Filmarchiv

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Considering the Ends

Nous la mangerons, c’est la moindre des choses
Elsa Maury
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Belgien,
Frankreich
2020
67 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

In den Cevennen, dem südöstlichen Teil des französischen Zentralmassivs, kreisen die Aasgeier. Sie zählen zum ganzheitlichen Zyklus des Werdens und Vergehens, dem sich Schäferin Nathalie mehr und mehr anzunähern sucht. Denn die Geier nagen an den Überresten ihrer geliebten Tiere. Sie sieht sich nicht nur für ihr Leben verantwortlich, sondern auch für ihren Tod. Elsa Maurys Film ist ein unmissverständliches Zeugnis darüber, was es bedeutet, das fatale Messer selbst zu führen.

Die Laute, welche das Schaf bei der Geburt seines Lamms ausstößt, muten beinahe menschlich an. Und als sich das Neugeborene wenig später als des Lebens unwillig erweist, meint man in den Augen der Mutter einen Schmerz auszumachen. Der empathische Blick von Schäferin Nathalie auf ihre Herde hat sich unmittelbar auf die Zusehenden übertragen. Ein jedes Tier besitzt hier seinen eigenen Namen, ein jedes hat eine Biografie, die Nathalie auswendig weiß. Und sie ist es auch, die final entscheidet, wann das Ende eines Schafes naht. In tagebuchartigen Sequenzen erfährt man von ihren Gefühlen, nimmt Anteil an einem schwierigen Entwicklungsprozess, an dessen Schluss ein neues Selbstbewusstsein, vielleicht auch eine neue Weisheit steht. Elsa Maury zeigt eine mehrjährige Schule des Tötens und des Todes. Sie belässt das Geschehen unkommentiert, aber erreicht in Bildern und Montage eine Intensität, die lange begleitet.
Carolin Weidner

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Regie
Elsa Maury
Kamera
Christian Tessier, Martin Flament, Elsa Maury
Schnitt
Geoffroy Cernaix, Pauline Piris-Nury
Produktion
Cyril Bibas
Co-Produktion
Luc Reder, Olivier Burlet, Javier Packer-Comyn
Ton
Marc Siffert, Loïc Villiot, Galaad Germa, Willy Boutet, Elsa Maury
Filmvertrieb
Philippe Cotte
Sprecher*in
Nathalie Savalois
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
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Deep in Time’s Crevasse

Au fond de la crevasse des temps
Romulus Balazs
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Frankreich
2020
29 Minuten
Französisch,
Rumänisch
Untertitel: 
Englisch

Wie können wir Vergangenheit vergegenwärtigen, ohne sie dabei zu sehr als historische Gegebenheit wahrzunehmen? Durch eine kluge Kombination von Archivmaterial und Oral History werden Erinnerungen an ein transgeneratives Trauma und den damit verbundenen Schmerz an die Oberfläche gebracht. Das scheinbar Vergangene wird in seinen unzähligen Berührungspunkten mit der Gegenwart sichtbar. Ein schlichter und ergreifender Film, der die unfassbare Tragweite eines historischen Verbrechens erahnen lässt.

Luc-Carolin Ziemann

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Regie
Romulus Balazs
Produktion
Romulus Balazs
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Downstream to Kinshasa

En route pour le milliard
Dieudo Hamadi
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Belgien,
DR Kongo,
Frankreich
2020
90 Minuten
Lingála,
Suaheli
Untertitel: 
Englisch

Im Sommer 2000 lieferten sich ugandische und ruandische Truppen in Kisangani eine verheerende Schlacht. Der Internationale Gerichtshof verurteilte Uganda zur Zahlung von einer Milliarde US-Dollar an die zivilen Opfer. Nach fast zwanzig Jahren vergeblichen Wartens machen sich einige von ihnen auf den Weg nach Kinshasa, um ihrem Rechtsanspruch Nachdruck zu verleihen. Die physische, aber auch theatralische Kraft ihrer Mission treibt diesen Film an und um – und strahlt aus ihm heraus.

Dieudo Hamadi bereitet den Frauen und Männern, die er den Kongo hinab begleiten wird, eine bild- und selbstbewusste Exposition. Versammelt auf tiefschwarzer Bühne blicken sie uns an und singen: vom vergossenen Blut, vom vergessenen Geld. Dann setzt sich der Marsch der Versehrten in Gang, an Krücken, mit Prothesen, an den Totengruben in der Nachbarschaft vorbei und hinaus ins Land. Jeder überwundene Meter ein Aufbäumen. Als der Zug der Bettler, die sich diese Bezeichnung rechtmäßig verbitten, schließlich die Treppe zum Nationalparlament erklimmt, meint man ikonische Szenen des sowjetischen Revolutionskinos durchscheinen zu sehen. Doch die Masse, die sich hier bewegt, ist eine andere. In ihr stemmt sich der einzelne Körper mit all seinem Gewicht sowohl gegen das lässige Schulterzucken des politischen Tagesgeschäfts als auch die nachlässig gerundeten Verlust- und Gegenwertberechnungen der Kriegsarithmetik.
Sylvia Görke

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Regie
Dieudo Hamadi
Kamera
Dieudo Hamadi
Schnitt
Hélène Ballis, Catherine Catella
Produktion
Quentin Laurent, Frédéric Féraud, Dieudo Hamadi
Co-Produktion
Aurelien Bodinaux
Ton
Sylvain Aketi, Dieudo Hamadi
Musik
Les Zombies de Kisangani
Filmvertrieb
Stephan Riguet
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube (Internationaler Wettbewerb), Preis der Interreligiösen Jury
Kids DOK 2020
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For Real Maria Claudia Blanco
Mady und Merouane wohnen im selben Stadtviertel und verbringen die meiste Zeit miteinander. Beste Freunde sind sie. Daran können auch die blöden Sprüche der anderen nichts ändern.
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For Real

Pour de vrai
Maria Claudia Blanco
Kids DOK 2020
Dokumentarfilm
Frankreich
2020
21 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Deutsch

Mady und Merouane sind beide elf Jahre alt und wachsen als beste Freunde im Nordosten von Paris auf. Sie wohnen direkt nebeneinander, und das ist für sie wichtiger als alles andere. Überhaupt fühlen sie sich in ihrem Viertel so wohl, dass ihnen gar kein perfekterer Ort zum Erwachsensein-Üben einfällt. Als ein paar andere Jungs auftauchen, wird ihre Freundschaft kurz auf die Probe gestellt …

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Regie
Maria Claudia Blanco
Kamera
Juliana Brousse
Produktion
Antoine Devulder
Ton
Ondine Novaresse, Théo Cancelli
Musik
Danny Guttridge
Wettbewerb Publikumspreis 2020
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Forgotten Lands Amélie Cabocel
Das bewegende Porträt der eigenen Großmutter ist zugleich kluge Reflexion des einzigartigen Vermögens der Fotografie, Echospuren gelebten Lebens aufzuzeichnen und zu überliefern.
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Forgotten Lands

Les Blanches Terres
Amélie Cabocel
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Frankreich
2019
93 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Michelle, 86 Jahre alt, ist eine ebenso eigensinnige wie anrührende Witwe und darüber hinaus die Großmutter der Filmemacherin Amélie Cabocel. Allein lebt Michelle in einem großen Haus in einer verlassenen Gegend Lothringens und ist sich vermutlich gar nicht bewusst, dass sie mit jeder Faser ihrer Existenz eine untergehende Zeit bezeugt. Als aber Amélie sie für ein Foto- und Ausstellungsprojekt gewinnen will, macht sie sich die Sache resolut zu eigen.

Die gemächlich vergehenden Tage vertreibt sich Michelle mit regelmäßiger und konzentrierter Lektüre der Traueranzeigen im Wochenblatt der Gegend, mit langen Telefonanrufen bei den wenigen verbliebenen „Cousins und Cousinen“ sowie dem geduldigen Blättern in ihren sorgsam gehüteten Fotoalben, in denen sich ihre Erinnerungen aufbewahrt finden. Übers Private hinaus sind diese Alben und Mappen aber auch eloquenter Fundus einer im Verschwinden begriffenen Alltagskultur. Als Michelles Enkelin, von diesem Material ausgehend, einen Film und eine Ausstellung entwickeln will, lässt sich die alte Dame anstecken und befeuert mit ihrer eigenwilligen Persönlichkeit das sowieso schon anspruchsvolle Vorhaben. „Forgotten Lands“ ist das bewegende Porträt einer Großmutter aus der vertrauten Perspektive einer Enkeltochter, zugleich aber auch kluge Reflexion des einzigartigen Vermögens der Fotografie, Echospuren gelebten Lebens aufzuzeichnen.
Ralph Eue

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Regie
Amélie Cabocel
Kamera
Gautier Gumpper
Schnitt
Gautier Gumpper
Produktion
Milana Christitch
Ton
Grégory Pernet, Nicolas Rhode, Vivien Roche, Martin Sadoux, Jérémy Vernerey
Musik
Pascal Doumange
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Lamentations of Judas

Les lamentations de Judas
Boris Gerrets
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Niederlande,
Frankreich
2020
94 Minuten
Englisch,
Portugiesisch (Portugal)
Untertitel: 
Englisch

In einer verlassenen Asbestminenstadt am Rande der Wüste Kalahari widersetzt sich eine Gruppe alter Männer der Evakuation. Sie haben keinen Ort, an den sie gehen könnten, denn sie waren einst verrufen als Soldaten des berüchtigten südafrikanischen Bataillons 32, auch bekannt als „Die Schrecklichen“. Täter und Opfer der Geschichte zugleich, werden sie in Boris Gerrets’ ebenso verstörendem wie faszinierendem filmischen Vermächtnis zu Akteuren der biblischen Geschichte von Judas Iskariot.

Das Schauspiel unter gleißender Sonne konfrontiert die in bitterer Armut lebenden Männer mit ihrer unbewältigten Vergangenheit. Viele von ihnen waren im angolanischen Unabhängigkeitskampf gegen Portugal von den Widerstandsbewegungen FNLA und UNITA zwangsrekrutiert worden. Nach der Machtübernahme der kommunistischen MPLA fanden sie sich als Söldner an der Seite weißer Südafrikaner im Kampf gegen das eigene Volk wieder und verteidigten schließlich das Apartheid-Regime im kolonialen Kampf in Namibia und in den südafrikanischen Townships. Am Rande des surrealen Filmsets zwischen den verfallenden Gebäuden der alten Minenstadt geben sie erstmals Auskunft über ihre Lebensgeschichten, sprechen über Verrat, Schuld und Reue. Nachdem die Weltpolitik über sie hinweggerollt ist, sie zu Unerwünschten, Exilierten, Vergessenen, Verdrängten und Gebrochenen gemacht hat, werden sie vor der Kamera endlich wieder als Menschen sichtbar.
Christoph Terhechte

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Regie
Boris Gerrets
Kamera
Nic Hofmeyr
Schnitt
Boris Gerrets
Produktion
Iris Lammertsma, Boudewijn Koole
Co-Produktion
Eric Velthuis, Serge Lalou, Camille Laemle
Ton
President Kapa, Dominique Vieillard
Musik
Thuthuka Sibisi
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Sogni al campo

Sogni al campo
Magda Guidi, Mara Cerri
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2020
Animationsfilm
Frankreich,
Italien
2020
9 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Auf der Suche nach Kater Leo streift ein Junge durch sonnige Felder. In diesem sorglosen Treibenlassen oder beim Schätzeheben im geheimnisvollen Dunkel der Scheune bäumt sich noch einmal die Kindheit auf, bevor sie erlischt. Über die Buntstiftfarben des Sommers legt sich ein Flüstern und Rascheln des Behütetseins – und eine Vorahnung. Mara Cerri und Magda Guidi schärfen die Sinne für die Eindrücke einer verwirrenden Zeit.

André Eckardt

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Regie
Magda Guidi, Mara Cerri
Buch
Mara Cerri, Magda Guidi
Produktion
Emmanuel-Alain Raynal, Pierre Baussaron
Co-Produktion
Davide Ferazza, Alessandro Giorgio
Ton
Valentina Vallorani, Roberto Casula, Michela De Carlo, Fabio Chiossi, Stefano Sasso
Musik
Massimo Volume, Stefano Sasso
Animation
Mara Cerri, Magda Guidi
Filmvertrieb
Luce Grosjean
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Step Into the River

Dans la rivière
Weijia Ma
Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm 2020
Animationsfilm
China,
Frankreich
2020
15 Minuten
Chinesisch
Untertitel: 
Englisch

Lu und Wei leben in einem Dorf im ländlichen China. Die jungen Mädchen gehen oft am nahe gelegenen Fluss spielen oder fahren mit ihren Vätern zum Fischen hinaus. Der Fluss hat für die beiden eine besondere Bedeutung, denn die Einkindpolitik Chinas führte dazu, dass einige Eltern hier ihre neugeborenen Töchter ertränkten. Poetisch berührend animiert, erzählt Weijia Ma von den Folgen dieses tragischen Kapitels im Leben vieler chinesischer Familien.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Weijia Ma
Produktion
Damien Megherbi, Justin Pechberty
Ton
Didier Falk
Musik
Pablo Pico
Animation
Marion Chopin, Juanjuan Chen, Ziteng Qi, Kun Yu, Thilbault Dumoulin, Mathilde Poigniez, Jihua Zhu, Mengshi Fang, Joseph Roth, Emilie Pigeard, Le Van Ho, Yann Song, Alix Boiron Albrespy
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm)
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The End of Kings

La fin des rois
Rémi Brachet
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Frankreich
2020
39 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

In Clichy-sous-Bois vor den Toren von Paris begannen jene Unruhen, die 2005 ganz Frankreich erfassten: junge Männer auf den Barrikaden, brennende Vorstädte. Die Spaltung der Gesellschaft wurde schmerzlich greifbar. Was hat sich seitdem getan? Dieser komplexe, dokumentarisch fein gewebte Blick in die Banlieue zeigt, wie bewusst Jugendliche heute mit Benachteiligungen umgehen. Die Zeit des Machismo scheint abgelaufen – im Schultheaterworkshop und beim Fußball. Women rule the world …

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rémi Brachet
Kamera
Zoe Bota, Anna Sauvage, Evgenia Alexandrova, Eva Sehet
Schnitt
Héloïse Pelloquet
Produktion
Joséphine Mourlaque, Antoine Salomé
Co-Produktion
Ateliers Médicis
Ton
Nina Maïni, Tristan Lhomme, Clément Claude, Flavia Cordey, Gaël Éléon, Hadrien Bayard
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Their Algeria

Leur Algérie
Lina Soualem
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Algerien,
Frankreich,
Schweiz,
Katar
2020
70 Minuten
Arabisch,
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Nach 62 Ehejahren steht Aïcha Soualem wieder auf eigenen Beinen. Mabrouk, den sie verlassen hat, wird von ihr dennoch täglich mit Speisen und Zuckerwürfeln versorgt. Regisseurin Lina Soualem interessiert sich für die Beziehung ihrer Großeltern, die als letzte verbliebene Algerier im französischen Thiers auf eine bewegte Vergangenheit blicken. Eine einfühlsame Recherche bis ins Heimatdorf Laaouamer, die uneindeutige Emotionen zulässt.

„Soualem“ lautet das Passwort. Es ermöglicht Lina Soualem nicht nur, den winzigen, verschneiten Ort in Algerien mitsamt seinen Cousins und Cousinen zu erschließen, aus dem ihre Großeltern vor sehr langer Zeit fortgegangen sind – „Soualem“ ist gewissermaßen auch die Überschrift für diese sanfte Nachforschung einer Enkelin. Und Laaouamer, jener algerische Flecken, bildet dabei nur den Endpunkt einer längeren Reise, die sich zwar über geografische Koordinaten erzählt, diese aber eng mit biografischen wie emotionalen verwebt. Aïcha und Mabrouk sprechen kaum über sich. Dafür sprechen selbst angebrachte Wandplaketten: „Hier wohnt die beste Mutter der Welt“ oder „Willkommen bei der besten Großmutter der Welt“. Um noch mehr über beide zu erfahren, für deren Lebensweg der französische Kolonialismus bestimmend war, nutzt Lina Soualem private Fotografien und Videoaufnahmen. Ihre Ermittlung ist eine liebevolle: nachdrücklich, nie bohrend.
Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lina Soualem
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Marie Balducchi
Co-Produktion
Karima Chouikh, Palmyre Badinier
Musik
Julie Tribout, Rémi Durel
Filmvertrieb
Anna Berthollet
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
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Trouble Sleep

Trouble Sleep
Alain Kassanda
Internationaler Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Frankreich,
Nigeria
2020
40 Minuten
Englisch,
Yoruba
Untertitel: 
Englisch

Während bei Jazzklängen die Verkehrssteuereintreiber zu tänzeln scheinen, bringt eine pointiert in Szene gesetzte Textpassage von Patrick Chamoiseau neben visuellen und auditiven auch olfaktorische Sinne zur Entfaltung: Die drittgrößte nigerianische Stadt lässt sich erriechen. In dieser rhythmischen Darstellung des Lebens in Ibadan steht die urbane filmische Poesie keineswegs im Widerspruch zur Tiefgründigkeit, mit der sie Themen wie Perspektivlosigkeit, Globalisierung und Korruption einfängt.

Borjana Gaković

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Regie
Alain Kassanda
Buch
Alain Kassanda
Kamera
Alain Kassanda
Schnitt
Alain Kassanda
Produktion
Alain Kassanda
Ton
Alain Kassanda
Musik
Florent Dupuit, Jr EakEe
Ausgezeichnet mit: Goldene Taube kurzer Dokumentarfilm (Internationaler Wettbewerb Kurzfilm)
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Zaho Zay

Zaho Zay
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Camera Lucida – Außer Konkurrenz 2020
Dokumentarfilm
Österreich,
Frankreich,
Madagaskar
2020
79 Minuten
Französisch,
Madagassisch
Untertitel: 
Englisch

„Zaho Zay!“, ich bin hier. Täglich salutieren so die Häftlinge im überfüllten madagassischen Gefängnis, dessen Wärterin in jedem neuen Gefangenen ihren verlorenen Vater sucht. Ihre Projektionen und Fantasien lassen die mystische, mörderische Vaterfigur in (alb-)traumhaften Sequenzen über die Insel streifen, begleitet von einem poetischen Voiceover. Eine hybride Erzählung: Sie spekuliert über die rätselhaften Wege und tiefgreifenden Traumata ihrer Landschaften und aller, die darin wandeln.

Ein Paar Würfel, ein stiller Mörder und seine Opfer, Spuren von Geschichte und magischem Realismus. Rituale und Rätsel, Rache, Reue und Gefangenschaft werden zwischen der brutalen Realität einer Haftanstalt, den Fantasien der fiktionalisierten Erzählerin und den weiten Naturräumen einer Insel aufgedröselt und neu verschachtelt – langsam und poetisch. Krisen, koloniale Gewalt und deren Kontinuitäten sind angedeutet und verdichtet. Die Montage von dokumentarischem Material und inszenierten Passagen referenziert Western und Film noir und entwickelt einen intensiven visuellen und erzählerischen Sog. Ein fast schon lyrischer Text und die präzise kadrierten Bilder zeugen von einer unmöglichen Suche, die im Grunde eine Heimsuchung ist. Sie verweisen auf individuelle wie kollektive Traumata und die seltsamen Kräfte, mit denen sich solche Erschütterungen in Narrative und Orte einschreiben.
Djamila Grandits

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Buch
Maéva Ranaïvojaona, Georg Tiller
Kamera
Georg Tiller
Schnitt
Barbara Bossuet
Produktion
Georg Tiller, Maéva Ranaïvojaona
Co-Produktion
Thomas Lambert
Ton
André Fèvre, Térence Meunier, Herimandresy Randriambololona
Musik
André Fèvre