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Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill Make or Break
Biegen und Brechen Falk Schuster, Mike Plitt
Der animierte Dokumentarfilm erzählt in reduzierten Bildern von den traumatischen Erfahrungen des Protagonisten im Heimsystem der DDR und im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.
Filmstill Make or Break

Biegen und Brechen

Biegen und Brechen
Falk Schuster, Mike Plitt
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
8 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Weil seine alleinerziehende Mutter den Staat kritisierte, wurde Alex mit elf Jahren ins Kinderheim eingewiesen, um ihn – wie fast 500.000 Kinder in der DDR – zu einer „sozialistischen Persönlichkeit“ zu formen. Er floh und landete zur Strafe im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, mehr Knast als soziale Einrichtung. Militärischer Drill und Gewalt prägten nun den Alltag … Reduzierte, im Rotoskop-Verfahren animierte Bilder folgen Alex’ Erinnerungen und zeigen, wie die Traumata bis heute wirken.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Falk Schuster, Mike Plitt
Buch
Mike Plitt
Kamera
Falk Schuster
Schnitt
Julian Quitsch
Produktion
Max Mönch, Alexander Lahl
Ton
Hannes Schulze
Musik
Hannes Schulze
Animation
Julian Quitsch, Alexander Schmidt, Falk Schuster
Nominiert für: Gedanken-Aufschluss-Preis, mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill For the Time Being

For the Time Being

For the Time Being
Nele Dehnenkamp
DOK im Knast 2023
Dokumentarfilm
Deutschland
2023
90 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Deutsch

Zu Beginn zeigt und kommentiert Michelle Bastien-Archer Fotos ihrer Hochzeit. 2007 haben die Afroamerikanerin und ihr Jugendfreund Jermaine in der unwirtlichen Besuchshalle von Sing Sing geheiratet. 1998 war er wegen vorsätzlicher Tötung zu 22 Jahren bis lebenslänglich verurteilt worden. Seit damals kämpft sie unermüdlich dafür, seine Unschuld zu beweisen. Nun sind neue Dokumente aufgetaucht, die Zweifel an der prozessentscheidenden Zeugenaussage verstärken. Michelles Zuversicht wächst. Sie treibt ihre Bemühungen um Jermaines Freilassung noch entschlossener voran. Die Kamera ist wie live dabei, beinahe eine Dekade lang.

Man glaubt sich in einem Thriller, dessen Drehbuch das Leben und das US-amerikanische Justizsystem schrieben. Ein Alltag im Ausnahmezustand, Szenen einer ungewöhnlichen Ehe. Zeitlich begrenzte Telefonate aus dem Gefängnis, unzählige Besuche im Anwaltsbüro, Auftritte bei Solidaritätsveranstaltungen für zu Unrecht verurteilte Afroamerikaner. Michelle arbeitet als Anstreicherin für die Stadt New York, zieht ihre zwei Kinder alleine groß. Beiläufig erfahren wir, dass deren leiblicher Vater einem brutalen Verbrechen zum Opfer fiel. Es entsteht das Porträt einer selbstbewussten Frau, die uns an ihren Ängsten und Hoffnungen teilhaben lässt.

Anke Leweke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Nele Dehnenkamp
Kamera
Nele Dehnenkamp
Schnitt
Nele Dehnenkamp
Produktion
Nele Dehnenkamp, Christine Duttlinger
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
Deutscher Wettbewerb 2014
Zwei Männer, einer mit Glatze, einer mit langen Haaren sitzen nebeneinander.
Striche ziehen. Gerd Kroske

Punk in Weimar, zwei Brüder und ein Verrat, Knast, Ausreise und eine Mauerkunstaktion. DDR-Archäologie voller fröhlich lärmender Anarchie und Striche, die ins Heute reichen.

Zwei Männer, einer mit Glatze, einer mit langen Haaren sitzen nebeneinander.

Striche ziehen.

Dokumentarfilm
Deutschland
2014
96 Minuten
Untertitel: 
englische

Credits DOK Leipzig Logo

Produktion
Gerd Kroske
Regie
Gerd Kroske
Musik
Klaus Janek, Die Madmans, KG Rest
Kamera
Anne Misselwitz
Schnitt
Karin Gerda Schöning
Buch
Gerd Kroske
Ton
Mark Meusinger, Sylvia Grabe, Helge Haack
Bildung DOK Leipzig Logo

Altersempfehlung: ab 14 Jahren 
Klassenstufen: 9-13

Themen: (Deutsche) Geschichte, DDR, Grenze, Rebellion, Meinungsfreiheit, Verrat, Geheimdienst, Familie, Stasi, Widerstand 
Unterrichtsfächer: Geschichte, Gemeinschaftskunde/Sozialkunde, Politik, Philosophie, Ethik

 

Zum Inhalt

Als „Der weiße Strich“ wird eine Kunstaktion bekannt, bei der 1986 fünf junge Männer die Mauer auf der Westberliner Seite mit einem durchgezogenen weißen Strich markieren. Sie alle stammen aus der Weimarer Punk- und Undergroundszene und sind erst kurz vorher aus der DDR ausgereist. Schon am zweiten Tag ihrer Performance lauern ihnen DDR-Grenzsoldaten auf, einer der Freunde wird durch eine verborgene Tür in der Mauer verschleppt und landet im Stasi-Gefängnis in Bautzen.

Als die Männer sich viele Jahre später im Rahmen eines Buchprojekts wieder mit der Geschichte beschäftigen und ihre Stasi-Akten durchgehen wollen, taucht plötzlich einer der ehemaligen Mitstreiter ab…. Langsam wird den Beteiligten klar, warum die Stasi schon Anfang der 1980er in Weimar immer genauestens über ihre Aktivitäten Bescheid wusste: gab es eine undichte Stelle innerhalb ihrer Gruppe?

Heute, knapp 30 Jahre später, wird der Filmdreh zum Anlass, sich noch einmal mit dieser Zeit zu beschäftigen. Gerd Kroske zeigt die Freunde von damals bei ihrem Versuch, die eigene Vergangenheit zu verstehen und damit umzugehen. In Gesprächen mit allen Beteiligten, flankiert von reichhaltigem Archivmaterial lotet Gerd Kroske die Untiefen von Verrat, Verdrängen und Vergeben aus. Er insistiert, ohne zu diskreditieren. „Striche ziehen.“ gelingt es auf eindrückliche Weise, den andauernden Balanceakt spürbar werden zu lassen, den jeder vollziehen muss, der sich ernsthaft mit Verrat und Vergebung beschäftigen will.

Als „der weiße Strich“ wurde eine Kunstaktion bekannt, bei der 1986 fünf ausgereiste DDR-Bürger aus der Weimarer Punk- und Undergroundszene die Mauer auf Westberliner Seite mit einem aufgemalten Strich umrunden wollten. Am zweiten Tag lauerten ihnen die DDR-Grenztruppen auf, einer der Freunde landete in Bautzen. Erst nach Jahren im Westen stellte sich heraus, dass einer in ihrem Kreis war, der in der DDR über ihre Aktivitäten berichtet hatte. Und über seinen Bruder. In Gesprächen mit den Beteiligten bis hin zum nassforschen (nicht unsympathischen) Grenzsoldaten, flankiert von reichhaltigem Archivmaterial mit dem angekratzten Anarcho-Charme von Super 8 und ORWO, lotet Gerd Kroske die Untiefen von Verrat, Verdrängen und Vergeben aus. Er insistiert, ohne zu diskreditieren. Je tiefer er in die Vergangenheit dringt, desto mehr tritt sie zurück hinter der Frage, wie beide Seiten mit dem Verrat weiterleben. Wie gegenwärtig die Geschichte ist, wird im großen, finalen Showdown der Brüder ebenso deutlich wie in wiederkehrenden Bildern von der Mauer, die Israel und Palästina trennt. Auch heute ist es mit dem Striche-Ziehen nicht so einfach. Besonders, wenn es sich um einen Schlussstrich handelt.



Grit Lemke


Filmstill Yonii

Yonii

Yonii
Julius Gintaras Blum
Wettbewerb um den Publikumspreis Kurzfilm 2022
Dokumentarfilm
Deutschland
2022
23 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Yasin El Harrouk ist Yonii ist Schauspieler, Rapper, Sänger, Schwabe, Marokkaner. Dieses Porträt stellt ihn als quirligen Wandler zwischen Lebens- und Kreativkulturen vor, zwischen Rollen, die er im Studio und vor der Kamera spielt, und Erwartungen, die Familie und Community an ihn haben. Yonii besitzt zwei Sprachen und noch mehr Welten – und genießt diesen Reichtum. Aber auf dem Sofa im Stuttgarter Wohnzimmer seiner Mutter zeigt sich, dass Weltenvielfalt auch andauerndes Abwägen bedeutet.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Julius Gintaras Blum
Kamera
Vincent Eckert
Schnitt
Tim Kraushaar
Produktion
Janick Gootz
Ton
Bjarne Taurnier
Musik
Julius Gintaras Blum, Bjarne Taurnier
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis