Filmarchiv

Filmstill Mamie 44

Mamie 44

Mamie 44
Lucie Dèche
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Frankreich
2023
55 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Im Weinbetrieb des Vaters im Südwesten Frankreichs gärt ein altes Familiengeheimnis. Der Großvater war 1944 von der Résistance exekutiert worden, er hatte mit den Nazis kollaboriert. Jahrzehntelang wurde nicht darüber gesprochen, der Arbeitsalltag ging weiter, vom Anbau zur Ernte, vom Keltern zur Reifung, ein ewiger Kreislauf. Die Tochter kommt mit einer Kamera und einem Mikrofon zu Besuch. Sie remixt die Geräusche der Landwirtschaft, stellt Fragen, baut im experimentellen Dazwischen von Bildern und Tönen Öffnungen für den Vater, um zu sich zu kommen. Was begraben und untergepflügt ist, kann vielleicht heute reflektiert werden – wenn es für Momente gelingt, aus dem Kreislauf auszubrechen.

Der Vater hat Antworten. Er kennt das patriarchale System der Landwirtschaft, in dem Neid unter Nachbarn herrscht und die unangenehmen Dinge verscharrt werden, um nicht auf die Kinder überzugehen. Trotzdem löst sich das Verscharrte nicht vollständig auf, seit Generationen. Insekten schwirren über der Erde, irgendetwas darunter zieht sie an. Ein kleiner Frosch gerät mit den Trauben in die Presse. Und die Tochter der Filmemacherin sucht nach einer neuen Tonart auf dem alten Familienklavier.

Jan Künemund

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lucie Dèche
Kamera
Lucie Dèche
Schnitt
Caro Beuret
Produktion
Guillaume Bordier
Sound Design
Lucie Dèche
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Camera Lucida 2023
Filmstill Man in Black
Man in Black Bing Wang
Ein Theater in Paris wird zur Bühne für eine eindrucksvolle Begegnung: Der hochbetagte Komponist Wang Xilin ist nackt – und entblößt die Grausamkeiten des kommunistischen Regimes in China.
Filmstill Man in Black

Man in Black

Man in Black
Bing Wang
Camera Lucida 2023
Dokumentarfilm
Frankreich,
USA,
UK
2023
60 Minuten
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Nicht im Anzug, wie der Titel es vielleicht vermuten ließe, betritt Wang Xilin die Bühne, sondern völlig nackt. Er streckt und beugt sich, er wirkt, als würde er sich mit der Umgebung vertraut machen, vollführt Stimmübungen, nimmt Platz am Klavier. Wang Xilin zählt zu Chinas wichtigsten Komponisten zeitgenössischer Musik, bereits in seiner Jugend verfasste er erste Symphonien. Wang Bing gibt dem 86-Jährigen mehr als nur ein bisschen Raum. Für sein Porträt schenkt er ihm das ganze Théâtre des Bouffes du Nord in Paris.

Hier unternimmt Wang Xilin eine Rückschau auf sein von Tortur und Unterdrückung geprägtes Leben, rekapituliert die Drangsal im kommunistischen China, berichtet von ausgeschlagenen Zähnen und Albträumen, von Selbstmorden im intellektuellen Milieu. Dabei werden seine Auskünfte immer wieder durch imposante musikalische Arrangements untermalt, manchmal sogar von ihnen überstimmt. Dann donnert ein Orchester aus dem Off, Wang Xilins Körper bäumt sich auf – „Man in Black“ ist auch eine exorzistische Oral History. Der Komponist macht sich zum Instrument seiner selbst, zum Medium einer gewaltsamen Epoche und teilt seine Empfindungen buchstäblich unverhüllt.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Bing Wang
Kamera
Caroline Champetier
Schnitt
Claire Atherton
Produktion
Lihong Kong, Sonia Buchman, Nicolas R. De La Mothe
Co-Produktion
Karin Chien, Liza Essers
Ton
Erwan Kerzanet, Emmanuel Soland
Musik
Xilin Wang
Filmvertrieb
Lya Li
-
Ying Wang, Xilin Wang, Xiaoxia Zhou
Filmstill Margarethe 89

Margarethe 89

Margarethe 89
Lucas Malbrun
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich
2023
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

In farbenfrohen Filzstiftbildern und klaren Linien zeichnet sich das Ende realsozialistischer Unterdrückung, verhängnisvoller Liebe und stillschweigender Doppelmoral ab. Leipzig, 1989. Noch gehört die Stadt den Blauhemden der Freien Deutschen Jugend, noch ist in Festtagsansprachen von einem blühenden Land die Rede. Weggesperrt in einer psychiatrischen Klinik wegen der Zugehörigkeit zur Leipziger Punkszene und beschimpft als „Teil der feindlich-negativen Kräfte“, die die DDR von innen aushöhlen: Margarethe hält das aus. Schlussendlich sind es jedoch die fehlenden Briketts und das kalte Wasser in der Gemeinschaftsdusche, welche die junge Frau von der Nähe zu ihrem Freund Heinrich träumen lassen. Während die Proteste auf den Straßen sich entwickeln, spielt Heinrich mit seiner Band kirchlich organisierte Punkkonzerte, die eine Aussicht auf Freiheit erahnen lassen. Doch Stasi-Spitzel sind präsenter denn je – bis die gerade errungene Reisefreiheit sie mit den Lichtern des Feuerwerks in alle Winde zerstreut.

Jana Kraft

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lucas Malbrun
Buch
Lucas Malbrun, Marie Larrivé
Kamera
Lucas Malbrun
Schnitt
Clara Saunier, Vincent Tricon
Produktion
Nicolas de Rosanbo, Céline Vanlint
Ton
Elodie Thevenin
Sound Design
Quentin Romanet
Musik
Mael Oudin
Filmvertrieb
Miguel Español Celiméndiz
Künstlerisches Design
Morgan Curt, Hippolyte Cupillard, Jean-Baptiste Peltier, Charlie Belin, Jonas Schloesing, Daria Skripka, Yehor Bondarenko, Angelina Dorozhinskaia
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Internationaler Wettbewerb 2021
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May God Be with You Cléo Cohen
Die junge Französin Cléo Cohen in der Identitätskrise: Ist sie Jüdin? Araberin? Im Klaren scheinen sich selbst ihre Großeltern nicht. Cléo ringt um das Klare: intensiv, spielerisch.
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May God Be with You

Que Dieu te protège
Cléo Cohen
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Frankreich
2021
77 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Die Regisseurin unternimmt den Versuch einer Selbstverortung. Denn in Cléo Cohen, einer jungen Französin, haben historische Erosionen in Gesellschaft und Politik zu einer Identitätskrise geführt. Ist sie Araberin? Jüdin? Mithilfe ihrer Großeltern, die allesamt als Juden aus dem Maghreb nach Frankreich emigrierten, ringt sie um Klärung. Die Befragungen sind spielerisch, aber bestimmt. Cléo weckt Erinnerungen, konfrontiert, sinniert in der Badewanne.

Ob sie „sedje“ sei, fähig zu heiraten, will sich Cléo bei ihrer Großmutter Flavie vergewissern. Diese reagiert ausweichend. Ihre Schwester wäre es in jedem Fall, findet Flavie. Und auch Cléo wisse ungefähr, wie man Dinge bewerkstelligt. Doch ganz überzeugt wirkt sie nicht. Cléo Cohen steckt mitten in einem Findungsprozess. Ihre Großeltern spielen eine Rolle dabei. Kamen die einen als algerische Juden nach Frankreich, übersiedelten die anderen aus dem Nachbarland Tunesien, ebenfalls als Juden. Cléo ist verwirrt. Die Muttersprache von Denise etwa ist Arabisch, sie beherrscht die arabische Küche, doch Araberin ist sie keine? Mit allen führt sie Gespräche, drängt sich forsch, aber herzlich in die Vergangenheit. Sie liest die Schriften von Albert Memmi, der als Sohn jüdischer Eltern unter der französischen Kolonialherrschaft in Tunis aufwuchs; sie hört den Song „Juifs arabes“ von Philippe Katerine. Sie reist nach Tunesien.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Cléo Cohen
Kamera
Cléo Cohen
Schnitt
Saskia Berthod
Produktion
Rebecca Houzel, Maria Knoch
Ton
Gilles Bénardeau
Musik
Patrick Bismuth
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Ausführende Produktion
Petit à Petit Production
Ausgezeichnet mit: Preis der Interreligiösen Jury
Tanz in der Dunkelheit 2022
Filmstill Meat Joy
Meat Joy Pierre Dominique Gaisseau, Carolee Schneemann
Tanz ist vor allem körperlich und „Meat Joy“ die filmische Essenz einer tabulos zelebrierten Performance-Improvisation mit viel Haut und zu vieldeutigen populären Songs.
Filmstill Meat Joy

Meat Joy

Meat Joy
Pierre Dominique Gaisseau, Carolee Schneemann
Tanz in der Dunkelheit 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
1964
11 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Tanz ist vor allem körperlich. Geruch, Wärme, Berührung – „Meat Joy“ präsentiert zu einer Collage aus vieldeutigen Popsongs die Essenz davon. Carolee Schneemann bringt das tabulos zelebrierte physische Erlebnis einer glitschigen, erotischen Performance-Improvisation hautnahe. Mit Bildausschnitt, Filmmontage und einer an die Malerei angelehnten visuellen Ästhetik löst sie die Körperformen auf.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Pierre Dominique Gaisseau, Carolee Schneemann
Schnitt
Carolee Schneemann, Trevor Shimizu
Produktion
Carolee Schneemann
Sound Design
Carolee Schneemann, James Tenney, Trevor Shimizu
Performer
Carolee Schneemann
Filmstill Motorrodillo

Motorrodillo

Motorrodillo
Alba Jaramillo
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Kolumbien,
Frankreich
2022
30 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Im ländlichen Norden Kolumbiens, in dem die Bahngleise längst stillgelegt sind, weiß man sich durch eine Flotte von „Motorrodillos“ – Motorrad-angetriebene Minizüge – selbst zu helfen. Täglich fahren Dolly und ihre Kollegen Schulkinder, Waren und Reisende über abenteuerliche Strecken von Dorf zu Dorf. Wer unterwegs auf Gegenverkehr trifft, muss von den Schienen steigen. Wer Löcher auf den Gleisen findet, der flickt sie kurzerhand. Ein liebevolles Porträt eines selbstorganisierten Transportsystems.

Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Alba Jaramillo
Kamera
David Horacio Montoya
Schnitt
Francine Lemaître
Produktion
Qutaiba Barhamji, Marie-Odile Gazin, Alba Jaramillo
Ton
Andres Acevedo, Manuel Vidal
Kids DOK 2021
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Mum Is Pouring Rain Hugo De Faucompret
Jane muss Weihnachten bei ihrer Großmutter auf dem Land verbringen: Wie langweilig! Doch allen Widrigkeiten zum Trotz entpuppen sich die Ferien als ein echtes Abenteuer.
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Mum Is Pouring Rain

Maman pleut des cordes
Hugo De Faucompret
Kids DOK 2021
Animationsfilm
Frankreich
2021
29 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Keine

Die Mutter von Jane macht eine schwere Zeit durch und eröffnet ihr, dass sie diese Weihnachten bei ihrer Großmutter „Zwiebel“ auf dem Land verbringen muss. Keine Widerrede. Jane hat dazu überhaupt keine Lust: Wie langweilig! Doch allen Widrigkeiten zum Trotz entpuppen sich die Ferien als ein echtes Abenteuer. Jane lernt neue Freunde kennen und beginnt, sich anderen zu öffnen.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Hugo De Faucompret
Buch
Lison d’Andréa, Hugo De Faucompret
Schnitt
Benjamin Massoubre
Produktion
Ivan Zuber, Antoine Lietout
Co-Produktion
Emmanuèle Pétry-Sirvin, Jean-Baptiste Wery
Musik
Pablo Pico
Animation
Eva Lusbaronian
Filmvertrieb
Emmanuèle Pétry-Sirvin
Broadcaster
Canal+
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The Mechanics of Fluids
The Mechanics of Fluids Gala Hernández López
Incel-Kultur ist Ausdruck eines aktuellen Männlichkeitsverständnisses. López’ Essay untersucht den Echokammereffekt im Netz und das Gefühl von Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.
Filmstill The Mechanics of Fluids

The Mechanics of Fluids

La mécanique des fluides
Gala Hernández López
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Frankreich
2022
39 Minuten
Englisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

2018 veröffentlichte ein User namens AnathematicAnarchist einen Abschiedsbrief in einem Online-Forum für Incels – eine Subkultur heterosexueller Männer, deren Selbstmitleid, Frauenhass und Gewaltfantasien vielerorts das Internet bestimmen und mancherorts offline Taten auslösen. Nahm er sich wirklich das Leben? Ist Amerika verantwortlich für seinen Tod, wie er in seinem Text behauptet? Eine Spurensuche in finsteren Ecken des Netzes, ein Essay über Schmerz und Einsamkeit in Zeiten von Algorithmen.

Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Gala Hernández López
Buch
Gala Hernández López
Kamera
A. Pol Camprubí
Schnitt
Gala Hernández López, Alberto Dexeus
Produktion
Lucas Le Postec, Thibault de Gantes, Ninon Chapuis
Ton
Diego Delgado
Sound Design
Mélia Roger
Musik
Mélia Roger
Animation
Claudia Martín