Love Is Not an Orange

Filmstill Love Is Not an Orange

Love Is Not an Orange

Love Is Not an Orange
Otilia Babara
Panorama Mittel- und Osteuropa 2022
Dokumentarfilm
Belgien,
Moldawien,
Niederlande,
Frankreich
2022
73 Minuten
Rumänisch
Untertitel: 
Englisch

„Stell dir vor, diese Kamera ist deine Mutter“, sagt ein Vater zur Tochter. Etliche Familien aus der Republik Moldau begannen in den 1990er Jahren einen ritualisierten Postverkehr zwischen den aus ökonomischen Gründen migrierten Müttern und den Angehörigen in der Heimat: Erstere schickten Geld und Güter, letztere schickten Videotapes. Solche Amateuraufnahmen sind das Material dieses Films. Sie bezeugen die schmerzhaften Leerstellen der Abwesenden im Leben der Daheimgebliebenen.

Migration ist ein großer Faktor in postsozialistischen Staaten, die nach dem Ende der Sowjetunion von Rezession und Inflation gebeutelt waren – und in diesem Fall zusätzlich vom Bürgerkrieg um Transnistrien. Nach Daten von 2011/2012 hatten etwa dreißig Prozent der moldauischen Kinder einen Elternteil im Ausland. Auch in dem kleinen Land zwischen Rumänien und der Ukraine entscheidet sich ein höherer Anteil der Väter für Arbeitsmigration. Otilia Babara interessiert sich aber spezifisch für die Folgen von langjährig abwesenden Müttern, die etwa in Italien im Pflegedienst für den Unterhalt ihrer Familie sorgen und ihre Liebe in Carepaketen ausdrücken. Der gerade für Mädchen prägende Verlust der Verbindung zur Mutter – die jeweils abseits der Bilder bleibt – äußert sich in den Bruchstellen der inszenierten Homevideos, wenn abschweifende Blicke verraten, dass die Kinder an ihre Rückkehr nicht mehr glauben.
Jan-Philipp Kohlmann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Otilia Babara
Buch
Otilia Babara
Schnitt
Pierpaolo Filomeno
Produktion
Hanne Phlypo
Co-Produktion
Christine Camdessus, Simone van den Broek, Otilia Babara
Ton
Mark Glynne
Sound Design
Olmo van Straalen
Nominiert für: MDR-Filmpreis