Filmarchiv

Jahr

Sections (Film Archive)

Wettbewerb Publikumspreis 2020
Media Name: f1d0c995-7cbd-4663-a70a-871afc154074.jpg
The Blunder of Love Rocco Di Mento
Filmische Ahnenforschung: Ein Enkel will die grenzenlose Liebe seiner Großeltern dokumentieren, kann aber bei näherer Betrachtung des Mythos die familiären Abgründe nicht übersehen.
Media Name: f1d0c995-7cbd-4663-a70a-871afc154074.jpg

The Blunder of Love

The Blunder of Love
Rocco Di Mento
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
84 Minuten
Englisch,
Italienisch
Untertitel: 
Deutsch

Ein junger Mann trifft eine junge Frau und beide verfallen einander. Ein Haus wird gebaut, Kinder kommen zur Welt, die märchenhafte Geschichte einer grenzenlosen Liebe nimmt ihren Lauf. Ein Enkel macht sich daran, den Mythos der Romanze seiner Großeltern zu erkunden, und versucht, den verstorbenen Großvater mithilfe aller verbliebenen Verwandten filmisch zu ehren. Kein leichtes Unterfangen, wenn vielleicht doch nicht alles so war, wie es die familiäre Überlieferung will …

Bei seiner Suche fördert Rocco Di Mento alte 8mm-Privatfilme, einen nie veröffentlichten Roman, diverse Liebesbriefe und eine ganze Menge lange verdrängter Gefühle zutage. Kaum verwunderlich, dass diese Gemengelage schließlich eine Eigendynamik entwickelt. Plötzlich geht es nicht mehr nur um die Suche nach der großen Liebe, sondern auch darum zu fragen, was Menschen über Beziehungsstatus und Verwandtschaftsgrad hinaus zusammenhält und wie Vergebung möglich wird, obwohl man schon nicht mehr daran geglaubt hat. Eine geschickt gebaute Familienaufstellung voller italienischem Temperament, in der Spannung, Rührung und Wahrhaftigkeit eine unentwirrbare Verbindung eingehen. Denn: „Auch wenn du gehst, du bleibst immer ein Teil deiner Familie.“
Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rocco Di Mento
Kamera
Sabine Panossian
Schnitt
Antonella Sarubbi, Valentina Cicogna, Rocco Di Mento
Produktion
Valeria Venturelli
Ton
Jerome Huber
Musik
Franziska May
Media Name: 27ae30bc-388b-4639-9a0f-12cfd643ec94.jpg

The Cars We Drove into Capitalism

The Cars We Drove into Capitalism
Georgi Bogdanov, Boris Missirkov
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Bulgarien,
Kroatien,
Tschechische Republik,
Dänemark,
Deutschland
2021
93 Minuten
Bulgarisch,
Tschechisch,
Englisch,
Deutsch,
Norwegisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Ein nostalgischer Trip in die Vergangenheit, als sich der Kauf eines Autos als Lebensaufgabe gestaltete – insbesondere für jene Europäer, denen maximal zwei Handvoll Marken zur Verfügung standen. Die munter montierte Kollektion von Auto-Biografien aus sozialistischer Produktion erinnert an vermeintlich unbeschwerte Zeiten, als das motorisierte Gefährt einfach Statussymbol sein durfte: frei von ideologischen Grabenkämpfen rund um Klimakrise und Mobilitätsdiät.

Von Russland über Bulgarien und Tschechien bis nach Deutschland und Norwegen werden Liebesgeschichten zwischen Mensch und Trabi, Moskwitsch oder Wolga filmisch festgehalten. Wir treffen Charaktere, die damals wie heute an ihrem geliebten Stück Blech hängen – oder es sogar zu einer stattlichen Sammlung gebracht haben. Da gibt es ein Paar, das sich auf einer Retro-Auto-Ausstellung lieben lernte und heute noch das gleiche Modell fährt. Wir begegnen einem Küster, der sein Dienstfahrzeug nach 32 Jahren Nutzung weitervererbt. Wir machen die Bekanntschaft eines Pin-ups, das stets vor Ost-Oldtimern posiert. Sie alle haben ein Faible für diese klapprigen Rostlauben. Denn obwohl die Fabrikate der sozialistischen Autoindustrie in der Regel langsam, klobig, mühsam zu fahren und zu reparieren waren – sie galten als Schauobjekte eines geglückten Lebens. Und in fast jeder Familie gab es eines: heiß begehrt, lang ersehnt, eifrig poliert.
Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Georgi Bogdanov, Boris Missirkov
Buch
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Kamera
Boris Missirkov, Georgi Bogdanov
Schnitt
Emil Granicharov, Jacob Thuessen, Georgi Tenev
Produktion
Martichka Bozhilova
Co-Produktion
Tina Leeb, Miljenka Čogelja, Dana Budisavljević, Jiří Konečný, Sigrid Jonsson Dyekjær, Sascha Beier, Simone Baumann
Ton
Veselin Zografov
Media Name: 4a763a31-8e8b-4c56-8feb-e1a972af21df.jpg

The Good Soldier

Le bon soldat
Silvina Landsmann
Wettbewerb um den Publikumspreis 2021
Dokumentarfilm
Frankreich,
Deutschland,
Israel
2021
88 Minuten
Englisch,
Hebräisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Die NGO „Breaking the Silence” – kurz BtS – besteht aus ehemaligen israelischen Soldaten und Soldatinnen, die durch das Sammeln persönlicher Erinnerungsberichte auf den militärischen Alltag und den Umgang mit der Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufmerksam machen wollen. Die Regisseurin Silvina Landsmann ermöglicht mit ihrem Film einen Blick hinter die Kulissen einer umstrittenen Gruppierung mit einem kontrovers diskutierten Ansatz inmitten eines über 70 Jahre schwelenden Konflikts.

Was macht einen guten Soldaten aus? Die Fähigkeit, ohne Skrupel Befehle auszuführen, oder die Berücksichtigung von höheren moralischen Zielen im Umgang mit dem Feind? Letzteres war vielen Mitgliedern von BtS erst nach ihrer aktiven Militärzeit möglich. In ihrer Arbeit setzen sie sich mit Einsätzen und Handlungen auseinander, die ihnen heute falsch vorkommen. Mit Videos, Vorträgen und Stadtführungen wenden sie sich an die israelische Bevölkerung und an ausländische Medien. Auf den Straßen Hebrons kommt es immer wieder zum Zusammenstoß zwischen BtS, israelischen Siedlern und dem Militär. Auch auf politischer Ebene wird die Organisation scharf kritisiert. Ihr wird vorgeworfen, Geschichten zu erfinden, dem Ruf Israels zu schaden und dem Antisemitismus in die Hände zu spielen. Mit filmisch nüchternen Bildern beobachtet Landsmann, wie die Gruppe äußerlich und innerlich um ihre Stimme kämpft.
Kim Busch

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Silvina Landsmann
Kamera
Silvina Landsmann
Schnitt
Tal Shefi
Produktion
Silvina Landsmann, Pierre-Olivier Bardet
Co-Produktion
Christoph Menardi
Ton
Ami Arad, Guy Barkay, Nadir Fleishman, Zohar Cheppa, Tully Chen
Wettbewerb Publikumspreis 2020
Media Name: 42165374-3b2a-4a99-b05d-4bb2745ff1f9.jpg
The Painting Andrés Sanz Vicente
Betrachten wir ein Bild oder betrachtet es uns? Rund um Velázquez‘ überlebensgroßes Gemälde „Las Meninas“ entspinnt sich ein fesselnder Exkurs über Schaulust und gebannte Blicke.
Media Name: 42165374-3b2a-4a99-b05d-4bb2745ff1f9.jpg

The Painting

El cuadro
Andrés Sanz Vicente
Wettbewerb um den Publikumspreis 2020
Dokumentarfilm
Spanien
2019
107 Minuten
Englisch,
Spanisch
Untertitel: 
Deutsch

Über den Barockmaler Diego Velázquez heißt es, er habe nicht Figuren, sondern die Luft und das Licht zwischen ihnen gemalt. Über diesen Film könnte man sagen, dass eben nicht Velázquez‘ überlebensgroßes Gemälde „Las Meninas“ sein Gegenstand sei, sondern der bohrende Blick, mit dem es auf seine Betrachter zurückschaut. Rund um die vielen klugen Köpfe, die sich hier zum Künstler und zum vertrackten Aufbau der Bildkomposition äußern, traumwandelt die Schaulust höchstselbst.

„Gemälde sind keine Filme, sondern eben Gemälde“, insistiert die Kunstkritikerin und -historikerin Svetlana Alpers. Natürlich hat sie damit recht – und doch auch wieder nicht. Sie gehört zu den renommierten Talking Heads, die Regisseur Andrés Sanz Vicente zum Verhör bittet, um ein Verbrechen aufzuklären. Aber wer oder was ist eigentlich gestorben? Vielleicht die Fähigkeit zu sehen, wie Alpers behauptet? Diego Velázquez‘ Gemälde setzt sich seit etwa 400 Jahren den Augen seines Publikums, den Analysen seiner wissenschaftlich avancierten Kritiker aus, die sich darüber den Kopf zerbrechen, wer auf der Leinwand warum durch welche Tür tritt. „The Painting“ ist eine Fortsetzung dieser Bild-Augen-Begegnung mit den Mitteln des Kinos. Die Luft und das Licht zwischen dem Konkreten und seiner vor Leidenschaft glühenden Aura werden gebannt. Darin, aber nur darin kann ein Gemälde eben doch auch Film sein.
Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Andrés Sanz Vicente
Buch
Andrés Sanz Vicente
Kamera
Javier Ruiz Gómez
Schnitt
Andrés Sanz Vicente
Produktion
Antonio Gómez-Olea
Ton
Micky López
Musik
Santiago Rapallo
Animation
Andrés Sanz Vicente