Filmarchiv

Retrospektive 2022
Filmstill Having Babies?
Kinder kriegen? Sibylle Schönemann
Ausgehend von verschiedenen Lebenssituationen und privaten Umständen bearbeitet Sibylle Schönemann das komplexe Thema Schwangerschaftsabbruch als ästhetisch ambitionierte Collage.
Filmstill Having Babies?

Kinder kriegen?

Kinder kriegen?
Sibylle Schönemann
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1976
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

In Sibylle Schönemanns Film zum Thema Schwangerschaftsabbruch kommen sowohl junge als auch ältere Frauen zu Wort, solche, die von ihrem Partner zur Abtreibung gezwungen wurden, und andere, die sich trotz prognostizierter Schwierigkeiten für eine Austragung entschieden haben. In der Art einer Collage gearbeitet, wechselt eine Gesprächsrunde mit stilisierten Passagen, während die Kamera auch Momente in einer Klinik kurz vor und nach dem Eingriff zeigt. Der Gestus schwankt zwischen Dramatik und Lebensbejahung. Auf liberale Perspektiven wird, bis auf eine Ausnahme, verzichtet. Dem komplexen Gegenstand hätte sich Schönemann, gemeinsam mit Tamara Trampe, beinahe auch in einem Spielfilm gewidmet.

Felix Mende

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Regie
Sibylle Schönemann
Kamera
Klemens Peisker
Schnitt
Silvia Roeser
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Ton
Andreas Walter
Retrospektive 2021
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Memento Karlheinz Mund
Jüdische Friedhöfe in Berlin erinnern an Menschen und all jene Orte, an denen sie ausgelöscht wurden. Die antisemitischen Grabschändungen in Ostberlin wollte man auch auslöschen.
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Memento

Memento
Karlheinz Mund
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
DDR
1966
16 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Nach dem Studium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg drehte Karlheinz Mund diese dokumentarische Begehung jüdischer Friedhöfe in Berlin. Die Grabsteine bewahren die Namen berühmter und unbekannter Menschen vor dem Vergessen. Sie bewahren ihre Sterbeorte, die zwischen Berühmten und Unbekannten keinen Unterschied machten: Auschwitz, Mauthausen. Als die Westdeutschen Kurzfilmtage Munds Film zu sich einluden, erwirkten die zuständigen Gremien dann doch eine Unterscheidung: Die der westdeutschen Presse entnommenen Bilder von antisemitischen Grabschmierereien durften bleiben, die in Ostberlin gefilmten Aufnahmen gleichen Inhalts mussten für die Kinozulassung in der DDR weichen.

Sylvia Görke

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Regie
Karlheinz Mund
Buch
Karlheinz Mund, Bodo Schulenburg
Kamera
Christian Lehmann, Werner Kohlert
Schnitt
Inge Dochow
Ton
Rolf Rolke, Otto Koch
Sprecher*in
Hilmar Thate, Hans Hardt-Hardtloff
Retrospektive 2022
Filmstill Petra’s Adventure
Petras Erlebnis Ingrid Reschke
Akkurat notiert Petra die Ereignisse dieses besonderen Tages, unterrichtet über Schnitzeljagd und Segelbootfahrt. Eines der ersten Filmhochschulerzeugnisse, reibungslos inszeniert.
Filmstill Petra’s Adventure

Petras Erlebnis

Petras Erlebnis
Ingrid Reschke
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1956
6 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Hinter Petra liegt ein ereignisreicher Tag: Gemeinsam mit anderen Kindern hat sie eine Schnitzeljagd absolviert, kleine Aufgaben gelöst, sich mit ihrem zugewiesenen Partner koordinieren müssen. Abenteuerliches war darunter, aber auch eine auf einer Wiese installierte Klassenzimmersituation, bei der es galt, das eigene Wissen über die heimische Flora unter Beweis zu stellen. Zum Abschluss besteigen alle Segelboote und gleiten in einen stimmungsvollen Abend. Ein Protokoll in Briefform, akkurat aufgesetzt im Pionierhaus Potsdam, fungiert dabei als Rahmen für einen der ersten vorgelegten Filme der gerade neu gegründeten Deutschen Hochschule für Filmkunst in Babelsberg.

Carolin Weidner

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Regie
Ingrid Reschke
Buch
Ingrid Reschke
Kamera
Kurt Marks
Produktion
Deutsche Hochschule für Filmkunst
Retrospektive 2023
Filmstill Sitis
Sitis Rainer Schade
Sein Leben lang versucht ein Mensch, eine Mauer zu überwinden. Vergeblich. Als sich endlich unverhofft doch noch ein Tor öffnet, scheint es zu spät, um den Weg in die Freiheit zu gehen.
Filmstill Sitis

Sitis

Sitis
Rainer Schade
Retrospektive 2023
Animationsfilm
DDR
1989
11 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

In einer kargen, unwirtlichen Gegend steht eine Mauer, unüberwindbar. Während die Vögel unaufhaltsam durch die Luft ziehen, müht sich ein Mensch vergeblich, ein Tor in der Mauer zu öffnen. Erst als Kleinkind, dann als Erwachsener, schließlich als Greis. Als das Tor endlich unerwartet den Weg freigibt, ist es scheinbar zu spät. Eine düstere Allegorie des Leipziger Malers und Grafikers Rainer Schade.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

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Regie
Rainer Schade
Buch
Rainer Schade
Kamera
Helmut Krahnert
Schnitt
Anita Uebe, Renate Ritter
Produktion
DEFA-Studio für Trickfilme
Ton
Heinz Kaiser, Thomas Weiß
Musik
Simone Danaylowa
Animation
Ralf Kukula, Wolf-Ulrich Reichel, Erika Wahl
Retrospektive 2022
Filmstill Vivos Voco – I Call the Living
Vivos voco – Ich rufe die Lebenden Dagnija Osite-Krüger
Lange bestimmten Glocken die Rhythmen der Menschen. Noch immer berührt ihr Geläut, fährt ins Mark. Dagnija Osite-Krügers Erkundung ist von monumentaler, auch unheimlicher Natur.
Filmstill Vivos Voco – I Call the Living

Vivos voco – Ich rufe die Lebenden

Vivos voco – Ich rufe die Lebenden
Dagnija Osite-Krüger
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1981
22 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Glocken läuteten dem Opfer und dem Täter, sie läuteten dem Herrn und dem Knecht, die Klänge fallen ineinander, Anfang und Ende, Leben und Tod, Schlaf und Erwachen, Arbeit und Gebet.“ Eng sind Helga Schütz’ lyrische Zeilen mit Dagnija Osite-Krügers Erkundung verflochten, die von Glocken und ihren vielen Daseinsformen erzählt. Ob eingeschmolzen als Kriegswerkzeug oder warnend bei Gefahr – „Vivos voco“, der auch über das Handwerk des Glockengießens unterrichtet, umhüllt auf unheimliche, monumentale und epochale Weise. Schütz schreibt in ihrer autofiktionalen Biografie über die gemeinsame Arbeit mit Osite-Krüger: „Wir beide und der Film, wir waren ein Team, wir und die mitbestimmenden Bilder.“

Carolin Weidner

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Regie
Dagnija Osite-Krüger
Buch
Helga Schütz
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Elmar Blimke
Musik
Peter Gotthardt
Retrospektive 2022
Filmstill Travelling Circus
Wanderzirkus Angelika Andrees
Ein Wanderzirkus, sein Publikum sowie die Menschen und Tiere, die seinen Kern ausmachen. Voller Gespür für Rhythmen und Situationen entfaltet sich ein unalltäglicher Alltag.
Filmstill Travelling Circus

Wanderzirkus

Wanderzirkus
Angelika Andrees
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1975
24 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Ins Dorf rollt: Zirkus Hein. Angelika Andrees interessiert sich für die einzelnen Nummern, die in der Manege präsentiert werden. Aber noch mehr für das, was davor und danach passiert. Oder wie das Publikum von unten aussieht, wenn sich diverse Hinterteile auf den Holzbänken herumdrücken. Dazu klackert und klopft es manchmal, oder Regen plätschert, und zum Schluss singt Bob Dylan. „Wanderzirkus“ entsteht noch an der Filmhochschule Babelsberg. Andrees probiert sich an verschiedenen Elementen, wechselt den Tonfall und erfasst so die Stimmungen, die sich um die fahrende Attraktion bündeln. Ganz ohne Kommentar, mit wenigen, kurzen Interviewsequenzen fügt sich ein Porträt.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Angelika Andrees
Kamera
Julia Kunert
Schnitt
Manuela Hamann
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Ton
Andreas Walter
Retrospektive 2022
Filmstill Because I’m Fat
Weil ich ein Dicker bin Christiane Hein
Der siebenjährige Robert aus Erfurt kämpft gegen seine Pfunde und alles, was damit einhergeht: Hänseleien, verlockende Kuchenbasare. Christiane Hein fühlt sich ein, fragt nach.
Filmstill Because I’m Fat

Weil ich ein Dicker bin

Weil ich ein Dicker bin
Christiane Hein
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1988
20 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

„Alle sagen, die Dicken essen zu viel. Aber ganz so einfach ist das nicht“, erklärt Christiane Hein gleich zu Beginn ihres Films, der den siebenjährigen Robert Becher aus Erfurt bei seinem Kampf gegen die Pfunde begleitet. Die Etappen reichen von einem Diätsanatorium samt „Safttag“ über erniedrigenden Schulsportunterricht bis hin zu einem Besuch bei Verwandten auf dem Land, wo Robert ein Leben fernab von Hänseleien und Selbstgeißelung erfährt. Hier lässt der Junge los – nicht leicht, wenn die Gedanken ans Gewicht den Alltag umzäunen. Immer wieder platziert Regisseurin Hein eine Waage als Symbolbild, die an ein guillotinenhaftes Folterinstrument erinnert. Ein mitfühlendes Porträt.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Christiane Hein
Buch
Christiane Hein
Kamera
Sebastian Richter
Schnitt
Eberhard Brandenburg
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Erhard Dormeyer
Musik
Günter Sommer
Retrospektive 2022
Filmstill Once You’ve Worn Out the First Pair of Wooden Shoes …
Wer ein paar Holzlatschen abgelaufen hat … Gabriele Denecke
Ein Besuch bei den Steinbrucharbeitern im Tagebau Reinhardtsdorf: Der Film durchdringt die Dimensionen des Traditionsberufs und begibt sich auf eine teils halluzinatorische Spur.
Filmstill Once You’ve Worn Out the First Pair of Wooden Shoes …

Wer ein paar Holzlatschen abgelaufen hat …

Wer ein paar Holzlatschen abgelaufen hat …
Gabriele Denecke
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1976
33 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Im Tagebau Reinhardtsdorf bei Bad Schandau gewinnt eine Handvoll Steinbrucharbeiter den begehrten Elbe-Naturstein. Gabriele Deneckes Annäherung an die Männer unterschiedlichen Alters erfolgt nahezu tranceartig, die Bewegung hin zu und weg von den Steinen markiert den Eintritt in eine andere Welt. Von den unerbittlichen Arbeitsbedingungen der Vergangenheit hört man da, vom Alkohol, vom frühen Verschleiß der Menschen. Heute bedeutet das Freilegen der mächtigen Brocken inmitten der Natur auch ein Stück Freiheit. Es herrscht ein besonderes Selbstverständnis im Tagebau. Und: Wer ein Paar Holzlatschen abgelaufen hat, der bleibt – wahrscheinlich für immer.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Gabriele Denecke
Buch
Gabriele Denecke
Kamera
Eberhard Geick
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Retrospektive 2022
Filmstill Who’s Afraid of the Bogeyman
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann Helke Misselwitz
Auch im Wendejahr setzt man im Prenzlauer Berg auf zuverlässige Kohlelieferungen. Renate Uhle und ihre Männer liefern die Briketts, begleitet von einer unmittelbaren Kamera.
Filmstill Who’s Afraid of the Bogeyman

Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann

Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann
Helke Misselwitz
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1989
52 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Die Kohlebriketts donnern von der Schippe gegen den Waggon, werden verladen, entladen und landen schließlich in den Häusern des Prenzlauer Bergs. Renate Uhle ist Inhaberin der Kohlehandlung, die seit 1922 von ihrer Familie geführt wird. Gemeinsam mit ihren Männern – Klaus, Kalle, Manne, Erwin, Pummel, Felix und Würstchen – sorgt sie dafür, dass niemand im Umkreis zu frieren hat. Die Arbeit ist hart, das Feierabendbier gesetzt und Renates Zungenschlag schnell und einfühlsam. Helke Misselwitz begleitet die Arbeiter auf ihren tuckernden Dieselameisen durch die Straßen und das Wendejahr 1989, schwitzt mit ihnen beim Treppensteigen und lauscht ihnen durch Zigarettenrauchschwaden hindurch.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Helke Misselwitz
Buch
Thomas Plenert, Helke Misselwitz
Kamera
Thomas Plenert
Schnitt
Gudrun Steinbrück
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Ton
Ronald Gohlke
Musik
Brigitte Unterdörfer