„Hüte dich vor allem, besonders vor den Männern“, wurde Zelma als Faustregel für ein gelingendes Leben als Frau mitgegeben. Wenn einem aber die größte aller Lieben begegnet, und das passiert Zelma mehrfach, übernimmt die Biochemie das Zepter und alle Ratschläge sind vergessen. In einem animierten Musical tanzt sich Signe Baumanes Protagonistin durch vielversprechende romantische Anfänge, enttäuschte Erwartungen und scheiternde Ehen – um herauszufinden, dass sie die Regeln am besten selbst bestimmt.
Wie viel diese Zelma mit ihrer Erfinderin zu tun hat? Ob auch Signe Baumane irgendwann einmal einem Sergej begegnete und von Noradrenalin, Serotonin und Dopamin so aus der Fassung gebracht wurde, dass sie seinen herablassenden Tonfall glatt überhörte? Die in Lettland geborene Wahl-New-Yorkerin ist jedenfalls dafür bekannt, Tabus und fragwürdige Konzepte von gewünschter und gestatteter, also „richtiger“ Weiblichkeit als Reibungsfläche für ihre Geschichten zu nutzen. Lange blieb sie der kurzen filmischen Form treu, bis sie 2014 mit „Rocks in My Pockets“ ihren ersten abendfüllenden Animationsfilm vorstellte – auch bei DOK Leipzig. Mit „My Love Affair with Marriage“ schließt sie daran an – nicht nur in Bezug auf die Länge, sondern auch in der ironischen, amüsanten und dennoch ernsthaften Auseinandersetzung mit den Rollen, die Biologie und ungeprüft weitererzählte Mythen für Frauen vorsehen.
Sylvia Görke