohnung zusammenlebt. So weit, so gut. Doch die Oma wird älter und Dida sehnt sich nach Unabhängigkeit. Also ist Nikola gefragt, der sich plötzlich in der Rolle des Verantwortlichen wiederfindet. Ein charmanter Blick auf eine Familie im Umbruch.

Es ist ein ewiges Hin und Her. Das Ehepaar wohnt in der Schweiz, Mutter Dida und Oma Dobrila in Belgrad. Kaum sind Corina und Nikola an einem Ort aus dem Bus gestiegen, befinden sie sich schon wieder auf der Rückfahrt. Oder ist es die Hinfahrt? Die Großmutter und ihre Tochter sind ein funktional dysfunktionales Team – die eine das Gehirn und die andere der ausführende Körper. Dass Dida viel mehr ist als der Schatten ihrer Versorgerin, wird dann sichtbar, als Dobrila sich zunehmend in eine Beobachterposition zurückzieht. Wie kann nun der Enkel die Aufgaben der Oma übernehmen, ohne seine eigene Unabhängigkeit für die seiner Mutter einzutauschen? Dem Regieduo gelingt es, einen berührenden Film über die unausweichlichen Veränderungen in der Familie zu machen, ohne ins Schwere abzugleiten – mit viel Humor und einer Kamera, die in allen Lebenslagen dabei zu sein scheint.
Kim Busch

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Regie
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Kamera
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić, Pablo Ferro Živanović
Schnitt
Myriam Flury
Produktion
Franziska Sonder, Karin Koch
Ton
Vladimir Rakić, Ivan Antić
Musik
Heidi Happy
Filmvertrieb
Raffaella Pontarelli
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb)
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Die Odyssee

Die Odyssee
Florence Miailhe
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Animationsfilm
Tschechische Republik,
Frankreich,
Deutschland
2020
84 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Ein Land, das irgendwo sein könnte, nicht näher verortet und doch überall. Es ist ein schöner Sommertag, als sich das Leben der Geschwister Kyona und Adriel für immer verändert. Ihr Dorf wird überfallen, verwüstet und in Brand gesteckt. Die ganze Familie muss fliehen und erlebt auf dem Weg über einen ganzen Kontinent viele reale und surreale Situationen, um vielleicht endlich an einem friedlicheren Ort anzukommen.

Zu Beginn des Films blättert Kyona in ihrem Skizzenblock, zieht das Resümee ihres Lebens und erzählt vom Ende ihrer Kindheit. Erst spät begreifen die Geschwister überhaupt, dass sie Flüchtlinge sind, dass sie sich wie viele andere aus den verschiedensten Gründen auf zur Grenze machen: Naturkatastrophen, Folgen des Klimawandels, Krieg, Verfolgung. Die beiden Kinder geraten an gefährliche und hilfsbereite Menschen, werden voneinander getrennt und finden sich wieder. Der abendfüllende Animationsfilm, umgesetzt in Öl auf Glas, lebt vom rasanten Wechselspiel zwischen Fantasie und Realität. Er entführt, einerseits, in eine fiktive, nichtreale Welt. Doch Orte, Namen, Situationen erinnern andererseits an Bekanntes. Sie zeigen die Flucht, das Exil, das Sich-auf-den-Weg-Machen als universelle Erfahrung.
Lina Dinkla

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Regie
Florence Miailhe
Buch
Florence Miailhe, Marie Desplechin
Schnitt
Nassim Gordji Tehrani, Julie Dupré
Produktion
Dora Benoussilio
Co-Produktion
Luc Camilli, Ralf Kukula, Martin Vandas, Alena Vandasoá
Ton
Florian Marquardt
Musik
Andreas Moisa, Philipp Kümpel
Animation
Marta Szymańska, Zuzana Studená, Anna Paděrová, Eva Skurská, Polina Kazak, Lucie Sunková, Urte Zintler, Paola de Sousa, Ewa Łuczków, Anita Brüvere, Aurore Peuffier, David Martin, Marie Juin, Valentine Delqueux, Aline Helmcke
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Eine einsame Stadt Nicola Graef
Nirgendwo lässt sich besser einsam leben als in Berlin. Ein Stadtporträt samt seiner mannigfaltigen Bewohner, das fernab jeglichen Tohuwabohus die wesentlichen Töne anschlägt.
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Eine einsame Stadt

Eine einsame Stadt
Nicola Graef
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2019
90 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Die Einsamkeit trägt in Berlin viele Gesichter. Junge wie Alte sind von ihr befallen, Männer, Frauen, Partnerlose und Verheiratete. Sie ist etwas Normales. Dennoch haftet dem Gefühlsgemenge ein Stigma an, das Betroffene zum Stillschweigen veranlasst. Regisseurin Nicola Graef probiert es in ihrem Film mit einer anderen Methode: Sie lässt die einsamen Hauptstädter zu Wort kommen, lauscht. Das Resultat ist vielfältig und nicht selten überraschend.

Berlin sei eine Stadt für Extrovertierte, findet Tessa. Das Gemüt der jungen Frau ist jedoch auf der gegenteiligen Seite verortet. Die Konsequenz heißt Einsamkeit, und die „laugt einen schon ziemlich aus“, sagt sie. Einen selbstbewussten Umgang mit den nagenden Gefühlen hat der 85-jährige Efraim, Fotograf und Flaneur, gefunden: Er sei ohnehin „kein Typ für die Ehe“. Künstler Thomas leidet indes unter dem Ende einer Langzeitliebe und fragt sich, ob „der Puderzucker mit 50 schon abgeküsst“ sei, meint aber ebenso: „Es gibt für alles einen Markt, auch für kaputte Autos.“ Schwebend wie zugewandt bewegt man sich in Graefs Film durch die Weiten der Stadt, wo Geschichten wie Unkraut zwischen den Pflastersteinen sprießen. Von der Eckkneipe zum Atelier, von den Parks zum Sportverein und immer wieder hinein in die stillen Wohnungen – überall trifft sie auf ihre Zeugenschaft der Leere. Deren Berichte berühren. Hoffnungslos machen sie gleichwohl nie.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Nicola Graef
Kamera
Alexander Rott, Philip Koepsell
Schnitt
Kai Minierski
Produktion
Susanne Brand, Nicola Graef
Co-Produktion
ARTE Deutschland TV GmbH, SWR Südwestrundfunk
Ton
Simon Hückstädt, Matthias Kreitschmann, Carsten Kramer, Luc Brocker, Alexey Fedorov, Oliver Drüppel, Zora Butzke
Musik
George Kochbeck
Redaktion
Gudrun Hanke-El Ghomri, Catherine Le Goff
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Faith and Branko Catherine Harte
Faith liebt Musik und Branko liebt Faith. Die beiden machen sich auf eine turbulente Reise als Musik-Duo und Ehepaar. Doch leider entstehen bald erste Risse im Liebesglück.
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Faith and Branko

Faith and Branko
Catherine Harte
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Serbien,
UK
2020
82 Minuten
Englisch,
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Es beginnt wie eine klassische „Girl meets Boy“-Story: Faith, eine charismatische Akkordeonspielerin aus Großbritannien, reist nach Serbien, um sich dort mit folkloristischer Roma-Musik vertraut zu machen. Sie trifft den Geigenspieler Branko, der ihr sofort verfallen ist. Schnell werden sie ein Ehepaar und gründen eine Band. Doch mit dem Erfolg in der Musik schwindet der in der Liebe. Eine turbulente Geschichte von Erwartungen, Enttäuschungen und dem Traum vom Glück.

Beinahe beunruhigend locker fällt Faith in Brankos Leben ein. Das neue Land, die skeptische Familie und die kulturellen Unterschiede scheinen ihr dabei nichts auszumachen. Branko hingegen himmelt seine neue Frau an und wagt sich mutig vor in eine neue Welt. Als Duo sind sie ein großer Hit – sie reisen um die Welt und spielen immer größere Konzerte. Während Faith sich wie ein Fisch im Wasser fühlt, wirkt Branko jedoch wie ein entwurzelter Baum. Statt sich mit ihren Unterschieden zu beschäftigen, geht es rasant weiter, bis ein skrupelloser Schritt auf den anderen folgt. Catherine Harte gelingt ein mitreißendes und sehr intimes Porträt dieses widersprüchlichen Paars. Schonungslos nah und trotzdem mitfühlend entwickelt der Film einen beeindruckenden Sog, dem man sich nicht entziehen möchte.
Kim Busch

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Regie
Catherine Harte
Kamera
Catherine Harte
Schnitt
Dragan Von Petrovic, Ljubodrag Starovlah
Produktion
Snezana Van Houwelingen, Catherine Harte
Ton
Zoran Maksimovic
Funding institution
Film Center Serbia
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Flee

Flugt
Jonas Poher Rasmussen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich,
Schweden,
Norwegen
2021
86 Minuten
Dänisch,
dari,
Russisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Amin konnte viele Jahre nicht über seine Fluchterfahrung sprechen. Erst jetzt findet er den Mut und öffnet sich seinem Schulfreund, dem Filmemacher Jonas Poher Rasmussen. Seit seiner frühesten Kindheit war Amins Leben geprägt von politischen Unruhen in seinem Geburtsland Afghanistan und bald auch vom Erwachsenwerden ohne ein stetes Zuhause. Seine schmerzhaften Erinnerungen werden in eindrücklichen Animationen dargestellt und mit dokumentarischem Material verwoben.

Dass eine Flucht nicht von Punkt A nach Punkt B verläuft und dann einfach endet, ist keine neue Erkenntnis. Wie steinig und verworren es sich tatsächlich gestaltet, zeigt sich an Amins Geschichte, die von Afghanistan über Russland, Estland und einige andere Stationen nach Dänemark führt. Erst als sein Leben mit bevorstehender Hochzeit und guter Karriere in sicheren Bahnen verläuft, findet er die Kraft zu berichten, was er durchmachen musste, um heute dort zu sein, wo er ist. In einem fast psychoanalytisch anmutenden Setting erzählt der Protagonist – im Liegen – von seiner Vergangenheit. Die Narration bewegt sich spiralförmig zwischen Damals und Heute und ermöglicht immer wieder Atempausen zwischen den traumatischen Eindrücken, die durch ergreifende Animationen fast körperlich spürbar werden. Nicht von ungefähr kommt, dass „Flee“ bereits mehrfach preisgekrönt ist und schon jetzt als ein „instant classic“ gilt.
Kim Busch

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jonas Poher Rasmussen
Buch
Jonas Poher Rasmussen, Amin
Schnitt
Janus Billeskov Jansen
Produktion
Monica Hellström, Charlotte De La Gournerie, Signe Byrge Sørensen
Musik
Uno Helmerson
Animation
Kenneth Ladekjær
Filmvertrieb
Shoshi Korman
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For a Fistful of Fries

Poulet frites
Jean Libon, Yves Hinant
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Belgien
2021
100 Minuten
Französisch,
Urdu,
Bengali,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

In Belgien und Frankreich ist die Doku-Serie „Strip-Tease“ echter Kult. Die Macher der Fernsehproduktion haben nun gut zwanzig Jahre altes Material zu einem in dreckigem Schwarz-Weiß gehaltenen Krimidokumentarfilm verarbeitet. Die Brüsseler Kripo ermittelt in einem Mordfall: Eine Gelegenheitsprostituierte wurde in ihrer Wohnung umgebracht. Durch den Fund von ein paar Pommes gelingt es, dem Täter auf die Spur zu kommen. True Crime.

Kalima Sissou hieß die Tote. Schnell steht ihr Ex-Freund Alain im Zentrum der Ermittlungen, und so sehen wir in unverfälschten, rohen Bildern Inspektor Lemoine und seinen Kollegen bei der Arbeit zu: am Tatort, beim Vernehmen von Zeugen und eben auch im Kreuzverhör mit dem Hauptverdächtigen. Jean Libons und Yves Hinants schräge Mischung aus düsterem Krimi und absurder Realkomik mangelt es trotz der Ernsthaftigkeit der Vorgänge nicht an (schwarzem) Humor. Gedreht im schlichten Cinéma-vérité-Stil, beschönigt der Film nichts von dem, was er zeigt. Gestalterisches und konzeptionelles Vorbild ist natürlich die 1985 von Libon mitentwickelte Serie „Strip-Tease“, die weithin bekannt war für ihre unkonventionelle und unverblümte Art, auch heikle Themen durchaus politisch unkorrekt anzugehen. „For a Fistful of Fries“ setzt dies fort und führt ganz dicht heran an das oftmals unglaublich profane Geschehen.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jean Libon, Yves Hinant
Schnitt
Anouk Zivy
Produktion
Bertrand Faivre, François Clerc
Filmvertrieb
Clémentine Hugot
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Forgotten Lands Amélie Cabocel
Das bewegende Porträt der eigenen Großmutter ist zugleich kluge Reflexion des einzigartigen Vermögens der Fotografie, Echospuren gelebten Lebens aufzuzeichnen und zu überliefern.
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Forgotten Lands

Les Blanches Terres
Amélie Cabocel
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Frankreich
2019
93 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Michelle, 86 Jahre alt, ist eine ebenso eigensinnige wie anrührende Witwe und darüber hinaus die Großmutter der Filmemacherin Amélie Cabocel. Allein lebt Michelle in einem großen Haus in einer verlassenen Gegend Lothringens und ist sich vermutlich gar nicht bewusst, dass sie mit jeder Faser ihrer Existenz eine untergehende Zeit bezeugt. Als aber Amélie sie für ein Foto- und Ausstellungsprojekt gewinnen will, macht sie sich die Sache resolut zu eigen.

Die gemächlich vergehenden Tage vertreibt sich Michelle mit regelmäßiger und konzentrierter Lektüre der Traueranzeigen im Wochenblatt der Gegend, mit langen Telefonanrufen bei den wenigen verbliebenen „Cousins und Cousinen“ sowie dem geduldigen Blättern in ihren sorgsam gehüteten Fotoalben, in denen sich ihre Erinnerungen aufbewahrt finden. Übers Private hinaus sind diese Alben und Mappen aber auch eloquenter Fundus einer im Verschwinden begriffenen Alltagskultur. Als Michelles Enkelin, von diesem Material ausgehend, einen Film und eine Ausstellung entwickeln will, lässt sich die alte Dame anstecken und befeuert mit ihrer eigenwilligen Persönlichkeit das sowieso schon anspruchsvolle Vorhaben. „Forgotten Lands“ ist das bewegende Porträt einer Großmutter aus der vertrauten Perspektive einer Enkeltochter, zugleich aber auch kluge Reflexion des einzigartigen Vermögens der Fotografie, Echospuren gelebten Lebens aufzuzeichnen.
Ralph Eue

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Amélie Cabocel
Kamera
Gautier Gumpper
Schnitt
Gautier Gumpper
Produktion
Milana Christitch
Ton
Grégory Pernet, Nicolas Rhode, Vivien Roche, Martin Sadoux, Jérémy Vernerey
Musik
Pascal Doumange
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Garage, Engines & Men Claire Simon
In der lokalen Autowerkstatt halten zwei Mechaniker – ein gelernter und ein auszubildender Superheld des Alltags – die Motoren einer provenzalischen Dorfgemeinschaft am Laufen.
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Garage, Engines & Men

Garage, des moteurs et des hommes
Claire Simon
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
2021
71 Minuten
Französisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Auf dem Dorf ist das Leben ohne Auto undenkbar geworden. Das gilt auch für das verschlafene Claviers in der Provence, wo Claire Simon zur Schule ging und ihre Tochter mit dem Bäckerssohn die erste Liebe erlebte. Rentner und Urlauber dominieren heute den Ort, und die Bäckerei hat längst aufgegeben. Das Herz des Dorfes aber schlägt weiter: in der Autowerkstatt. Hier spielen sich die tagtäglichen Dramen ab, hier entscheiden sich Wohl und Wehe seiner Bürger.

Das Reich von Christophe Scalia ist eines der Männer, das Frauen nur als Zaungäste akzeptiert. Von Claire Simon allerdings lassen sich der Mechaniker und sein Auszubildender Romaric Rousselle nicht nur bereitwillig bei jedem Handgriff an Stoßdämpfern, Zündkerzen und Bremsklötzen zuschauen und bei jedem frotzelnden Gespräch belauschen. Sie gehen in ihrer Rolle ganz und gar auf, verwandeln sich in Superhelden, die nicht nur die Funktionstüchtigkeit all der auf dem Lande so unentbehrlichen zwei- und vierrädrigen Vehikel, sondern die des gesamten Dorfes verantworten. Bei ihnen werden Lokalpolitik und Familienplanung verhandelt, Generationenkonflikte und Ökonomie, ab und an untermalt von der Musik aus Coppolas „Der Pate“, die Christophe auf seinem Handy als Klingelton eingestellt hat. Durch geduldige Beobachtung den Alltag spannender wirken zu lassen als jede Fiktion, das ist das Wunder des dokumentarischen Werks von Claire Simon.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Claire Simon
Buch
Claire Simon
Kamera
Claire Simon
Schnitt
Luc Forveille
Produktion
Rebecca Houzel
Ton
Frédéric Buy
Musik
Nicolas Repac
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Lo que queda en el camino

Lo que queda en el camino
Jakob Krese, Danilo do Carmo
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Brasilien,
Deutschland,
Mexiko
2021
93 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

2018 machten sich Tausende Menschen aus Lateinamerika auf den Weg. Gemeinsam flohen sie vor Perspektivlosigkeit, Armut und Gewalt Richtung USA. Auch die alleinerziehende Mutter Lilian aus Guatemala wagte es, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Die Karawane war ihre einzige Chance, den Kraftakt zu schaffen. Dennoch: 4.000 Kilometer mit vier kleinen Kindern zu Fuß, per Anhalter und auf „La Bestia“, dem Güterzug gen Norden, bleiben lebensgefährlich.

Der Film setzt der medialen Berichterstattung einen sensiblen Blick entgegen, der sich ganz bewusst auf eine Familie konzentriert. Er registriert unfassbare Härten, aber auch große Hilfsbereitschaft, Lilians Durchhaltevermögen und ihre Fähigkeit, die Strapazen für ihre Kinder – zumindest manchmal – wie eine Abenteuerreise wirken zu lassen. Doch trotz aller Leichtigkeit bleibt die Anstrengung genauso präsent wie die Tatsache, dass die USA zeitgleich eine Mauer errichten, die jeden Grenzübertritt verhindern soll. Als Lilian und ihre Kinder nach Wochen der Angst an der Grenze ankommen, bricht sie zusammen. Plötzlich stellt sich die Frage, ob ihr Ziel wirklich dieses reiche Land ist. Geht es nicht vielmehr darum, sich endlich gegen männliche Dominanz und traditionelle Geschlechterrollen zu behaupten? Ganz offensichtlich kam Lilian auf dem beschwerlichen Weg etwas abhanden: Die Angst ist einem neuen Selbstbewusstsein gewichen.
Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jakob Krese, Danilo do Carmo
Kamera
Arne Büttner, Danilo do Carmo
Schnitt
Sofia A. Machado
Produktion
Annika Mayer
Co-Produktion
Bruna Epiphanio
Ausgezeichnet mit: Lobende Erwähnung (im Rahmen des DEFA-Förderpreis)
Wettbewerb Publikumspreis 2021
Media Name: b67efa3f-d350-440f-bbda-f982aab72133.jpeg
Our Memory Belongs to Us Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Inmitten eines grausamen Konflikts setzen syrische Aktivisten ihre Hoffnung in die Produktion von Bildern. Was erzählen ihre Aufnahmen? Welche Rolle spielen sie als Zeugnisse?
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Our Memory Belongs to Us

Frihed, håb og andre synder – Den syriske revolution 10 år senere
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich
2021
90 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Das Wertvollste, was Yadan auf seiner Flucht bei sich trägt, ist eine Festplatte. Fast 13.000 Videos befinden sich darauf, aufgenommen 2011 und 2012, von ihm und anderen Aufständischen in Daraa, der „Wiege“ der syrischen Revolution. Acht Jahre später kommen Yadan und zwei seiner Weggefährten in einem Theater in Paris zusammen, um dem Material (erneut) zu begegnen. Im Dialog zwischen den Männern und den Bildern beginnt ein Stück der Geschichte des Landes Gestalt anzunehmen.

Als friedlicher Protest in einen brutalen Krieg mündet, wird eine kleine Gruppe von Zivilisten zur Stimme von Daraa. Wo die offizielle Berichterstattung ausbleibt, filmen sie: zunächst um der Revolution in ihrer medialen Repräsentation zu tatsächlicher Existenz zu verhelfen, dann um in einem dringlichen Hilfsgesuch an die internationale Gemeinschaft Zeugnis abzulegen. Gegen die Menschenrechtsverbrechen der Regierungstruppen, gegen Granatbeschuss und Bomben – die Kamera ist ihre Waffe. Die filmische Anordnung wird zum Ausgangspunkt einer Reflexion über die Bedeutung der Bilder, damals und heute, und gibt zugleich Anstoß, persönliche in kollektive Erinnerung zu überführen. Wie schmerzhaft dieser Prozess ist, offenbaren die Reaktionen der Protagonisten. „Ist die Aufarbeitung der Geschichte all die Gewalt wert, die die Erinnerung wachruft?“, wird aus dem Off gefragt. Der Film gibt eine entschiedene Antwort.
Sarina Lacaf

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Buch
Dima Saber, Rami Farah, Lyana Saleh, Signe Byrge Sørensen
Kamera
Henrik Bohn Ipsen
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Signe Byrge Sørensen, Lyana Saleh, Anne Köhncke
Co-Produktion
Reema Jarrar
Ton
Henrik Garnov
Musik
Kinan Azmeh
Ausgezeichnet mit: Filmpreis Leipziger Ring
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Robin’s Hood Jasmin Baumgartner
Robin, Präsident des Wiener Fußballamateurclubs RSV, liebt seine „dirty rotten bunch“. Leidenschaft ist sein Rezept. Es gilt in Sachen Zivilcourage, Disziplin und Feierei.
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Robin’s Hood

Robin’s Hood
Jasmin Baumgartner
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Österreich
2020
93 Minuten
Englisch,
Deutsch,
Serbisch
Untertitel: 
Deutsch

Die Fluktuation im Wiener Fußballclub RSV ist hoch. Trainer Robin, der einst Partys in der Pratersauna veranstaltete, betrachtet seinen Verein auch als politisches Projekt: Spieler mit den unterschiedlichsten Geburtsnationen finden sich in seiner „dirty rotten bunch“ zusammen. Auf sportliche Höhenflüge folgt nicht selten ein Abstieg, Disziplin und Exzess liegen beim RSV nah beieinander. Regisseurin Jasmin Baumgartner hat Robin samt Team über mehrere Jahre begleitet.

„Meine Spieler sind wie Kinder für mich“, sagt Robin. Und Kinder können anstrengend sein. Auf dem Weg ins slowenische Trainingslager lassen sie sich von der Polizei mit Joints erwischen oder gehen lieber ins Casino, als ihre Einheiten zu absolvieren. Doch auch Präsident Robin ist der Feierei nicht abgeneigt. Am Spielfeldrand der Amateurliga geht es feuchtfröhlich und häufig auch ruppig zu: Gegnerische Fans beleidigen und diskriminieren vor allem die schwarzen Sportler. Ein Verhalten, für das Robin kein Verständnis hat. Er sieht es so: „Wenn wir es schaffen, diese super sympathische Türken- und Moslem-Fraktion bei uns zu integrieren, mit den serbischen orthodoxen Nationalisten und den ungebildeten Schwabos und den Moslem-Hasser-Kongolesen, werden wir nicht nur wieder in die Oberliga, sondern auch in die Landesliga gehen. Und dann wird es keinen Strache als Bürgermeister geben und dann wird es auch kein Kurz werden.“
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jasmin Baumgartner
Kamera
Anna Hawliczek, Olga Kosanovic
Schnitt
Matthias Writze
Produktion
Jasmin Baumgartner
Co-Produktion
Dominic Spitaler
Musik
Nvie Motho
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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The Balcony Movie Paweł Łoziński
Paweł Łoziński stellte zwei Jahre lang seine Kamera auf dem Balkon auf und kam von dort oben mit den Menschen ins Gespräch, die vorbeigingen. Eine faszinierende Versuchsanordnung.
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The Balcony Movie

Film balkonowy
Paweł Łoziński
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Polen
2021
100 Minuten
Polnisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Die ganze Welt, eingefangen auf einem etwas tristen Gehweg in Warschau. Regisseur Paweł Łoziński stellte sich zwei Jahre lang mit der Kamera auf den Balkon seiner Wohnung und beobachtete von dort oben die Menschen, die unten vorbeigingen. Jene, die er sah und zum Reden brachte, sind jung und alt, Nachbarn oder einfach Passanten. Der Filmemacher spricht sie an, stellt Fragen, hört zu und schafft einen Raum für Gespräche, wie es sie zwischen Unbekannten selten gibt.

Wie reagieren Vorbeigehende, wenn sie vom Balkon aus gefilmt und von oben herab angesprochen, aufgehalten werden? Gehen sie kopfschüttelnd weiter? Oder lassen sie sich auf den Dialog ein? Dieser Ort und diese herbeigeführte Gelegenheit scheinen perfekt zu sein, um einen Film zu drehen, der seine eigenen Prämissen reflektiert. Denn offenbar haben Menschen ein ziemlich großes Bedürfnis, aus dieser ungewöhnlichen Position heraus von sich zu erzählen. Ob in Eile oder schlendernd, fröhlich oder nachdenklich, posierend oder ganz natürlich: Alle zufällig ins Blickfeld geratenden Beteiligten offenbaren etwas Besonderes. Jede Begegnung, so ungeplant sie ist, entpuppt sich als einzigartig. Manche Erwartung an einen bestimmten Typ Mensch wird enttäuscht, denn in Schubladen lässt sich kaum jemand stecken. Łozińskis Versuchsanordnung lädt zum Innehalten ein, zum Warten, bis die Welt in den Kamerawinkel tritt.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Paweł Łoziński
Buch
Paweł Łoziński
Kamera
Paweł Łoziński
Schnitt
Paweł Łoziński, Piasek & Wójcik
Produktion
Paweł Łoziński, Agnieszka Mankiewicz, Izabela Lopuch
Ton
Paweł Łoziński, Franciszek Kozłowski
Musik
Jan Duszyński
Filmvertrieb
Katarzyna Wilk
Ausgezeichnet mit: MDR-Filmpreis