Filmarchiv

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Filmstill 1976: Search for Life

1976: Search for Life

1976: Search for Life
Tess Martin
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Niederlande
2023
11 Minuten
Englisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Ein frisch gebackener Familienvater begibt sich mit Frau und Tochter auf eine Reise nach Schottland in die Geburtsstadt seiner Mutter. Es ist 1976 – dasselbe Jahr, in dem die NASA-Raumsonden Viking 1 und 2 auf der Marsoberfläche landen. Aus ferner Distanz senden sie Bilder aus einem nur vage erforschten Gebiet und erlauben einen ersten Einblick in die Geschichte eines fremden Planeten. So wie die Wissenschaftler*innen der NASA erhofft sich auch die kleine Familie durch ihre Reise Erkenntnisgewinn über vergangene Zeiten, Verständnis der gegenwärtigen Situation und vielleicht sogar die Möglichkeit, die Zukunft zu erahnen.

Texte aus dem Reisetagebuch des Vaters, Fotos und Videoaufnahmen verweben sich mit Bild- und Tonmaterial aus NASA-Archiven zu einer vielschichtigen Erzählung, die mehrere Dekaden Familiengeschichte, kosmologische Fragen und philosophische Überlegungen durchwandert. Vor uns entfaltet sich ein filmisches Multiversum, dessen Elementarteilchen zwischen den Zeiten und Welten, zwischen Realität und Fiktion schwingen.

Franka Sachse

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Regie
Tess Martin
Kamera
Matija Pekić
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill 27

27

27
Flóra Anna Buda
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Frankreich,
Ungarn
2023
11 Minuten
Ungarisch
Untertitel: 
Englisch

Heute ist der 27. Geburtstag von Alice. Sie lebt in ihrem alten Kinderzimmer in der Wohnung ihrer Eltern. Ihre Mutter umhegt sie wie ein Kind. Ihr kleiner Bruder geht ihr auf die Nerven. Raum für Selbstverwirklichung und das Ausleben sexueller Bedürfnisse gibt es höchstens in ihrer eigenen Fantasie. Aus ökonomischen Gründen ist ihr und vielen anderen jungen Menschen verwehrt, ein unabhängiges Leben in eigenen vier Wänden zu führen. So muss Alice die Enge erdulden.

Am Abend ihres Geburtstages zieht sie mit ihrem Kumpel um die Häuser und tanzt sich bei einer Party auf dem Dach eines Hochhauses endlich für einige Momente frei. Der Blick über die nächtliche Stadt und die Ernüchterung nach all der Ausgelassenheit bringen das Dilemma jedoch ins Bewusstsein zurück: Wo ist ihr privater Rückzugsort, an dem sich Körper und Geist unbeobachtet entfalten können? Eindringlich, farbenfroh, mit fantastischem Sound und voller Erotik beschreibt dieser Film die bedrückende Lage einer ganzen Generation.

Franka Sachse

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Regie
Flóra Anna Buda
Buch
Flóra Anna Buda
Schnitt
Albane du Plessix
Produktion
Emmanuel-Alain Raynal, Pierre Baussaron, Gábor Osváth, Péter Benjámin Lukács
Ton
Péter Benjámin Lukács
Musik
Mári Mákó, Rozi Mákó
Animation
Zoltán Koska, Gábor Mariai, Luca Tóth, Borbála Zétényi, Flóra Anna Buda
Filmvertrieb
Annabel Sebag
Künstlerisches Design
Natália Andrade, Melinda Kádár
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Filmstill A Crab in the Pool
A Crab in the Pool Alexandra Myotte, Jean-Sébastien Hamel
Zoe und ihr kleiner Bruder schaffen es gemeinsam, ihre Fantasiewelten hinter sich zu lassen und ein heilendes Pflaster auf die Wunde zu kleben, die der Verlust ihrer Mutter verursacht hat.
Filmstill A Crab in the Pool

A Crab in the Pool

Un trou dans la poitrine
Alexandra Myotte, Jean-Sébastien Hamel
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Kanada
2023
11 Minuten
Französisch
Untertitel: 
Englisch

Das Teenager-Mädchen Zoe und ihr kleiner Bruder Theo verbringen einen gemeinsamen Tag im Freibad. Theo verliert sich in seinen kindlichen Fantasien. Die Besucher*innen des Bades erscheinen ihm als Figuren aus der griechischen Mythologie. Zoe, nicht glücklich über die Aufgabe, auf ihren Bruder aufpassen zu müssen, verkriecht sich in der Umkleide. Sie hat ihre eigenen Probleme, denn sie kämpft mit den Veränderungen ihres jugendlichen Körpers. Im Spiegel betrachtet sie ihre Brüste, die im engen Badeanzug nicht zu verbergen sind. Der Horror, den diese Wandlung in ihr hervorruft, manifestiert sich in einer entsetzlichen Panikattacke.

Theos Flucht ins Reich der mythischen Wesen und Zoes Angstanfall liegt ein gemeinsames traumatisches Erlebnis zu Grunde. Die beiden finden einen Weg, vergangene Erlebnisse miteinander zu bewältigen – auch ohne die Unterstützung ihrer Mutter. Kunstvolle Bildübergänge, clever gestaltete Details und nicht zuletzt großes Einfühlungsvermögen für die kommunizierenden Innen- und Außenwelten der Geschwister machen diesen Film zu einem überzeugenden Doppelporträt.

Franka Sachse

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Regie
Alexandra Myotte, Jean-Sébastien Hamel
Buch
Alexandra Myotte, Jean-Sébastien Hamel
Schnitt
Jean-Sébastien Hamel
Produktion
Jean-Sébastien Hamel, Alexandra Myotte
Ton
François Lacasse
Animation
Alexandra Myotte
Filmvertrieb
Pierre Brouillette-Hamelin
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Retrospektive 2022
Filmstill Ablinga
Ablinga Dagnija Osite-Krüger
Ein von der Wehrmacht zerstörtes Dorf in Litauen ersteht in Form eines Skulpturenwaldes wieder auf. Das filmische Poem erinnert an die Ermordeten und gemahnt an den Frieden.
Filmstill Ablinga

Ablinga

Ablinga
Dagnija Osite-Krüger
Retrospektive 2022
Dokumentarfilm
DDR
1977
13 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Vom litauischen Dorf Ablinga ist nichts mehr übrig. 1941 durch Soldaten der Wehrmacht zerstört, gemahnt seit 1972 ein Skulpturenwald an jene, die einst dort lebten. Überlebensgroß ragen sie als geschnitzte Denkmäler in den Himmel. Im Poem des Nationaldichters Justinas Marcinkevičius erwachen sie erneut, teilen letzte Geheimnisse und werden zu Bindegliedern auf einer Zeitachse, die von Gewalt weiß und von Frieden träumt. Dagnija Osite-Krügers Montage ist kühn, verspielt und bisweilen brutal, ihr Anliegen glaubhaft und kraftvoll. In nur wenigen Minuten zieht „Ablinga“ in seinen Bann, wird zum Dokument deutscher Schuld und zur Erinnerung an die Ermordeten.

Carolin Weidner

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Regie
Dagnija Osite-Krüger
Buch
Dagnija Osite-Krüger
Kamera
Leonid Krainenkow
Schnitt
Werner Wendt
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme
Sound Design
Peter Gotthardt
Retrospektive 2021
Media Name: 3b2d1331-941c-4092-9b29-c1ab7865ad61.png
Aktion J Walter Heynowski
Eine polemische biografische Recherche zu Adenauers Bundeskanzleramtsleiter Globke: NS-Verwaltungsjurist, Eichmann-Vertrauter, Mittäter bei der rassistischen Deklassierung von Juden.
1961
Media Name: 3b2d1331-941c-4092-9b29-c1ab7865ad61.png

Aktion J

Aktion J
Walter Heynowski
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
DDR
1961
103 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Heynowskis als Enthüllungsfilm auftretende biografische Recherche war Teil einer von SED-Funktionär Albert Norden koordinierten Kampagne, die die BRD als faschistisch entlarven sollte. In Dokumenten und Kommentaren wird die Karriere von Adenauers Bundeskanzleramtsleiter Hans Globke nachvollzogen, der als NS-Verwaltungsjurist und Vertrauter von Eichmann an der systematischen Markierung und rassistischen Deklassierung von Juden mitgewirkt hatte. Die Fakten lagen zwar schon länger auf dem Tisch, bekamen aber mit dem bevorstehenden Eichmann-Prozess neuen propagandistischen Wert. 1961 wurde „Aktion J“ auf der Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche mit einem Hauptpreis ausgezeichnet.

Sylvia Görke

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Regie
Walter Heynowski
Buch
Walter Heynowski
Kamera
Rolf Sperling
Schnitt
Bert Schultz
Produktion
Deutscher Fernsehfunk (DFF)
Retrospektive 2021
Media Name: 5c49c505-581b-4547-bea9-bb15af694625.jpg
Aufschub Harun Farocki
Material aus dem NS-Judendurchgangslager Westerbork. Von hier aus ging es in den Tod, auch für den Kameramann. Farocki untersucht die stummen Sequenzen: Eine Operation am Narrativ.
Media Name: 5c49c505-581b-4547-bea9-bb15af694625.jpg

Aufschub

Aufschub
Harun Farocki
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland,
Südkorea
2007
40 Minuten
deutsche Titel
Untertitel: 
Keine

Wer im NS-Judendurchgangs- und Sammellager Westerbork in den besetzten Niederlanden inhaftiert war, hatte den Tod vor Augen: Die Züge von hier gingen nach Auschwitz, nach Sobibór. 1944 gab der Lagerkommandant dem kurz darauf ermordeten Häftling und Kameramann Rudolf Breslauer den Auftrag, im Lager zu filmen, wohl um die eigene „Arbeitsleistung“ visuell belegen zu können. Aus dem überlieferten stummen Material kompilierte Harun Farocki, westdeutscher Doyen der essayistischen Bildkritik, eine ebenfalls stumme, nur in Texttafeln kommentierte Sequenzanalyse. Es ist eine Operation am verborgenen Narrativ, nicht am offenen Herzen.

Sylvia Görke

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Regie
Harun Farocki
Buch
Harun Farocki
Kamera
Rudolf Breslauer
Schnitt
Lars Pienkoß, Harun Farocki
Produktion
Harun Farocki
Retrospektive 2023
Filmstill Uprisings in the Soviet Sphere of Influence
Aufstände im sowjetischen Machtbereich Ralph Giordano, Hans-Ulrich Barth
Kommunismus- als Krisengeschichte: Die Autoren blicken auf die unterschiedlichen Volksaufstände im sowjetischen Machtbereich und fragen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Filmstill Uprisings in the Soviet Sphere of Influence

Aufstände im sowjetischen Machtbereich

Aufstände im sowjetischen Machtbereich
Ralph Giordano, Hans-Ulrich Barth
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
BRD
1961
24 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Die Geschichte des Kommunismus als Geschichte seiner Krisen: Die beiden Autoren Ralph Giordano und Hans-UIrich Barth greifen verschiedene Aufstände und Proteste auf, um die Diskrepanz von Herrschaftsanspruch und Wirklichkeit im „sozialistischen Imperialismus“ aufzuzeigen. Dabei werden einzelne Volkserhebungen differenzierter beleuchtet, aber zugleich auch stereotype Feindbilder des Kalten Krieges bedient.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

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Regie
Ralph Giordano, Hans-Ulrich Barth
Produktion
NDR Norddeutscher Rundfunk / German TV ARD Network
Retrospektive 2021
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Berlin-Totale XIV. 2. d) Almstadtstraße Karl-Heinz Wegner
Ein Erzeugnis der Staatlichen Filmdokumentation, die unzensierte DDR-Wirklichkeit bewahren sollte: Alteingesessene blicken zurück auf die deutsch-jüdische Geschichte „ihrer“ Straße.
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Berlin-Totale XIV. 2. d) Almstadtstraße

Berlin-Totale XIV. 2. d) Almstadtstraße
Karl-Heinz Wegner
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
DDR
1979
35 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Warum dieses Filmdokument über eine Ostberliner Straße so ist wie es ist, warum es eine fast rührende, im Grunde ungestaltete Ehrlichkeit und Ratlosigkeit transportiert, liegt an der besonderen Institution, für die es entstand. Die Staatliche Filmdokumentation wurde gegründet, um der DDR nicht-zensierte Zeugnisse ihrer eigenen Wirklichkeit anzufertigen. Drei Alteingesessene blicken aus notorisch zugigen Fenstern auf die notorisch erkältete deutsch-jüdische Geschichte: Herr Miegel, ehemaliger Kneipier, Frau Kramp, ehemalige Kintopp-Mitarbeiterin, Mischket Liebermann, Schriftstellerin und DDR-Kulturpolitikerin. Sie sind Nachbarn im Kiez seit Ewigkeiten. Sie werden sich wohl fremd bleiben für Ewigkeiten.

Sylvia Görke

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Regie
Karl-Heinz Wegner
Kamera
Roland Worel, Dieter Schönberg
Ton
Dieter Harms
Redaktion
Veronika Otten
Retrospektive 2021
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Bildungsstand westdeutscher Schüler in den 50er Jahren Jürgen Neven du Mont
Hitler verkaufte Abzeichen, um die Macht zu erlangen? Und wirklich sechs Millionen ermordete Juden? Ein Wissenstest für BRD-Oberschüler, bei dem eigentlich die Eltern durchfallen.
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Bildungsstand westdeutscher Schüler in den 50er Jahren

Bildungsstand westdeutscher Schüler in den 50er Jahren
Jürgen Neven du Mont
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
BRD
1959
44 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Am 29. April 1959 übermittelte der Hessische Rundfunk eine alarmierende Bestandsaufnahme des bundesdeutschen Schulwesens. Dieser erste von drei Teilen der Reportage „Blick auf unsere Jugend“ geht der Frage nach, was in den Köpfen von Oberklassenschülern zu den Deutschländern von Hitler und Ulbricht hängengeblieben ist. Hessen unter polnischer Verwaltung? Hitler verkaufte Abzeichen, um an die Macht zu kommen? Immerhin, bei der Zahl der ermordeten Juden liegen sie ungefähr richtig – also das Drittel, dem überhaupt etwas dazu einfiel. Zu Recht wies damals ein Fernsehkritiker darauf hin, dass sich hier die Summe aller elterlichen Tischgespräche materialisiere. Aber ob diese Eltern am 29. April 1959 ferngesehen haben?

Sylvia Görke

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Regie
Jürgen Neven du Mont
Kamera
Willy Sedler, Bernhard Weber, Günter Seuss
Schnitt
Hilde Grabow
Produktion
HR Hessischer Rundfunk
Ton
Horst Eiteljörge
Retrospektive 2023
Filmstill Birth of Solidarity
Birth of Solidarity Bohdan Kosiński
Die Behörden entscheiden über die Zukunft der Solidarność, die Massen protestieren in den Straßen. Der Generalstreik liegt in der Luft. Für einen Moment scheint der politische Umbruch möglich.
Filmstill Birth of Solidarity

Birth of Solidarity

Narodziny Solidarności
Bohdan Kosiński
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Polen
1981
29 Minuten
Polnisch
Untertitel: 
Englisch

Während drinnen die kommunistischen Behörden über die Konditionen der staatlichen Registrierung der Bewegung Solidarność entscheiden, demonstrieren draußen breite Massen vor dem Gericht. Ein Zeitdokument des Augenblicks, in dem eine beständige kulturelle Öffnung durch die Macht des Volkes nicht mehr nur Verheißung, sondern Möglichkeit schien. Zum damaligen Zeitpunkt beim Leipziger Festival „unerwünscht“.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

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Regie
Bohdan Kosiński
Buch
Bohdan Kosiński
Kamera
Michał Bukojemski
Schnitt
Lidia Zonn
Produktion
Wytwórnia Filmów Dokumentalnych
Ton
Małgorzata Rok, Jan Kalisz
Retrospektive 2023
Filmstill Black Days
Black Days Ladislav Kudelka, Milan Černák, Ctibor Kováč, Štefan Kamenický
Der Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen im August 1968 aus slowakischer Perspektive. Zwischen Vorsicht und Entschlossenheit suchen Politik und Bevölkerung nach einer angemessenen Haltung.
Filmstill Black Days

Black Days

Čierne dni
Ladislav Kudelka, Milan Černák, Ctibor Kováč, Štefan Kamenický
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Tschechoslowakei
1968
30 Minuten
Slowakisch
Untertitel: 
Englisch

„Bleiben Sie ruhig und besonnen!“ Panzerkolonnen ziehen sich endlos, Radiosender übertragen ihre vielleicht letzten Ansagen und die slowakische Kommunistische Partei trifft sich mit tschechischen Partei-Vertreter*innen. Wacklige Bilder und heulende Sirenen zeugen von der Anspannung, als die Warschauer-Pakt-Truppen zur Niederschlagung des Prager Frühlings auch in Bratislava einrücken.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Ladislav Kudelka, Milan Černák, Ctibor Kováč, Štefan Kamenický
Kamera
Vladimír Holloš, Leopold Bródy, Pavel Čilek, Oskar Šághy, Mikuláš Fodor, Rudolf Ferko
Schnitt
Juraj Lexmann, Anna Forischová
Produktion
Československý film Bratislava
Ton
Jozef Kováčik, Jaroslav Kopernický, Alexander Pallós, Ján Fabián
Filmstill Breaker

Branden

Branden
Juliane Ebner
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Deutschland
2023
16 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Sirenenhafter Gesang und rhythmische Lichtreflexionen leiten über zu einem lyrischen Text und skizzierten Silhouetten von Küstenabschnitten und Wellen. Zarte Linien und sanfte Schattierungen auf transparenten Folien bilden in der Überlagerung vielschichtige Netzwerke aus Formen und Strukturen. Was sich außerhalb der Leinwand befindet, schleicht sich über Spiegelungen ins Bild und mischt sich ein in die visuelle Gestaltung des Films. Damals und Jetzt begegnen sich und verschmelzen zu einer poetischen Erzählung über eine Kindheit in Stralsund, zu einer Zeit, als die Stadt noch Teil der DDR war. Eine eingezäunte, begrenzte Kindheit, eingerahmt von nächtlichen Flutlichtern, dem Grölen betrunkener Seemänner und dem bröckelnden Putz der vergrauten Fassaden und Mauern. Der Erzählerin gelingt es, diese bedrückende Festung hinter sich zu lassen. Ganz entkommen kann sie ihr jedoch nie. Die Erinnerungen, die sich wie grauer Staub über ihr Inneres gelegt haben, bleiben für immer haften.

Franka Sachse

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Juliane Ebner
Buch
Juliane Ebner, Sophia Marie Schnoor
Kamera
Juliane Ebner
Schnitt
Juliane Ebner
Produktion
Juliane Ebner
Ton
Alma Luise Schnoor
Sound Design
Manfred Miersch
Animation
Juliane Ebner
Sprecher*in
Juliane Ebner
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Filmstill Brother

Brother

Brother
Marcus Grysczok
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Deutschland
2022
2 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Deutsch

In nur neunzig Sekunden erzählt Marcus Grysczok eine berührende persönliche Verlustgeschichte und nimmt mit in große emotionale Tiefen. Tune in: ein elektronisch verzerrter Aufschrei. Der Protagonist spricht zu sich und zu jemandem, der nicht mehr in der Welt, aber umso mehr im Herzen beheimatet ist. Er sucht einen Ausweg aus der Ohnmacht. Er nimmt eine fremde Rolle an und eilt als freilaufender Papierhund durch reale Regalfächer und über Tischflächen, rennt vorbei an Personen auf schwarz-weißen Fotografien und Alltagsgegenständen, jagt sich selbst auf einem Tellerrand. Die Bilder vermitteln das Gefühl von einem Zuhause – einem Zuhause für die Erinnerung und für das Leben. Tune out? Sobald der Hund innehält, beendet die Wirklichkeit das rastlose Treiben und macht den andauernden Verlust bewusst. Sprachlich wie auch gestalterisch poetisch formuliert der Film einen bewegenden, doch unverklärten Abschied vom Bruder.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marcus Grysczok
Buch
Marcus Grysczok
Kamera
Marcus Grysczok
Schnitt
Marcus Grysczok
Produktion
Marcus Grysczok, Ana M. Vallejo Cuartas
Co-Produktion
Marcus Grysczok
Ton
Roosmarijn Tuenter
Animation
Marcus Grysczok
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis
Retrospektive 2021
Media Name: fcc9300e-e989-4e86-a1c4-b950c44da978.jpg
Buchenwald Günter Weschke
Das Buchenwald-Mahnmal war das erste Nationaldenkmal der DDR. Von 1961 bis 1975 begann jeder Gedenkrundgang mit diesem Einführungsfilm, in dem die jüdischen Opfer kaum Erwähnung finden.
Media Name: fcc9300e-e989-4e86-a1c4-b950c44da978.jpg

Buchenwald

Buchenwald
Günter Weschke
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
DDR
1961
26 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

1958 fand die Einweihung der „Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald“, des ersten Nationaldenkmals der DDR statt. Die monumentale Anlage sollte auch die staatstragende Bedeutung einer wählerischen Erinnerungskultur demonstrieren. Man gedachte der kommunistischen Widerstandskämpfer – und überging, dass in den Gräbern vor allem jüdische Opfer lagen. 1961 stellte die DEFA im Auftrag des Buchenwald-Komitees diesen „Einführungsfilm“ fertig, der von Goethe, Schiller, Thälmann handelt, aber nur ganz am Rande von Jüdinnen und Juden. Bis 1975 starteten die Besucher damit ihren Gedenkrundgang. Für Skript und Produktionsleitung zeichnete der Dramatiker Heiner Müller verantwortlich, wie erst 2004 bekannt wurde.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Günter Weschke
Buch
Günter Weschke, Heiner Müller
Kamera
Günter Weschke
Produktion
DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme
Ton
Heinz Reusch, Kurt Wolfram
Sprecher*in
Sergio Günther, Ekkehard Schall, Wolfgang Heinz
Filmstill Compound Eyes of Tropical

Compound Eyes of Tropical

Re dai fu yan
Zhang Xu Zhan
Internationaler Wettbewerb Animationsfilm 2023
Animationsfilm
Taiwan
2022
17 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein malaiisches Märchen erzählt von Sang Kancil, dem listigen Zwergböckchen, das einen Fluss überquert, indem es die darin schwimmenden Krokodile dazu bringt, ihm eine Brücke zu bilden. Davon inspiriert, inszeniert Zhang Xu Zhan, einer der profiliertesten jungen Künstler Taiwans, die Flussüberquerung in seinem jüngsten Stop-Motion-Animationsfilm als halsbrecherischen Schamanentanz im tiefgrünen Dschungel, in dem akrobatisches Geschick an die Stelle der List tritt. Angespornt von Trommlern am Ufer, geleitet von hellen Glockentönen hüpft das kostümierte Wesen, halb Mensch, halb Tier, von Krokodilsrücken zu Krokodilsrücken, stets in Gefahr, mehr als nur Federn zu lassen.

Trotz der überwältigenden Komplexität der animierten Szenerie rufen die aus Pappmaschee von Hand gefertigten Figuren den verführerischen Reiz traditioneller javanischer Wayang-Schattenspiele in Erinnerung. Deren starres Szenenbild verwandelt sich hier in eine äußerst fluide Welt andauernder Transformationen und Metamorphosen, die in eigenartig geformten Spiegelscherben widerscheint und so eine Ahnung davon vermittelt, wie es wäre, mit Facettenaugen zu sehen.

Christoph Terhechte

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Zhang Xu Zhan
Buch
Zhang Xu Zhan, Chi Chun Feng
Kamera
Zhang Xu Zhan, Kuan Yu Chen
Schnitt
Zhang Xu Zhan
Produktion
Yu Chu Chan
Ton
Prairie WWWW, Zi Ming Feng
Musik
Prairie WWWW
Animation
Zhang Xu Zhan, Raito Low, Liang Jie Chen
Ausgezeichnet mit: mephisto 97.6-Publikumspreis
Retrospektive 2023
Filmstill Confusion
Confusion Evald Schorm
Heimlich gefilmte Aufnahmen der Niederschlagung des Prager Frühlings: jahrzehntelang im Archiv versteckt und erst 22 Jahre später im Takt von Tschaikowsky zur Aufführung gebracht.
Filmstill Confusion

Confusion

Zmatek
Evald Schorm
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Tschechoslowakei
1969
36 Minuten
Tschechisch
Untertitel: 
Englisch

Keine Bilder von Wert, sondern „confused material“. Mit diesem Kommentar wurden jahrzehntelang Aufnahmen im Filmarchiv versteckt, die im August 1968 heimlich in Prag eingefangen worden waren. Evald Schorm nahm sich des illegalen Materials an und komponierte es passend zur expressiven Natur der Aufnahmen zum Takt von Tschaikowsky. 1990 konnte der Film endlich öffentlich gezeigt werden.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Evald Schorm
Kamera
Stanislav Milota, Jaromír Kallista, Jiří Macák, Ivan Vojnár, Jozef Ort-Šne, Jozef Ort-Šnep
Schnitt
Vlasta Styblíková
Produktion
Krátký Film Praha