Ein Ort in Gent, über den die fluguntüchtige und redselige Taube Lukaku wacht. In besonders enger Beziehung zu ihrem Besitzer Francesco D’Amico lebend, erhält sie Einblicke in die menschliche Groteske. Regisseurin Annelein Pompe lässt sie berichten, in die Welt der Taubenzucht einführen und die Gedanken einiger Personen aufdecken, die sich im ordinären Tagesgeschäft kleine, verborgene Refugien bewahren.
„Ich blicke hinter die Dinge“, sagt Lukaku. Den Hals so verdreht, dass sie die Welt kopfüber sieht, offenbart sich ihr Absonderliches. Sie geleitet durch einen flämischen Mikrokosmos, der von einem Honiggeschäft erzählt, genauso wie von einem Kiosk. In letzterem arbeitet Usman, ein pakistanischer Taubenliebhaber. Er ist sein eigener Chef, ganz im Gegensatz zum „niederländischen Taugenichts“ aus dem Honigladen, der von Überwachungskameras gegängelt wird und um seinen Job bangen muss. Annelein Pompe kreiert eine moderne Fabel, die von der Bindung der Menschen an ihre gewöhnliche Existenz berichtet – aber ebenso von jenen unsichtbaren Momenten, in denen sich Geist und Körper voneinander lösen, in denen das Träumen und Dichten beginnt. Pompe verschränkt diese menschliche Begabung zur Schattenarbeit mit der Faszination für Tauben, welche immer wieder zu ihren Besitzern zurückkehren und dennoch in Freiheit leben.
Carolin Weidner