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Seelendinge 2022
Filmstill The Wound
The Wound Anna Budanova
Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert einen kleinen Dämon. Der seelische Schmerz wird zur lebensbestimmenden Identitätsfigur, von der es scheinbar kein Loskommen gibt.
Filmstill The Wound

The Wound

Obida
Anna Budanova
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Russland
2012
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert wütend einen kleinen Dämon, der sie von nun an für immer begleiten wird. Er tröstet sie in Momenten der Enttäuschung, hält sie aber auch in ihrer Einsamkeit fest. In Budanovas wunderschönem Animationsfilm formiert sich der seelische Schmerz zu einer Identitätsfigur, von der es unmöglich erscheint, sich ihr jemals wieder entziehen zu können.

Malte Stein

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Anna Budanova
Produktion
studio Ural-Cinema
Animation
Mikhail Dvoryankin, Anna Kritzkaya
Internationales Programm 2014
Ein Weg aus Pflastersteinen zwischen zwei Reihen aus Wohncontainern.
Willkommen auf Deutsch Hauke Wendler, Carsten Rau

Zwei gutsituierte norddeutsche Gemeinden sollen Asylbewerber aufnehmen: Während einige den Fremden helfen, gründen sich Bürgerinitiativen dagegen. Gruselige Provinzposse.

Ein Weg aus Pflastersteinen zwischen zwei Reihen aus Wohncontainern.

Willkommen auf Deutsch

Dokumentarfilm
Deutschland
2014
89 Minuten
Untertitel: 
deutsche
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Hauke Wendler, Carsten Rau
Regie
Hauke Wendler, Carsten Rau
Musik
Sabine Worthmann
Kamera
Boris Mahlau
Schnitt
Stephan Haase
Buch
Hauke Wendler, Carsten Rau
Ton
Torsten Reimers, Detlev Meyer
Bildung DOK Leipzig Logo

Altersempfehlung: ab 14 Jahren 
Klassenstufen: 9-13

Themen: Integration, Flüchtlinge, Rassismus, Fremde Kulturen, Heimat, Vorurteile 
Unterrichtsfächer: Gemeinschaftskunde/Sozialkunde, Politik, Geschichte, Philosophie, Ethik/Religion

Zum Inhalt

Willkommen auf Deutsch zeigt, was passiert, wenn in der Nachbarschaft plötzlich Asylbewerber einziehen. Der Film wirft dabei die Frage auf, was einem nachhaltigen Wandel der Asyl- und Flüchtlingspolitik tatsächlich im Wege steht. 

Der Dokumentarfilm Willkommen auf Deutsch zeigt die Probleme, die durch die stetig wachsenden Flüchtlingszahlen entstehen und setzt bei den Menschen, ihren Sorgen und Vorurteilen an. Dabei fokussiert der Film keinen Brennpunkt wie Berlin Hellersdorf, sondern bewegt sich in der bürgerlichen Mitte Westdeutschlands: Im Landkreis Harburg, der sich zwischen der Lüneburger Heide und Hamburg erstreckt. 240.000 Einwohner, Backsteinhäuser, Weideland – hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch jetzt leben traumatisierte Flüchtlinge neben Dorfbewohnern, die sich angesichts der neuen Nachbarn um ihre Töchter und den Verkaufswert ihrer Eigenheime sorgen. Junge Männer, die Krieg, Armut und Perspektivlosigkeit entfliehen wollten, sollen in einem 400-Seelen-Dorf untergebracht werden, das weder Bäcker noch Supermarkt hat. Was passiert, wenn Menschen aufeinander prallen, die sich fremd sind?

Über einen Zeitraum von fast einem Jahr begleitet der Film Flüchtlinge, Anwohner sowie den Bereichsleiter der überlasteten Landkreisverwaltung – stellvertretend für die 295 Landkreise bundesweit. 

Willkommen auf Deutsch ist kontrovers, sehr emotional und auch amüsant und zeigt, dass die Situation schwierig, aber nicht hoffnungslos ist.

„Willkommenskultur“ könnte das neue euphemistische Unwort des Jahres werden. Es zieht sich durch diesen Film, der über einen längeren Zeitraum verfolgt, was passiert, wenn zwei gutsituierte norddeutsche Gemeinden Asylbewerber aufnehmen sollen. Da sind die Bürger in ihren Reihenhäusern, die ihre Töchter nicht mehr auf die Straße lassen können, wenn der Weltuntergang in Form von 53 Flüchtlingen (im schlimmsten Fall Schwarze) bevorsteht. Flugs gründen sich Bürgerinitiativen, um das Unheil juristisch abzuwenden. Da ist der Gastwirt, der vorgeblich selbstlos seine leerstehenden Gästezimmer anbietet, was als „sozialverträgliche“ Variante präsentiert wird. Da ist die Verwaltung, die verzweifelt nach Unterkünften sucht, um Akzeptanz dafür ringt, schließlich Container aufstellt und sich zufrieden auf die Schulter klopft. Sie alle können nicht oft genug betonen, wie willkommen die Fremden ihnen grundsätzlich sind (nur nicht so viele, nur nicht bei uns). Und da sind die Fremden selbst, die am Ende einer Odyssee traumatisiert auf eine neue Heimat hoffen. Wendler und Rau zeigen einen Alltagsrassismus, der nicht in Springerstiefeln, sondern im Gewand der Nächstenliebe und Demokratie daherkommt – aber auch Menschen, die bei Flüchtlingskindern übernachten, als deren Mutter ins Krankenhaus muss. Und wie der Wirt am Ende Schnitzel mit den Albanern brät – mitten in der deutschen Provinz.



Grit Lemke