Filmarchiv

Jahr

Retrospektive 2021
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Aufschub Harun Farocki
Material aus dem NS-Judendurchgangslager Westerbork. Von hier aus ging es in den Tod, auch für den Kameramann. Farocki untersucht die stummen Sequenzen: Eine Operation am Narrativ.
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Aufschub

Aufschub
Harun Farocki
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland,
Südkorea
2007
40 Minuten
deutsche Titel
Untertitel: 
Keine

Wer im NS-Judendurchgangs- und Sammellager Westerbork in den besetzten Niederlanden inhaftiert war, hatte den Tod vor Augen: Die Züge von hier gingen nach Auschwitz, nach Sobibór. 1944 gab der Lagerkommandant dem kurz darauf ermordeten Häftling und Kameramann Rudolf Breslauer den Auftrag, im Lager zu filmen, wohl um die eigene „Arbeitsleistung“ visuell belegen zu können. Aus dem überlieferten stummen Material kompilierte Harun Farocki, westdeutscher Doyen der essayistischen Bildkritik, eine ebenfalls stumme, nur in Texttafeln kommentierte Sequenzanalyse. Es ist eine Operation am verborgenen Narrativ, nicht am offenen Herzen.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Harun Farocki
Buch
Harun Farocki
Kamera
Rudolf Breslauer
Schnitt
Lars Pienkoß, Harun Farocki
Produktion
Harun Farocki
Retrospektive 2021
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Das leere Haus Miriam Pfeiffer
Nach der Wiedervereinigung wächst die Israelitische Religionsgemeinde Leipzig – sie braucht Platz. Doch das neue Domizil bleibt vorerst leer: benachbarte Grundeigentümer klagen.
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Das leere Haus

Das leere Haus
Miriam Pfeiffer
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2004
30 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Die Israelitische Religionsgemeinde Leipzig ist nach der Wende durch Zuzug auf eine stattliche Größe angewachsen, zu groß für die angestammten Räume. Das Ariowitsch-Haus, in den 1920ern als Israelitisches Altenheim errichtet, soll einem großzügiger dimensionierten Kultur- und Begegnungszentrum Obdach geben – und gleichzeitig an die 1942 nach Theresienstadt deportierte Heimbewohnerschaft erinnern. Doch der Ausbaubeginn verzögert sich: benachbarte Grundbesitzer klagen. Miriam Pfeiffer schaltet sich in die laufende öffentliche Debatte ein und befragt Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu ihren Vermutungen über Gründe für die Verweigerung, die dem zuständigen Gericht vielleicht noch nicht bekannt sind.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Miriam Pfeiffer
Kamera
Miriam Pfeiffer, Alexandra Czok
Schnitt
Maurice Hünsni
Produktion
Schulmuseum Leipzig
Ton
Anja Hempel, Gert Blumhagen
Musik
Chor der Israelitischen Religionsgemeinschaft zu Leipzig
Retrospektive 2021
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Der Weg, den wir nicht zusammen gehen Dominik Graf
Zum Omnibusfilm „Deutschland 09“ steuerte Dominik Graf eine Reflexion über die westdeutsche Stadtarchitektur nach 1945 bei: Improvisationen, die nach 1990 dekorativ geordnet werden.
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Der Weg, den wir nicht zusammen gehen

Der Weg, den wir nicht zusammen gehen
Dominik Graf
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2009
13 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Das Projekt „Deutschland 09“ versammelte die Oberliga des deutschen Autorenfilms zu einer Bestandsaufnahme der Berliner Republik in individuellen Filmbeiträgen. Dominik Graf steuerte zum collagierten Deutschland-Bild eine auf altem Super8-Material gedrehte Reflexion über die Stadtarchitektur nach 1945 bei: provisorische, liederliche Ensembles aus hübsch-hässlichen Behördenbauten, abgezäunten Brachen, zugigen Ladenzeilen und unbehausten Wohnblöcken in München, Duisburg, Frankfurt am Main, Westberlin, allesamt Zeugnisse eines ungeplanten Durchgangsverkehrs für soziale und migrantische Milieus. Der wiedervereinigten Aufräum-, Renovier- und Dekorationslust sind sie ein Dorn im Auge.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Dominik Graf
Buch
Dominik Graf
Kamera
Martin Gressmann
Schnitt
Katja Dringenberg
Produktion
Dirk Wilutzky, Tom Tykwer
Ton
Andreas Mücke-Niesytka
Retrospektive 2021
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Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet Kurt Gerron, Karel Pečený
In Fragmenten überlieferte NS-Propaganda, die das Lager als Ruhesitz für jüdische „Aussiedler“ inszeniert. Der Häftling und zwangsverpflichtete Co-Regisseur Kurt Gerron starb im Gas.
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Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet

Theresienstadt. Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet
Kurt Gerron, Karel Pečený
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
1944
17 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Ein nur in Fragmenten überlieferter NS-Propagandafilm, der seine Wirkung nie „erproben“ konnte. Erst intensive Forschungen identifizierten die verstreuten Reste, berichtigten den kolportierten Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ und klärten, wer den ursprünglich etwa 90-minütigen Betrugsversuch vor dessen Verschwinden überhaupt hatte sehen können. Die avisierte internationale Öffentlichkeit war 1944/1945 nicht mehr zu erreichen. Aber wäre sie von dem hier inszenierten Ruhesitz für „ausgesiedelte“ Jüdinnen und Juden überzeugt gewesen? Kurt Gerron, Film- und Theaterberühmtheit, im Getto interniert und als Co-Regisseur zwangsverpflichtet, wurde noch 1944 nach Auschwitz deportiert und vergast.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Kurt Gerron, Karel Pečený
Buch
Kurt Gerron
Kamera
Ivan Fric, Čeněk Zahradníček, Josef Cepelak, Karel Pečený
Schnitt
Ivan Fric
Produktion
Karel Pečený
Ton
Jaroslav Sechura, Josef Francek