Filmarchiv

Jahr

Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Dida Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Nikola lebt zwischen zwei Ländern und drei Frauen: Mutter, Ehefrau und Oma. Als eine große Veränderung bevorsteht, werden die Rollen neu verteilt. Mit viel Charme und Humor.
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Dida

Dida
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Schweiz
2021
78 Minuten
Deutsch,
Serbisch
Untertitel: 
Englisch

Nikola ist Sohn, Ehemann und Enkel und gemeinsam mit seiner Frau Corina macht er darüber einen Film. Im Zentrum steht seine Mutter Dida, die aufgrund einer Lernschwäche seit jeher auf Nikolas Großmutter angewiesen ist und mit ihr in einer kleinen Zweiraumwohnung zusammenlebt. So weit, so gut. Doch die Oma wird älter und Dida sehnt sich nach Unabhängigkeit. Also ist Nikola gefragt, der sich plötzlich in der Rolle des Verantwortlichen wiederfindet. Ein charmanter Blick auf eine Familie im Umbruch.

Es ist ein ewiges Hin und Her. Das Ehepaar wohnt in der Schweiz, Mutter Dida und Oma Dobrila in Belgrad. Kaum sind Corina und Nikola an einem Ort aus dem Bus gestiegen, befinden sie sich schon wieder auf der Rückfahrt. Oder ist es die Hinfahrt? Die Großmutter und ihre Tochter sind ein funktional dysfunktionales Team – die eine das Gehirn und die andere der ausführende Körper. Dass Dida viel mehr ist als der Schatten ihrer Versorgerin, wird dann sichtbar, als Dobrila sich zunehmend in eine Beobachterposition zurückzieht. Wie kann nun der Enkel die Aufgaben der Oma übernehmen, ohne seine eigene Unabhängigkeit für die seiner Mutter einzutauschen? Dem Regieduo gelingt es, einen berührenden Film über die unausweichlichen Veränderungen in der Familie zu machen, ohne ins Schwere abzugleiten – mit viel Humor und einer Kamera, die in allen Lebenslagen dabei zu sein scheint.
Kim Busch

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić
Kamera
Nikola Ilić, Corina Schwingruber Ilić, Pablo Ferro Živanović
Schnitt
Myriam Flury
Produktion
Franziska Sonder, Karin Koch
Ton
Vladimir Rakić, Ivan Antić
Musik
Heidi Happy
Filmvertrieb
Raffaella Pontarelli
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb)
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Die Odyssee

Die Odyssee
Florence Miailhe
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Animationsfilm
Tschechische Republik,
Frankreich,
Deutschland
2020
84 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Ein Land, das irgendwo sein könnte, nicht näher verortet und doch überall. Es ist ein schöner Sommertag, als sich das Leben der Geschwister Kyona und Adriel für immer verändert. Ihr Dorf wird überfallen, verwüstet und in Brand gesteckt. Die ganze Familie muss fliehen und erlebt auf dem Weg über einen ganzen Kontinent viele reale und surreale Situationen, um vielleicht endlich an einem friedlicheren Ort anzukommen.

Zu Beginn des Films blättert Kyona in ihrem Skizzenblock, zieht das Resümee ihres Lebens und erzählt vom Ende ihrer Kindheit. Erst spät begreifen die Geschwister überhaupt, dass sie Flüchtlinge sind, dass sie sich wie viele andere aus den verschiedensten Gründen auf zur Grenze machen: Naturkatastrophen, Folgen des Klimawandels, Krieg, Verfolgung. Die beiden Kinder geraten an gefährliche und hilfsbereite Menschen, werden voneinander getrennt und finden sich wieder. Der abendfüllende Animationsfilm, umgesetzt in Öl auf Glas, lebt vom rasanten Wechselspiel zwischen Fantasie und Realität. Er entführt, einerseits, in eine fiktive, nichtreale Welt. Doch Orte, Namen, Situationen erinnern andererseits an Bekanntes. Sie zeigen die Flucht, das Exil, das Sich-auf-den-Weg-Machen als universelle Erfahrung.
Lina Dinkla

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Regie
Florence Miailhe
Buch
Florence Miailhe, Marie Desplechin
Schnitt
Nassim Gordji Tehrani, Julie Dupré
Produktion
Dora Benoussilio
Co-Produktion
Luc Camilli, Ralf Kukula, Martin Vandas, Alena Vandasoá
Ton
Florian Marquardt
Musik
Andreas Moisa, Philipp Kümpel
Animation
Marta Szymańska, Zuzana Studená, Anna Paděrová, Eva Skurská, Polina Kazak, Lucie Sunková, Urte Zintler, Paola de Sousa, Ewa Łuczków, Anita Brüvere, Aurore Peuffier, David Martin, Marie Juin, Valentine Delqueux, Aline Helmcke
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
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Flee

Flugt
Jonas Poher Rasmussen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich,
Schweden,
Norwegen
2021
86 Minuten
Dänisch,
dari,
Russisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Amin konnte viele Jahre nicht über seine Fluchterfahrung sprechen. Erst jetzt findet er den Mut und öffnet sich seinem Schulfreund, dem Filmemacher Jonas Poher Rasmussen. Seit seiner frühesten Kindheit war Amins Leben geprägt von politischen Unruhen in seinem Geburtsland Afghanistan und bald auch vom Erwachsenwerden ohne ein stetes Zuhause. Seine schmerzhaften Erinnerungen werden in eindrücklichen Animationen dargestellt und mit dokumentarischem Material verwoben.

Dass eine Flucht nicht von Punkt A nach Punkt B verläuft und dann einfach endet, ist keine neue Erkenntnis. Wie steinig und verworren es sich tatsächlich gestaltet, zeigt sich an Amins Geschichte, die von Afghanistan über Russland, Estland und einige andere Stationen nach Dänemark führt. Erst als sein Leben mit bevorstehender Hochzeit und guter Karriere in sicheren Bahnen verläuft, findet er die Kraft zu berichten, was er durchmachen musste, um heute dort zu sein, wo er ist. In einem fast psychoanalytisch anmutenden Setting erzählt der Protagonist – im Liegen – von seiner Vergangenheit. Die Narration bewegt sich spiralförmig zwischen Damals und Heute und ermöglicht immer wieder Atempausen zwischen den traumatischen Eindrücken, die durch ergreifende Animationen fast körperlich spürbar werden. Nicht von ungefähr kommt, dass „Flee“ bereits mehrfach preisgekrönt ist und schon jetzt als ein „instant classic“ gilt.
Kim Busch

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Regie
Jonas Poher Rasmussen
Buch
Jonas Poher Rasmussen, Amin
Schnitt
Janus Billeskov Jansen
Produktion
Monica Hellström, Charlotte De La Gournerie, Signe Byrge Sørensen
Musik
Uno Helmerson
Animation
Kenneth Ladekjær
Filmvertrieb
Shoshi Korman
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For a Fistful of Fries

Poulet frites
Jean Libon, Yves Hinant
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Belgien
2021
100 Minuten
Französisch,
Urdu,
Bengali,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

In Belgien und Frankreich ist die Doku-Serie „Strip-Tease“ echter Kult. Die Macher der Fernsehproduktion haben nun gut zwanzig Jahre altes Material zu einem in dreckigem Schwarz-Weiß gehaltenen Krimidokumentarfilm verarbeitet. Die Brüsseler Kripo ermittelt in einem Mordfall: Eine Gelegenheitsprostituierte wurde in ihrer Wohnung umgebracht. Durch den Fund von ein paar Pommes gelingt es, dem Täter auf die Spur zu kommen. True Crime.

Kalima Sissou hieß die Tote. Schnell steht ihr Ex-Freund Alain im Zentrum der Ermittlungen, und so sehen wir in unverfälschten, rohen Bildern Inspektor Lemoine und seinen Kollegen bei der Arbeit zu: am Tatort, beim Vernehmen von Zeugen und eben auch im Kreuzverhör mit dem Hauptverdächtigen. Jean Libons und Yves Hinants schräge Mischung aus düsterem Krimi und absurder Realkomik mangelt es trotz der Ernsthaftigkeit der Vorgänge nicht an (schwarzem) Humor. Gedreht im schlichten Cinéma-vérité-Stil, beschönigt der Film nichts von dem, was er zeigt. Gestalterisches und konzeptionelles Vorbild ist natürlich die 1985 von Libon mitentwickelte Serie „Strip-Tease“, die weithin bekannt war für ihre unkonventionelle und unverblümte Art, auch heikle Themen durchaus politisch unkorrekt anzugehen. „For a Fistful of Fries“ setzt dies fort und führt ganz dicht heran an das oftmals unglaublich profane Geschehen.
Lina Dinkla

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Regie
Jean Libon, Yves Hinant
Schnitt
Anouk Zivy
Produktion
Bertrand Faivre, François Clerc
Filmvertrieb
Clémentine Hugot
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Garage, Engines & Men Claire Simon
In der lokalen Autowerkstatt halten zwei Mechaniker – ein gelernter und ein auszubildender Superheld des Alltags – die Motoren einer provenzalischen Dorfgemeinschaft am Laufen.
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Garage, Engines & Men

Garage, des moteurs et des hommes
Claire Simon
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
2021
71 Minuten
Französisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Auf dem Dorf ist das Leben ohne Auto undenkbar geworden. Das gilt auch für das verschlafene Claviers in der Provence, wo Claire Simon zur Schule ging und ihre Tochter mit dem Bäckerssohn die erste Liebe erlebte. Rentner und Urlauber dominieren heute den Ort, und die Bäckerei hat längst aufgegeben. Das Herz des Dorfes aber schlägt weiter: in der Autowerkstatt. Hier spielen sich die tagtäglichen Dramen ab, hier entscheiden sich Wohl und Wehe seiner Bürger.

Das Reich von Christophe Scalia ist eines der Männer, das Frauen nur als Zaungäste akzeptiert. Von Claire Simon allerdings lassen sich der Mechaniker und sein Auszubildender Romaric Rousselle nicht nur bereitwillig bei jedem Handgriff an Stoßdämpfern, Zündkerzen und Bremsklötzen zuschauen und bei jedem frotzelnden Gespräch belauschen. Sie gehen in ihrer Rolle ganz und gar auf, verwandeln sich in Superhelden, die nicht nur die Funktionstüchtigkeit all der auf dem Lande so unentbehrlichen zwei- und vierrädrigen Vehikel, sondern die des gesamten Dorfes verantworten. Bei ihnen werden Lokalpolitik und Familienplanung verhandelt, Generationenkonflikte und Ökonomie, ab und an untermalt von der Musik aus Coppolas „Der Pate“, die Christophe auf seinem Handy als Klingelton eingestellt hat. Durch geduldige Beobachtung den Alltag spannender wirken zu lassen als jede Fiktion, das ist das Wunder des dokumentarischen Werks von Claire Simon.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Claire Simon
Buch
Claire Simon
Kamera
Claire Simon
Schnitt
Luc Forveille
Produktion
Rebecca Houzel
Ton
Frédéric Buy
Musik
Nicolas Repac
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Lo que queda en el camino

Lo que queda en el camino
Jakob Krese, Danilo do Carmo
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Brasilien,
Deutschland,
Mexiko
2021
93 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

2018 machten sich Tausende Menschen aus Lateinamerika auf den Weg. Gemeinsam flohen sie vor Perspektivlosigkeit, Armut und Gewalt Richtung USA. Auch die alleinerziehende Mutter Lilian aus Guatemala wagte es, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. Die Karawane war ihre einzige Chance, den Kraftakt zu schaffen. Dennoch: 4.000 Kilometer mit vier kleinen Kindern zu Fuß, per Anhalter und auf „La Bestia“, dem Güterzug gen Norden, bleiben lebensgefährlich.

Der Film setzt der medialen Berichterstattung einen sensiblen Blick entgegen, der sich ganz bewusst auf eine Familie konzentriert. Er registriert unfassbare Härten, aber auch große Hilfsbereitschaft, Lilians Durchhaltevermögen und ihre Fähigkeit, die Strapazen für ihre Kinder – zumindest manchmal – wie eine Abenteuerreise wirken zu lassen. Doch trotz aller Leichtigkeit bleibt die Anstrengung genauso präsent wie die Tatsache, dass die USA zeitgleich eine Mauer errichten, die jeden Grenzübertritt verhindern soll. Als Lilian und ihre Kinder nach Wochen der Angst an der Grenze ankommen, bricht sie zusammen. Plötzlich stellt sich die Frage, ob ihr Ziel wirklich dieses reiche Land ist. Geht es nicht vielmehr darum, sich endlich gegen männliche Dominanz und traditionelle Geschlechterrollen zu behaupten? Ganz offensichtlich kam Lilian auf dem beschwerlichen Weg etwas abhanden: Die Angst ist einem neuen Selbstbewusstsein gewichen.
Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Jakob Krese, Danilo do Carmo
Kamera
Arne Büttner, Danilo do Carmo
Schnitt
Sofia A. Machado
Produktion
Annika Mayer
Co-Produktion
Bruna Epiphanio
Ausgezeichnet mit: Lobende Erwähnung (im Rahmen des DEFA-Förderpreis)
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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Our Memory Belongs to Us Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Inmitten eines grausamen Konflikts setzen syrische Aktivisten ihre Hoffnung in die Produktion von Bildern. Was erzählen ihre Aufnahmen? Welche Rolle spielen sie als Zeugnisse?
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Our Memory Belongs to Us

Frihed, håb og andre synder – Den syriske revolution 10 år senere
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Dänemark,
Frankreich
2021
90 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Das Wertvollste, was Yadan auf seiner Flucht bei sich trägt, ist eine Festplatte. Fast 13.000 Videos befinden sich darauf, aufgenommen 2011 und 2012, von ihm und anderen Aufständischen in Daraa, der „Wiege“ der syrischen Revolution. Acht Jahre später kommen Yadan und zwei seiner Weggefährten in einem Theater in Paris zusammen, um dem Material (erneut) zu begegnen. Im Dialog zwischen den Männern und den Bildern beginnt ein Stück der Geschichte des Landes Gestalt anzunehmen.

Als friedlicher Protest in einen brutalen Krieg mündet, wird eine kleine Gruppe von Zivilisten zur Stimme von Daraa. Wo die offizielle Berichterstattung ausbleibt, filmen sie: zunächst um der Revolution in ihrer medialen Repräsentation zu tatsächlicher Existenz zu verhelfen, dann um in einem dringlichen Hilfsgesuch an die internationale Gemeinschaft Zeugnis abzulegen. Gegen die Menschenrechtsverbrechen der Regierungstruppen, gegen Granatbeschuss und Bomben – die Kamera ist ihre Waffe. Die filmische Anordnung wird zum Ausgangspunkt einer Reflexion über die Bedeutung der Bilder, damals und heute, und gibt zugleich Anstoß, persönliche in kollektive Erinnerung zu überführen. Wie schmerzhaft dieser Prozess ist, offenbaren die Reaktionen der Protagonisten. „Ist die Aufarbeitung der Geschichte all die Gewalt wert, die die Erinnerung wachruft?“, wird aus dem Off gefragt. Der Film gibt eine entschiedene Antwort.
Sarina Lacaf

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rami Farah, Signe Byrge Sørensen
Buch
Dima Saber, Rami Farah, Lyana Saleh, Signe Byrge Sørensen
Kamera
Henrik Bohn Ipsen
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Signe Byrge Sørensen, Lyana Saleh, Anne Köhncke
Co-Produktion
Reema Jarrar
Ton
Henrik Garnov
Musik
Kinan Azmeh
Ausgezeichnet mit: Filmpreis Leipziger Ring
Wettbewerb Publikumspreis 2021
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The Balcony Movie Paweł Łoziński
Paweł Łoziński stellte zwei Jahre lang seine Kamera auf dem Balkon auf und kam von dort oben mit den Menschen ins Gespräch, die vorbeigingen. Eine faszinierende Versuchsanordnung.
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The Balcony Movie

Film balkonowy
Paweł Łoziński
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Polen
2021
100 Minuten
Polnisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Die ganze Welt, eingefangen auf einem etwas tristen Gehweg in Warschau. Regisseur Paweł Łoziński stellte sich zwei Jahre lang mit der Kamera auf den Balkon seiner Wohnung und beobachtete von dort oben die Menschen, die unten vorbeigingen. Jene, die er sah und zum Reden brachte, sind jung und alt, Nachbarn oder einfach Passanten. Der Filmemacher spricht sie an, stellt Fragen, hört zu und schafft einen Raum für Gespräche, wie es sie zwischen Unbekannten selten gibt.

Wie reagieren Vorbeigehende, wenn sie vom Balkon aus gefilmt und von oben herab angesprochen, aufgehalten werden? Gehen sie kopfschüttelnd weiter? Oder lassen sie sich auf den Dialog ein? Dieser Ort und diese herbeigeführte Gelegenheit scheinen perfekt zu sein, um einen Film zu drehen, der seine eigenen Prämissen reflektiert. Denn offenbar haben Menschen ein ziemlich großes Bedürfnis, aus dieser ungewöhnlichen Position heraus von sich zu erzählen. Ob in Eile oder schlendernd, fröhlich oder nachdenklich, posierend oder ganz natürlich: Alle zufällig ins Blickfeld geratenden Beteiligten offenbaren etwas Besonderes. Jede Begegnung, so ungeplant sie ist, entpuppt sich als einzigartig. Manche Erwartung an einen bestimmten Typ Mensch wird enttäuscht, denn in Schubladen lässt sich kaum jemand stecken. Łozińskis Versuchsanordnung lädt zum Innehalten ein, zum Warten, bis die Welt in den Kamerawinkel tritt.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Paweł Łoziński
Buch
Paweł Łoziński
Kamera
Paweł Łoziński
Schnitt
Paweł Łoziński, Piasek & Wójcik
Produktion
Paweł Łoziński, Agnieszka Mankiewicz, Izabela Lopuch
Ton
Paweł Łoziński, Franciszek Kozłowski
Musik
Jan Duszyński
Filmvertrieb
Katarzyna Wilk
Ausgezeichnet mit: MDR-Filmpreis
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The Cars We Drove into Capitalism

The Cars We Drove into Capitalism
Georgi Bogdanov, Boris Missirkov
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Bulgarien,
Kroatien,
Tschechische Republik,
Dänemark,
Deutschland
2021
93 Minuten
Bulgarisch,
Tschechisch,
Englisch,
Deutsch,
Norwegisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als sich der Kauf eines Autos als Lebensaufgabe gestaltete – insbesondere für jene Europäer, denen maximal zwei Handvoll Marken zur Verfügung standen. Die munter montierte Kollektion von Auto-Biografien aus sozialistischer Produktion erinnert an vermeintlich unbeschwerte Zeiten, als das motorisierte Gefährt einfach Statussymbol sein durfte: frei von ideologischen Grabenkämpfen rund um Klimakrise und Mobilitätsdiät.

Von Russland über Bulgarien und Tschechien bis nach Deutschland und Norwegen werden Liebesgeschichten zwischen Mensch und Trabi, Moskwitsch oder Wolga filmisch festgehalten. Wir treffen Charaktere, die damals wie heute an ihrem geliebten Stück Blech hängen – oder es sogar zu einer stattlichen Sammlung gebracht haben. Da gibt es ein Paar, das sich auf einer Retro-Auto-Ausstellung lieben lernte und heute noch das gleiche Modell fährt. Wir begegnen einem Küster, der sein Dienstfahrzeug nach 32 Jahren Nutzung weitervererbt. Wir machen die Bekanntschaft eines Pin-ups, das stets vor Ost-Oldtimern posiert. Sie alle haben ein Faible für diese klapprigen Rostlauben. Denn obwohl die Fabrikate der sozialistischen Autoindustrie in der Regel langsam, klobig, mühsam zu fahren und zu reparieren waren – sie galten als Schauobjekte eines geglückten Lebens. Und in fast jeder Familie gab es eines: heiß begehrt, lang ersehnt, eifrig poliert.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Georgi Bogdanov, Boris Missirkov
Buch
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Kamera
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Schnitt
Emil Granicharov, Jacob Thuessen, Georgi Tenev
Produktion
Martichka Bozhilova
Co-Produktion
Tina Leeb, Miljenka Čogelja, Dana Budisavljević, Jiří Konečný, Sigrid Jonsson Dyekjær, Sascha Beier, Simone Baumann
Ton
Veselin Zografov
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The Good Soldier

Le bon soldat
Silvina Landsmann
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland,
Israel
2021
88 Minuten
Englisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Die NGO „Breaking the Silence” – kurz BtS – besteht aus ehemaligen israelischen Soldaten und Soldatinnen, die durch das Sammeln persönlicher Erinnerungsberichte auf den militärischen Alltag und den Umgang mit der Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufmerksam machen wollen. Die Regisseurin Silvina Landsmann ermöglicht mit ihrem Film einen Blick hinter die Kulissen einer umstrittenen Gruppierung mit einem kontrovers diskutierten Ansatz inmitten eines über 70 Jahre schwelenden Konflikts.

Was macht einen guten Soldaten aus? Die Fähigkeit, ohne Skrupel Befehle auszuführen, oder die Berücksichtigung von höheren moralischen Zielen im Umgang mit dem Feind? Letzteres war vielen Mitgliedern von BtS erst nach ihrer aktiven Militärzeit möglich. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit Einsätzen und Handlungen auseinander, die ihnen heute falsch vorkommen. Mit Videos, Vorträgen und Stadtführungen wenden sie sich an die israelische Bevölkerung und an ausländische Medien. Auf den Straßen Hebrons kommt es immer wieder zum Zusammenstoß zwischen BtS, israelischen Siedlern und dem Militär. Auch auf politischer Ebene wird die Organisation scharf kritisiert. Ihr wird vorgeworfen, Geschichten zu erfinden, dem Ruf Israels zu schaden und dem Antisemitismus in die Hände zu spielen. Mit filmisch nüchternen Bildern beobachtet Landsmann, wie die Gruppe äußerlich und innerlich um ihre Stimme kämpft.
Kim Busch

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Silvina Landsmann
Kamera
Silvina Landsmann
Schnitt
Tal Shefi
Produktion
Silvina Landsmann, Pierre-Olivier Bardet
Co-Produktion
Christoph Menardi
Ton
Ami Arad, Guy Barkay, Nadir Fleishman, Zohar Cheppa, Tully Chen