Cold Call
In einer Künstlerresidenz sitzt eine Kreative mit Schreibblockade. Draußen werkeln Bauarbeiter, drinnen passiert nichts – bis das Festnetztelefon klingelt. Ein vermeintlicher Microsoft-Mitarbeiter will Zugriff auf ihren angeblich kaputten Computer. Sie beginnt sich mitzuteilen – Liebeskummer, Leere, Prokrastination. Der Scammer hört zu – und geht, ohne es zu merken, einer Scambaiterin in die Falle.
„Cold Call“ erzählt vom unerwartet echten, fast tröstlichen Gespräch zwischen diesen zwei Fremden – und davon, wie leicht man selbst Teil der Strukturen wird, die man glaubt zu hinterfragen: digitale Selbstjustiz, Rassismus, globale Ungleichheit. Stefanie Schroeder widmet sich einem Phänomen, das erst auf den zweiten Blick seine Vielschichtigkeit offenbart. Eine dieser Schichten ist das Scamming, ein per Täuschung und Manipulation durchgeführter Betrugsversuch, der oft nicht aus freiem Willen, sondern von sklavenähnlich „gehaltenen“ Beschäftigten in über die Welt verstreuten Kleinunternehmen begangen wird. Als ähnlich ambivalent erweist sich das Scambaiting, eine sich als Schutzmacht produzierende Gegenwelle im Internet, die dem betrügerischen Treiben durch persönliche Bloßstellung und Demütigung Einhalt gebieten will – nicht selten mittels rassistischer Stereotype. Schroeder bearbeitet diese Gemengelage mit Minimalismus und Humor und entfaltet dabei souverän die Komplexität des Themas.
Termine und Tickets
Credits
Kontakt
info@schroederstefanie.de