Sandmädchen

Sandmädchen

Dokumentarfilm
Deutschland
2017
85 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Marcie K. Jost, Peter Zorn, Mark Michel
Regie
Mark Michel
Kamera
Ines Thomsen
Schnitt
Andreas Baltschun, Mark Michel, Ed van Megen
Animation
Anne Löper
Buch
Mark Michel, Veronika Raila
Ton
Christian Schunke
Bildung DOK Leipzig Logo

Altersempfehlung: ab 15 Jahren 
Klassenstufe: ab 9. Klasse

Themen: Inklusion, Behinderung, Erwachsenwerden, Fremdheit, Identität, Vorurteile
Unterrichtsfächer: Gemeinschaftskunde, Ethik/ Philosophie, Politik, Deutsch, Kunst

Zum Inhalt

„Jeder Mensch ist eine Reise.“ Veronika Raila

Was heißt es, im eigenen Körper gefangen zu sein und nicht gesehen zu werden? Sandmädchen entführt uns in die einzigartige Erfahrungs- und Lebenswelt von Veronika Raila, einer jungen Autistin, hypersensibel und von Geburt an schwer behindert. Raila hat schmerzhaft erlebt, was es heißt, als Person nicht wahrgenommen zu werden. Als Kind wurde ihr ein IQ von 0 attestiert. Allein ihre Eltern glaubten, dass es anders ist. Heute veröffentlicht sie Prosa und Lyrik und studiert Literatur und Theologie. Mit dem vorliegenden Film nimmt sie gemeinsam mit dem Regisseur Mark Michel ihr eigenes Leben in den Blick. Der Film kombiniert ihre Texte und Gedanken mit behutsam ins Bild gesetzten Alltagsbeobachtungen, poetischen Naturaufnahmen und den flüchtigen, aber eindrücklichen Sandanimationen der Künstlerin Anne Loeper zu einem Essay über Freiheit und Wahrnehmung.  

Dabei ist Sandmädchen mehr als die Fortsetzung des preisgekrönten Kurzfilms Veronika, den Michel 2011 über Raila drehte. Heute ist Veronika nicht nur Protagonistin, sondern kreative Partnerin, die den Film mit ihren pointierten Texten trägt und zur Illustration ihres Innenlebens immer wieder detaillierte Bildvorschläge macht. In einem tiefgründigen, teilweise aber auch ausgesprochen humorvollen Dialog mit Mark Michel wird Veronika schließlich selbst zur Reiseleiterin in ihre ganz eigene Welt aus Sand, Musik und Worten.

Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms stehen weniger Veronikas Einschränkungen als ihr Wissensdurst und ihr klarer, bestimmter Blick auf Kunst und Gesellschaft. Sandmädchen gibt einen Einblick in Veronikas Leben und konfrontiert uns mit unseren eigenen Vorurteilen. Der Film ist ein guter Ausgangspunkt für die Diskussion über den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung in den Fächern Gemeinschaftskunde und Ethik und ein Anlass, sich mit der Frage auseinander zu setzen, wo die Grenzen zwischen Normalität und Behinderung denn gezogen werden können. Wer Veronika in diesem Film erlebt, dem wird klar, dass Kategorien wie „normal" oder „behindert" keinen Sinn ergeben, weil es „die Normalität" nicht gibt. Veronika definiert sich – wie alle Menschen – nicht darüber, was an ihr normal ist, sondern darüber, was an ihr besonders ist. Mit dieser Perspektivverschiebung gelingt es auch den Zuschauenden schnell, die junge Frau als unverwechselbare Persönlichkeit wahrzunehmen. Die im Film genutzte Sandanimationstechnik kann Im Kunstunterricht gut als zweite Darstellungsebene analysiert werden. Die flüchtigen Sandbilder veranschaulichen die zerbrechliche, aber dennoch hochkomplexe Persönlichkeit der jungen Frau auf nahezu perfekte Weise.

Was heißt es, im eigenen Körper gefangen zu sein und nicht gesehen zu werden? „Sandmädchen“ entführt uns in die einzigartige Erfahrungs- und Alltagswelt von Veronika Raila, einer jungen Autistin, hypersensibel und von Geburt an schwerbehindert. Raila weiß, wie es sich anfühlt, als Person nicht wahrgenommen zu werden. Als Kind attestierte man ihr einen IQ von Null. Allein ihre Eltern weigerten sich, das zu glauben. Heute veröffentlicht Raila Prosa und Lyrik, studiert Literatur und Theologie. Mit dem vorliegenden Film nimmt sie gemeinsam mit dem Regisseur Mark Michel ihr eigenes Leben in den Blick. Aus der Kombination ihrer Texte und Gedanken mit behutsam ins Bild gesetzten Alltagsbeobachtungen, poetischen Naturaufnahmen und den flüchtigen, aber eindrücklichen Sandanimationen der Künstlerin Anne Löper entsteht ein Essay über Freiheit und Wahrnehmung. Dabei ist „Sandmädchen“ mehr als nur die Fortsetzung des preisgekrönten Kurzfilms „Veronika“, den Michel 2011 über Raila drehte. Heute ist Veronika nicht nur Protagonistin, sondern kreative Partnerin, die den Film mit ihren pointierten Texten trägt und zur Illustration ihrer Innenwelt immer wieder detaillierte Bildvorschläge macht. In einem tiefgründigen, teilweise aber auch ausgesprochen humorvollen Dialog mit Mark Michel wird sie schließlich selbst zur Reiseleiterin in ihr ganz eigenes Universum aus Sand, Musik und Worten.



Luc-Carolin Ziemann





Nominiert für ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, DEFA-Förderpreis