Filmarchiv

Internationaler Wettbewerb 2020
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The Poets Visit Juana Bignozzi Laura Citarella, Mercedes Halfon
Als die Dichterin Juana Bignozzi stirbt, vererbt sie das geistige Eigentum an ihrem Werk an die junge Autorin Mercedes – mit allen prosaischen, aber noch mehr poetischen Pflichten.
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The Poets Visit Juana Bignozzi

Las poetas visitan a Juana Bignozzi
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2019
90 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Das Leben einer Dichterin ist zu Ende, und ein Film beginnt, ihr Erbe weiterzutragen, zunächst prosaisch. Als Juana Bignozzi 2015 stirbt, geht das geistige Eigentum an ihrem Werk auf die junge Autorin Mercedes Halfon über – so hatte das die betagte Dame verfügt. Mercedes erbt aber auch einen Kühlschrank und viel Krempel, der aus der verwaisten Wohnung in Buenos Aires zu räumen ist. Gemeinsam mit jungen Filmemacherinnen funktioniert sie die Pflicht zum poetisch erfüllenden Projekt um.

Das Ergebnis ist nicht nur kein gewöhnliches, sondern überhaupt kein Dichterinnenporträt – und vielleicht noch nicht einmal ein Ergebnis. Vielmehr handelt es sich um eine beständig wachsende Gleichung von überblendeten Gesichtern, Texten und Bildern, die sich dagegen sträubt, einfach aufzugehen. Wie in Rückspiegeln betrachten sie sich: Juana Bignozzi, die aus ihren Schriften voller demütiger Verehrung zu den Jungen spricht, und ihre jungen Verehrerinnen, die beim Lesen, Filmen und Stöbern in Bignozzis Hinterlassenschaft ob dieser Liebeserklärungen fast in Verlegenheit geraten. So viel traute die Verstorbene ihnen zu! So riesig waren ihre Erwartungen an jene, denen sie Mutter oder Großmutter hätte sein können! Zu halbherzig erscheinen Mercedes und Laura die eigenen poetischen Taten, als dass sie solchen Vorschusslorbeeren je gerecht werden könnten. Doch während sie zweifeln, sind sie schon mitten dabei.
Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Laura Citarella, Mercedes Halfon
Kamera
Inés Duacastella, Agustín Mendilaharzu
Schnitt
Miguel de Zuviría, Alejo Moguillansky
Produktion
Ingrid Pokropek
Ton
Valeria Fernández, Marcos Canosa
Ausgezeichnet mit: Silberne Taube (Internationaler Wettbewerb)
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Vicenta

Vicenta
Darío Doria
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
69 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Eine menschliche Tragödie vor dem Hintergrund eines juristischen und medizinischen Skandals, die 2007 zu einer Klage gegen den argentinischen Staat vor dem UN-Menschenrechtskomitee und 2011 zur Verurteilung desselben führte. Das geistig und körperlich behinderte 16-jährige Mädchen Laura war 2006 von einem Onkel vergewaltigt worden. Einer legalen Abtreibung aber, der auf Antrag der Mutter, Vicenta, bereits offiziell stattgegeben worden war, stellten sich Juristen und Ärzte entgegen.

„Vicenta“ vermittelt die Details dieser wahrhaft unglaublichen Zumutung als Fabel, in der Knetfiguren wie festgewurzelt in einem kafkaesken Albtraum erscheinen. Allein die Kamera bewegt sich fahrend durch diese Szenerie, meist durch Travellings quer zum Aufbau. Nur gelegentlich beglaubigen Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, übertragen aus kleinen Monitoren auf der Bühne dieses „Puppenspiels“, die Erzählung. Und doch überträgt sich das ganze Spektrum denkbarer Empfindungen zwischen offener Schockstarre und stolzer Selbstermächtigung der hartnäckig um Gerechtigkeit für sich und ihre Tochter kämpfenden Mutter und wird nachvollziehbar. Im erwähnten Urteil der UN wurde dem argentinischen Staat vorgeworfen, das anerkannte Recht auf Freiheit von unmenschlicher, grausamer oder erniedrigender Behandlung im Fall von Laura und ihrer Mutter Vicenta fundamental missachtet zu haben.
Ralph Eue

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Darío Doria
Buch
Luis Camardella, Florencia Gattari, Darío Doria
Kamera
Darío Doria
Schnitt
Darío Doria
Produktion
Felicitas Raffo, Pamela Livia Delgado
Co-Produktion
Virginia Croatto
Ton
Federico Esquerro
Musik
Ezequiel Menalled
Animation
Darío Doria
Sprecher*in
Liliana Herrero
Ausgezeichnet mit: FIPRESCI Preis