
Köhlernächte
Credits
Immer wieder flucht Fränz Röösli laut. Das Feuer hat ein Loch in seinen Kohlemeiler gefressen. Jetzt bemüht er sich mitten in der Nacht um Schadensbegrenzung und sorgt mit einigen Stockstößen dafür, dass Glut, Rauch und Feuer wieder glühen, rauchen und brennen wie sie sollen. Fränz Röösli ist ein Meister des Feuers, ein Feuerbezwinger – so muss man es fast zuspitzen, um die archaische Schönheit seiner Profession zu fassen. Gewerbsmäßig wird das Handwerk der Meilerköhlerei westeuropaweit heute nur noch im luzernischen Entlebuch betrieben. Etwa fünf Wochen dauert es, bis ein Meiler geschichtet und abgebrannt ist, bis man am Ende die Holzkohle in Säcke verlädt und zum Verkauf auf Lastwagen hievt. Mit einem mimetischen Interesse an den Zeitlichkeiten und den Rhythmen, an den zyklischen Arbeitsprozessen und den ewig wiederholten Handgriffen des Köhlergewerbes zeigt uns der Schweizer Regisseur Robert Müller die Verwandlung von Holz in Kohle – Arbeitsschritt um Arbeitsschritt, Holzschicht um Holzschicht, Schaufelstich um Schaufelstich, Fluch um Fluch. Dass dieses abgeschiedene Gewerk offensichtlich kein Nachwuchsproblem hat, kann man mit und nach diesem Film umstandslos verstehen.
Lukas Stern
Nominiert für Healthy Workplaces Film Award