DOK Industry 2019 | Photo: Susann Jehnichen

Das Programm von DOK Industry findet zum ersten Mal in hybrider Form statt. Vom 25. bis 29. Oktober treffen sich rund 1.800 Fachbesucher*innen in Leipzig und online. Viele der rund 50 Branchenveranstaltungen sind parallel online und vor Ort geplant, um wieder direkte Begegnungen und gleichzeitig auch den Austausch mit Branchenmitgliedern zu ermöglichen, die nicht nach Leipzig kommen können.

Vernetzung und Kooperationen stehen im Zentrum von DOK Industry. „Wir möchten eine Plattform bereitstellen, die es sowohl den vor Ort als auch online Teilnehmenden ermöglicht, neue Kollaborationen anzubahnen, ihre Branchenkenntnisse zu erweitern und sich in einer offenen und einladenden Atmosphäre auszutauschen“, sagt Nadja Tennstedt, die DOK Industry verantwortet. „Dabei ist es unser Ziel, die Dokumentargemeinschaft zu stärken und aufstrebenden Talenten sowie Filmschaffenden und Branchenvertreter*innen aus unterrepräsentierten Gruppen den Eintritt in den internationalen Markt zu erleichtern.“

Inhaltlich knüpft die 17. Ausgabe von Deutschlands führender Branchenplattform für den Dokumentarfilmbereich an die Themen des Vorjahresprogramms an und denkt sie weiter. Im Herbst 2020 stand die Teilhabe unterrepräsentierter Filmschaffender im Fokus von DOK Industry, Ansätze zum Aufbrechen von Machtstrukturen, die sich durch die Dokumentarfilmbranche ziehen, wurden diskutiert. DOK Industry 2021 steht nun im Zeichen einer Bestandsaufnahme: Welche Prozesse wurden bereits angestoßen? Welche Initiativen stärken die Sichtbarkeit unterrepräsentierter Gruppen? Wie können Filmschaffende of Colour, indigener Herkunft und aus Gruppen, die Gleichberechtigung suchen, unterstützt und gefördert werden? Erstmals organisiert DOK Industry ein Programm rund um die Nutzung von Archivmaterial im Dokumentarfilm. Einige Veranstaltungen beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der dokumentarischen Arbeit mit Archivmaterial, andere ermöglichen die Vernetzung mit Archivrechercheur*innen.

Im Panelgespräch „Generation Africa“ sprechen Don Edkins von STEPS aus Südafrika und Philippe Muller von ARTE mit Regisseur*innen über Filme des gleichnamigen Projekts von der Non-Profit-Media-Company STEPS. „Generation Africa“ produziert zusammen mit aufstrebenden afrikanischen Regisseur*innen und Produzent*innen Filme mit neuen Narrativen über Migration – aus der Perspektive junger Menschen aus Afrika, deren Stimmen in den weltweiten Diskursen zu oft fehlen. Drei Filme aus dem Filmprogramm von DOK Leipzig sind im Rahmen von „Generation Africa“ entstanden.

Das Format der Podcasts, das 2020 für die Online-Ausgabe von DOK Industry ins Leben gerufen wurde, wird weitergeführt. Sieben Podcasts werden gemeinsam mit „What’s Up with Docs“ und dem „Programmers of Color Collective“ produziert. Sie nehmen unter anderem erneut die Dekolonisierung der Filmindustrie in den Fokus. Branchenexpert*innen diskutieren etwa die mangelnde Repräsentation von LGBTQ+-Geschichten von sogenannten Brown People und setzen sich mit dem Blick von Filmschaffenden des globalen Südens auf Dokumentarfilme des globalen Nordens auseinander. Weitere Podcasts diskutieren (fehlende) Zugänge zu Archiven für Filmschaffende weltweit, sowie Hindernisse bei der Archivarbeit in Krisenregionen. Wie bedrohen etwa Kriege, Konflikte und totalitäre Regimes die Bewahrung von Archiven, Geschichte und kulturellen Identitäten? Moderiert werden die Podcasts unter anderem von Toni Bell, Begründerin und Host des „What’s Up with Docs“-Podcasts, Sridhar Rangayan, Filmemacher und Leiter des „KASHISH Mumbai International Queer Film Festival“ und Claire Diao, Verleiherin (Sudu Connexion), Filmkritikerin und Mitglied des Auswahlkomitees der „Quinzaine des Réalisateurs“.

Filmemacherinnen aus unterrepräsentierten Gruppen zu fördern, ist auch ein Anliegen des European Women's Audiovisual Networks. Der von EWA seit einigen Jahren bei DOK Leipzig vergebenen Preis wird daher in 2021 auf diesen Fokus hin neu ausgerichtet. Geehrt wird das Projekt einer Regisseurin im DOK Co-Pro Market, das aus einem marginalisierten und in der Filmlandschaft unterrepräsentierten Blickpunkt erzählt und den Protagonist*innen auf Augenhöhe begegnet.

Drei weitere Preise werden in diesem Jahr bei DOK Industry vergeben. Der Sächsische Preis für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin und der „Current Time TV Award“ für ein Projekt aus Mittel- und Osteuropa zeichnen ebenfalls Projekte beim DOK Co-Pro Market aus. Der „DFM-Works-in-Progress-Preis“, gestiftet von D-Facto Motion, wird erneut im Rahmen der Rohschnitt-Präsentation DOK Preview Germany vergeben.

DOK Exchange bietet Impulse zum immersiven und interaktiven Storytelling und wird erstmalig in Zusammenarbeit mit der Plattform Artizen für Crowdfunding und Künstler*innenförderung realisiert. Ein Live-Podcast vertieft Projekte, die bei DOK Neuland zu erleben sind. In dem Gespräch geht es unter anderem um gemeinschaftliches Erzählen und wertschätzende Narrative, um Spiritualität und der gesellschaftlichen Dimension der vorgestellten Arbeiten. Moderiert wird die Veranstaltung von Brigid O’Shea, Mitbegründerin der „Documentary Association of Europe“ (DAE) und ehemalige Leiterin von DOK Industry. Beim DOK Exchance Showcase präsentieren sich sechs interaktive Projekte in der Entstehung Expert*innen der Bereiche Research, Finanzierung, Vertrieb, Kunst und Technologie, moderiert von René Pinnell, Begründer und Designer von „Artizen“.

Einen Blick in das Kaleidoskop des kreativen Dokumentarfilms eröffnen die DOK Previews. DOK Preview Germany präsentiert in Zusammenarbeit mit German Films und der AG DOK einen Mix aus Filmen, die sich in der Produktion oder im Rohschnittstadium befinden, gerade fertig gestellt wurden sowie Weltpremiere in den Wettbewerben von DOK Leipzig feiern. DOK Preview Training präsentiert in europäischen Filmworkshops entwickelte und auf internationalen Partnermärkten ausgewählte Filmprojekte, die auf der Suche nach Festivalpremieren, Finanzierungs- und Vertriebspartnern sind, in diesem Jahr in Kooperation mit CoPro Israel, DocMontevideo, Docu Rough Cut Boutique, dok.incubator, Durban FilmMart, ESoDoc, Eurodoc, Ex Oriente. Einkäufer*innen von Fernsehsendern, Vertrieben und Verleihen sowie Festivalvertreter*innen können erneut alle Filme der Wettbewerbe und weitere handverlesene aktuelle Dokumentarfilme dank der DOK Film Market Onlinevideothek entdecken und mit Filmemacher*innen und Rechteinhaber*innen in Kontakt treten.

Bei den Meet the Experts Talks können Branchenvertreter*innen ihr Wissen über ausgewählte Professionen und Arbeitspraktiken erweitern und ihre Netzwerke ausbauen. In diesem Jahr stehen Impact-Producing, alternative Vertriebsmodelle und Archivrecherche im Fokus.

Um den Kurzfilm dreht sich alles bei DOK Short n’ Sweet. Bei dem Pitch können Filmschaffende ihre Kurzfilmprojekte, darunter dokumentarische Formen, AnimaDoks und Animationsfilme, renommierten Redakteur*innen, Distributors, Festivalvertreter*innen und Finanziers vorstellen.  Zu den diesjährigen Expert*innen auf dem Podium zählen Christine Kecher (Op-Docs, New York Times), Maike Mia Höhne (Internationales Kurzfilm Festival Hamburg), Sydney Neter (SND Films) und Sarah Schlüssel (Berlinale Talents / Berlinale Shorts).

Bei den DOK Partner Presentations können neue Dokumentarfilme aus bestimmten Regionen, Ländern und Trainingsprogrammen entdeckt werden, die auf der Suche nach internationalen Partnern und bereit für internationale Akquise sind. Die verschiedenen Präsentationen mit moderiertem Round-Table-Feedback geben Raum für Austausch und Diskussionen. Zum ersten Mal bei DOK Industry präsentieren Teilnehmer*innen des EFM DocToolbox Programme – einer Initiative des EFM, die Dokumentarfilmschaffende aus unterrepräsentierten Gruppen mit Branchenwissen und Kontakten unterstützt – ihre fast fertiggestellten Projekte. In der Chiledoc Partner Presentation, unterstützt von ProChile, stellen chilenische Filmschaffende ihre neuesten Projekte vor. Chiledoc fördert den Vertrieb chilenischer Produktionen und repräsentiert die chilenische Dokumentarfilmbranche. 

Mit verschiedenen Vernetzungsformaten bietet DOK Industry außerdem virtuell und vor Ort Gelegenheit für Einzeltreffen mit Branchenexpert*innen, etwa aus den Bereichen Filmfestival, Vertrieb, TV und Archivrecherche.

Der Industry Guide, die Gästeliste von DOK Leipzig, die einen Einblick in die akkreditierten Fachbesucher*innen bietet, ist auf der Festivalwebsite einsehbar und erweitert sich stetig.
 

DOK Industry is realised with the support of Creative Europe MEDIA Programme of the European Union, the Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) and the Federal Government Commissioner for Culture and the Media upon a Decision of the German Bundestag.

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