Filmarchiv

Filmstill Au Revoir, Pugs

Au Revoir, Pugs

Au Revoir, Pugs
Brett Allen Smith
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Italien,
Dänemark
2023
9 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Keine

Leicht entrückt, doch friedlich muten die Erinnerungswelten von Brett Allen Smith zunächst an. Da ist ein kleiner Mops – neugierig, fidel und vor allem lebendig, ein harmloser Auskundschafter von Wiesen und Wohnzimmern. Gleichzeitig treibt den Regisseur eine innere Bruchstelle an, eine Irritation, die es über Telefonate mit Familienmitgliedern auszuleuchten gilt: Wie real sind die Erinnerungen, die so gewaltige Spuren in ihm hinterlassen haben? Vor Smiths innerem Augen etwa türmt sich ein Hügel auf, unter dem zwei Hunde begraben liegen. Und es gibt Sonnenblumen, imposante Gewächse, die für seine fünfjährigen Kinderhände nicht zu pflücken sind, weil sich die Wurzeln so tief in den Boden gebohrt haben.

Heute, da der Regisseur selbst Vater und Hundehalter ist – Aufnahmen zeigen ein Baby samt Mops –, verwischt das gedankliche Gerüst, ja, vielleicht sogar etwas Identitätsstiftendes. Die Telefongespräche mit seinen Schwestern führen ins Leere. „Au Revoir, Pugs“ spielt auf visueller Ebene mit Abbildern, Animationen und nostalgischen Effekten, während Melodien von weither erklingen, süßlich und melancholisch, aber auch etwas unheimlich. Eine Verdichtung von nicht einmal zehn Minuten Länge, eine sich behutsam anschleichende Erschütterung.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Brett Allen Smith
Kamera
Brett Allen Smith
Schnitt
Brett Allen Smith
Produktion
Andrea Gatopoulos, Brett Allen Smith, Marco Crispano
Animation
Théo Chikhi
Kids DOK 2023
Filmstill Into the Blue
Into the Blue Ömer Sami
In Dänemark bietet die Polizei freiwillige Bootcamps für Mädchen an. Die 12-jährige Tatheer aus Kopenhagen nimmt teil. Weit weg von zu Hause ist sie am Ende ein paar Zentimeter gewachsen.
Filmstill Into the Blue

Into the Blue

I det blå
Ömer Sami
Kids DOK 2023
Dokumentarfilm
Dänemark
2022
28 Minuten
Dänisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

In Dänemark bietet die Polizei regelmäßig sogenannte Bootcamps an, um Nachwuchs zu finden. Vor allem Mädchen aus weniger privilegierten Verhältnissen werden angeworben. Die 12-jährige Tatheer aus Kopenhagen nimmt an solch einem einwöchigen Kurs teil. Weit weg von zu Hause, tief in den Wäldern muss sie sich in dieser neuen Gruppe zurechtfinden, um am Ende ein paar Zentimeter gewachsen zu sein.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ömer Sami
Kamera
Roxana Reiss
Schnitt
Laura Skiöld Østerud
Produktion
Alma Dyekjær Giese
Ton
Nanna Buch
Sound Design
Nanna Buch
Musik
Philip Owusu
Doc Alliance Award 2023
Filmstill Silent Sun of Russia
Silent Sun of Russia Sybilla Tuxen
Der Film begleitet drei junge Russinnen nach dem Angriff auf die Ukraine. Bleiben oder gehen? Ein eindringlicher Blick auf eine Generation im heutigen Russland und ihr Leben auf dem Sprung.
Filmstill Silent Sun of Russia

Silent Sun of Russia

Vi er Rusland
Sybilla Tuxen
Doc Alliance Award 2023
Dokumentarfilm
Dänemark
2023
71 Minuten
Russisch,
Georgisch,
Spanisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Aljona, Alika und Katja gehören zu einer Generation von jungen Russ*innen, die einfordern, was man ihnen nicht zugesteht. Sie sind Teil einer globalen Jugend, die von Selbstbestimmung und Freiheit träumt. Sybilla Tuxen begleitete ihre Protagonistinnen zwischen 2018 und 2022, bis in die Zeit nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, in der sich die drei jungen Frauen in einer neuen Realität wiederfinden. Jetzt erst recht bäumen sie sich auf gegen Putins Staat und leben seitdem ein Leben auf dem Sprung.

Eine hat es nach Georgien geschafft, eine andere geht nach Spanien, während die dritte in der Heimat bleibt. Über Smartphone und soziale Medien halten sie Kontakt. Aus ihren Gesprächen hört man, dass sie wie viele nicht daran glauben, politisches Engagement könne etwas ändern. Ihr Widerstand besteht vielmehr darin, ein modernes und westliches Leben zu führen, in dem Geschlecht, Sexualität, Popmusik und Identitätsfragen eine wichtige Rolle einnehmen. Tuxens düster-poetischer Debütfilm spielt nachts in Autos, Wohnungen und Hinterhöfen. Der Transit, in dem sich die drei befinden, wird physisch erlebbar. Durch ihre Geschichten bekommen wir einen seltenen Einblick in eine fast unsichtbare Seite des heutigen Russlands und in die Komplexität des gelebten Widerspruchs.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sybilla Tuxen
Kamera
Sybilla Tuxen
Schnitt
Enis Saraçi
Produktion
Rikke Tambo Andersen, Maria Møller Christoffersen
Sound Design
Mathias Dehn Middelhart
Filmstill The Gullspång Miracle

The Gullspång Miracle

Miraklet i Gullspång
Maria Fredriksson
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Schweden,
Norwegen,
Dänemark
2023
108 Minuten
Norwegisch,
Schwedisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Kari und May begegnen im schwedischen Gullspång einer Frau, die ihrer vor mehr als 30 Jahren verstorbenen Schwester Lita täuschend ähnlich sieht. Kein Zufall: Olaug wurde am selben Tag wie Lita im ländlichen Norden von Norwegen geboren; ein DNA-Test bestätigt, dass die beiden als Zwillingsschwestern zur Welt kamen. Die freudige Wiedervereinigung mit Kari, May und dem Rest der Familie bekommt jedoch bald Risse. Mit 80 Jahren ist Olaug in ihrer Identität erschüttert. Warum gaben ihre Eltern sie fort? Passt sie zu ihrer neuen, tiefreligiösen Verwandtschaft? An göttliche Offenbarungen glaubt sie nicht. Stattdessen treibt sie Litas vermeintlicher Selbstmord um – und tatsächlich stellt ihre detektivische Recherche deren Todesumstände zunehmend infrage.

An mindestens einer Stelle ist Regisseurin Maria Fredriksson hinter der Kamera hörbar verblüfft. Was wie ein Feel-good-Film beginnt, wird zur Charakterstudie über Identität, dann zu einer Art True-Crime- und schließlich zur Mystery-Story. Die Inszenierung setzt noch eine Schippe drauf, mal mit dramatischem, mal mit durchaus komischem Effekt: Die perfekt ausgeleuchteten Landhäuser mit Porträtfotos an den Wänden und der ironisch-suggestive Musikeinsatz erinnern an „Twin Peaks“. Manchmal schreibt das Leben die verrückteren Plot-Twists.

Jan-Philipp Kohlmann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Maria Fredriksson
Buch
Maria Fredriksson
Kamera
Pia Lehto
Schnitt
Mark Bukdahl, Orvar Anklew
Produktion
Ina Holmqvist
Sound Design
Rune Hansen
Musik
Jonas Colstrup
Filmvertrieb
Jenny Bohnhoff