Suzanne from Day to Day
Ein Jahr lang, über alle vier Jahreszeiten hinweg, begeben sich Stéphane Manchematin und Serge Steyer immer wieder in die Vogesen. Hier wohnt Suzanne, eine inzwischen auf mehr als neun Dekaden Leben zurückblickende Dame, die stoisch an der Selbstversorgung in ihrem Geburtshaus festhält. Der Ort lässt jeglichen Komfort vermissen, weder Strom- noch Wasseranschluss helfen beim Kochen oder Heizen. Dennoch fehlt es Suzanne an nichts: Sinkt die Innentemperatur im Winter in den einstelligen Bereich, nimmt sie schlicht eine Wärmflasche mit ins Bett und schichtet eine zusätzliche Decke über sich. Im Bad plätschert das Wasser verlässlich aus einer Rinne, und fällt das Licht auf die umstehenden Glaskaraffen, tanzt es alsbald durch den Raum.
Manchematin und Steyer verstehen es, alltägliche Prozeduren und Gegebenheiten sehr wachsam und feinfühlig in Szene zu setzen – ihr Film mäandert so beiläufig wie konzentriert. Und auch Suzanne ist mehr und mehr nahezukommen. Schon nach kurzer Zeit entwickelt man einen Sinn für ihre Gepflogenheiten, registriert amüsiert ihre ewige Zwirbelei an der Telefonstrippe oder identifiziert eine doch recht forsche Person hinterm Steuer. Das alles geschieht ohne Verklärung oder Kitsch. Vielmehr ist die Beobachtung von reichlich lakonischer Weisheit geprägt.