Filmarchiv

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Land (Film Archive)

Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Filmstill Self-Portrait Along the Borderline
Self-Portrait Along the Borderline Anna Dziapshipa
Abchasien, für die Regisseurin Erinnerungsort und blinder Fleck zugleich. Von Georgien aus kaum mehr betretbar, nähert sie sich dem abgespaltenen Gebiet assoziativ und persönlich.
Filmstill Self-Portrait Along the Borderline

Self-Portrait Along the Borderline

Avtoportreti zghvarze
Anna Dziapshipa
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Dokumentarfilm
Georgien
2023
50 Minuten
Georgisch,
Russisch
Untertitel: 
Englisch

Wie aus einem Horrorfilm wirken Teile des Wohnhauses, das Regisseurin Anna Dziapshipa in ihrer autobiografischen Durchwanderung der Vergangenheit aufspürt: von Spinnweben durchzogen, dunkel, verfallen. Es befindet sich in Abchasien, jenem für Georgier*innen offiziell nicht mehr betretbaren Gebiet, das von Russland protegiert und von der internationalen Staatengemeinschaft nicht als autonome Republik anerkannt wird.

Eine Hälfte von Dziapshipas Familie stammt von hier, unter anderem ein Fußballspieler, seinerzeit Leistungsträger bei Dinamo Tbilisi. In „Self-Portrait Along the Borderline“ montiert die Filmemacherin Aufnahmen seiner sportlichen Aktivitäten, zeigt aber auch die Pracht des einstigen sowjetischen Urlaubsparadieses. Es ist ein persönliches, assoziatives Herantasten, in welchem Dziapshipa ihre eigenen Erfahrungen als Kind mit sowohl georgischem als auch abchasischem Familienstrang verarbeitet und reflektiert. Diskriminierendes spielt dabei ebenso eine Rolle wie Feierliches, Verstörendes. Und immer wieder krabbeln Spinnen durchs Bild, weben ihre Netze und damit Verbindungen.

Carolin Weidner

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Anna Dziapshipa
Kamera
Anna Dziapshipa
Schnitt
Eka Tsotsoria
Produktion
Anna Dziapshipa
Co-Produktion
Niko Mikadze
Ton
Anna Dziapshipa
Sound Design
Paata Godziashvili
Musik
Nika Paniashvili
Nominiert für: MDR-Filmpreis
Filmstill Smoke of the Fire

Smoke of the Fire

O fumo do fogo
Daryna Mamaisur
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Dokumentarfilm
Portugal,
Ukraine,
Belgien,
Ungarn
2023
22 Minuten
Portugiesisch (Portugal),
Ukrainisch
Untertitel: 
Englisch

Das Erlernen einer Fremdsprache ist wie das Erschaffen eines anderen Selbst. Wie kann man sie sprechen, ohne seinen eigenen Klang zu verlieren, ohne sich ganz darin aufzulösen – und trotzdem Gehör und Beachtung finden? Dieser Film ist ein charmanter und intellektuell akribischer Versuch, sich durch die Komplexitäten von Sprache, Identität und Trauma zu navigieren.

Dafür schöpft die Filmemacherin aus der eigenen Biografie. Denn als sich die aus Kyjiw stammende Daryna Mamaisur im Rahmen des Graduiertenstudiums Doc Nomads in Portugal aufhielt, überfiel Russland die Ukraine. Heimat und die Suche danach wurden bestimmend für diese Arbeit, ebenso die traumatische Erfahrung, der schwierigen Situation nur aus der Ferne „beiwohnen“ zu können. Sie, die Ukrainerin in Portugal, lernt Portugiesisch. Sie lässt sich die neuen Vokabeln für „Krieg“, „Explosion“ und „Angriff“ über die Zunge rollen. Sie vergleicht sie mit dem weichen, intimen Klang ihrer Muttersprache, mit dem Klang von Kyjiw. Freund*innen schicken Ton- und Bildaufzeichnungen aus der Ukraine, die sich mit Animationen zu einem vielschichtigen Essay verbinden und schließlich zum Zeugnis werden – für die Widerstandsfähigkeit von Sprache und Kultur, ganz gleich, wo sie gesprochen und gelebt werden, nicht zuletzt auch für die Kraft des künstlerischen Dokumentarfilms, der Sprechen und Klingen möglich zu machen vermag.

Victoria Leshchenko

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Daryna Mamaisur
Kamera
Shaheen Ahmed, Daryna Mamaisur, Svitlana Vostrikova
Schnitt
Daryna Mamaisur
Produktion
Frederik Nicolai, Daryna Mamaisur
Ton
Ghada Fikri, Juliette Menthonnex, Tetiana Usova
Sound Design
Anna Khvyl
Filmvertrieb
Valentina Zalevska