Quartzsite, Arizona. Eine Stadt mitten in der Wüste verwandelt sich regelmäßig in einen riesigen Campingplatz, an dem bis zu eine Million Menschen aus den nördlichen US-Staaten dem Winter entfliehen. Der fällt hier nicht so frostig aus, und für 180 Dollar sind Leute jedweder Fasson willkommen, sich ein Stück trockener Erde zu mieten. Ryan Maxey gesellte sich drei Saisons in Folge dazu und nähert sich der zusammengewürfelten Community mit einem intimen und zugleich nüchtern registrierenden Blick.
Meth-Junkies, Schießeisenverehrer, Verfassungshüter, eine rosa gekleidete, Kuscheltiere züchtende Transfrau und weiße Männer, die „Black Guns Matter“ auf dem T-Shirt tragen. Es wird mit allem gehandelt und sich gegenseitig geholfen. Manchmal kann es durchaus rau zugehen. Die US-amerikanische Flagge, immer wieder Waffen und gemeinsames Beten gehören zum Alltag wie die demokratische Wahl zwischen Pancakes und Hamburgern. Maxeys dokumentarischer Streifzug führt ihn durch all diese Leben und Lebensentwürfe, die er mal behutsam liebevoll, mal kopfschüttelnd wahrzunehmen scheint. Trotz kritischer Halbdistanz ist er unverkennbar Teil der Gemeinschaft, die er porträtiert. Sein Film, in gewisser Weise ein Gemeinschaftswerk, bündelt die Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven über verschiedene Zeiten hinweg an diesem Ort. Ambivalenzen bleiben bestehen, weshalb jede Wertung vorläufig sein muss.
Borjana Gaković