Woher kommt es, dass der Mond die von ihm beschienene Erde in solch ein gleichermaßen vertrautes wie rätselhaftes Licht zu tauchen vermag? Und wieso haben sich unzählige Mondsüchtige des internationalen Films von dieser magischen Kraft so willig verführen lassen, dass sie wichtige Szenen ihrer Werke in der somnambulen Stimmung zwischen zutiefst dekadentem Blutmond und der frischen Unschuld des Neumonds spielen ließen? „To the Moon“ ist die hinreißende Ode an ein Zentralmotiv des Kinos.
Wie hypnotisiert überließ sich auch Regisseur Tadhg O’Sullivan dem seltsamen Mondlicht und seiner zusätzlichen Aufladung durch das Kino. Aus 130 Sequenzen der internationalen Filmgeschichte sowie berückenden, exklusiv für dieses Vorhaben gedrehten 16mm-Aufnahmen webte er eine immersive Metaerzählung, zu der präzise gesetzte Filmdialoge, literarische „Mondpassagen“ und ein virtuos eklektischer Soundtrack das ihre beitragen. Sind hier die eigenen Mondfilme, in die man irgendwann einmal hoffnungslos verliebt war, zu finden? Haben vielleicht „Black Moon“ (nein), „Suspiria“ (nein) oder „Carnival of Souls“ (ja) bei Tadhg O’Sullivan einen angemessenen Platz bekommen? Viele mögen so fragen. Doch auf die Enttäuschten wartet tiefer Trost: Jeder vermisste Film wird von drei anderen aufgewogen, die einen so verblüffen, dass sich der Verlust leicht verschmerzen lässt.
Ralph Eue