Filmarchiv

Retrospektive 2023
Filmstill Deadlock
Deadlock Ferenc Rófusz
„It’s all over.“ Das schlimmstmögliche Schicksal für Regimegegner*innen, unterlegt mit einer Referenz zu „The Unknown Soldier“ von The Doors. Radikal einfach und maximal beeindruckend.
Filmstill Deadlock

Deadlock

Holtpont
Ferenc Rófusz
Retrospektive 2023
Animationsfilm
Ungarn
1982
4 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Illustration einer Hinrichtung aus der Perspektive des Todeskandidaten, mit einer musikalischen Referenz zum Song „The Unknown Soldier“ der Rockband The Doors. Ferenc Rófusz’ Film war zwar kein direkter Verweis auf die ungefähr 200 Todesurteile, die in Ungarn nach dem Volksaufstand gegen alle möglichen Regimegegner*innen verhängt wurden, aber die Eindringlichkeit spricht dennoch für sich.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ferenc Rófusz
Kamera
Zoltán Bacsó, József Gujdár
Schnitt
Kaim Katalin
Produktion
Olga Auguszt
Ton
Zsebényi Béla
Kids DOK 2023
Filmstill Dede Is Dead
Dede Is Dead Philippe Kastner
Die Dackeldame Dede verstirbt eines Tages. Der kleine Junge trauert und weiß nicht, wohin mit diesem Gefühl. Am Ende findet er heraus, dass Dede zwar tot, aber nicht ganz verschwunden ist.
Filmstill Dede Is Dead

Dede Is Dead

Deniska umřela
Philippe Kastner
Kids DOK 2023
Animationsfilm
Tschechische Republik
2023
9 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Dackeldame Dede ist alt geworden und verstirbt. Dass auch das geliebteste Haustier nicht ewig lebt, ahnen wir. Aber wenn es schließlich passiert, lässt es sich nur schwer verkraften. So hat auch der Junge in dieser Geschichte damit zu tun, mit seiner Trauer umzugehen. Am Ende findet er heraus, dass Dede zwar tot, aber nicht ganz verschwunden ist.

Lina Dinkla

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Regie
Philippe Kastner
Buch
Philippe Kastner
Kamera
Philippe Kastner
Schnitt
Prokop Prčík
Produktion
Tomáš Šimon
Ton
Dávid Procházka
Musik
Philippe Kastner
Animation
Philippe Kastner
Filmvertrieb
Georg Gruber
Deutscher Filmverleih
Georg Gruber
Filmstill Deliverance

Deliverance

Descarrego
Joana Claude
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Brasilien
2023
10 Minuten
Portugiesisch (Brasilien)
Untertitel: 
Englisch

Ein wenig ansehnlicher, dunkler, dreigliedriger Kleiderschrank im Flur: An die zehn Jahre sind vergangen, seit Joana Claude beim Aufbau des Möbels sexuelle Gewalt erfahren musste. Jetzt ist nicht nur die Zeit für seine Demontage gekommen. Joana macht sich vielmehr daran, das Artefakt des Schmerzes vollständig zu zerstören. Die Geste geschieht voll Inbrunst, das Herausreißen von Zwischenböden und Türen wirkt wie eine nachträgliche Gegenwehr, Angestautes findet ein Ventil. Dabei ist das Ritual von einer sukzessiven Steigerung geprägt: Spricht die Regisseurin zunächst vom Verhältnis zu ihren Eltern – ein großer Schweißfleck am Rücken zeichnet sich da bereits ab –, steht zum Schluss alles in Flammen. Die Aktion ist kurz, dauert nur wenige Minuten. Und doch ermöglicht sie eine intime Einsicht, die im Vollzug der Handlung einen universellen, Kraft spendenden Charakter erhält.

Carolin Weidner

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Regie
Joana Claude
Buch
Joana Claude
Kamera
Letícia Batista
Schnitt
João Maria
Produktion
Maria Alencar, Joana Claude
Ton
Catharine Pimentel
Sound Design
Nicolau Domingues
Animation Perspectives 2023
Filmstill Due to Legal Reasons This Film Is Called Breaking Bert
Dieser Film heißt aus rechtlichen Gründen Breaking Bert Anne Isensee
Die meisten Unfälle passieren zu Hause, manchmal in Form eines Textes von Brecht, der unerwartet an die eigene politische Verantwortung appelliert. Irgendetwas muss doch getan werden!
Filmstill Due to Legal Reasons This Film Is Called Breaking Bert

Dieser Film heißt aus rechtlichen Gründen Breaking Bert

Dieser Film heißt aus rechtlichen Gründen Breaking Bert
Anne Isensee
Animation Perspectives 2023
Animationsfilm
Deutschland
2020
5 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Dort ereilt eine jazzliebende Zeichenfigur unvorbereitet die Wiederbegegnung mit einem Text von Bertolt Brecht und mit ihm ein Appell an die eigene politische Verantwortung. Wenigstens irgendetwas ist zu tun, um nicht auf die falsche Seite zu geraten. Eine pointierte, aufgeräumte Betrachtung mit Verständnis für menschliches Zaudern.

André Eckardt

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Regie
Anne Isensee
Buch
Anne Isensee
Schnitt
Anne Isensee
Produktion
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Lorena Junghans
Ton
Jonathan Hamann, Irma Heinig
Musik
Franziska May
Animation
Anne Isensee
Sprecher*in
Anne Isensee
Filmstill Disturbed Earth

Disturbed Earth

Disturbed Earth
Kumjana Novakova, Guillermo Carreras-Candi
Doc Alliance Award 2023
Dokumentarfilm
Spanien,
Bosnien und Herzegowina,
Nordmakedonien
2021
71 Minuten
Bosnisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Lastwagen fahren im Schritttempo über die Landstraße, geschmückt mit Blumengirlanden, beladen mit den sterblichen Überresten von Menschen, die bei dem Massaker von Srebrenica ermordet wurden. Die Hinterbliebenen nehmen die Särge in Empfang, um die erst vor Kurzem exhumierten und identifizierten Toten auf dem weitläufigen Friedhof der Stadt, gleichzeitig Gedenkstätte, zu bestatten. So überwältigend beginnt der Film, um sich anschließend auf drei der wenigen Überlebenden des Massenmordes zu konzentrieren, dem in der Kleinstadt in Bosnien und Herzegowina im Juli 1995 innerhalb von wenigen Tagen Tausende, hauptsächlich Männer und Jungen, zum Opfer fielen.

Srećko kehrte zurück und lebt nun in den Wäldern auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Mirza entkam, indem er tagelang durch die Berge wanderte, und bewohnt jetzt wieder mit seiner Frau das alte Haus. Mejra hat ihren Mann und ihre Söhne verloren und versorgt sich, inzwischen 85-jährig, immer noch allein von ihrem Feld. Die leise beobachteten Alltagshandlungen wechseln sich ab mit prägnantem Archivmaterial, das die Abläufe der unfassbaren Ereignisse fast minutiös darstellt. Wacklig-rauschige Videos stehen in Kontrast zu den klaren Aufnahmen von Landarbeit und berückend unschuldiger Natur. Die Vergangenheit lastet unverändert schwer, doch zeigt sich die Beharrlichkeit des menschlichen Geistes, auch schrecklichste Umstände ertragen zu wollen.

Lina Dinkla

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Regie
Kumjana Novakova, Guillermo Carreras-Candi
Kamera
Kumjana Novakova, Guillermo Carreras-Candi
Schnitt
Jelena Maksimović
Produktion
Guillermo Carreras-Candi, Kumjana Novakova
Sound Design
Oriol Gallart
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2023
Filmstill Doroga Zhizni – Road of Life
Doroga Zhizni – Straße des Lebens M. Markosov
In Sankt Petersburg erinnern heute zahlreiche Mahnmale an die knapp 900-tägige Einkesselung Leningrads. Die „Straße des Lebens“ spielt dabei im kollektiven Gedächtnis eine besondere Rolle.
Filmstill Doroga Zhizni – Road of Life

Doroga Zhizni – Straße des Lebens

Doroga Zhizni – Straße des Lebens
M. Markosov
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2023
Dokumentarfilm
UdSSR
1965
12 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Alltägliches in beiläufigen Straßenszenen im Leningrader Frühling in den 1960er Jahren. Unvermittelt erinnert sich ein Taxifahrer an seine Transporteinsätze auf der sogenannten „Straße des Lebens“ während der 900-tägigen Einkesselung durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Ikonografische Bilder aus der Zeit der Leningrader Blockade geben Einblick in den Alltag der Menschen damals.

Konstantin Wiesinger

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
M. Markosov
Ton
Yu. Osipov
Retrospektive 2023
Filmstill Downhill
Downhill Marian Cholerek
Eine beschwingte Umsturzfantasie, die ihr subversives Potenzial im Polen des Jahres 1979 hinter witzigen Figuren und fröhlicher Musik verbirgt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Filmstill Downhill

Downhill

Z górki
Marian Cholerek
Retrospektive 2023
Animationsfilm
Polen
1979
6 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Es geht bergab. Für wen? Das überlässt Marian Cholerek dem Publikum. Eindeutig konnte er seine Geschichte über einen gemeinschaftlichen Akt vermeintlich oppositioneller Kräfte im Jahr 1979 auch nicht erzählen. Unverhohlen zeigen sich dafür seine langjährige Arbeit an Animationsserien für Kinder und seine Vorliebe für erotisch aufgeladenen Humor. Ein fröhlich-subversiver Kinderfilm für Erwachsene.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marian Cholerek
Kamera
Henryk Pollak
Schnitt
Alojzy Mol
Produktion
Studio Filmów Rysunkowych
Ton
Zbigniew Jurczyk
Musik
Antoni Mleczko
Animation
Marian Cholerek, Tadeusz Wyroba, Krystyna Lasoń
Extended Reality 2023
Filmstill Draw for Change: We Exist, We Resist
Draw for Change: We Exist, We Resist Mariana Cadenas Sangronis
Maremoto ist eine junge mexikanische Illustratorin und Visual Creator, vor allem aber eine einfühlsame Künstlerin. Wir begleiten sie in ihrem täglichen Kampf gegen Sexismus, Angst und Unbehagen.
2023
Filmstill Draw for Change: We Exist, We Resist

Draw for Change: We Exist, We Resist

Draw for Change: Existimos, resistimos
Mariana Cadenas Sangronis
Extended Reality 2023
XR
Belgien
2023
15 Minuten
Spanisch,
Englisch,
Französisch,
Niederländisch

Femizide sind in Mexiko alltäglich. Wir begleiten Maremoto in ihrem Kampf gegen Sexismus, Angst und Unbehagen. Sie ist Illustratorin und Visual Creator, vor allem aber eine einfühlsame Künstlerin. Diese VR-Erfahrung ist inspiriert von ihrer Kunst, ihrer Suche nach Identität, ihrer Selbstermächtigung, ihrer Art, sich und anderen den eigenen Körper bewusst zu machen und Verbündete für das Ringen um Veränderung zu gewinnen.

Lars Rummel

Credits DOK Leipzig Logo

Konzept
Mariana Cadenas Sangronis
Produktion
Evelien De Graef, Hanne Phlypo, Michel Denis, Kris De Boeck, Patrick Vandenbroeck
Produktionsfirma
Clin d’oeil films, Castar, Benuts Flanders
Animation
Camille Chailloux, Eline Mollet, Daaf Wouters
VR Entwicklung
Nicolas Corson, Jonathan Massin, Milan Gerard, Pierre Lacasse
VFX Artist
Boris Gortz, Manon Martin
Sound Design
Walter Fiorini
Key Collaborator
Mar Maremoto
Regie
Mariana Cadenas Sangronis
Kamera
Jimi Abidts
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2023
Filmstill Three Decades Later
Drei Jahrzehnte später Volker Kastius
Bei einem Besuch Wolgograds wird der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der DDR exemplarisch erläutert: Deutsche werden zu Opfern und Widerstandskämpfer*innen gegen das NS-Regime erklärt.
Filmstill Three Decades Later

Drei Jahrzehnte später

Drei Jahrzehnte später
Volker Kastius
Matinee Sächsisches Staatsarchiv 2023
Dokumentarfilm
DDR
1977
15 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Eine Vertreterin der Wolgograder Sektion der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft erinnert sich an deutsche „Genossen, die hier […] und an anderen Frontabschnitten gegen Hitler gekämpft haben“. An der Gedenkstätte Mamajew-Hügel wird die Gleichsetzung mit den Menschen der Sowjetunion vollendet: Die (deutschen) Besucher*innen gehen auf in den Hinterbliebenen, die um ihre Gefallenen trauern.

Konstantin Wiesinger

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Volker Kastius
Kamera
Willy Reitze
Produktion
Amateurfilmstudio VEB Elektromotorenwerk Wernigerode
Filmstill Drijf

Drijf

Drijf
Levi Stoops
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Belgien
2023
15 Minuten
Niederländisch
Untertitel: 
Englisch

Sie und er, nackt bei strahlender Sonne auf dem Urlaubsmeer. So idyllisch es klingt, für Aurora und Jeremy ist es die Hölle. Auf der Suche nach lustigen Delphinen paddeln die beiden orientierungslos in der unendlichen Weite des Wassers, ohne Land in Sicht. Mit Gefahren von oben und unten in Form von Hitze und Hai. Und im Zentrum der Ereignisse eine eingeschlafene Paarbeziehung. Die Rollen sind über die Zeit eingespielt und nerven, die verklemmte Lust erfüllt sich nur solo.

Anstatt tosender Wellen ist es vor allem die erbarmungslose Stille des Meeres, die beide umgibt und die die Spannung des Films ausmacht. Sie entlädt sich manchmal in brillanten Miniaturen, zum Beispiel als witziges Wortgefecht, oder in unbeholfener Körperkomik. Ein anderes Mal schocken actionreiche Horrormomente, die absurde Kettenreaktionen auslösen. Ob das gleißende Licht auf dem brutal ruhigen Wasser und dem ratlosen Paar, visuell fast riechbare Verwesungsdämpfe oder ein superdynamischer Tauchgang – Levi Stoops’ inszeniert grandios und mit höchstpräzisem Timing.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Levi Stoops
Buch
Levi Stoops
Kamera
Camiel Hermans, Sarah Menheere, Karolien Raeymaekers, Levi Stoops
Schnitt
Levi Stoops
Produktion
Annemie Degryse
Ton
Paulo Rietjens, Arnout Colaert
Sound Design
Paulo Rietjens
Musik
Mick Lemaire
Animation
Camiel Hermans, Sarah Menheere, Karolien Raeymaekers, Levi Stoops
Filmvertrieb
Annabel Sebag
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis