Filmarchiv

Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2021
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Die Vergänglichkeit der Tage Thomas Köhling
Heinz Toku-Zen Anneser und seine Schülerinnen und Schüler praktizieren buddhistische Rituale. Der Alltag der kleinen Gruppe in der deutschen Provinz hat absonderliche Momente.
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Die Vergänglichkeit der Tage

Die Vergänglichkeit der Tage
Thomas Köhling
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
34 Minuten
Deutsch,
Japanisch
Untertitel: 
Englisch

Gemeinsames Essen mit Stäbchen, Gabel oder Käsebroten – Heinz Toku-Zen Anneser und seine Schülerinnen und Schüler praktizieren buddhistische Rituale, ohne sich zu verstellen. In seiner ebenso präzise gezirkelten wie poetischen Studie beobachtet Thomas Köhling den Alltag der kleinen, stillen Gruppe in der deutschen Provinz und findet sympathisch-absonderliche Momente der Überlappung von östlicher Religion und westlicher Kulturprägung. Der Himmel überm Velux-Fenster ist der gleiche wie am Fudschijama.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Thomas Köhling
Kamera
Thomas Köhling
Schnitt
Thomas Köhling
Produktion
Thomas Köhling
Ton
Rafael Vogel
Kids DOK 2021
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The Voice Break Choir Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Jungen, die seit früher Kindheit im Chor gesungen haben, sind nun in die Pubertät gekommen. Im „Stimmbruch-Chor“ warten sie, bis auf ihre veränderten Stimmen wieder Verlass ist.
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The Voice Break Choir

Målbrottskören
Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Kids DOK 2021
Dokumentarfilm
Schweden
2021
28 Minuten
Schwedisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Jungen, die seit früher Kindheit im Chor gesungen haben, sind nun in die Pubertät gekommen. Sie müssen im „Stimmbruch-Chor“ warten, bis auf ihre Stimmen wieder Verlass ist – um mit den Männern weitersingen zu können. Sie erzählen in Interviews und mit Gesangseinlagen von persönlichen Veränderungen und Identitätssuchen. Ein Film über die Schwelle zwischen Junge-Sein und Mann-Werden.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Kamera
Martina Carlstedt, Ina Holmqvist
Schnitt
Matti Kentrschynskyj, Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Produktion
Martina Carlstedt, Ina Holmqvist
Musik
Ted Krotkiewski, Per Egland
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Filmstill Valerija
Valerija Sara Jurinčić
Auf einem Inselfriedhof pflegen Frauen ein Grab. Die Beobachtung des Vorgangs löst eine experimentelle, visuell ideenreiche Reflexion über weibliche Verbindungen und verschwundene Männer aus.
Filmstill Valerija

Valerija

Valerija
Sara Jurinčić
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Dokumentarfilm
Kroatien
2023
15 Minuten
Kroatisch
Untertitel: 
Englisch

Zwei Frauen reisen mit der Fähre auf einen Inselfriedhof, um eine Grabstelle zu pflegen. Mit höchster Akribie und Ausdauer befreien sie den Stein von Moos und Kerzenwachs, waschen und schrubben jede Ritze, schneiden Blumenschmuck zurecht und stellen Lichter auf, die bei Nacht bunt blinken.

Es ist eine Trauerarbeit unter besonderen Vorzeichen, wie Sara Jurinčić bereits in einer frühen Einstellung klarstellt: Zwei Bildergalerien montiert sie da nebeneinander, eine mit männlichen und eine mit weiblichen Porträts. Die Männer verschwinden plötzlich aus ihren Fotos und somit auch von der Insel. Es bleiben die Gesichter der Frauen. Und diese Gesichter, von ihnen selbst ausgewählte Motive für die eigenen Grabsteine, sind es, die den Film dominieren, seinen experimentellen Erkundungen weiblicher Genealogie ein Antlitz verleihen. Jurinčić hüllt sie in visuelle Metaphern von außerordentlicher Vielschichtigkeit, manchmal auch ganz wortwörtlich wie im spektakulären Finale: Da legen sich die Porträts der toten über die Gesichter der lebenden Frauen – mit geisterhaftem, ebenso verstörendem wie auch erhabenem Effekt.

Felix Mende

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Regie
Sara Jurinčić
Kamera
Ivan Slipčević
Produktion
Vanja Jambolic
Filmvertrieb
Marcella Jelić
Internationaler Wettbewerb 2021
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Veins of the Amazon Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Beobachtung einer wichtigen Infrastruktur in Amazonien: flussabwärts auf einem Frachtschiff, das Passagiere und Güter in die isolierten Gemeinden im peruanischen Regenwald bringt.
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Veins of the Amazon

Odisea amazónica
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Peru
2021
71 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Die Städte und Dörfer entlang des peruanischen Abschnitts des Amazonas sind nicht durch Straßen erreichbar. Wer sich das Flugzeug nicht leisten kann, reist per Frachtschiff über Tage den Fluss entlang. Als Transportmittel sind die Boote Teil einer wichtigen Infrastruktur: Fuhren einst während des grausamen Kautschukbooms die Dampfer der „Barone“ auf dieser Strecke, bringen nun Frachter Waren in die Gemeinden am Rande des Regenwaldes.

Die Beobachtungen der peruanischen Brüder Álvaro und Diego Sarmiento und der Anthropologin Terje Toomistu konzentrieren sich ganz auf das Geschehen auf dem Schiff: auf die Be- und Entladung mit Zucker, Hühnern, Zwiebeln, Brause und Baumaterialien, auf die Besatzung, die Passagiere, die Hängematte an Hängematte liegend auf dem Deck mitfahren, und auf die Menschen, die am Rande des Flusses warten. Dabei verklärt die Kamera nie ¬– weder Landschaft noch Arbeit –, ist stattdessen stets mittendrin und steht auch mal im Weg. Die Strecke flussabwärts begleiten Erzählungen von sinkenden Schiffen, von schwimmenden Tieren und von gefundenem Glauben. So zurückhaltend betrachtet, lässt sich doch sehr viel erahnen: über die harten Jobs der Docker, die Lebensumstände der Frauen und Kinder, die auf das Schiff kommen, um Essen zu verkaufen, über den Einfluss der „Israelitas“ und darüber, wie wichtig der Handel per Boot für die indigene Bevölkerung an den Nebenarmen ist.
Marie Kloos

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Regie
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Buch
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu
Kamera
Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Schnitt
Fabricio Deza, Diego Sarmiento, Álvaro Sarmiento, Alex Cruz
Produktion
Álvaro Sarmiento, Diego Sarmiento
Co-Produktion
Terje Toomistu
Ton
Cesar Centeno
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Animation Perspectives 2020
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Venetian Snares: Szamár Madár David OReilly
Ein computeranimierter Musikclip zu dunklen Breakcore-Beats zelebriert Effekt und Mystik. Doch plötzlich offenbaren sich die Schürfwunden einer verletzlichen digitalen DNA.
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Venetian Snares: Szamár Madár

Venetian Snares: Szamár Madár
David OReilly
Animation Perspectives 2020
Animationsfilm
Irland
2005
4 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Keltische Kultstätten kommunizieren effektvoll mit dem Kosmos, das irdische Dunkel wird von Energiefeldern und Sonnenstrahlen aufgewühlt. Schon in einer seiner frühesten Arbeiten – einem Clip für den Breakcore-Pionier Venetian Snares – zersetzt David OReilly den Mythos einer homogenen CGI-Welt und offenbart die Schürfwunden einer verletzlichen digitalen DNA.

André Eckardt

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Regie
David OReilly
Buch
David OReilly
Animation
David OReilly
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2020
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Verwundene Fäden Deborah Jeromin
Die filmische Spurensuche führt von der Seidenraupenzucht im Leipziger Kleingarten bis nach Kreta. Idylle und Krieg nähern sich – historisch, landschaftlich, komplex, überraschend.
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Verwundene Fäden

Verwundene Fäden
Deborah Jeromin
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
40 Minuten
Deutsch,
Griechisch
Untertitel: 
Englisch

Was hat ein Leipziger Kleingartenverein mit der Invasion der Wehrmacht in Griechenland zu tun? Mit offenen Augen für historische Verbindungslinien, herausragendem Archivmaterial und betörenden Bildern der kargen Landschaft Kretas werden die komplexen Verbindungen zwischen der Seidenraupenzucht hier und deutschen Kriegsverbrechen dort zutage gefördert. Dabei geht es weniger um die Klärung von Schuldfragen als vielmehr um die Darstellung der inneren Dynamik von Krieg, Widerstand und Vergessen.

Luc-Carolin Ziemann

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Regie
Deborah Jeromin
Buch
Deborah Jeromin
Schnitt
Deborah Jeromin, Sofia Hernández
Produktion
Deborah Jeromin
Ton
Pedro de Sousa Pereira
Funding institution
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Stiftung Maecenia
Sprecher*in
Myrsini Artakianou, Artemissia Anastassopolou, Eleni Papadaki, Zambia Tzanakaki, Vasso Athanassaki, Eleni Tzivaki, Katja Adamy
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
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Vicenta

Vicenta
Darío Doria
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
69 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Eine menschliche Tragödie vor dem Hintergrund eines juristischen und medizinischen Skandals, die 2007 zu einer Klage gegen den argentinischen Staat vor dem UN-Menschenrechtskomitee und 2011 zur Verurteilung desselben führte. Das geistig und körperlich behinderte 16-jährige Mädchen Laura war 2006 von einem Onkel vergewaltigt worden. Einer legalen Abtreibung aber, der auf Antrag der Mutter, Vicenta, bereits offiziell stattgegeben worden war, stellten sich Juristen und Ärzte entgegen.

„Vicenta“ vermittelt die Details dieser wahrhaft unglaublichen Zumutung als Fabel, in der Knetfiguren wie festgewurzelt in einem kafkaesken Albtraum erscheinen. Allein die Kamera bewegt sich fahrend durch diese Szenerie, meist durch Travellings quer zum Aufbau. Nur gelegentlich beglaubigen Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, übertragen aus kleinen Monitoren auf der Bühne dieses „Puppenspiels“, die Erzählung. Und doch überträgt sich das ganze Spektrum denkbarer Empfindungen zwischen offener Schockstarre und stolzer Selbstermächtigung der hartnäckig um Gerechtigkeit für sich und ihre Tochter kämpfenden Mutter und wird nachvollziehbar. Im erwähnten Urteil der UN wurde dem argentinischen Staat vorgeworfen, das anerkannte Recht auf Freiheit von unmenschlicher, grausamer oder erniedrigender Behandlung im Fall von Laura und ihrer Mutter Vicenta fundamental missachtet zu haben.
Ralph Eue

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Regie
Darío Doria
Buch
Luis Camardella, Florencia Gattari, Darío Doria
Kamera
Darío Doria
Schnitt
Darío Doria
Produktion
Felicitas Raffo, Pamela Livia Delgado
Co-Produktion
Virginia Croatto
Ton
Federico Esquerro
Musik
Ezequiel Menalled
Animation
Darío Doria
Sprecher*in
Liliana Herrero
Ausgezeichnet mit: FIPRESCI Preis
Filmstill Vika!

Vika!

Vika!
Agnieszka Zwiefka
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Polen,
Deutschland,
Finnland
2023
74 Minuten
Polnisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Man stelle sich vor, der letzte Tag des Lebens wäre angebrochen. Was hält der Rückschau stand? Was stimmt zufrieden? Was ist zu bereuen? „Vika!“ ist ein Film über den Wert des Lebens und der Selbstentdeckung. Er inspiriert dazu, den eingeschlagenen Weg samt seiner Gabelungen zu überdenken und sich selbst treu zu bleiben.

Vika, die 84-jährige Hauptfigur, mehrfache Mutter und Großmutter, blickt auf eine schwierige Kindheit und viele Arbeitsjahre in einem „ordentlichen“ Beruf zurück. Mit der Pensionierung ergriff sie die Chance, sich neu zu erfinden. Sie wurde DJ und Star der Nachtclubs in Warschau. Regelmäßig versetzt ihr junges Publikum in Begeisterung. Super cool? Unangemessen für eine betagte Dame? Agnieszka Zwiefkas Porträt dekonstruiert die Grenzen zwischen „akzeptablen“ und „nicht akzeptablen“ Rollen einer Frau, die sich weigert, ihr Alter anzuerkennen. Vika möchte im Moment leben, ohne Bindung an die Vergangenheit. Zwiefka kombiniert Elemente aus Musik- und erzählendem Dokumentarfilm und erschafft eine bezaubernde, direkt zugängliche und utopische Welt. Zu Vikas Rhythmen zu tanzen, heißt sich frei zu machen von den Einschränkungen, die die Gesellschaft, das Alter und manchmal sogar die eigenen Kinder diktieren.

Victoria Leshchenko

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Agnieszka Zwiefka
Buch
Agnieszka Zwiefka
Kamera
Monika Kotecka
Schnitt
Katarzyna Orzechowska, Michał Poddębniak
Produktion
Katarzyna Ślesicka, Anna Stylińska
Co-Produktion
Heino Deckert, Tina Börner, Outi Rousu, Elena Filippini
Ton
Katarzyna Szczerba, Anna Rok
Sound Design
Pietari Koskinen
Musik
Paivi Takala
Filmvertrieb
Liselot Verbrugge
Nominiert für: MDR-Filmpreis
Re-Visionen 2020
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Villa Antropoff Vladimir Leschiov, Kaspar Jancis
Das Meer teilt Welten: am einen Ufer ein junger Marokkaner mit einem großen Traum, am anderen eine dekadente Hochzeitsgesellschaft, der die Träume längst abhandengekommen sind.
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Villa Antropoff

Villa Antropoff
Vladimir Leschiov, Kaspar Jancis
Re-Visionen 2020
Animationsfilm
Estland,
Lettland
2012
13 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Es war einmal ein junger Marokkaner, der hatte einen Traum, einen großen Traum. Und der sollte in Erfüllung gehen, so schwebte ihm vor, irgendwo hinter dem großen Meer, vielleicht in Estland. Unterdessen wurde hinter dem Meer, vielleicht in Estland, in der Villa Antropoff eine dekadente Hochzeit gefeiert. Die Gäste sehen nach Mafia und Geldwäsche aus.

Ralph Eue

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Regie
Vladimir Leschiov, Kaspar Jancis
Buch
Kaspar Jancis, Vladimir Leschiov
Kamera
Līga Skirmane, Ere Tött
Schnitt
Kaspar Jancis, Vladimir Leschiov
Produktion
Vladimir Leschiov, Kalev Tamm
Ton
Horret Kuus
Musik
Kaspar Jancis
Animation
Marje Ale, Vladimir Leschiov, Tarmo Vaarmets, Karina Golovin, Ülle Metsur, Kristīne Zvirbule, Līga Skirmane
Produktionsfirma
Eesti Joonisfilm , LUNOHOD Animation Studio
Animation Perspectives 2020
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Virtual Void Aaron Jablonski
Eine Instagram-Nutzeroberfläche kräuselt sich, wird anmutiger Feedback-Wirbel und macht sich virtuell interessant. Ihr Bildmotiv: die Abwesenheit eines fotografischen Objekts.
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Virtual Void

Virtual Void
Aaron Jablonski
Animation Perspectives 2020
Animationsfilm
Deutschland
2019
1 Minute
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Eine Instagram-Nutzeroberfläche kräuselt sich, wird Feedback-Wirbel und macht sich virtuell interessant. Jedes Segment ist eine ästhetisch arrangierte Wiederholung. Kurz erhascht der Blick den vermeintlichen Bildinhalt: In einem Filmstudio lauern Equipment und ein weißer Hintergrund auf ihr fotografisches Objekt. Sie inszenieren Abwesenheit als Motiv, das den eitlen Social-Media-Kanal füttert.

André Eckardt

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Regie
Aaron Jablonski
Animation
Aaron Jablonski
AR Entwicklung
Aaron Jablonski
Publikumswettbewerb 2023
Filmstill Vista Mare
Vista Mare Florian Kofler, Julia Gutweniger
Surrealistische Beobachtungen an der italienischen Adria, wo Saisonkräfte für die Urlauber*innen schuften. Ein ungeschminkter Blick hinter die Fassade des „unbeschwerten“ Strandurlaubs.
Filmstill Vista Mare

Vista Mare

Vista Mare
Florian Kofler, Julia Gutweniger
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Österreich,
Italien
2023
80 Minuten
Italienisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Über eine Saison hinweg begleitet der Film die vielen Handgriffe hinter der Fassade des „unbeschwerten“ Strandurlaubs. Ein Ferienort, künstlich angelegt an der Adriaküste Italiens, ist Schauplatz dieser stoisch-surrealistischen Beobachtung. In den Großküchen der Hotels werden im Akkord Mahlzeiten zubereitet, werden Liegen und Schirme in endlosen Reihen am Strand aufgestellt, werden Leuchtbuchstaben auf Hochglanz poliert. Rund um die Uhr sind die Beschäftigten in der Urlaubsproduktion im Einsatz, unermüdlich im Auftrag der ultimativen Zerstreuung. Das Ziel: Die Gäste sollen sich bestmöglich regenerieren und dabei keinen Gedanken an die Zustände hinter den Kulissen verschwenden.

Auch wenn sich hier alles um die schönste Zeit des Jahres zu drehen scheint, steht ein offensichtlicher Widerspruch im Zentrum des Films. Wir sehen Menschen, deren Arbeit es ist, jene zu bespaßen, die sich wiederum von ihrer Arbeit zu erholen versuchen. Ein absurdes Unterfangen, ganz klar. Die Bilder von einer Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen stören das perfekte Räderwerk nur kurz. Vielmehr wirkt der Aufmarsch dieser namenlosen Armee von Angestellten wie ein inszenierter und gut kontrollierter Ausbruch aus dem nie enden wollenden Kreislauf. Denn wenn sie es nicht machen, stehen schon Dutzende anderer bereit, um sich im Riesengeschäft Tourismus ein schmales Einkommen zu sichern.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Florian Kofler, Julia Gutweniger
Buch
Julia Gutweniger, Florian Kofler
Kamera
Julia Gutweniger
Schnitt
Florian Kofler, Julia Gutweniger
Produktion
Bernhard Holzhammer, Victor Kössl
Co-Produktion
Debora Nischler, Wilfried Gufler
Ton
Florian Kofler
Sound Design
Florian Kofler
Musik
Gabriela Gordillo
Filmvertrieb
Michaela Čajková
Retrospektive 2022
Filmstill Vivos Voco – I Call the Living
Vivos voco – Ich rufe die Lebenden Dagnija Osite-Krüger
Lange bestimmten Glocken die Rhythmen der Menschen. Noch immer berührt ihr Geläut, fährt ins Mark. Dagnija Osite-Krügers Erkundung ist von monumentaler, auch unheimlicher Natur.
Filmstill Vivos Voco – I Call the Living

Vivos voco – Ich rufe die Lebenden

Vivos voco – Ich rufe die Lebenden
Dagnija Osite-Krüger
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1981
22 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Glocken läuteten dem Opfer und dem Täter, sie läuteten dem Herrn und dem Knecht, die Klänge fallen ineinander, Anfang und Ende, Leben und Tod, Schlaf und Erwachen, Arbeit und Gebet.“ Eng sind Helga Schütz’ lyrische Zeilen mit Dagnija Osite-Krügers Erkundung verflochten, die von Glocken und ihren vielen Daseinsformen erzählt. Ob eingeschmolzen als Kriegswerkzeug oder warnend bei Gefahr – „Vivos voco“, der auch über das Handwerk des Glockengießens unterrichtet, umhüllt auf unheimliche, monumentale und epochale Weise. Schütz schreibt in ihrer autofiktionalen Biografie über die gemeinsame Arbeit mit Osite-Krüger: „Wir beide und der Film, wir waren ein Team, wir und die mitbestimmenden Bilder.“

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Dagnija Osite-Krüger
Buch
Helga Schütz
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Elmar Blimke
Musik
Peter Gotthardt
Animation Night 2023
Filmstill Voice
Voice Tess Martin
Eine dumpfe Unterwasserwelt überspült einen grellweißen Krankenhausflur. In diesem Szenario erzählt die Hauptfigur die Geschichte ihrer Vergewaltigung und wie sie ihre Stimme verlor.
Filmstill Voice

Voice

Voice
Tess Martin
Animation Night 2023
Animationsfilm
Niederlande
2019
3 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Eine dumpfe Unterwasserwelt, angefüllt mit unheimlichen Kreaturen, überspült einen grellweißen Krankenhausflur. Dieses Szenario bildet die Bühne für eine Erzählung über den Missbrauch einer Frau. Nach einer Vergewaltigung findet sie sich nicht nur mit den standardisierten Untersuchungen, dem Entsetzen ihres Freundes und der Entfremdung von sich selbst konfrontiert: Sie hat auch ihre Stimme verloren.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Tess Martin
Produktion
Tess Martin
Musik
Jason Staczek
Animation
Tess Martin
Filmstill Vonfelt: Je pars

Vonfelt: Je pars

Vonfelt: Je pars
Michelle Brand
Animation Perspectives 2023
Animationsfilm
Deutschland,
Frankreich
2023
4 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Keine

Um den Dingen entfliehen zu können, benötigt es Schwung. Vonfelt packt die dafür nötige Energie in nicht aufzuhaltende Pop-Beats und Sprachbilder. In der Kulisse aus vorbeifliegenden nächtlichen Großstadtlichtern inszeniert Michelle Brand einen erfrischend dynamischen Sog aus sich verlierenden Formen und intensiven Farben. Im Rausch der Beschleunigung lässt man sich sanft und mit einem Lächeln fallen.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Michelle Brand
Produktion
Stink Films
Musik
Vonfelt
Animation
Michelle Brand, Toby Auberg, Lisa Cruz, Camille Gibut
Deutscher Wettbewerb 2021
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Vor Zeit Juliane Henrich
Die Regisseurin – genauer: ihr Alter Ego – macht sich in Schlesien auf Spurensuche nach der eigenen Familiengeschichte. Was sie findet, sind Dinosaurier. Auch solche aus Kunststoff.
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Vor Zeit

Vor Zeit
Juliane Henrich
Deutscher Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2021
80 Minuten
Deutsch,
Polnisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Schlesien: eine umkämpfte und von Migrationen geprägte Region. Die Animositäten zwischen den Völkern haben hier eine lange Tradition, nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft hinterließ deutliche Läsionen. Der Großvater der Regisseurin stammt aus dieser Gegend, war Organist in einer Kirche in Krasiejów – eine Ortschaft, die einst auch Krascheow und eine Zeit lang Schönhorst hieß.

Die Filmemacherin Juliane Henrich – genauer: ihr Alter Ego, die Schriftstellerin Nannina Matz – macht sich auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte. Was sie vorfindet, sind skurrile Repräsentationsarten der Geschichte der Menschheit – und der Geschichte der Erde. Sie stößt auf allerhand Spuren von Dinosauriern. Manche bestehen zwar nur aus Kunststoff, andere allerdings nicht: Eine bestimmte Art dieser Gattung, deren Fossilien in Schlesien gefunden wurden, taufte der polnische Paläontologe Jerzy Dzik auf den Namen „Silesaurus opolensis“. Deshalb gibt es in Krasiejów einen Dinosaurier-Park. Und natürlich ein Heimatmuseum. Aber auch viele Menschen mit verschiedenen individuellen Erinnerungen. Sie führen nicht unbedingt zu bahnbrechenden Entdeckungen in Bezug auf die gesuchte Familienvergangenheit, erweitern aber den Blick: auf die komplexe Historie der Region und auf die Art und Weise, wie sie zusammengedacht, dargestellt und festgeschrieben wird.
Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Juliane Henrich
Buch
Juliane Henrich
Kamera
Juliane Henrich
Schnitt
Juliane Henrich
Produktion
Juliane Henrich, Thomas Kaske
Ton
Tom Schön, Kate Tessa Lee
Musik
Benedikt Schiefer
Filmvertrieb
Angelika Ramlow
Funding institution
BKM
Performer
Nannina Matz