The Inheritors
Am Anfang scheinen die Menschen weit weg, nur die blinkenden Lichter Montreals über dem Wasser am Horizont künden von ihnen. Auf der Île Deslauriers lebt eine der weltgrößten Ringschnabelmöwen-Kolonien in einem Reich nur für sie allein: Heerscharen eleganter weißer Vögel versammeln sich im Gras, flattern, hocken, kreischen, kopulieren, die Kamera mitten unter ihnen, stets auf Vogelhöhe, um zu sehen, was sie sehen. Aber dieses nicht-menschliche Utopia wird nur heraufbeschworen, um es nach und nach zu untergraben: mit Bodenmarkierungen, aufgestellten Fallen und der Entnahme einzelner Exemplare. Einige entlässt man beringt oder etikettiert in die Freiheit, andere haben weniger Glück.
Der Himmel über dem Gelände ist schwarz von Flügeln, und wenn die vielen Schnäbel sich zu einem gemeinsamen Schrei zusammentun, ist der Lärm ohrenbetäubend. Kein Wunder, dass die Radiostimme vor Kontrollverlust warnt, auch wenn das die angepeilte Lösung kaum rechtfertigt. Vögel jagen Vögel, ein Naturvorgang. Ihn nun von Menschenhand gesteuert zu sehen, ist grausam. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Ringschnabelmöwe durch menschliche Bejagung fast ausgestorben. Hier besteht ihre Art fast ungebrochen fort – die Natur fand einen Weg, wer wollte es ihr verübeln. Heute sind die Gewichte verschoben, die alten Gesetze greifen nicht mehr. Werden die Sanftmütigen auch in Zukunft das Erdreich besitzen?
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