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Jahr

Filmstill Beauty and the Lawyer

Beauty and the Lawyer

Beauty and the Lawyer
Hovhannes Ishkhanyan
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Armenien,
Frankreich
2023
105 Minuten
Armenisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Am Anfang des Films steht die Heirat von Garik und Hasmik, am Ende ein geschmückter Baum für das erste Weihnachtsfest, das der Sohn der beiden erlebt, im neuen, vom Vater selbst gebauten Haus. Zwischen diesen Fixpunkten einer familialen Bürgerlichkeit ist nichts so heteronormativ, wie es diese Klammer und wie es vor allem der politische und religiöse Mainstream in Armenien erwarten lassen.

Hasmik setzt sich als Anwältin für LGBTQIA+-Rechte ein, ihr Mann ist als Drag-Performer Carabina in den Medien präsent, betreibt Sexarbeit und macht in einer autobiografischen Theaterperformance sein Leben in einem queerphoben Umfeld zum Thema. Der Film, aus freundschaftlicher Nähe entstanden und immer einen Schritt hinter der wilden Energie von Garik/Carabina zurück, wirft einen prekären, rauen, aber auch utopisch gefärbten Blick in aktuelle gesellschaftliche Kämpfe. Normalitätssehnsucht, Emanzipation und Verantwortungsbewusstsein sehen sich – manchmal ohnmächtig und ungeschützt – gewalttätiger Diffamierung ausgesetzt. TV-Bilder zeigen den Eifer, mit dem man versucht, Homosexuelle und trans Menschen als „unarmenisch“ zu konstruieren. Carabina dagegen, in einem Moment der Ruhe, beim Verputzen des Hauses, die Mörtelkelle in der Hand, lässt einen Song von Charles Aznavour laufen, dessen Familie aus Armenien kam – „What Makes a Man?“

Jan Künemund

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Hovhannes Ishkhanyan
Kamera
Hovhannes Ishkhanyan
Schnitt
Wei-Yuan Song
Produktion
Jean-Marie Gigon
Co-Produktion
Hovhannes Ishkhanyan
Sound Design
Thomas Fourel
-
Hasmik Petrosyan, Garik Amolikyan
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube Langfilm (Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm)
Seelendinge 2022
Filmstill Bird in the Peninsula
Bird in the Peninsula Atsushi Wada
Ein Vogel mit Schwanenhals, der sich in Hände schmiegt, eine Halbinsel der Sehnsucht, sanft bewaldet: Atsushi Wada’s Traum- und Schamlogik eines geschlechtlichen Erwachens.
Filmstill Bird in the Peninsula

Bird in the Peninsula

Hantō no tori
Atsushi Wada
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Frankreich,
Japan
2022
16 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Junge, ein Mädchen, ein Vogel mit sich in Hände schmiegendem Schwanenhals, eine sanft bewaldete Halbinsel der Sehnsucht: Atsushi Wada’s in uniformen und unifarbenen Motiv- und Ereignisketten entwickelte, fast sprachlose Animation folgt der Traum- und Schamlogik eines geschlechtlichen Erwachens. Traurigkeit liegt über den rundlich-kindlichen Figuren, vielleicht die eines ersten „kleinen Todes“.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Atsushi Wada
Schnitt
Atsushi Wada
Produktion
Emmanuel-Alain Raynal, Pierre Baussaron, Nobuaki Doi
Sound Design
Masumi Takino
Musik
Mio Adachi
Animation
Atsushi Wada, Chikako Iwasaki, Margot Barbé, Marilou Soller, Josselin Facon
Filmstill Bye Bye Tiberias

Bye Bye Tiberias

Bye Bye Tibériade
Lina Soualem
Publikumswettbewerb 2023
Dokumentarfilm
Frankreich,
Palästina,
Belgien,
Katar
2023
82 Minuten
Französisch,
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

Die in Frankreich lebende Schauspielerin Hiam Abbass ist einer der größten Filmstars aus dem Nahen Osten. Sie übernahm Hauptrollen in den prämierten Filmen des israelischen Regisseurs Eran Riklis, spielte in Steven Spielbergs „München“ und kürzlich im US-Serienhit „Succession“. Sie saß in der Jury der großen Festivals in Cannes und Berlin, stellte ihr eigenes Regiedebüt in Venedig vor. Sie ist aber auch: Mutter, Tochter und Schwester in einer großen palästinensischen Familie voller tatkräftiger Frauen. In dieser realen Rolle tritt sie im Werk ihrer Tochter Lina Soualem vor die Kamera und reist zurück in ihren Heimatort Deir Hanna im Norden von Israel – ein arabisches Dorf im jüdischen Staat.

„Öffne nicht das Tor zu vergangenen Sorgen“, zitiert die Regisseurin eine Art Dogma ihrer Verwandten. Es bezieht sich unter anderem auf die traumatische Vertreibung der Familie aus Tiberias, der Stadt am See Genezareth, im Palästinakrieg von 1948. Doch Soualem öffnet mit ihrer Konfrontation der familiären Geschichte auch Tore zu vergangenen Freuden und vermeintlich abgelegten Identitäten. Zwischen Home-Videos, historischen Archivaufnahmen, Fotos und Briefen zeigt Abbass eine berührende und nahbare Leinwandpräsenz in der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln. Der lange Schatten der eigenen Herkunft fällt auch auf eine Frau von Welt.

Jan-Philipp Kohlmann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lina Soualem
Buch
Lina Soualem, Nadine Naous, Gladys Joujou
Kamera
Frida Marzouk
Schnitt
Gladys Joujou
Produktion
Jean-Marie Nizan
Co-Produktion
Guillaume Malandrin, Ossama Bawardi
Ton
Ludovic Escallier, Lina Soualem
Sound Design
Julie Tribout, Benoit Biral, Rémi Durel
Musik
Amine Bouhafa
Filmvertrieb
Anna Berthollet
Redaktion
Rasha Salti
Kids DOK 2022
Filmstill The Boy and the Elephant
The Boy and the Elephant Sonia Gerbeaud
Die Lehrerin stellt den neuen Mitschüler vor. Huch, der Junge hat ja einen Elefantenkopf! Obwohl alle tuscheln, fängt ein Kind an, mit ihm zu spielen. Sie entdecken Gemeinsamkeiten.
Filmstill The Boy and the Elephant

The Boy and the Elephant

Le garçon et l’éléphant
Sonia Gerbeaud
Kids DOK 2022
Animationsfilm
Frankreich
2022
7 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch, Deutsch (Overvoice)

Die Lehrerin stellt den neuen Mitschüler vor. Keiner nimmt Notiz. Doch huch, der Junge hat ja einen Elefantenkopf! Sofort geht das Getuschel los, Bildchen werden gekritzelt, keiner möchte neben dem Neuen sitzen. Nur einer der Schüler scheint von dem Elefantenkind fasziniert zu sein. Auf dem Schulhof spielen sie zusammen und entdecken Gemeinsamkeiten. Wird der Spott der anderen sie wieder trennen?

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sonia Gerbeaud
Schnitt
Nikita Fraysse
Produktion
Luc Camilli
Ton
Manu Vidal
Musik
Manu Vidal
Animation
Tom Chertier, Jon Boutin