
Zwischen den Stühlen
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Klassenstufe: ab 9. Klasse
Themen: Lernen, Beruf, Berufung, Bildung, Schule, Identität, Autorität, Hierarchie
Unterrichtsfächer: Gemeinschaftskunde, Deutsch, Religion, Ethik, Politik, Geschichte
Zum Inhalt
Wie ist es, wenn man als junger Lehrer vor einer Klasse aus fast 30 SchülerInnen steht? Wie soll man komplexes Wissen im 45-Minuten-Takt vermitteln? Und wie fühlt es sich an, gleichzeitig Lehrer und Schüler zu sein, Noten zu verteilen und dafür selbst benotet zu werden? Kurz gefragt: Wie lebt es sich als Referendar „zwischen den Stühlen“?
Der junge Regisseur Jakob Schmidt taucht in seinem Kinofilm ein in den Kosmos Schule und begleitet drei Referendar*innen auf ihrem Weg in den Beruf. Sein sensibel beobachteter Film zeigt, dass das Referendariat für viele Studierende ein Sprung ins sehr kalte Wasser ist. Die Klassen sind groß, die Bedingungen oft nicht einfach. Es wird deutlich, dass Lehrer heute nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Orientierung geben müssen. Dabei ist es genau diese Orientierung, die den angehenden Pädagog*innen häufig selbst noch fehlt.
Voller Humor und Empathie für seine Protagonisten, aber ohne erklärende Kommentare zeigt Zwischen den Stühlen, wie schwer pädagogische Blaupausen in die Realität zu übersetzen sind. Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm eröffnet Schüler*innen (und Lehrer*innen!) eine ganz neue Perspektive auf die Frage, wie im deutschen Schulsystem mit der wichtigsten Ressource, den Menschen, umgegangen wird.
Auf das theoriedominierte Lehramtsstudium folgt seit Jahrzehnten mit bürokratischer Regelmäßigkeit das Referendariat, der praktische Teil der Lehrerausbildung. Einem Sprung ins eiskalte Wasser vergleichbar, arbeiten angehende Lehrer zwei Jahre lang im Spannungsfeld zwischen Bewerten und Bewertet-Werden. Sie müssen erziehen und werden ihrerseits erzogen. Vom ersten Tag an sind sie gezwungen, gegensätzliche Rollen einzunehmen. Eine permanente Bewährungsprobe zwischen sämtlichen Stühlen. Referendare müssen Schulklassen bändigen und sich von Seminarleitern maßregeln lassen. Sie müssen Zensuren verteilen und schieben helle Panik vor den eigenen Prüfungsstunden. Und sie sind immer Schüler und Lehrer zugleich. Einige starten mit Idealismus und Herzblut, andere aus Mangel an Alternativen, wiederum andere sehen sich als künftige Profis in einer soliden (An-)Stellung. Allmählich werden sie – ob sie wollen oder nicht – zu Vertretern eines Systems, das jeden Einzelnen von uns geprägt hat. „Zwischen den Stühlen“ begleitet drei höchst unterschiedliche Charaktere auf diesem spannungsreichen Weg.
Ralph Eue
Ausgezeichnet mit dem DEFA-Förderpreis, Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, Preis der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Healthy Workplaces Film Award 2016; Nominiert für den Young Eyes Film Award 2016