
Was kostet die Welt
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Bis 2008 war die Kanalinsel Sark, westlich der Normandie gelegen, Europas letzter feudalistisch organisierter Fleck. Direkt der britischen Krone unterstellt, sieht es hier zuweilen aus, wie man sich ein englisches Gemütlichkeitsidyll vorstellt: steile Kippen, grüne Auen, wollige Schafe, niedrige Häuschen und brusthohe, pflanzenumrankte Steinmäuerchen. Die etwa 600 Insulaner, die ihr eigenes Parlament wählen und ihre eigenen Gesetze haben, lebten über Jahrhunderte nach autonomen Regeln und autonomen Vorstellungen von Gemeinschaft, Besitz und Recht. Diese Tradition aber wurde jäh zertrümmert, als zwei milliardenschwere Brüder begannen, juristisch gegen die Gesetze und Parlamentsbeschlüsse von Sark vorzugehen und Stück für Stück der Insel aufzukaufen. Was mit Rechtstreitigkeiten begann, setzt sich bald in Kampagnen und Szenarios von unterschiedlicher Herkunft fort, durch die sich die Kritiker der Tycoons verleumdet, bedroht und erpresst fühlen. Sark wurde so zum Schauplatz eines geradezu abstrusen modernen Medien, Finanz- und Machtkonfliktes. Aus dem Off rekapituliert Bettina Borgfeld mit zuweilen fragender, teils nüchterner, teils emotionaler Stimme die Entwicklung und den Hergang einer unglaublichen Auseinandersetzung in Zeiten des globalen Finanzkapitalismus - einer Auseinandersetzung, die sich stellenweise anhört wie der Plot einer Netflix Serie. DOK Leipzig / Lukas Stern
Nominiert für den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts und den Filmpreis Leipziger Ring