Eine Illustration eines Paar Cowboystiefeln mit Verzierungen wie Tauben, Sternen und Pfeilen auf rotem Grund.

Die Retrospektive 2025: „Un-American Activities“

Die diesjährige Retrospektive nimmt sich einem bisher wenig beleuchteten Kapitel der Festivalgeschichte an: US-amerikanische Filme – nach damaliger Sichtweise Filme aus dem Kernland des „Klassenfeindes“ –, die in Leipzig zu DDR-Zeiten gezeigt, diskutiert und ausgezeichnet wurden. Die Filme wurden als Zeugnisse eines „anderen Amerika“ wahrgenommen, da sie sich kritisch mit dem eigenen Land auseinandersetzten. Dabei bargen sie auch einiges an Sprengkraft für die Auseinandersetzung mit den eigenen Verhältnissen in der DDR.  

„Un-American Activities. Filme des ,anderen Amerika‘ auf der Leipziger Dokumentarfilmwoche von 1962 – 1989“ 

 

Aufgrund der Fülle der Funde entstand zwischen den Kuratoren, Tobias Hering und Tilman Schumacher, sowie dem Festival die Idee, das Programm über die gewohnten sechs Tage während der Festivalwoche hinaus zu verlängern. Die zusätzlichen Programme der Retrospektive werden im Luru Kino in der Spinnerei gezeigt.

Vor und nach dem Festival

Eröffnet wird die Retrospektive am Wochenende vor Festivalbeginn mit einer Werkschau von Emile de Antonio. Mit Blick auf die Filmbeziehungen zwischen der DDR und den USA war De Antonio ein bedeutender Filmemacher und ein legendärer Filmrebell im „Cold War America“, dessen Filme heute nur noch selten zu sehen sind. Im Kontrast zu dem meist als Einzelkämpfer wahrgenommenen De Antonio präsentiert das Programm nach dem Festival zwei Filmkollektive: die Chicagoer Produktionsgruppe Kartemquin Films und das Newsreel-Kollektiv, aus dem die auch heute noch existierende Plattform Third World Newsreel hervorging. 

In der Festivalwoche 

Dieser Teil der Retrospektive findet im CineStar 5 statt und bildet das thematisch und filmsprachlich breite Spektrum ab, das die Filme aus den USA in Leipzig einbrachten. Die Programme spannen den Bogen von den 1960er bis in die 1980er Jahre und widmen sich unter anderem Erzählungen über die Diskriminierung von People of Colour, mexikanischen Farmarbeitenden und Native Americans, Emanzipationsprozessen aus weiblicher Sicht oder Perspektiven auf Streikbewegungen und Kapitalismuskritik.


Die Matinee Sächsisches Staatsarchiv mit dem Titel „Die Buchstadt Leipzig in Selbstbildern“ greift das diesjährige Themenjahr der Stadt auf, mit dem 2025 die Geschichte der Buchstadt gewürdigt wird. Aus seinen Beständen sächsischer Amateurfilme präsentiert das Staatsarchiv unter anderem historische Messefilme zur Internationalen Buchkunst-Ausstellung (IBA), einen Imagefilm, in dem der Börsenverein für den Kauf von Büchern wirbt, sowie Werksfilme zu Leipziger Falz- und Heftmaschinenfabriken, die historische Einblicke in die „Maschinerie“ der Herstellung und des Vertriebs gewähren.

Die DEFA-Matinee ehrt unter dem Titel „Für Christiane Mückenberger, die Unerschrockene“ die kürzlich verstorbene Filmwissenschaftlerin, die 1990 die Verantwortung für DOK Leipzig übernahm und mit ihrem Engagement dafür sorgte, dass das Festival in der turbulenten Nachwendezeit weiter existierte. Gezeigt wird der Film „Verzeiht, daß ich ein Mensch bin. Friedrich Wolf“, der unter wesentlicher Mitarbeit von Mückenberger entstand. Es ist das bewegende Familienporträt um den Schriftsteller und Arzt Friedrich Wolf durch die Augen seiner Kinder erzählt, darunter DEFA-Regisseur Konrad Wolf sowie Markus Wolf, Chef des Auslandsgeheimdienstes der DDR.

Weitere Informationen finden Sie in unserer Pressemitteilung. Alle Filme der beschriebenen Reihen entdecken Sie in unseren Filmlisten 2025.

Der vollständige Zeitplan für DOK Leipzig 2025 mit allen Terminen wird am 9. Oktober bekannt gegeben. Auch der Ticketverkauf beginnt an diesem Tag.


Die Retrospektive wird gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dieses Jahr findet die Retrospektive in Kooperation mit dem Luru Kino statt. DOK Leipzig dankt dem Sächsischen Staatsarchiv und der DEFA Stiftung für die Unterstützung in der Umsetzung der Matineen.