Filmarchiv

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Land (Film Archive)

Deutscher Wettbewerb 2022
Filmstill Miyama, Kyoto Prefecture
Miyama, Kyoto Prefecture Rainer Komers
In drei Jahrzehnten ist Uwe Walter aus Gelsenkirchen Teil der japanischen Dorfgemeinschaft von Miyama geworden. Die bewegt ihn schließlich, Abschied von der Vergangenheit zu nehmen.
Filmstill Miyama, Kyoto Prefecture

Miyama, Kyoto Prefecture

Miyama, Kyoto Prefecture
Rainer Komers
Deutscher Wettbewerb 2022
Dokumentarfilm
Deutschland,
Japan
2022
97 Minuten
Deutsch,
Japanisch
Untertitel: 
Englisch

Kein anderer Gelsenkirchener dürfte je den Nō-Gesang und das Spiel der Shakuhachi-Flöte so authentisch beherrscht haben wie Uwe Walter. Seit drei Jahrzehnten lebt er im Bergdorf Miyama nördlich von Kyoto und tut es den Ortsansässigen gleich – ob sie ihren Lebensunterhalt nun auf dem Feld, mit der Viehzucht oder der Jagd bestreiten. Man bestellt seinen Garten, repariert Zäune, um Makaken fernzuhalten, und baut den eigenen Reis an. Uwe ist zum perfekten Japaner geworden, eins mit seiner Umgebung.

So sehr er sich auch als Identifikationsfigur eignet mit seinem Ruhrpottwitz – die Kamera hält respektvolle Distanz zu Uwe, zurückhaltender als er selbst. Nur einmal kommt sie ihm rührend nah, wenn er gezwungen ist, sich im Interesse der Dorfgemeinschaft von einem wesentlichen Teil seiner Vergangenheit zu verabschieden. Doch der eigentliche Gegenstand dieses Films ist nicht der graublond gelockte Deutsche, sondern eben jene Gemeinschaft, die Rainer Komers in bittersüßer Vielstimmigkeit porträtiert. Sie entsteht im Spiel der Kinder, in den Verrichtungen der Erwachsenen und den Erzählungen der Alten, in den sommerlichen Wolkenbrüchen der Regenzeit, im weißen Mond über dem nächtlichen Dorf und in den blutrot gefärbten Blättern im Herbst.
Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Rainer Komers
Buch
Gregor Bartsch
Kamera
Rainer Komers
Schnitt
Gregor Bartsch
Produktion
Rainer Komers
Ton
Uwe Walter, Yuki Morimoto, Michel Klöfkorn, Oscar Stiebitz
Musik
Uwe Walter, Yuki Morimoto
Filmvertrieb
Joachim Kühn
Broadcaster
Doris Hepp
Key Collaborator
Hiroko Inoue
Nominiert für: VER.DI Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness
Deutscher Wettbewerb 2021
Media Name: e4881cb9-0ea6-4d31-a8da-ef019fa67b45.jpg
Vor Zeit Juliane Henrich
Die Regisseurin – genauer: ihr Alter Ego – macht sich in Schlesien auf Spurensuche nach der eigenen Familiengeschichte. Was sie findet, sind Dinosaurier. Auch solche aus Kunststoff.
Media Name: e4881cb9-0ea6-4d31-a8da-ef019fa67b45.jpg

Vor Zeit

Vor Zeit
Juliane Henrich
Deutscher Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2021
80 Minuten
Deutsch,
Polnisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit, Englisch

Schlesien: eine umkämpfte und von Migrationen geprägte Region. Die Animositäten zwischen den Völkern haben hier eine lange Tradition, nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft hinterließ deutliche Läsionen. Der Großvater der Regisseurin stammt aus dieser Gegend, war Organist in einer Kirche in Krasiejów – eine Ortschaft, die einst auch Krascheow und eine Zeit lang Schönhorst hieß.

Die Filmemacherin Juliane Henrich – genauer: ihr Alter Ego, die Schriftstellerin Nannina Matz – macht sich auf die Suche nach der eigenen Familiengeschichte. Was sie vorfindet, sind skurrile Repräsentationsarten der Geschichte der Menschheit – und der Geschichte der Erde. Sie stößt auf allerhand Spuren von Dinosauriern. Manche bestehen zwar nur aus Kunststoff, andere allerdings nicht: Eine bestimmte Art dieser Gattung, deren Fossilien in Schlesien gefunden wurden, taufte der polnische Paläontologe Jerzy Dzik auf den Namen „Silesaurus opolensis“. Deshalb gibt es in Krasiejów einen Dinosaurier-Park. Und natürlich ein Heimatmuseum. Aber auch viele Menschen mit verschiedenen individuellen Erinnerungen. Sie führen nicht unbedingt zu bahnbrechenden Entdeckungen in Bezug auf die gesuchte Familienvergangenheit, erweitern aber den Blick: auf die komplexe Historie der Region und auf die Art und Weise, wie sie zusammengedacht, dargestellt und festgeschrieben wird.
Borjana Gaković

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Juliane Henrich
Buch
Juliane Henrich
Kamera
Juliane Henrich
Schnitt
Juliane Henrich
Produktion
Juliane Henrich, Thomas Kaske
Ton
Tom Schön, Kate Tessa Lee
Musik
Benedikt Schiefer
Filmvertrieb
Angelika Ramlow
Funding institution
BKM
Performer
Nannina Matz