Filmarchiv

Jahr

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A Million

A Million
Arata Mori
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Japan,
Deutschland
2021
65 Minuten
Japanisch
Untertitel: 
Englisch

Der Bericht einer Reise durch eine imaginäre Stadt, gedreht entlang der neuen Handelsrouten Chinas. Gleich dem fiktionalisierten Marco Polo aus Italo Calvinos „Die unsichtbaren Städte“ erzählt der Reisende des Films von Welten, die den uns bekannten Orten ähneln und doch ihren eigenen, manchmal unglaublich scheinenden Regeln folgen. Die Beobachtungen verdichten sich zu einer Meditation über das Wesen von Städten und die Transformation des Globalisierungsbegriffs.

Gedämpft dringt die Stimme des fremden Besuchers zu uns, als käme sie aus jener Höhle, deren Innenansichten den Film eröffnen. Immer wieder wandert der Blick dorthin zurück – doch die fluoreszierenden Felswände verwandeln sich bald in das Funkeln ferner Galaxien, die Enge der Höhle untrennbar von der Weite des Weltalls. Es ist ein Sinnbild für die den Film durchziehende Entkopplung von Zeichen und Bedeutung, von „echt“ und „falsch“, von Sinneseindrücken und ihrer eindeutigen geografischen Zuordnung: Daft Punk performen vor einem chinesischen Einkaufszentrum; der Eiffelturm steht zunächst in einer Wohnsiedlung, dann, auf einen Bruchteil seiner Größe zusammengefaltet, in Sichtweite zu Big Ben und Tower Bridge.
Felix Mende

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Regie
Arata Mori
Kamera
Arata Mori
Schnitt
Arata Mori
Produktion
Arata Mori
Co-Produktion
Andreas Hartmann, Lemohang Jeremiah Mosese
Ton
Philippe Ciompi
Musik
Yu Miyashita
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A Night of Knowing Nothing

A Night of Knowing Nothing
Payal Kapadia
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Indien
2021
96 Minuten
Hindi,
Bengali
Untertitel: 
Englisch

Unruhen und Proteste an einer indischen Filmhochschule, erzählt anhand von Briefen, die Studentin L an ihren Geliebten K verfasst und in denen sie das Geschehen um sie herum reflektiert. Während die staatliche Gewalt den Aufstand immer weiter zurückdrängt, begreift L, dass sie nie eine Antwort bekommen wird, denn K gehört einer höheren Kaste an. Die anonymen Zeilen sind wehmütige Echos einer Liebestragödie in Zeiten des Wiedererstarkens einer nationalistischen Klassengesellschaft.

Das aus vielfältigen Quellen zusammengestellte Bildmaterial, welches von langen, zehrenden Protestnächten, aber auch von großer Geschlossenheit und jugendlicher Lebensfreude zeugt, taucht Regisseurin Payal Kapadia fast durchgängig in grobkörniges Schwarz-Weiß. Selbst Aufnahmen von Handy- und Überwachungskameras rücken so in ästhetische Verwandtschaft zu 16mm-Studentenfilmen vergangener Dekaden. Doch vor diesem Kontrast tritt die unmittelbare, unabgeschlossene Natur des Dargestellten nur umso mehr hervor und verweist so auf den komplexen Dialog, den fragile Erinnerung und eine sich überschlagende Gegenwart im Film miteinander führen. Eine Gegenwart, in der Fragen nach künstlerischer Veranschaulichung, aber auch nach persönlicher Verantwortung neu verhandelt werden müssen.
Felix Mende

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Regie
Payal Kapadia
Buch
Payal Kapadia, Himanshu Prajapati
Kamera
Ranabir Das
Schnitt
Ranabir Das
Produktion
Thomas Hakim, Julien Graff, Ranabir Das
Ton
Moinak Bose, Romain Ozanne
Filmvertrieb
Wouter Jansen

Avalon

Dan sak sit
Thunska Pansittivorakul
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Thailand
2020
63 Minuten
Thai
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Perth hat den Kontakt zu Poon abgebrochen. Geblieben sind Aufnahmen, die das Sexleben der beiden Männer zeigen. Perth war Poons zwanzig Jahre jüngerer Kameramann. Dessen Bilder, so imposant wie intim, beinhalten Anfang und Ende einer Beziehung, denen sich Thunska Pansittivorakul für „Avalon“ erneut stellt. Eine schmerzliche Rückschau, die existenzielle Fragen aufwirft und unmittelbar ergreift.

„Sex gilt in Thailand als schändlich, sündig, widerwärtig und ist kein Gegenstand öffentlicher Gespräche. Sex ist ein persönliches und privates Mysterium, das sich nur denen offenbart, die gemeinsam an ihm teilnehmen.“ So kommentiert Thunska Pansittivorakul seinen Film, mit dem er genau jenes Tabu großzügig unterwandert. In ihm treffen nicht nur zwei Männer aufeinander, die sich in expliziten Posen vereinigen – auch Adolf Hitler und König Rama der VII. präsentieren sich auf einem Berliner Flughafen, die zarte Serenade eines Thai-Prinzen (angeblich Ausdruck der unerwiderten Liebe für eine ausländische Prinzessin) tritt in Dialog mit den überbordenden elektronischen Kompositionen des thailändischen Musikers Space360. Und immer wieder fliegen die Flugzeuge am Horizont, die von Ferne und Verlassen künden. „Du hast meinen Schwanz mal mehr gemocht. Erinnerst du dich nicht?“
Carolin Weidner

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Regie
Thunska Pansittivorakul
Buch
Thunska Pansittivorakul
Schnitt
Thunska Pansittivorakul
Produktion
Jürgen Brüning
Ton
Thunska Pansittivorakul
Musik
Space 360
Filmvertrieb
Jürgen Brüning
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
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Everything That Is Forgotten in an Instant Richard Shpuntoff
Zwischen drei Generationen, die mit drei verschiedenen Sprachen aufwuchsen, zwischen New York und Buenos Aires geht dieser kluge, vielschichtige Filmessay auf Identitätssuche.
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Everything That Is Forgotten in an Instant

Todo lo que se olvida en un instante
Richard Shpuntoff
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
71 Minuten
Spanisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch, Spanisch

Alltagsbeobachtungen aus Buenos Aires, gedreht auf schwarz-weißem 16mm-Filmmaterial wechseln sich ab mit zwanzig Jahre alten farbigen Hi8-Aufnahmen aus New York. Die Perspektive eines Vaters, der für seine Töchter Erinnerungen zusammenträgt. Die Perspektive eines Sohnes, der die Reminiszenzen seines Vaters festhält. Richard Shpuntoffs vielschichtiger Montage-Film ist ein kluger Essay über kulturelle Identitäten, über Städte und Sprachen.

Wenn wir einen untertitelten Film ansehen, dann schauen, hören und lesen wir zugleich. Wir nehmen an, dass diese drei Ebenen deckungsgleich sind, sich mindestens aber zu einem Ganzen fügen. „Auch die besten Untertitel sind Mist“, verkünden die Untertitel dieses Films hingegen, denn statt Bilder anzuschauen, müsse man lesen. Übersetzen bedeutet umschreiben. „Everything That Is Forgotten in an Instant“ erzählt daher in Bild, Wort und Schrift parallele Geschichten: von Stadtentwicklung und Machtstrukturen in zwei fernen Metropolen, von Identität und ihrer transgenerationalen Weitergabe, von drei Kontinenten und drei Sprachen, die gleichermaßen trennende wie verbindende Linien durch eine Familie ziehen. Aus der Verunsicherung, die die Diskrepanz zwischen den filmischen Elementen verursacht, wird eine Schule selektiver Wahrnehmung. Bilder, Sprache und Texte sind schließlich kein Diktat: Sie lassen uns die Wahl.
Christoph Terhechte

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Regie
Richard Shpuntoff
Kamera
Richard Shpuntoff
Schnitt
Richard Shpuntoff
Produktion
Nadia Jacky
Ton
Luciana Foglio
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Lamentations of Judas

Les lamentations de Judas
Boris Gerrets
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Niederlande,
Frankreich
2020
94 Minuten
Englisch,
Portugiesisch (Portugal)
Untertitel: 
Englisch

In einer verlassenen Asbestminenstadt am Rande der Wüste Kalahari widersetzt sich eine Gruppe alter Männer der Evakuation. Sie haben keinen Ort, an den sie gehen könnten, denn sie waren einst verrufen als Soldaten des berüchtigten südafrikanischen Bataillons 32, auch bekannt als „Die Schrecklichen“. Täter und Opfer der Geschichte zugleich, werden sie in Boris Gerrets’ ebenso verstörendem wie faszinierendem filmischen Vermächtnis zu Akteuren der biblischen Geschichte von Judas Iskariot.

Das Schauspiel unter gleißender Sonne konfrontiert die in bitterer Armut lebenden Männer mit ihrer unbewältigten Vergangenheit. Viele von ihnen waren im angolanischen Unabhängigkeitskampf gegen Portugal von den Widerstandsbewegungen FNLA und UNITA zwangsrekrutiert worden. Nach der Machtübernahme der kommunistischen MPLA fanden sie sich als Söldner an der Seite weißer Südafrikaner im Kampf gegen das eigene Volk wieder und verteidigten schließlich das Apartheid-Regime im kolonialen Kampf in Namibia und in den südafrikanischen Townships. Am Rande des surrealen Filmsets zwischen den verfallenden Gebäuden der alten Minenstadt geben sie erstmals Auskunft über ihre Lebensgeschichten, sprechen über Verrat, Schuld und Reue. Nachdem die Weltpolitik über sie hinweggerollt ist, sie zu Unerwünschten, Exilierten, Vergessenen, Verdrängten und Gebrochenen gemacht hat, werden sie vor der Kamera endlich wieder als Menschen sichtbar.
Christoph Terhechte

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Regie
Boris Gerrets
Kamera
Nic Hofmeyr
Schnitt
Boris Gerrets
Produktion
Iris Lammertsma, Boudewijn Koole
Co-Produktion
Eric Velthuis, Serge Lalou, Camille Laemle
Ton
President Kapa, Dominique Vieillard
Musik
Thuthuka Sibisi
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Our Quiet Place

Un endroit silencieux
Elitza Gueorguieva
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Bulgarien,
Frankreich
2021
68 Minuten
Bulgarisch,
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Mit der Aneignung des Französischen hat die belarussische Autorin Aliona Gloukhova eine Möglichkeit gefunden, über ihren verschwundenen Vater zu schreiben. Regisseurin Elitza Gueorguieva folgt diesem Prozess, an dessen Ende eine Buchveröffentlichung steht. Gleichzeitig kreuzen sich damit die Lebenswege zweier Frauen, die es auch deshalb nach Westeuropa verschlug, um Abstand von ihren Heimatländern, Belarus und Bulgarien, zu gewinnen.

Sich das Koordinatensystem einer fremden Sprache zunutze machen, um auszudrücken, was einem sonst dramatisch oder pathetisch vorkäme: Aliona Gloukhova hat diese Methode gewählt, um die Geschichte ihres Vaters zu schreiben, eines stillen Dissidenten und Tschernobyl-Experten, der Mitte der 1990er Jahre plötzlich verschwand. Die Erinnerungen an ihn sind lückenhaft, und vielleicht ist selbst das, was sich als Erinnerung tarnt, nicht echt. Aliona taucht ein in die Fiktion und den französischen Wortschatz, der ihr die Freiheit schenkt, eine eigene Fassung der Geschehnisse zu formulieren. Elitza Gueorguieva verfolgt das Herantasten an den biografisch-linguistischen Komplex, der auch an ihr eigenes Gedächtnis appelliert. Denn auf den Straßen von Minsk, die sie gemeinsam mit Aliona beschreitet, spürt sie sogleich die altbekannte Angst aus ihrer Kindheit. Es überkommt sie wie der Biss in eine Madeleine, die sie besser nicht in den Mund genommen hätte.
Carolin Weidner

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Regie
Elitza Gueorguieva
Kamera
Thomas Favel, Elitza Gueorguieva
Schnitt
Mélanie Braux
Produktion
Eugénie Michel Villette
Co-Produktion
Martichka Bozhilova
Ton
Arno Ledoux
Musik
Arno Ledoux
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The Shadow Workers

De schaduwwerkers
Annelein Pompe
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Belgien
2021
47 Minuten
Niederländisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch, Französisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Ein Ort in Gent, über den die fluguntüchtige und redselige Taube Lukaku wacht. In besonders enger Beziehung zu ihrem Besitzer Francesco D’Amico lebend, erhält sie Einblicke in die menschliche Groteske. Regisseurin Annelein Pompe lässt sie berichten, in die Welt der Taubenzucht einführen und die Gedanken einiger Personen aufdecken, die sich im ordinären Tagesgeschäft kleine, verborgene Refugien bewahren.

„Ich blicke hinter die Dinge“, sagt Lukaku. Den Hals so verdreht, dass sie die Welt kopfüber sieht, offenbart sich ihr Absonderliches. Sie geleitet durch einen flämischen Mikrokosmos, der von einem Honiggeschäft erzählt, genauso wie von einem Kiosk. In letzterem arbeitet Usman, ein pakistanischer Taubenliebhaber. Er ist sein eigener Chef, ganz im Gegensatz zum „niederländischen Taugenichts“ aus dem Honigladen, der von Überwachungskameras gegängelt wird und um seinen Job bangen muss. Annelein Pompe kreiert eine moderne Fabel, die von der Bindung der Menschen an ihre gewöhnliche Existenz berichtet – aber ebenso von jenen unsichtbaren Momenten, in denen sich Geist und Körper voneinander lösen, in denen das Träumen und Dichten beginnt. Pompe verschränkt diese menschliche Begabung zur Schattenarbeit mit der Faszination für Tauben, welche immer wieder zu ihren Besitzern zurückkehren und dennoch in Freiheit leben.
Carolin Weidner

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Regie
Annelein Pompe
Kamera
Annelein Pompe
Schnitt
Pierre De Bellefroid
Produktion
Ellen Meiresonne, Dany Deprez
Ton
Achilles Van Den Abeele, Annelein Pompe
Musik
Bart Hoevenaars
Funding institution
VAF Vlaams Audiovisueel Fonds
Sprecher*in
Eric Pauwels
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The Still Side

El lado quieto
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Philippinen,
Südkorea,
Argentinien,
Mexiko
2021
70 Minuten
Spanisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Die mexikanische Insel Capaluco beherbergte einst ein florierendes Ferienressort. Nun ist sie menschenleer. An den Ruinen von Freizeitpark und Hotelanlage kratzen die Gezeiten. Sensorische Erkundungen des Terrains treffen auf Erzählungen von einem mythischen Seeungeheuer, das es von den Philippinen ans mexikanische Festland verschlagen hat. Betörende Science-Fiction im Spiegel posthumanistischer Theorie.

„Willkommen auf Capaluco, der einzigen All-Inclusive-Insel der Welt! Ein Ort, an dem Spaß für die ganze Familie garantiert ist“, hallt es aus den Lautsprechern. Leuchtend bunte Delfin-Skulpturen starren ins Leere. Ein bröckelndes Nestlé-Emblem erinnert an die Sternstunden einer überlebten Zivilisation. Miko Revereza und Carolina Fusilier gestalten ihren Schauplatz als Zwischenraum, in dem die Vergangenheit nachhallt und die Zukunft sich ihren Weg bahnt. In der akribischen Betrachtung von Formationen und Texturen beginnen sich Architektur und Natur einander anzugleichen. Rauscht da noch ein Funkmast oder ist das der Ozean? Im Off spekuliert das Regieduo darüber, wer im Staffellauf der Spezies als nächstes Gebrauch machen wird von den Reliquien des menschlichen Imperiums.
Sarina Lacaf

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Regie
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Buch
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Kamera
Miko Revereza, Carolina Fusilier, Mateo Fusilier
Schnitt
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Produktion
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Ton
Miko Revereza
Musik
Miko Revereza, Carolina Fusilier
Animation
Carolina Fusilier
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To the Moon

To the Moon
Tadhg O’Sullivan
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Irland
2020
76 Minuten
Tschechisch,
Deutsch,
Englisch,
Estnisch,
Persisch (Farsi),
Französisch,
Irisch,
Italienisch,
Japanisch,
Norwegisch,
Portugiesisch (Brasilien),
Rumänisch,
Russisch,
Albanisch,
Schwedisch,
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Woher kommt es, dass der Mond die von ihm beschienene Erde in solch ein gleichermaßen vertrautes wie rätselhaftes Licht zu tauchen vermag? Und wieso haben sich unzählige Mondsüchtige des internationalen Films von dieser magischen Kraft so willig verführen lassen, dass sie wichtige Szenen ihrer Werke in der somnambulen Stimmung zwischen zutiefst dekadentem Blutmond und der frischen Unschuld des Neumonds spielen ließen? „To the Moon“ ist die hinreißende Ode an ein Zentralmotiv des Kinos.

Wie hypnotisiert überließ sich auch Regisseur Tadhg O’Sullivan dem seltsamen Mondlicht und seiner zusätzlichen Aufladung durch das Kino. Aus 130 Sequenzen der internationalen Filmgeschichte sowie berückenden, exklusiv für dieses Vorhaben gedrehten 16mm-Aufnahmen webte er eine immersive Metaerzählung, zu der präzise gesetzte Filmdialoge, literarische „Mondpassagen“ und ein virtuos eklektischer Soundtrack das ihre beitragen. Sind hier die eigenen Mondfilme, in die man irgendwann einmal hoffnungslos verliebt war, zu finden? Haben vielleicht „Black Moon“ (nein), „Suspiria“ (nein) oder „Carnival of Souls“ (ja) bei Tadhg O’Sullivan einen angemessenen Platz bekommen? Viele mögen so fragen. Doch auf die Enttäuschten wartet tiefer Trost: Jeder vermisste Film wird von drei anderen aufgewogen, die einen so verblüffen, dass sich der Verlust leicht verschmerzen lässt.
Ralph Eue

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Regie
Tadhg O’Sullivan
Kamera
Sara Ross-Samko, Feargal Ward, Michael Walsh, Apal Singh, Margaret Salmon, Peter Rubi, Sam Hamilton, Ian Powell, Ben Mullen, Jimmy Gimferrer, Lorenzo Gattorna, Joshua Bonnetta, Scott Barley, Tadhg O’Sullivan
Produktion
Clare Stronge
Musik
Amanda Feery, Linda Buckley
Filmvertrieb
Heino Deckert
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Zaho Zay

Zaho Zay
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Österreich,
Frankreich,
Madagaskar
2020
79 Minuten
Französisch,
Madagassisch
Untertitel: 
Englisch

„Zaho Zay!“, ich bin hier. Täglich salutieren so die Häftlinge im überfüllten madagassischen Gefängnis, dessen Wärterin in jedem neuen Gefangenen ihren verlorenen Vater sucht. Ihre Projektionen und Fantasien lassen die mystische, mörderische Vaterfigur in (alb-)traumhaften Sequenzen über die Insel streifen, begleitet von einem poetischen Voiceover. Eine hybride Erzählung: Sie spekuliert über die rätselhaften Wege und tiefgreifenden Traumata ihrer Landschaften und aller, die darin wandeln.

Ein Paar Würfel, ein stiller Mörder und seine Opfer, Spuren von Geschichte und magischem Realismus. Rituale und Rätsel, Rache, Reue und Gefangenschaft werden zwischen der brutalen Realität einer Haftanstalt, den Fantasien der fiktionalisierten Erzählerin und den weiten Naturräumen einer Insel aufgedröselt und neu verschachtelt – langsam und poetisch. Krisen, koloniale Gewalt und deren Kontinuitäten sind angedeutet und verdichtet. Die Montage von dokumentarischem Material und inszenierten Passagen referenziert Western und Film noir und entwickelt einen intensiven visuellen und erzählerischen Sog. Ein fast schon lyrischer Text und die präzise kadrierten Bilder zeugen von einer unmöglichen Suche, die im Grunde eine Heimsuchung ist. Sie verweisen auf individuelle wie kollektive Traumata und die seltsamen Kräfte, mit denen sich solche Erschütterungen in Narrative und Orte einschreiben.
Djamila Grandits

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Buch
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Kamera
Georg Tiller
Schnitt
Barbara Bossuet
Produktion
Georg Tiller, Maéva Ranaïvojaona
Co-Produktion
Thomas Lambert
Ton
André Fèvre, Térence Meunier, Herimandresy Randriambololona
Musik
André Fèvre