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Jahr

Filmstill 27

27

27
Flóra Anna Buda
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich,
Ungarn
2023
11 Minuten
Ungarisch
Untertitel: 
Englisch

Heute ist der 27. Geburtstag von Alice. Sie lebt in ihrem alten Kinderzimmer in der Wohnung ihrer Eltern. Ihre Mutter umhegt sie wie ein Kind. Ihr kleiner Bruder geht ihr auf die Nerven. Raum für Selbstverwirklichung und das Ausleben sexueller Bedürfnisse gibt es höchstens in ihrer eigenen Fantasie. Aus ökonomischen Gründen ist ihr und vielen anderen jungen Menschen verwehrt, ein unabhängiges Leben in eigenen vier Wänden zu führen. So muss Alice die Enge erdulden.

Am Abend ihres Geburtstages zieht sie mit ihrem Kumpel um die Häuser und tanzt sich bei einer Party auf dem Dach eines Hochhauses endlich für einige Momente frei. Der Blick über die nächtliche Stadt und die Ernüchterung nach all der Ausgelassenheit bringen das Dilemma jedoch ins Bewusstsein zurück: Wo ist ihr privater Rückzugsort, an dem sich Körper und Geist unbeobachtet entfalten können? Eindringlich, farbenfroh, mit fantastischem Sound und voller Erotik beschreibt dieser Film die bedrückende Lage einer ganzen Generation.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Flóra Anna Buda
Buch
Flóra Anna Buda
Schnitt
Albane du Plessix
Produktion
Emmanuel-Alain Raynal, Pierre Baussaron, Gábor Osváth, Péter Benjámin Lukács
Ton
Péter Benjámin Lukács
Musik
Mári Mákó, Rozi Mákó
Animation
Zoltán Koska, Gábor Mariai, Luca Tóth, Borbála Zétényi, Flóra Anna Buda
Filmvertrieb
Annabel Sebag
Künstlerisches Design
Natália Andrade, Melinda Kádár
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Filmstill Knit’s Island
Knit’s Island Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Ein Dokumentarfilmteam verbringt 963 Stunden in einem Videogame und interviewt dort die Spieler*innen. Nach und nach lassen diese ihre Masken fallen und geben Einblicke in ihr „echtes” Leben.
Filmstill Knit’s Island

Knit’s Island

Knit’s Island
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich
2023
95 Minuten
Französisch,
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Rennen. Schnelles Atmen. In der Stille ein Schuss. Der Auftakt schlägt die Grundtöne an: Vorsicht, Neugier, Nervenkitzel. Ein Dokumentarfilmteam verbringt 963 Stunden auf dem Abenteuerspielplatz des Videogames DayZ. Online-Spieler*innen erkunden das Areal einer postsowjetischen Katastrophenprovinz und setzen sich permanent der Gefahr aus, von feindlich gesinnten Gamer*innen getötet zu werden. Guilhem, Ekiem und Quentin sind als Avatare trotz „Presse“-Kennzeichnung den gleichen Regeln unterworfen, wenn sie die Spieler*innen in ihrer virtuellen Welt interviewen. Die Community ist heterogen: marodierende Banden, Cowboys mit Samariter-Ethos, neugierige Wandernde.

Die Realität ist nie ganz fern. Spielerin „Feesh“ wird im Interview von ihrer Konsole fortgerissen, denn ihr IRL(in real life)-Kind weint. „Iris“ erschießt im Gesprächsverlauf vor den Augen der geschockten Dokumentarfilmer, ihr „Spielzeug“, einen Gefangenen – ein Konflikt dokumentarischen Arbeitens tut sich auf. „Knit’s Island“ ist eine beunruhigende, melancholische bis herzerwärmende Tour durch Zufallsbegegnungen und -freundschaften von schlaflosen Menschen in der künstlichen Welt. Einige Avatare zucken ständig nervös und grotesk, weil sie dunkelste Wünsche ausleben. Andere „trick the game“ und dringen in faszinierende techno-psychedelische Sphären vor. Spielende und gespielte Persona – manchmal sind sie eins, manchmal zwei.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Buch
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Kamera
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Quentin L’helgoualc’h
Schnitt
Nicolas Bancilhon
Produktion
Boris Garavini
Sound Design
Mathieu Farnarier
Musik
Ekiem Barbier, Guilhem Causse, Marc Siffert
Filmvertrieb
Wouter Jansen
Filmstill La Perra

La Perra

La Perra
Carla Melo Gampert
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Kolumbien,
Frankreich
2023
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Brüste gehoben, der Po gestrafft, das Federkleid geglättet. Sie ist fertig zum Date. Doch ihre Tochter klammert und will sie nicht gehen lassen zu diesem noch unverständlichen, abstoßenden Ritual des Verlangens. Sehr bald aber wird sich die flügge Pubertierende selbst dem sexuellen Begehren hingeben … und Enttäuschung erleben. In der konfliktreichen Welt der beiden Frauen entziehen sich Männer der Partner- und Vaterschaft. Die treue Haushündin bietet den einzigen Halt.

Wie schon in ihrem Vorgängerfilm verlegt Carla Melo Gampert die beeindruckende, aber kompromisslose Analyse einer Familienbeziehung in das Leben der Schreitvögel. Die menschlichen Züge schlagen anatomisch durch, doch die Vogelkörper samt ihrer Feder- und Lautgeräusche eignen sich hervorragend zur treffenden Überzeichnung der Gefühle. Zarte Zeichenstriche werden zu schneidend scharfen Bewegungslinien der Tierfiguren, sowohl in den erotisch derben Liebesakten wie auch in den „handgreiflichen“ Auseinandersetzungen. Sanfte Farbflecke in Aquarell leuchten glühend in der Hitze der Lust und warnend in der ausweglosen Wut auf.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Carla Melo Gampert
Schnitt
Juan Sebastián Quebrada
Produktion
Julie Billy, Naomi Denamur, Franco Lolli, Capucine Mahé
Ton
Juanma López, Daniel Giraldo
Animation
Carla Melo Gampert, Andrea Muñoz Álvarez
Filmvertrieb
Elise Notseck
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill Margarethe 89

Margarethe 89

Margarethe 89
Lucas Malbrun
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich
2023
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

In farbenfrohen Filzstiftbildern und klaren Linien zeichnet sich das Ende realsozialistischer Unterdrückung, verhängnisvoller Liebe und stillschweigender Doppelmoral ab. Leipzig, 1989. Noch gehört die Stadt den Blauhemden der Freien Deutschen Jugend, noch ist in Festtagsansprachen von einem blühenden Land die Rede. Weggesperrt in einer psychiatrischen Klinik wegen der Zugehörigkeit zur Leipziger Punkszene und beschimpft als „Teil der feindlich-negativen Kräfte“, die die DDR von innen aushöhlen: Margarethe hält das aus. Schlussendlich sind es jedoch die fehlenden Briketts und das kalte Wasser in der Gemeinschaftsdusche, welche die junge Frau von der Nähe zu ihrem Freund Heinrich träumen lassen. Während die Proteste auf den Straßen sich entwickeln, spielt Heinrich mit seiner Band kirchlich organisierte Punkkonzerte, die eine Aussicht auf Freiheit erahnen lassen. Doch Stasi-Spitzel sind präsenter denn je – bis die gerade errungene Reisefreiheit sie mit den Lichtern des Feuerwerks in alle Winde zerstreut.

Jana Kraft

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lucas Malbrun
Buch
Lucas Malbrun, Marie Larrivé
Kamera
Lucas Malbrun
Schnitt
Clara Saunier, Vincent Tricon
Produktion
Nicolas de Rosanbo, Céline Vanlint
Ton
Elodie Thevenin
Sound Design
Quentin Romanet
Musik
Mael Oudin
Filmvertrieb
Miguel Español Celiméndiz
Künstlerisches Design
Morgan Curt, Hippolyte Cupillard, Jean-Baptiste Peltier, Charlie Belin, Jonas Schloesing, Daria Skripka, Yehor Bondarenko, Angelina Dorozhinskaia
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill The Family Portrait

The Family Portrait

Obiteljski portret
Lea Vidaković
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Kroatien,
Frankreich,
Serbien
2023
14 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

András und seine Tochter Zsófia genießen einen entspannten Sonntag in ihrer herrschaftlichen Stadtvilla, kurz vor dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie. Die Stille im Haus wird jedoch bald von einem entflohenen Schwein und gleich darauf von unerwartetem Besuch gestört: Der Bruder von András fällt mit seiner großen Familie und viel Gepäck durch die Vordertür ein. Auf allen Etagen verursachen rennende Kinder und schwatzhafte Verwandte Lärm und Durcheinander. Kunstobjekte werden unerlaubt betastet, Möbel verrückt, Gegenstände fallen zu Boden. Mit dem Besuch ist das Chaos eingezogen. Zsófias Vater und die Dienstmagd versuchen vergeblich, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Zwar können sich András und sein Bruder annähern, jedoch ist das alte Haus den veränderten Umständen nicht gewachsen. Ein Leck in der Wasserleitung kündigt ein Finale an, das immerhin alle gemeinsam stillstehen lässt.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lea Vidaković
Buch
Lea Vidaković
Kamera
Lea Vidaković, Damien Buquen
Schnitt
Iva Kraljević
Produktion
Draško Ivezić, Jean Francois le Corre, Nikolina Vucetic Zecevic
Sound Design
Zoran Maksimovic
Animation
Marion le Guillou, Bilitis Levillain, Violette Delvoye
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis