
Trockenschwimmen
Credits
Ins kalte Wasser springen, auf dem Trockenen sitzen, sich freischwimmen – metaphorisch führt unsere Sprache immer wieder in das Element, aus dem wir kommen, aber das uns Angst macht. Oder wie Monika sagt: „Schwimmen lernen heißt leben lernen.“ Sie ist eine derjenigen, die die Leipziger Regisseurin Susanne Kim bei einem Seniorenschwimmkurs begleitet und dabei die biografischen und historischen Untiefen der Verbindung von Wasser und Leben sorgfältig auslotet. Sie richtet den Blick auf eine Generation, die im Krieg geboren und im Nachkriegsdeutschland (Ost und West) erwachsen wurde. Die Väter an der Front, die Mütter mit dem Überleben beschäftigt, später eine Gesellschaft im bedingungslosen Aufbauwillen, die Pflichterfüllung forderte. Es sind vor allem die Frauen, deren Leben von Rücksichtnahme auf andere geprägt war und die sich erst jetzt in ihren Siebzigern zu fragen wagen, was sie eigentlich vom Leben wollten. Und mehr noch – es in Angriff nehmen und sich ihren Ängsten stellen. Beobachtungen, Gespräche, flash-artig in die Vergangenheit führende Home-Movie- und Filmbilder, fantasievoll arrangierte Traumsequenzen und Tanzszenen (inszeniert von der renommierten Choreografin Heike Hennig) verweben sich zu einem zarten Geflecht. Sie erzählen vom Alter, der Sehnsucht und davon, dass es nie zu spät ist, für seine Träume zu kämpfen – mit Panikattacken, Witz, Grandezza und Blätterbadehaube.
Grit Lemke
Nominiert für DEFA-Förderpreis, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts