EX-tract
„Kann uns das Verschwinden der Nashörner berühren, wenn wir noch nie einen Schmetterling auf der Hand gespürt haben?“, fragt Marcel Barelli nicht ohne Pathos, aber ins Mark treffend, in seinem animierten Manifest. Er zitiert damit Daniel Paulys Shifting-Baseline-Syndrom-Theorie: Wir Menschen würden Normalität immer an unseren eigenen Erfahrungswelten und nicht an historischen Veränderungen bemessen und deshalb auch die Umweltzerstörung eher akzeptieren. Es ist nicht die einzige Anspielung, die in Barellis kompaktem Dreiminüter steckt: Er referenziert die „sechste Auslöschung“, also das aktuell stattfindende, menschengemachte Artensterben, und das Sanduhr-Symbol der Extinction-Rebellion-Bewegung. Dieser Film, den man unbedingt als Aufruf zum aktiven Widerstand verstehen sollte, bettet seine Überlegungen allerdings künstlerisch ein.
Mit der verdunstenden Wasseranimation auf Papier hat Barelli sich für eine einfache und stimmige Animationstechnik entschieden, die mittels Flüchtigkeit Arten-Sterben und Arten-Vergessen perfekt einfängt. Hinzu kommt Archivmaterial. Anders als die von ihm verehrten „Cinétracts“-Flugblattfilme von 1968, aber ebenso eindringlich, wählt er für seinen Appell eine zeitgemäße, persönliche Ansprache. Berührend verwebt er seine Thesen mit der eigenen Biografie: Familienbilder weisen in eine Zeit, als Barelli selbst noch „mit Dinosauriern spielte und Hühnchen aß“.
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