Eine Frau mit Kopftuch sitzt mit ihrem Kind auf dem Schoß unter einer Baumkrone. Beide blicken zur Seite.
DOK Leipzig 2021 | Nasim (directors: Ole Jacobs, Arne Büttner)

Die Filme der Deutschen Wettbewerbe bei DOK Leipzig versammeln 2021 erneut filmische Positionen mit einer großen thematischen und formalen Vielfalt. Die Arbeiten der Filmschaffenden dokumentieren aktuelle politische Krisen, begeben sich auf historische Spurensuche oder zeichnen selbstreflexive Porträts.

Insgesamt 15 Produktionen hat die Auswahlkommission für den Deutschen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm sowie den Deutschen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm nominiert. Darunter sind elf Weltpremieren, eine europäische und drei deutsche Premieren. Filmemacherinnen sind bei den langen Wettbewerbsbeiträgen mit sieben der acht nominierten Filme stark repräsentiert.

Auch in diesem Jahr nehmen einige Produktionen aktuelle politische Fragen in den Blick. Zu den Themen gehören etwa die Situation von Geflüchteten im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos (Nasim), der Faktor Migration für Familien in der Dominikanischen Republik (Los cuatro vientos) oder die Proteste gegen Alexander Lukaschenko in Belarus (Handbuch). Manche Filme verbinden politische und ästhetische Diskurse, etwa in Arbeiten über weibliche Körperbehaarung (Glückspfad), ein sozialistisches Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg (Kopf Faust Fahne – Perspektiven auf das Thälmanndenkmal) oder die Farbe des 100-Yuan-Scheins (Pink Mao), der größten Renminbi-Banknote in der Volksrepublik China. Historische Spuren, Erinnerungen und Traditionen verfolgen zwei weitere Filme im heutigen Schlesien (Vor Zeit) und im Dschungel von Vietnam (Pa va hêng).

Andere Werke in den Wettbewerben porträtieren außergewöhnliche Menschen und sind teilweise aus intimen Beziehungen entstanden. So gehen zwei Filme in höchst unterschiedlicher Form mit den Bilddokumenten einer vergangenen Liebe um (Jedermann und Ich sowie Reality Must Be Addressed). Sie reflektieren, wie die Kamera Nähe und Distanz, Spiel und Authentizität im Verhältnis der Filmenden und Gefilmten schafft. Zwei weitere Werke stellen Klangwelten in den Fokus mit den Porträts einer Musikerin (A Sound of My Own), die das legendäre Bandprojekt Embryo ihres Vaters fortführt, und eines passionierten Instrumentenbauers (75/1).

Einige der beteiligten Regisseur*innen waren bereits mit Filmen bei DOK Leipzig vertreten. Katharina Pethke etwa kehrt mit Jedermann und Ich, einem persönlichen Werk über und mit Schauspieler Philipp Hochmair, zurück nach Leipzig. 2011 gewann sie für den Film Louisa bereits die Goldene Taube im Deutschen Wettbewerb; im letzten Jahr war die Regisseurin zu Gast bei DOK Industry, der Branchenplattform des Festivals. Betina Kuntzsch präsentiert Kopf Faust Fahne – Perspektiven auf das Thälmanndenkmal, nachdem ihr Film Wegzaubern 2015 mit der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb Animierter Dokumentarfilm prämiert wurde. Auch andere Filmschaffende wie Malte Stein (Flut, Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2018) oder Johanna Seggelke (Elefantin, Co-Regie mit Marie Zrenner, Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2020) waren schon in Leipzig nominiert.

Die Jury besteht in diesem Jahr aus der Filmemacherin Maria Speth, der Festivalleiterin Gudrun Sommer und dem Filmdozenten und Regisseur Carsten Möller. Die Juror*innen werden gemeinsam über die Gewinnerfilme der Goldenen und Silbernen Taube in den Deutschen Wettbewerben von DOK Leipzig entscheiden.

Die Spiel- und Dokumentarfilmregisseurin Maria Speth war 2010 mit 9 Leben im Deutschen Wettbewerb von DOK Leipzig vertreten und wurde mit dem DEFA-Förderpreis ausgezeichnet. 2021 gewann sie einen Silbernen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin für ihren Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse, der seit dem 16. September bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen ist. Gudrun Sommer gründete und leitet doxs!, das Dokumentarfilm-Festival für Kinder und Jugendliche in Duisburg. Gemeinsam mit Christian Koch verantwortete sie 2019 und 2020 auch die Duisburger Filmwoche. Carsten Möller ist künstlerischer Mitarbeiter für Videokunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Er unterrichtet Montage, Drehbuch und Kamera, zudem realisiert er eigene Filme und Drehbücher.

Die diesjährigen Preisträgerfilme werden am Festivalsamstag (30.10.2021) ausgezeichnet. Die Filme im Deutschen Wettbewerb sind für eine Goldene Taube nominiert, die Filme im Deutschen Wettbewerb Kurzfilm für eine Silberne Taube.

Eine Auswahl der Filme ist außerdem für Preise von Partnern nominiert: den DEFA-Förderpreis, den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts, den ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, den Filmpreis „Leipziger Ring“ von der Stiftung Friedliche Revolution, den Young Eyes Film Award und den mephisto 97.6-Preis für den besten Animationsfilm.

Die Goldene Taube im Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm wird gestiftet von der Weltkino Filmverleih GmbH.

Eine Filmübersicht finden Sie auf unserer Website: Deutsche Wettbewerbe DOK Leipzig 2021