Filmarchiv

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A New Shift

Nová šichta
Jindřich Andrš
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Tschechische Republik
2020
90 Minuten
Tschechisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Für Tomáš ist die Mine neben Fußball, seinen Kindern und dem gemütlichen Feierabendbier das Zentrum seines Lebens. 21 Jahre lang arbeitet der 44-Jährige als Bergmann, bis die Mine aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss. Tomáš macht daraufhin eine Umschulung zum Programmierer im passend benannten Bildungsangebot „Neue Schicht“. Was er noch nicht weiß: Seine neuen Kenntnisse allein werden noch nicht aus der Krise führen. Ein Film vom Tauziehen mit dem Schicksal und dem Arbeitsmarkt.

Im ständigen Auf und Ab der Jobsuche beweist Tomáš ein beeindruckendes Durchhaltevermögen, auch kritischen Stimmen in seinem Umfeld zum Trotz. Seine hoffnungsvolle Art führt dazu, dass er von den Lokalnachrichten immer wieder als Positivbeispiel für gelungene Reintegration gezeigt wird – lange bevor vom Gelingen überhaupt die Rede sein kann. Der erste abendfüllende Film von Jindřich Andrš ist eine ebenso ruhige wie mitreißende Beobachtung. Er begleitet seinen liebenswerten Protagonisten auf behutsame Weise und schafft es, die verzwickte Jobsituation mit Würde und Mitgefühl darzustellen. Es wird deutlich, dass Arbeitslosigkeit und Jobmangel längst keine Phänomene mehr sind, die nur am Rande unserer Gesellschaften auftreten. Sie gehören zu einer Normalität, mit der sich ein Großteil der Menschen auseinandersetzen muss.
Kim Busch

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Regie
Jindřich Andrš
Buch
Jindřich Andrš
Kamera
Tomáš Frkal
Schnitt
Lukáš Janičík
Produktion
Miloš Lochman, Augustina Micková
Co-Produktion
FAMU, Studio Bystrouška, Czech Television
Ton
Šimon Herrmann
Musik
Eliška Cílková
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Publikumswettbewerb), MDR-Filmpreis
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A Night of Knowing Nothing

A Night of Knowing Nothing
Payal Kapadia
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Indien
2021
96 Minuten
Hindi,
Bengali
Untertitel: 
Englisch

Unruhen und Proteste an einer indischen Filmhochschule, erzählt anhand von Briefen, die Studentin L an ihren Geliebten K verfasst und in denen sie das Geschehen um sie herum reflektiert. Während die staatliche Gewalt den Aufstand immer weiter zurückdrängt, begreift L, dass sie nie eine Antwort bekommen wird, denn K gehört einer höheren Kaste an. Die anonymen Zeilen sind wehmütige Echos einer Liebestragödie in Zeiten des Wiedererstarkens einer nationalistischen Klassengesellschaft.

Das aus vielfältigen Quellen zusammengestellte Bildmaterial, welches von langen, zehrenden Protestnächten, aber auch von großer Geschlossenheit und jugendlicher Lebensfreude zeugt, taucht Regisseurin Payal Kapadia fast durchgängig in grobkörniges Schwarz-Weiß. Selbst Aufnahmen von Handy- und Überwachungskameras rücken so in ästhetische Verwandtschaft zu 16mm-Studentenfilmen vergangener Dekaden. Doch vor diesem Kontrast tritt die unmittelbare, unabgeschlossene Natur des Dargestellten nur umso mehr hervor und verweist so auf den komplexen Dialog, den fragile Erinnerung und eine sich überschlagende Gegenwart im Film miteinander führen. Eine Gegenwart, in der Fragen nach künstlerischer Veranschaulichung, aber auch nach persönlicher Verantwortung neu verhandelt werden müssen.
Felix Mende

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Regie
Payal Kapadia
Buch
Payal Kapadia, Himanshu Prajapati
Kamera
Ranabir Das
Schnitt
Ranabir Das
Produktion
Thomas Hakim, Julien Graff, Ranabir Das
Ton
Moinak Bose, Romain Ozanne
Filmvertrieb
Wouter Jansen
Internationaler Wettbewerb 2022
Filmstill A Night Song
A Night Song Félix Lamarche
Sterben kann manchmal ganz unaufgeregt sein, wie dieser überraschende, beobachtende Dokumentarfilm über medizinisch assistierte Sterbehilfe, ganz unaufgeregt, zeigt.
Filmstill A Night Song

A Night Song

Le chant de la nuit
Félix Lamarche
Internationaler Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Kanada
2022
45 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Eine geduldige Kamera richtet sich auf die Alltagsgegenstände: Stillleben an der Wand, Blumen in der Vase, eine schwankende Hängelampe. Die Sonne dringt ein in das traute Heim. Noëlla sitzt rauchend vor ihrem Laptop, sie spielt Solitaire. Die Lage ist aussichtslos. Einmal mehr wird sie gegen den Computer verlieren. Ihr Schwiegersohn Pierre organisiert währenddessen pragmatisch und freundlich alles, was sie braucht: das Frühstück, den (letzten) Arztbesuch – und den anschließenden Abtransport.

Noëlla gedenkt nämlich zu sterben und sie ist fest entschlossen. Pierre kümmert sich gewissenhaft um den Papierkram und lädt die Liebsten zu einem Abschied ein. Sie bringen Fotos mit und plaudern mit der aus dem Leben scheidenden Protagonistin. Die winkt noch einmal, bevor der Doktor ihr die tödliche Dosis verabreicht. Tschüss, das war’s. Sterben kann so unaufgeregt sein. Ganz langsam kommt dieser entschleunigten, minutiösen Zeitstudie eine völlig andere Bedeutung zu, als zunächst zu vermuten war. Wie gern würde man die langen Einstellungen vom Anfang noch einmal sehen. So avanciert diese unprätentiöse Beobachtung von Félix Lamarche zu einer Metapher des Lebens. Der eindringliche frontale Blick von Noëlla, direkt von der Leinwand in die Augen der Zuschauenden, bleibt unvergesslich.
Borjana Gaković

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Regie
Félix Lamarche
Kamera
Félix Lamarche
Schnitt
René Roberge
Produktion
Félix Lamarche
Ton
Samuel Gagnon-Thibodeau
Filmvertrieb
Robin Miranda das Neves
Nominiert für: FIPRESCI Preis, Preis der Interreligiösen Jury
Deutscher Wettbewerb 2021
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Nasim Ole Jacobs, Arne Büttner
Einfühlsames, intimes Porträt einer afghanischen Frau und ihrer Familie im Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos – bevor und während das Camp in Flammen aufging.
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Nasim

Nasim
Ole Jacobs, Arne Büttner
Deutscher Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2021
120 Minuten
dari,
Französisch,
Griechisch,
Persisch (Farsi)
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Acht Monate lang begleitete das Filmteam um Ole Jacobs und Arne Büttner die Afghanin Nasim und ihre Familie im Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos, wo zeitweise 20.000 Menschen auf einem für weniger als 3.000 Personen konzipierten Raum leben mussten. Der beobachtende Dokumentarfilm zeigt äußerst einfühlsam den Alltag der zweifachen Mutter, die es auf beeindruckende Weise schafft, die Herausforderungen dieser unzumutbaren Extremsituation immer wieder aufs Neue zu meistern.

Nasim lebte mit ihrer Familie zuvor im Iran, wo sie bereits Diskriminierung erdulden musste. Ihre Ehe ist zerrüttet, die stillen Konflikte mit ihrem Mann fängt die Kamera behutsam ein – Blicke erzählen alles. Nasim leidet an Rheuma und kann ihre Hände kaum noch bewegen. Trotzdem findet sie dafür liebevolle, erklärende Worte – ihren eigenen und den anderen Kindern gegenüber. Sie springt sogar vorübergehend als Ersatz für die weggegangene Schullehrerin ein: „Heute werden wir malen …“ Das Verständnis, das sie anderen stets entgegenbringt, bleibt ihr selbst jedoch verwehrt: Alle in ihrem Umfeld meinen besser zu wissen, was sie braucht. Als das Camp im September 2020 in Flammen aufgeht, scheint jede Hoffnung auf eine bessere Welt verloren. Nasim ist auf sich allein gestellt – doch ganz vielleicht birgt diese erneute Katastrophe auch eine Chance.
Borjana Gaković

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Regie
Ole Jacobs, Arne Büttner
Kamera
Arne Büttner
Schnitt
Janina Herhoffer
Produktion
Ray Peter Maletzki, Ayla Güney, Stephan Helmut Beier
Co-Produktion
Ole Jacobs, Arne Büttner
Ton
Ole Jacobs, Azadeh Zandieh
Performer
Nasima Tajik
Ausgezeichnet mit: DEFA Förderpreis, ver.di Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness
Animation und Musique Concrète 2021
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Neighbours Norman McLaren
Ein Nachbarschaftsstreit eskaliert … Die pixilierten Bewegungen der Darsteller und die Szenerie wirken immer absurder, auch durch die überdrehten Klänge des handgezeichneten Tons.
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Neighbours

Voisins
Norman McLaren
Animation und Musique Concrète 2021
Animationsfilm
Kanada
1952
8 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein eskalierender Nachbarschaftsstreit als pazifistische Parabel auf den Koreakrieg. Durch die Pixilation, als deren Begründer Norman McLaren gilt, wirken Handlung und Szenerie zunehmend absurd. Überdrehte elektronische Klänge steigern den Aberwitz. Auch sie entstanden in einer besonderen Technik: Per Hand zeichnete McLaren optische Tonsignale mit Strichen und Punkten direkt auf die Filmtonspur.

André Eckardt

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Regie
Norman McLaren
Kamera
Wolf Koenig
Produktion
Norman McLaren
Musik
Norman McLaren
Performer
Grant Munro, Jean-Paul Ladouceur
Kids DOK 2023
Filmstill Nele in the Clouds
Nele in den Wolken Bernadette Hauke
Nele träumt davon, eine Ballonfahrt zu machen. Das ist nicht so einfach, denn ihre Mutter ist gehbehindert und im Alltag brauchen sie viel Hilfe. Geht der Traum vielleicht doch in Erfüllung?
Filmstill Nele in the Clouds

Nele in den Wolken

Nele in den Wolken
Bernadette Hauke
Kids DOK 2023
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
25 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Auf dem Balkon ist Nele den Wolken ganz nah. Schöner wäre es jedoch, eine Ballonfahrt zu machen und ihnen noch näher zu sein. Dieses Vorhaben ist nicht so einfach umzusetzen, denn Neles Mutter ist gehbehindert. Bei Unternehmungen brauchen sie Hilfe und ihr Alltag wird von vielen anderen Menschen mitorganisiert. Ihnen geht es sehr gut zusammen, aber so ein Ausflug im Heißluftballon wäre schon toll …

Lina Dinkla

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Regie
Bernadette Hauke
Kamera
Luana Knipfer
Schnitt
Antonella Sarubbi
Produktion
Matthias Kringe
Ton
Tom Claudon, Hannes Hirsch
Broadcaster
RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg
Re-Visionen 2022
Filmstill New Eldorado
New Eldorado Tibor Kocsis
300 Tonnen Gold werden unter dem Dorf Roșia Montană in Rumänien vermutet. Vor zwanzig Jahren filmte Tibor Kocsis eine sich formierende Protestbewegung gegen die Abbaupläne.
Filmstill New Eldorado

New Eldorado

Új Eldorádó
Tibor Kocsis
Re-Visionen 2022
Dokumentarfilm
Ungarn
2004
76 Minuten
Englisch,
Französisch,
Deutsch,
Ungarisch,
Rumänisch
Untertitel: 
Englisch

Im rumänischen Roșia Montană, auf Deutsch auch Goldbach, befindet sich das größte Goldvorkommen Europas. Schon die alten Römer bauten dort mit Hammer und Meißel Stollen, später wurde das Edelmetall mit Schwarzpulver und dann Dynamit gefördert. Als jedoch Anfang der 2000er Jahre die Möglichkeiten herkömmlicher Abbaumethoden erschöpft scheinen, schaltet sich ein kanadisches Unternehmen ein und plant, das ganze Dorf und vier angrenzende Berge zu pulverisieren – und das Gold mit hochgiftiger Blausäure aus dem Gestein zu lösen. Tibor Kocsis beobachtet mehrere Jahre lang, wie der Konzern die Bewohner des Ortes zu verdrängen versucht, und wie sich Widerstand formiert, der bis heute anhält.

Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Tibor Kocsis
Kamera
Tibor Kocsis
Schnitt
György Márió Kövári
Produktion
Tibor Kocsis
Filmstill Nighthawk

Nighthawk

Nočna ptica
Špela Čadež
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien,
Kroatien
2016
9 Minuten
Slowenisch
Untertitel: 
Englisch

Eine trunkene Autofahrt durch die Nacht. Am Steuer sitzt ein Dachs. Das Autoradio ist säuselnder, rhythmischer Begleiter und Taktgeber zum Taumel der Fahrbahn, zum Irrlichtern der Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge. Der Anfang wird zum Ende einer skurrilen Reise, die einem nicht durch Geschwindigkeit den Kopf verdreht, sondern durch erzählerische Finesse in visuell großartiger Verdichtung.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Špela Čadež
Buch
Gregor Zorc, Špela Čadež
Schnitt
Iva Kraljević
Produktion
Tina Smrekar, Špela Čadež, Vanja Andrijević
Ton
Johanna Wienert
Musik
Tomaž Grom
Animation
Zarja Menart, Špela Čadež, Matej Lavrenčič
Kids DOK 2021
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Njel, the Separation Félix Mbog
Manuela war vier Jahre alt, als ihre Eltern zum Arbeiten ins Ausland gingen. Sie wächst bei den Großeltern in Kamerun auf und hat gelernt, mit der Abwesenheit zurechtzukommen.
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Njel, the Separation

Njel, la séparation
Félix Mbog
Kids DOK 2021
Dokumentarfilm
Kamerun,
Südafrika
2021
22 Minuten
Französisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Manuela lebt in Kamerun und war vier Jahre alt, als ihre Eltern zum Arbeiten ins Ausland gingen. Nun ist sie elf und bereitet sich auf ihren ersten Schulabschluss vor. Sie wächst bei ihren Großeltern auf und musste trotz gutem Leben sehr lange mit der Trauer kämpfen. Nun hat sie gelernt, wie man mit der Abwesenheit zurechtkommen und trotz der großen Entfernung beieinander sein kann.

Lina Dinkla

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Regie
Félix Mbog
Produktion
Don Edkins, Tiny Mungwe, Cyrille Masso
Filmvertrieb
Bérénice Hahn
Filmstill No Changes Have Taken In Our Life

No Changes Have Taken In Our Life

Hai nei yang
Xu Jingwei
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
China
2022
43 Minuten
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Nach dem Ende der Graduierungsfeier verlässt Ba, ein junger Musiker, mit seiner Tuba auf der Schulter den Festsaal. Am Ausgang trifft er seinen Lehrer, der ihm ein Versprechen abringt: Er soll berichten, sobald er eine Anstellung gefunden hat. Da ihn niemand am Wohnheim abholt, schlägt sich Ba allein durch die karge ländliche Gegend. Endlich daheim entdeckt er, dass sein Vater eine neue Ehefrau gefunden hat, die nun bei ihm lebt. Es gibt keinen Platz mehr für Ba. Er verlässt sein ehemaliges Zuhause und macht sich auf die Suche nach einem Job. Es folgen diverse vergebliche Versuche – erst als Musiker und später ohne Bezug zu seiner Ausbildung – eine Anstellung zu finden. Alle Bemühungen scheitern an absurden Voraussetzungen der potenziellen Arbeitgebenden. Ba müsse sich zunächst ein teures Kostüm kaufen oder könne erst nach einer unbezahlten Anfangsphase mit Bezahlung rechnen, da er noch Anfänger im Geschäft sei. Der aufdringlichen Nachfragen seines Lehrers weiß sich Ba nur noch durch Notlügen zu erwehren.

In dieser Welt, in der kein Stückchen grüne Landschaft mehr existiert, in der der Putz von den Wänden bröckelt, in der alles zerfällt, gibt es keine Verwendung für den Musiker Ba. Die alltäglichen Ausgaben verzehren sein letztes bisschen Geld. Die Hoffnung auf Glück und darauf, seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, schwindet dahin. Bas Tuba verstummt.

Franka Sachse

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Regie
Xu Jingwei
Produktion
Yang Leiting, Yang Xintong
Animation
Yang Leiting
Filmvertrieb
Shuting Li
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube Langfilm (Internationaler Wettbewerb Animationsfilm)
Filmstill No Dogs or Italians Allowed

No Dogs or Italians Allowed

Interdit aux chiens et aux Italiens
Alain Ughetto
Eröffnungsfilm 2022
Animationsfilm
Frankreich,
Italien,
Belgien,
Schweiz,
Portugal
2022
70 Minuten
Französisch,
Italienisch
Untertitel: 
Englisch

Hunger und Not herrschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts im piemontesischen Bergdorf Ughettera. Die duldsamen Bauern klagen weder über die schmarotzenden Priester noch über die harte winterliche Saisonarbeit im benachbarten Frankreich – auch nicht, als der italienische Staat sie zu den Waffen ruft, zunächst nach Libyen und wenig später in den Weltkrieg. Erst als die Faschisten kommen, tauscht die Familie Ughetto ihre Heimat gegen neue Entbehrungen und neue Hoffnungen jenseits der Grenze.

Alain Ughetto hat seinen italienischen Großeltern Cesira und Luigi mit dieser fantasievoll inszenierten Puppenanimation ein warmherziges Denkmal gesetzt. Mit subtiler Komik, Zärtlichkeit und Empathie erzählt er von Generationen, die in Armut lebten, aber auch von Glück und Liebe, von Geschick und Missgeschick. „Man entstammt keinem Land, man entstammt seiner Kindheit“, lehrt ihn Cesira. In der Chronik der Familie findet der Regisseur sich selbst, erkennt seine Vorliebe für die Arbeit mit der Hand wieder. Bald wird der Film zu einer Reflexion über das Geschichtenerzählen mit dem, was diese Hand formt. Sie selbst ist im Bild immer wieder präsent – wenn sie aus Holzkohle Berge und aus Brokkoli Wälder zusammensetzt, oder wenn sie von Cesira einfach nur eine Tasse verdammt kräftigen Espresso gereicht bekommt.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Alain Ughetto
Kamera
Fabien Drouet, Sara Sponga
Schnitt
Denis Leborgne
Produktion
Alexandre Cornu
Musik
Nicola Piovani
Animation
Marjolaine Parot
Filmvertrieb
Clément Chautant
Nominiert für: Young Eyes Film Award
Extended Reality 2023
Filmstill No Place But Here
No Place But Here Dylan Valley, Annie Nisenson
Die Initiative „Reclaim the City“ besetzte 2017 in Kapstadt ein ungenutztes Krankenhaus. Aus dem symbolischen Protest gegen die Wohnungsnot wurde für Hunderte Menschen ein neues Zuhause.
2022
Filmstill No Place But Here

No Place But Here

No Place But Here
Dylan Valley, Annie Nisenson
Extended Reality 2023
XR
Südafrika
2022
16 Minuten
Afrikaans,
Englisch
Untertitel: 
Keine

Die Initiative „Reclaim the City“ besetzte 2017 in Kapstadt das leer stehende Krankenhaus im Stadtviertel Woodstock. Aus dem symbolischen Protest gegen die Wohnungsnot wurde für Hunderte von Menschen ein neues Zuhause: das „Cissie Gool House“. Vermittelt wird ein intimer Einblick in dieses ungewöhnliche Wohnprojekt, das sich der Kriminalisierung durch Politik und Öffentlichkeit entgegenstellt.

Lars Rummel

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Produktion
Dylan Valley, Annie Nisenson, Alex Hendricks, Valentia Fisher
Produktionsfirma
Electric South
Schnitt
Stephen Abbott
Animation
Shukry Adams, Tara Weber
Ton
Joshua Yon
Sound Design
Rob Brinkworth
Key Collaborator
Faghmeeda Ling, Karen Hendricks, Quintin Moos, Amanda Gericke, Tsukie Bhalindela, Darren Christian, Gear Sponsorship
Regie
Dylan Valley, Annie Nisenson
Retrospektive 2023
Filmstill Noticiero ICAIC Latinoamericano, No. 422
Noticiero ICAIC Latinoamericano, No. 422 Santiago Álvarez
Fidel Castro kommentiert die Vorgänge um den Prager Frühling – mit überraschend kritischen Worten. Der Wochenschaubericht wurde 1968 aus dem Leipziger Festivalprogramm genommen.
Filmstill Noticiero ICAIC Latinoamericano, No. 422

Noticiero ICAIC Latinoamericano, No. 422

Noticiero ICAIC Latinoamericano, No. 422
Santiago Álvarez
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Kuba
1968
14 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Im September 1968 kommentiert Fidel Castro die Niederschlagung des Prager Frühlings mit überraschend kritischen Worten. Seiner donnernden Rede schickt er voraus, dass sie die Sicherheit Kubas gefährden könne. Obwohl Santiago Álvarez Ehrengast beim Leipziger Festival war, wird der Wochenschaubericht aus dem Programm genommen. In dieser Retrospektive wird er nach langer Recherche erstmals in Leipzig zu sehen sein.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Santiago Álvarez
Produktion
Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográficos ICAIC
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill Now I’m in the Kitchen
Now I’m in the Kitchen Yana Pan
Frauen sollten finanziell unabhängig werden, um nicht ihr Leben lang in der Küche stehen zu müssen – vermittelte die Mutter. Ihren Kochkünsten widmet die Tochter diese Hommage.
Filmstill Now I’m in the Kitchen

Now I’m in the Kitchen

Now I’m in the Kitchen
Yana Pan
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
USA
2022
5 Minuten
Englisch,
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Beim Kochen lässt sich wunderbar nachdenken, in Erinnerungen schwelgen, sich unterhalten. Und wenn man nie kochen gelernt hat, wenn man sein Leben lang den Platz am Herd als feministischen Rückschritt begriffen hat, dann gibt es geschmorte Schweinerippchen nur im Nachsinnen über die ferne erste Heimat, über die Mutter. Ein Glück aber, dass man auch in der Animation in Erinnerungen schwelgen kann, und zwar so eindrücklich, dass uns die duftenden Bilder das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Yana Pan
Buch
Yana Pan
Schnitt
Yana Pan
Produktion
Yana Pan
Ton
Ana Roman
Sound Design
Ana Roman
Musik
Ana Roman
Animation
Yana Pan, Eva Minh-chau Liebovitz
Sprecher*in
Yana Pan
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill Nowhere Near

Nowhere Near

Nowhere Near
Miko Revereza
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Philippinen
2023
95 Minuten
Philippinisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Wie kann sich ein Undokumentierter selber dokumentieren? Eine Frage, die sich der in Los Angeles illegal aufgewachsene philippinische Filmemacher stellt. Seine Großfamilie lebt verstreut in den USA und auf den Philippinen. Nun begibt er sich auf eine Reise in sein entfremdetes Heimatland, angetrieben vom Wunsch nach der Überwindung eines Fluches, der die Familiengeschichte über Generationen hinweg tiefgreifend stört. Die koloniale Vergangenheit lastet bis heute schwer, auch in der Diaspora. Selbst das Filipino, die Amtssprache mit ihren unzähligen Lehnwörtern aus dem Spanischen und Englischen, ist nichts als ein linguistisches Nebenergebnis der Kolonialzeit.

Durch seine Re-Lokalisierung versucht Miko Revereza, die Erfahrungen von Distanz und Identitätsverlust in einem bemerkenswert eigenständigen und kreativen Zugang aufzuarbeiten. Seine psychogeografische filmische Reise ist dicht und mäandernd, die Kamera manchmal buchstäblich wie durch den Fluch destabilisiert. Mittels Einsatz von Bildüberlagerungen und improvisierter Musik entsteht ein melancholisches, jedoch nie anklagendes Memoir, das lange nachhallt. Heute lebt der Filmemacher, der 2021 mit „The Still Side“ bei DOK Leipzig war, in Mexiko.

Annina Wettstein

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Miko Revereza
Buch
Miko Revereza
Kamera
Miko Revereza
Schnitt
Miko Revereza
Produktion
Shireen Seno
Sound Design
Miko Revereza, Kevin T. Allen
Musik
Vincent Yuen Ruiz
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Media Name: 7d897fcb-705f-43bc-b351-e42857f4ddf7.png

Nude at Heart

Nude at Heart
Yoichiro Okutani
Der Schnitt macht den Film 2021
Dokumentarfilm
Japan,
Frankreich
2021
109 Minuten
Japanisch
Untertitel: 
Französisch, Englisch

Eine Milieustudie über eine sterbende Amüsierkultur, gefilmt in liederlichen Garderoben vor schlecht geputzten Schminkspiegeln. – Die Filmeditorin Mary Stephen folgt dem Regisseur Yoichiro Okutani in dessen Schnittinterpretation des eigenen Drehmaterials über die Odoriko genannten japanischen Nackttänzerinnen bis hierher. Doch Stephens Editor’s Cut beginnt angezogen: eine geschmackvoll ausgeleuchtete Bühnen-Ouvertüre im Kostüm. Von hier aus ordnet sie, besser: entblättert sie das Material neu und nimmt ursprünglich von Okutani verworfene Bild- und Tonsequenzen wieder auf, etwa den titelgebenden Ausspruch einer Odoriko, die ihre Berufswahl so begründet: „Es ging darum, im Herzen nackt zu sein.“

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Yoichiro Okutani
Buch
Yoichiro Okutani
Kamera
Yoichiro Okutani
Schnitt
Mary Stephen
Produktion
Asako Fujioka, Eric Nyari, Annie Ohayon-Dekel
Musik
Haruyuki Suzuki