Kristina
Ihm sei es mit diesem Film um die fließenden Grenzen zwischen Dokumentarfilm und Fiktion gegangen, erläutert Regisseur Nikola Spasić in einem Interview, und mit Kristina habe er dafür die perfekte Protagonistin gefunden: jemand mit einer interessanten persönlichen Geschichte, der darüber hinaus auch schauspielern kann. Und so spielt sie sich selbst, Kristina, eine transsexuelle Sexarbeiterin in Serbien. Sie wohnt allein mit ihrer Katze in einem schönen alten Haus, sammelt Antiquitäten und praktiziert Ikebana auf der Terrasse ihres Gartens. Sie trifft sich mit Freund*innen, besucht ein Kloster, lebt ihre Religiosität, arrangiert ein Kruzifix.
Unterbrochen wird diese Idylle immer wieder vom aufdringlichen Klingelton ihres Diensthandys. Aber auch das Treffen mit dem Kunden, der kurze Zeit später vor ihrer Tür steht, ist wohldurchdacht und steht nicht im Widerspruch zu Kristinas elegantem, anmutigem und heiterem Dasein, das sie selbstbestimmt nach ihren eigenen Vorstellungen gestaltet. Insgesamt haben die makellos kadrierten und komponierten Tableaus etwas Überhöhtes. Doch Spasić betont mit seiner ästhetischen Inszenierung die unumstößliche Freiheit dieser modernen Frau, die er hier in einem intimen wie gewagten Porträt festhält.