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Filmstill El Shatt – A Blueprint for Utopia

El Shatt – A Blueprint for Utopia

El Shatt – nacrt za utopiju
Ivan Ramljak
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Kroatien,
Serbien
2023
96 Minuten
Kroatisch,
Arabisch
Untertitel: 
Englisch

El Shatt in Ägypten, mitten in der Wüste, war Zufluchtsort und Projektion zugleich. Hier entstand 1944 aufgrund eines Deals der von Tito angeführten jugoslawischen Partisanen mit britischen Alliierten nicht nur ein Geflüchtetenlager für die Angehörigen der antifaschistischen Kämpfer*innen aus der Region Dalmatien. Hier entstand gleichzeitig auch ein Modell: für die spätere Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien – einen Staat, der sein Gründungsnarrativ auf den Volksbefreiungskampf gegen den Faschismus bauen und die in Kollektiven organisierte Selbstverwaltung zum gesellschaftlichen Ideal erklären würde.

Regisseur Ivan Ramljak gewährt uns einen vielschichtigen Einblick in diese längst vergessene, in der Realität durchbuchstabierte kommunistische Ur-Geschichte. Nach akribischer Recherche kombiniert er Hunderte historischer Fotografien und einige (wenige) Filmaufnahmen mit Zeitzeug*innen-Interviews. Die lebhaften Stimmen derer, die in jenen Tagen Kinder waren und heute oft über 80 sind, erzählen aus dem Off: von Überlebenskampf, Solidarität und gelebter Ideologie, von einem Alltag also, zu dem selbstorganisierte Schulen, Werkstätten, Großküchen, sogar eine Zeitung gehörten. Augenzwinkernd nimmt Ramljak den Geschichtsfaden auf und stellt seinem gekonnt geordneten Archivmaterial inszenierte Szenen mit Ensemblemitgliedern eines Theaters zur Seite, das damals in El Shatt gegründet wurde.

Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ivan Ramljak
Buch
Ivan Ramljak
Kamera
Boris Poljak
Schnitt
Jelena Maksimović
Produktion
Tibor Keser
Co-Produktion
Iva Plemić Divjak, Mladen Kovačević, Sunčica Fradelić
Ton
Miloš Drndarević
Sound Design
Vladimir Živković
Filmvertrieb
Marcella Jelić
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis, MDR-Filmpreis
Filmstill Extended Presences

Extended Presences

Cinzas e nuvens
Margaux Dauby
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Portugal,
Belgien
2023
12 Minuten
Portugiesisch (Portugal)
Untertitel: 
Englisch, deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Der Blick ist fest auf den Horizont und weit entfernte Baumreihen gerichtet. Er unterscheidet natürliche von Rauchwolken. Saisonarbeit von Frauen in Portugal, hinter den Glasscheiben ihrer Feuerwachttürme observieren sie die Landschaft, das Funkgerät in Greifweite, um Waldbrände sofort nach Entdecken zu melden. Während im Korn des Analogfilms die Grenze des Sichtbaren verschwimmt, erscheinen Dina, Adriana, Ana Paula, Helena, Luisa, Cristina, Dulce, Lídia, Inês, Fátima, Francisca und Vera als Agentinnen der Antizipation, als moderne Seherinnen, deren sanftes, aber beharrliches Schauen über die brennende Welt hinausführt. Ihre männlichen Kollegen überwachen die Lage derweil auf Computerbildschirmen. Poetische Texturen des Wartens und der Wokeness. Der weibliche Weitblick ist geschärft und hat Erwartungen an die noch nicht sichtbare Zukunft.

Jan Künemund

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Margaux Dauby
Kamera
Margaux Dauby, Afonso Marmelo
Schnitt
Raul Domingues
Produktion
Margaux Dauby
Co-Produktion
Roxanne Gaucherand
Ton
Margaux Dauby
Sound Design
Margaux Dauby, Paulo Lima, Selia Çakir