Jurys 2023


Die Autorin, Regisseurin und Produzentin Jennifer Fox wird seit den 1980er Jahren für ihre bahnbrechenden Kino- und Fernsehproduktionen regelmäßig mit internationalen Festival- und Spartenpreisen geehrt. Bereits ihre erste abendfüllende Regiearbeit „Beirut: The Last Home Movie“ (1987) gewann unter anderem beim Sundance Film Festival 1988 den Großen Preis der Jury in der Kategorie Dokumentarfilm. Besonders in ihren dokumentarischen Projekten, darunter „Wiederkehr – My Reincarnation“ (2011), entwickelt sie eine stilistisch und erzählerisch markante Handschrift, die in der Filmpublizistik prominent diskutiert wird. Sie ist Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.


1977 in Bukarest geboren, begann Radu Jude seine Karriere als Regieassistent, unter anderem für Costa-Gavras und Radu Muntean. Nach ersten eigenen Kurzfilmen widmet er sich seit seinem Spielfilmdebüt „The Happiest Girl in the World“ (2009) vor allem fiktionalen und essayistischen Formen des Films. Seine Regiearbeiten wurden mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. So gewann er mit „Aferim!“ (2015) einen Silbernen Bären und mit der Gesellschaftssatire „Bad Luck Banging or Loony Porn“ (2021) einen Goldenen Bären bei der Berlinale. Sein jüngster Film, die Komödie „Do Not Expect Too Much from the End of the World“ (2023), erhielt in Locarno den Spezialpreis der Jury.


Nach ihrem Abschluss in klassischer und französischer Literatur begann Marie-Pierre Macia ihre Karriere in der Cinémathèque Française. Sie war für das San Francisco International Film Festival tätig, gründete die Industry-Abteilung des Thessaloniki Film Festival und setzte sich als Leiterin der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes für die Spielfilmdebüts heute namhafter Filmemacher*innen wie Sofia Coppola oder Carlos Reygadas ein. Zu ihrer beeindruckenden Filmografie als Produzentin gehören unter anderem „Das Turiner Pferd“ (2011) von Béla Tarr und „Mariner of the Mountains“ (2021) von Karim Aïnouz. Derzeit arbeitet sie an einem neuen Dokumentarfilm von Lucrecia Martel.


Seit mehr als 25 Jahren produziert und vertreibt Steven Markovitz Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme von afrikanischen Regisseur*innen, die das vorherrschende Bild des Kontinents infrage stellen. Mitbegründer der Produktionsfirma Big World Cinema (1994) und des Encounters South African International Documentary Festival (1999), leistet Steven Markovitz unter anderem auch als Gründungs- und Vorstandsmitglied der Förder- und Ausbildungsinitiative Documentary Africa (DocA) einen wichtigen Beitrag zum afrikanischen Kino. Für seine Verdienste wurde er kürzlich von der Regierung von Burkina Faso zum Ritter geschlagen. Er ist Mitglied der Academy of Motion Picture Arts and Sciences.


Rima Mismar schrieb bereits während ihres Studiums in lokalen Zeitschriften über Film und Kino. Nach ihrem Abschluss in Kommunikationswissenschaften an der Libanesisch-Amerikanischen Universität in Beirut schlug sie 1999 eine berufliche Laufbahn als Filmkritikerin und -publizistin ein. Sie war Jurorin und Teil der Auswahlkommissionen verschiedener Festivals, moderierte Podiumsdiskussionen, verfasste Skripte, recherchierte für Dokumentarfilmprojekte und sammelte Erfahrungen als Fernsehproduzentin und -autorin. 2011 kam sie als Filmprogramm-Koordinatorin zum Arab Fund for Arts and Culture (AFAC), wo sie 2015 zur stellvertretenden und 2016 zur amtierenden Direktorin ernannt wurde.


Pavel Horáček wurde in České Budějovice geboren, studierte Filmgeschichte und Audiovisuelle Kultur an der Masaryk-Universität in Brno und widmete sich in seiner Dissertation Ausdrucksmitteln und Techniken des Animationsfilms, insbesondere des tschechischen. Der gefragte Fachautor und Festivaljuror war Programmdirektor beim Internationalen Animationsfilmfestival AniFest in Teplice und bekleidet diese Funktion seit 2013 beim IFAF Anifilm, zunächst in Třeboň, jetzt in Liberec. Er ist Initiator und Dramaturg des Internetportals aniont.com, hat DVD-Anthologien mit tschechischen Animationsfilmen kuratiert und konzipiert Animationsprogramme für nationale und internationale Institutionen.


Anne Isensee ist eine Animationsregisseurin und Animatorin aus Berlin. Sie studierte zunächst ein bisschen Medien und Soziologie, bevor sie zur Vernunft kam und Animation an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, der École nationale supérieure des Arts Décoratifs in Paris und als Fulbright-Stipendiatin an der School of Visual Arts in New York studierte. Ihre Kurzfilme werden auf internationalen Festivals gezeigt und ausgezeichnet. Sie hält Vorträge und gibt Workshops im Rahmen von Filmfestivals, an Universitäten und bei sozialen Initiativen. Seit 2021 ist sie Vorstandsmitglied der AG Animationsfilm, dem deutschen Berufsverband der Association internationale du film d’animation ASIFA.


Irina Rubina ist Animationsregisseurin, Produzentin und Animatorin. Mit ihrer Firma iraru.films produziert und realisiert sie Kurzfilme, Musikvideos sowie hybride und kollaborative Projekte, die das Grenzgebiet zwischen Animation, Film, Performance, Musik und Tanz erkunden. Sie studierte Animation und Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg und am GOBELINS in Paris. 2022 absolvierte sie ihr Meisterschülerstudium in Animationsregie an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Ihre Filme wurden unter anderem bei internationalen Animationsfilmfestivals in Annecy, Stuttgart, Lissabon und London gezeigt und ausgezeichnet. Seit 2021 ist sie Vorstandsmitglied der AG Animationsfilm.


Birgit Kohler leitet den Kinoprogrammbereich des Arsenal – Institut für Film und Videokunst in Berlin. Daneben gehörte sie von 2002 bis 2019 dem Auswahlkomitee des Forums der Berlinale an und verantwortete 2019 als Interims-Leiterin das Hauptprogramm der Sektion. Ihre kuratorische Arbeit gilt dem zeitgenössischen Dokumentarfilm sowie diversen künstlerischen Positionen im internationalen Gegenwartskino. Sie lehrt an Universitäten und Filmhochschulen, gab zur gleichnamigen, von ihr kuratierten Film- und Gesprächsreihe den Band „Performing Documentary“ (Berlin 2011) heraus und verfasste den Beitrag über Anja Salomonowitz für die Publikation „Eine eigene Geschichte. Frauen Film Österreich seit 1999“ (Wien 2020).


Der Kurator, Autor, Filmemacher und Musiker Claus Löser wurde 1962 in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz geboren. Seit 1990 ist er Programmgestalter im Kino Brotfabrik in Berlin und seit 1992 freier Filmkritiker. Nach dem Diplomabschluss an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg gründete er 1996 das Archiv Ex.Oriente.Lux zur Sammlung und Bewahrung des DDR-Undergroundfilms, begleitet von der Herausgeberschrift „Gegenbilder“. 2009 kuratierte Claus Löser die Berlinale-Retrospektive „Winter adé“ und realisierte mit Jakobine Motz den Dokumentarfilm „Behauptung des Raums“, der sich wie seine 2011 veröffentlichte Dissertation mit der dissidentisch-subversiven Gegenkultur der Spätphase der DDR beschäftigt.


Zwischen 1997 und 2005 spielte Serpil Turhan in Filmen von Thomas Arslan und Rudolf Thome. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin arbeitete sie ab 2004 als Regieassistentin. Parallel studierte sie bei Thomas Heise im Studiengang Medienkunst/Film an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und legte 2013 mit dem Dokumentarfilm „Dilim Dönmüyor – Meine Zunge dreht sich nicht“ ihr Diplom ab. Ihr abendfüllender Dokumentarfilm „Rudolf Thome – Überall Blumen“ feierte 2016 im Forum der Berlinale Premiere. 2020 eröffnete ihr Film „KÖY“ die Duisburger Filmwoche. 2019 bis 2023 war sie Gastprofessorin im Studiengang Medienkunst/Film an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.