Zwei Personen stehen auf einer Bühne vor rotem Vorhang und großem Publikum beim DOK Leipzig; eine spricht ins Mikrofon, die Szene wird groß auf die Leinwand projiziert.
Festivaleröffnung 2024
Susann Bargas Gomez

DOK Leipzig ist am Montag, dem 27. Oktober, im Leipziger CineStar mit dem Dokumentarfilm „Writing Life: Annie Ernaux Through the Eyes of High School Students“ von Claire Simon feierlich eröffnet worden. Zu den weiteren Höhepunkten der Veranstaltung gehörte die Vorführung des Kurzfilms „Paradaïz“ von Matea Radic über ihre Rückkehr in die eigene Kindheit während des Bosnienkriegs.

Festivalleiter Christoph Terhechte betonte in der Rede zur Eröffnung der letzten Festivalausgabe unter seiner Leitung den Wert von Kultur und Filmfestivals: „Kultur ist bedroht. Sie ist bedroht durch schwindende Mittel, durch politische Einflussnahme, durch Selbstzensur und nicht zuletzt durch Gleichgültigkeit. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns entschlossen, unser 68. Festival mit einem Film zu eröffnen, der vom Potenzial und vom Wert der Kultur handelt. In den nächsten Tagen werden zahlreiche Filmschaffende hier in Leipzig die Welt- oder internationalen Premieren ihrer Werke zeigen. Sie haben jahrelang an ihren Animations- und Dokumentarfilmen gearbeitet, und sie fiebern auf den Moment hin, da sie sie zum ersten Mal mit einem großen Publikum teilen. Sie stellen bei DOK Industry ihre Projekte in Entwicklung vor und finden Finanzierungs- und Koproduktionspartner. Wir sind stolz, als Festival unseren Teil dazu beitragen zu können, dass starke, gesellschaftlich und politisch relevante Filme, die demokratisches Denken fördern, ihren Weg zum Publikum finden.“

Bei der Eröffnung sprach auch Dr. Skadi Jennicke, die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig. Anschließend übergab Aline Fiedler, Leiterin des Referats Kunst im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK), den mit 5.000 Euro dotierten Sächsischen Preis für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin an Ana Vijdea für ihr Projekt „nava mamă”. Sie porträtiert einen transsexuellen Teenager in Rumänien, der in seinem Heimatdorf Gewalt und Missbrauch erfahren hat. Dorthin zurückgekehrt, sucht er tröstliche Nähe zu vertrauten Menschen, Tieren und Landschaften.

Die Jurorinnen Tijana Djukic, Vera Herchenbach und Malin Hüber zeigten sich beeindruckt von dem Zusammenspiel von gesellschaftlicher Relevanz, künstlerischer Qualität, Authentizität und Feinfühligkeit des Projekts: „Diese mutige Auseinandersetzung mit intergenerationellen Traumata adressiert die Folgen von Gewalt und Missbrauch mit einem poetischen, vielschichtigen Ansatz und tiefer Menschlichkeit. Seine emotionale Ehrlichkeit macht das Projekt zu einer bewegenden Erfahrung.“ Für den vom SMWK gestifteten Preis kamen Projekte von Regisseurinnen infrage, die für den DOK Co-Pro Market ausgewählt worden sind.

Den Abschluss der Eröffnungsveranstaltung bildete die Vorführung von „Writing Life: Annie Ernaux Through the Eyes of High School Students“, gefolgt von einem Filmgespräch mit der Regisseurin Claire Simon. In ihrem Film beschäftigen sich französische Jugendliche im Schulunterricht mit dem Werk der renommierten Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux.

DOK Leipzig zeigt bis Sonntag, den 2.11., insgesamt 252 Filme und XR-Erfahrungen aus 55 Ländern. Einige der Filme präsentiert DOK Leipzig erneut bei freiem Eintritt in der Osthalle des Hauptbahnhofs sowie im Polnischen Institut. Die Goldenen und Silbernen Tauben werden am Samstagabend verliehen. Zuvor werden am Nachmittag in einer ersten Preisverleihung zahlreiche Partnerpreise vergeben.

Während der Festivalwoche sind vom 28.10. bis 2.11. täglich Filme deutschlandweit im DOK Stream online zu sehen.