Filmarchiv

Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
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Everything That Is Forgotten in an Instant Richard Shpuntoff
Zwischen drei Generationen, die mit drei verschiedenen Sprachen aufwuchsen, zwischen New York und Buenos Aires geht dieser kluge, vielschichtige Filmessay auf Identitätssuche.
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Everything That Is Forgotten in an Instant

Todo lo que se olvida en un instante
Richard Shpuntoff
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
71 Minuten
Spanisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch, Spanisch

Alltagsbeobachtungen aus Buenos Aires, gedreht auf schwarz-weißem 16mm-Filmmaterial wechseln sich ab mit zwanzig Jahre alten farbigen Hi8-Aufnahmen aus New York. Die Perspektive eines Vaters, der für seine Töchter Erinnerungen zusammenträgt. Die Perspektive eines Sohnes, der die Reminiszenzen seines Vaters festhält. Richard Shpuntoffs vielschichtiger Montage-Film ist ein kluger Essay über kulturelle Identitäten, über Städte und Sprachen.

Wenn wir einen untertitelten Film ansehen, dann schauen, hören und lesen wir zugleich. Wir nehmen an, dass diese drei Ebenen deckungsgleich sind, sich mindestens aber zu einem Ganzen fügen. „Auch die besten Untertitel sind Mist“, verkünden die Untertitel dieses Films hingegen, denn statt Bilder anzuschauen, müsse man lesen. Übersetzen bedeutet umschreiben. „Everything That Is Forgotten in an Instant“ erzählt daher in Bild, Wort und Schrift parallele Geschichten: von Stadtentwicklung und Machtstrukturen in zwei fernen Metropolen, von Identität und ihrer transgenerationalen Weitergabe, von drei Kontinenten und drei Sprachen, die gleichermaßen trennende wie verbindende Linien durch eine Familie ziehen. Aus der Verunsicherung, die die Diskrepanz zwischen den filmischen Elementen verursacht, wird eine Schule selektiver Wahrnehmung. Bilder, Sprache und Texte sind schließlich kein Diktat: Sie lassen uns die Wahl.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Richard Shpuntoff
Kamera
Richard Shpuntoff
Schnitt
Richard Shpuntoff
Produktion
Nadia Jacky
Ton
Luciana Foglio
Kids DOK 2020
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Little Forest Paulina Muratore
Mizu kümmert sich viele Jahre lang um einen Baum, hegt und pflegt ihn und wird mit ihm erwach-sen. Als eine große Überschwemmung ihr Leben bedroht, flüchtet sie sich in seine Krone.
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Little Forest

Bosquecito
Paulina Muratore
Kids DOK 2020
Animationsfilm
Argentinien
2020
8 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Mizu entdeckt im Wald ein kleines Pflänzchen. Sie kommt nun jeden Tag zum Gießen. Die Jahre vergehen, aus dem Keimling wird ein kleiner Baum, aus Mizu ein großes Mädchen, und irgendwann sind sie beide erwachsen. Doch dann geht ein großer Regen nieder, der gar nicht mehr aufhören will. Als der Wald überschwemmt wird, muss Mizu sich retten. Sie flüchtet auf ihren Baum.

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Regie
Paulina Muratore
Buch
Paulina Muratore
Produktion
Facundo Corsini
Ton
Manuel Yeri Racig
Musik
Rodrigo Carazo
Animation
Agustín Touriño
Internationaler Wettbewerb 2020
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The Poets Visit Juana Bignozzi Laura Citarella, Mercedes Halfon
Als die Dichterin Juana Bignozzi stirbt, vererbt sie das geistige Eigentum an ihrem Werk an die junge Autorin Mercedes – mit allen prosaischen, aber noch mehr poetischen Pflichten.
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The Poets Visit Juana Bignozzi

Las poetas visitan a Juana Bignozzi
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2019
90 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Das Leben einer Dichterin ist zu Ende, und ein Film beginnt, ihr Erbe weiterzutragen, zunächst prosaisch. Als Juana Bignozzi 2015 stirbt, geht das geistige Eigentum an ihrem Werk auf die junge Autorin Mercedes Halfon über – so hatte das die betagte Dame verfügt. Mercedes erbt aber auch einen Kühlschrank und viel Krempel, der aus der verwaisten Wohnung in Buenos Aires zu räumen ist. Gemeinsam mit jungen Filmemacherinnen funktioniert sie die Pflicht zum poetisch erfüllenden Projekt um.

Das Ergebnis ist nicht nur kein gewöhnliches, sondern überhaupt kein Dichterinnenporträt – und vielleicht noch nicht einmal ein Ergebnis. Vielmehr handelt es sich um eine beständig wachsende Gleichung von überblendeten Gesichtern, Texten und Bildern, die sich dagegen sträubt, einfach aufzugehen. Wie in Rückspiegeln betrachten sie sich: Juana Bignozzi, die aus ihren Schriften voller demütiger Verehrung zu den Jungen spricht, und ihre jungen Verehrerinnen, die beim Lesen, Filmen und Stöbern in Bignozzis Hinterlassenschaft ob dieser Liebeserklärungen fast in Verlegenheit geraten. So viel traute die Verstorbene ihnen zu! So riesig waren ihre Erwartungen an jene, denen sie Mutter oder Großmutter hätte sein können! Zu halbherzig erscheinen Mercedes und Laura die eigenen poetischen Taten, als dass sie solchen Vorschusslorbeeren je gerecht werden könnten. Doch während sie zweifeln, sind sie schon mitten dabei.
Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Kamera
Inés Duacastella, Agustín Mendilaharzu
Schnitt
Miguel de Zuviría, Alejo Moguillansky
Produktion
Ingrid Pokropek
Ton
Valeria Fernández, Marcos Canosa
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Internationaler Wettbewerb)
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Vicenta

Vicenta
Darío Doria
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
69 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Eine menschliche Tragödie vor dem Hintergrund eines juristischen und medizinischen Skandals, die 2007 zu einer Klage gegen den argentinischen Staat vor dem UN-Menschenrechtskomitee und 2011 zur Verurteilung desselben führte. Das geistig und körperlich behinderte 16-jährige Mädchen Laura war 2006 von einem Onkel vergewaltigt worden. Einer legalen Abtreibung aber, der auf Antrag der Mutter, Vicenta, bereits offiziell stattgegeben worden war, stellten sich Juristen und Ärzte entgegen.

„Vicenta“ vermittelt die Details dieser wahrhaft unglaublichen Zumutung als Fabel, in der Knetfiguren wie festgewurzelt in einem kafkaesken Albtraum erscheinen. Allein die Kamera bewegt sich fahrend durch diese Szenerie, meist durch Travellings quer zum Aufbau. Nur gelegentlich beglaubigen Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, übertragen aus kleinen Monitoren auf der Bühne dieses „Puppenspiels“, die Erzählung. Und doch überträgt sich das ganze Spektrum denkbarer Empfindungen zwischen offener Schockstarre und stolzer Selbstermächtigung der hartnäckig um Gerechtigkeit für sich und ihre Tochter kämpfenden Mutter und wird nachvollziehbar. Im erwähnten Urteil der UN wurde dem argentinischen Staat vorgeworfen, das anerkannte Recht auf Freiheit von unmenschlicher, grausamer oder erniedrigender Behandlung im Fall von Laura und ihrer Mutter Vicenta fundamental missachtet zu haben.
Ralph Eue

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Darío Doria
Buch
Luis Camardella, Florencia Gattari, Darío Doria
Kamera
Darío Doria
Schnitt
Darío Doria
Produktion
Felicitas Raffo, Pamela Livia Delgado
Co-Produktion
Virginia Croatto
Ton
Federico Esquerro
Musik
Ezequiel Menalled
Animation
Darío Doria
Sprecher*in
Liliana Herrero
Ausgezeichnet mit: FIPRESCI Preis