Filmarchiv

Slowenische Animation 2022
Filmstill A War of Words or Respectful Silence?
A War of Words or Respectful Silence? Leo Černic
Ein Auftragsfilm, der für ein Bildungsprogramm in Schulen entstand. Dieses Programm hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern ihre eigene Geschichte und die ihres Landes zu vermitteln.
Filmstill A War of Words or Respectful Silence?

A War of Words or Respectful Silence?

Vojna besed ali spoštljiva tišina?
Leo Černic
Slowenische Animation 2022
Animationsfilm
Slowenien,
Italien
2020
2 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Auftragsfilm, der für ein Bildungsprogramm in Schulen entstand. Dieses Programm hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern ihre eigene Geschichte und die ihres Landes zu vermitteln – auch vor dem Hintergrund der Kriege in der jüngsten Vergangenheit. Die Hoffnung ist, dass das Wissen auch auf die Zukunft angewendet wird, dass es Farbe ins Schwarz-Weiß, ein Lächeln in die Bedrücktheit bringen kann.

Lina Dinkla

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Leo Černic
Buch
Leo Černic
Schnitt
Leo Černic
Produktion
Mateja Zorn
Ton
Samo Jurca
Animation
Leo Černic
Retrospektive 2021
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Der Weg, den wir nicht zusammen gehen Dominik Graf
Zum Omnibusfilm „Deutschland 09“ steuerte Dominik Graf eine Reflexion über die westdeutsche Stadtarchitektur nach 1945 bei: Improvisationen, die nach 1990 dekorativ geordnet werden.
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Der Weg, den wir nicht zusammen gehen

Der Weg, den wir nicht zusammen gehen
Dominik Graf
Retrospektive 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2009
13 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Das Projekt „Deutschland 09“ versammelte die Oberliga des deutschen Autorenfilms zu einer Bestandsaufnahme der Berliner Republik in individuellen Filmbeiträgen. Dominik Graf steuerte zum collagierten Deutschland-Bild eine auf altem Super8-Material gedrehte Reflexion über die Stadtarchitektur nach 1945 bei: provisorische, liederliche Ensembles aus hübsch-hässlichen Behördenbauten, abgezäunten Brachen, zugigen Ladenzeilen und unbehausten Wohnblöcken in München, Duisburg, Frankfurt am Main, Westberlin, allesamt Zeugnisse eines ungeplanten Durchgangsverkehrs für soziale und migrantische Milieus. Der wiedervereinigten Aufräum-, Renovier- und Dekorationslust sind sie ein Dorn im Auge.

Sylvia Görke

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Regie
Dominik Graf
Buch
Dominik Graf
Kamera
Martin Gressmann
Schnitt
Katja Dringenberg
Produktion
Dirk Wilutzky, Tom Tykwer
Ton
Andreas Mücke-Niesytka
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Filmstill The Wind Is Taking Them
Der Wind nimmt die mit Ann Carolin Renninger
Urknall, Bärtierchen, aussterbende Menschen: Darüber macht sich ein kindlicher Forscher auf einem Hof an der Ostsee erstaunliche Gedanken – und steckt uns mit seiner Gegenwartsneugier an.
Filmstill The Wind Is Taking Them
Filmstill The Wind Is Taking Them
Filmstill The Wind Is Taking Them

Der Wind nimmt die mit

Der Wind nimmt die mit
Ann Carolin Renninger
Deutscher Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
Deutschland
2023
25 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

Es ist ein Glücksfall, wenn es einem Film gelingt, dem Leben einfach so beim Ablaufen zuzuschauen und uns ganz nebenbei die Wunder in den Ecken des Alltags zu zeigen. Mit großer Gelassenheit und einer spürbaren Freude am Bilder-Suchen und Bilder-Finden nähert sich Ann Carolin Renninger den Menschen und den Dingen.

Rovin wohnt auf einem abgelegenen Hof an der Ostsee und erkundet seine Umgebung mit unstillbarer Neugier. Er interessiert sich für das Universum, Planeten, unbekannte Wesen – und für Bärtierchen, diese klitzekleinen Vielzeller, die aussehen wie Staubsaugerbeutel auf Beinen und echte Überlebenskünstler sind. Ganz anders als die Menschen, betont Rovin, denn die würden sicher irgendwann aussterben. Das betrachtet er als logische Tatsache, keineswegs als Bedrohung. Und wenn man sich auf die körnigen, erdigen Filmbilder und die unaufgeregte Filmerzählung einlässt, fragt man sich irgendwann auch nicht mehr, warum das ein Problem sein könnte. Solange der Wind weiter durch die Bäume streicht und die Bärtierchen verweht, geht schließlich alles seinen Gang. Neben dem bestechend wachen Jungen trifft Renninger auch noch Marie, die alles über Steine weiß, und Christopher, der mit diesen Steinen einen Ort gestaltet. Sie alle sind auf der Suche und finden dabei täglich ein Stück von dem, was sich nicht festhalten lässt: Gegenwart.

Luc-Carolin Ziemann

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Regie
Ann Carolin Renninger
Kamera
Ann Carolin Renninger, René Frölke
Schnitt
Ann Carolin Renninger
Produktion
Ann Carolin Renninger
-
Zane Zlemesa, Miro Denck
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2021
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Die Vergänglichkeit der Tage Thomas Köhling
Heinz Toku-Zen Anneser und seine Schülerinnen und Schüler praktizieren buddhistische Rituale. Der Alltag der kleinen Gruppe in der deutschen Provinz hat absonderliche Momente.
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Die Vergänglichkeit der Tage

Die Vergänglichkeit der Tage
Thomas Köhling
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2021
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
34 Minuten
Deutsch,
Japanisch
Untertitel: 
Englisch

Gemeinsames Essen mit Stäbchen, Gabel oder Käsebroten – Heinz Toku-Zen Anneser und seine Schülerinnen und Schüler praktizieren buddhistische Rituale, ohne sich zu verstellen. In seiner ebenso präzise gezirkelten wie poetischen Studie beobachtet Thomas Köhling den Alltag der kleinen, stillen Gruppe in der deutschen Provinz und findet sympathisch-absonderliche Momente der Überlappung von östlicher Religion und westlicher Kulturprägung. Der Himmel überm Velux-Fenster ist der gleiche wie am Fudschijama.

André Eckardt

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Regie
Thomas Köhling
Kamera
Thomas Köhling
Schnitt
Thomas Köhling
Produktion
Thomas Köhling
Ton
Rafael Vogel
Deutscher Wettbewerb 2020
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Die Wächterin Martina Priessner
Eine syrisch-orthodoxe Nonne lebt in einem verlassenen Anwesen im Südosten der Türkei. Trotz Anfeindungen aus der muslimischen Nachbarschaft: Vertreiben lässt sie sich nicht.
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Die Wächterin

Die Wächterin
Martina Priessner
Deutscher Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
87 Minuten
Kurdisch,
Türkisch,
turoyo
Untertitel: 
Deutsch

In einem verfallenen Dorf im Südosten der Türkei harrt eine syrisch-orthodoxe Nonne allein mit ihren Tieren aus. So groß die Anfeindungen aus der muslimisch geprägten Nachbarschaft auch sein mögen: Sie lässt sich nicht vertreiben. Denn sie hat geschworen, die Kirche zu beschützen und den heiligen Ort nicht zu verlassen. Die ruhig gefilmte Alltagsbeobachtung nimmt eine isolierte Frau in den Blick, die den Schmerz einer ganzen Gemeinschaft in sich trägt.

In den 1990er Jahren wurde die Dorfbevölkerung gefoltert und vertrieben. Erst danach kam die Nonne Dayrayto hierher. Heute erhält sie nur selten Besuch von Gläubigen auf Durchreise. Normalerweise verbringt sie ihren Tag mit der Instandhaltung der Kirche und der Pflege der Tiere. Gerade sorgt sie sich um ihren alten Hund. Hat man ihn etwa vergiftet? Was ist dran an den Provokationen und Bedrohungen, von denen sie berichtet? Dayrayto bleibt stets auf der Hut, selbst wenn sie sich ausruht. Vom erhöhten Anwesen aus überschaut sie die weite Landschaft und registriert jedes noch so ferne Fahrzeug. Von der Präsenz des Filmteams jedoch lässt sie sich in keiner Weise beirren. Die zurückhaltende Kamera folgt der Nonne – nicht auf Schritt und Tritt, sondern als beständige, schützende Begleiterin beim Durchhalten auf der „Bastion“. Einsamkeit, Sorgen und Angst prägen dieses karge Leben. Es hat sie argwöhnisch gemacht, aber auch furchtlos.
Annina Wettstein

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Regie
Martina Priessner
Buch
Martina Priessner
Kamera
Meryem Yavuz
Schnitt
Özlem Sarıyıldız
Produktion
Gregor Streiber, Friedemann Hottenbacher
Co-Produktion
Martina Priessner
Ton
Robert F. Kellner
Ausgezeichnet mit: Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Filmstill The World Is a House and There Are Rules in This House
Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus Felix Leffrank
Eine durchaus kreative Reflexion der unkreativen Phasen: Ein Geschichtenerzähler kämpft mit Depressionen und Schreibblockaden, unter den wachsamen Augen innerer wie äußerer Dämonen.
Filmstill The World Is a House and There Are Rules in This House

Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus

Die Welt ist ein Haus und es gibt Regeln in diesem Haus
Felix Leffrank
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2022
Animationsfilm
Deutschland
2022
13 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Englisch

In farbenfrohen computeranimierten Bildern verhandelt Felix Leffrank die Höhen und Tiefen eines Künstleralltags. Auf dem Leidensweg zwischen Depressionen, Schreibblockaden, Wut und großstädtischer Einsamkeit wird ein Geschichtenerzähler von drei schrägen Vögeln begleitet, die mal als nervige Nachbarn, mal als innere Dämonen auftreten. Jung, Freud und die Psychologin Dr. Breuer in Gestalt einer grauen Katze fördern die Selbstreflexion, doch am meisten hilft wohl ein gemeinsames Bier mit Freunden.

Borjana Gaković

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Regie
Felix Leffrank
Schnitt
Felix Leffrank
Produktion
Felix Leffrank
Ton
Christoph Müller
Musik
Christoph Müller
Animation
Felix Leffrank
Nominiert für: mephisto 97.6-Publikumspreis, Gedanken-Aufschluss-Preis
Kids DOK 2021
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The Voice Break Choir Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Jungen, die seit früher Kindheit im Chor gesungen haben, sind nun in die Pubertät gekommen. Im „Stimmbruch-Chor“ warten sie, bis auf ihre veränderten Stimmen wieder Verlass ist.
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The Voice Break Choir

Målbrottskören
Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Kids DOK 2021
Dokumentarfilm
Schweden
2021
28 Minuten
Schwedisch
Untertitel: 
deutsche Untertitel für Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit

Jungen, die seit früher Kindheit im Chor gesungen haben, sind nun in die Pubertät gekommen. Sie müssen im „Stimmbruch-Chor“ warten, bis auf ihre Stimmen wieder Verlass ist – um mit den Männern weitersingen zu können. Sie erzählen in Interviews und mit Gesangseinlagen von persönlichen Veränderungen und Identitätssuchen. Ein Film über die Schwelle zwischen Junge-Sein und Mann-Werden.

Lina Dinkla

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Regie
Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Kamera
Martina Carlstedt, Ina Holmqvist
Schnitt
Matti Kentrschynskyj, Ina Holmqvist, Martina Carlstedt
Produktion
Martina Carlstedt, Ina Holmqvist
Musik
Ted Krotkiewski, Per Egland
Filmstill The Wages of John Pernia

The Wages of John Pernia

The Wages of John Pernia
Ben Young
Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm 2023
Dokumentarfilm
UK
2023
8 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Deutsch

Bevor die Fotografie und der Film erfunden wurden und den „Wilden Westen“ konstruierten, starb der berühmte Entdecker Meriwether Lewis, dessen Reisen eine Expansion der jungen USA nach Westen ermöglichten, unter mysteriösen Umständen. Der heutige Erzähler des Films, ein entfernter Nachfahre, macht ihn zum tragischen Helden einer spekulativen schwulen Liebesgeschichte. Der mögliche Liebhaber, Meriwethers Angestellter John Pernia, ein „Louisiana Creole“, ist historisch verbürgt. Doch das Archivmaterial, das die weiße Folklore der sogenannten Pionierzeit begünstigte, legt keine Fährte zu dieser Romanze.

Ben Young verwildert die frühen Westernbilder und queert die nationalistische Geschichtsschreibung aus der Perspektive von Menschen, die in den ruhmreichen Erzählungen fehlen und deren ursprünglich freier Raum durch die Siedlerbewegung und ihre anschließende Legendenbildung besetzt wurde. Er rehabilitiert John und Meriwether, das undokumentierte Liebespaar, mithilfe von assoziativer Montage und Gossip als die eigentlichen Pioniere. Und die haben mit den USA noch eine Rechnung offen.

Jan Künemund

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Regie
Ben Young
Buch
Ben Young
Schnitt
Theo Watkins
Produktion
Ben Young
Ton
Andrew Ludbrook
Sound Design
Theo Watkins, Andrew Ludbrook
Musik
Blessed are the Hearts that Bend
Retrospektive 2023
Filmstill The Wall
The Wall Anatolijs Pjatkins
Ein Stück der Berliner Mauer steht in Riga – als Symbol für die Freiheit, die dort erst noch errungen werden muss. Die Blicke der Menschen schwanken zwischen Hoffnung und Ungewissheit.
Filmstill The Wall

The Wall

Mūris
Anatolijs Pjatkins
Retrospektive 2023
Dokumentarfilm
Lettland
1991
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die Mauer als Symbol. Während in Berlin die tödliche Grenze bereits überwunden ist, muss die Freiheit in anderen Staaten erst noch erkämpft werden. Ein Stück der Mauer wurde 1990 nach Riga gesandt – als Zeichen der Solidarität. Ein kurzer filmischer Essay, in dem die Blicke der Menschen zwischen Hoffnung und Ungewissheit schwanken.

Katharina Franck, Andreas Kötzing

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Regie
Anatolijs Pjatkins
Buch
Anatolijs Pjatkins
Kamera
Moisejs Bitke
Produktion
Riga Documentary Film Studio
Musik
Mārtiņš Brauns
Animation Night 2023
Filmstill The Whale Story
The Whale Story Tess Martin
Während einer kurzen Begegnung scheint sich zwischen einem Wal und einem Taucher eine echte Verbindung aufzubauen. Doch dann verschwindet der Wal wieder in den Tiefen des Ozeans.
Filmstill The Whale Story

The Whale Story

The Whale Story
Tess Martin
Animation Night 2023
Animationsfilm
USA,
Niederlande
2012
4 Minuten
Englisch
Untertitel: 
Englisch

Ein Taucher begegnet einem verletzten Wal. Er beschließt, dem Tier zu helfen, und erhält zum Dank einen freundlichen Blick. Für einige Sekunden scheint die Grenze zwischen den beiden Spezies durchlässig zu werden. Der Wal verschwindet in den Tiefen des Ozeans und lässt den Taucher mit der Frage zurück, ob all dies nur die Projektion menschlicher Hoffnungen war.

Franka Sachse

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Regie
Tess Martin
Musik
Spencer Thun
Animation
Tess Martin, Webster Crowell, Stefan Gruber, Britta Johnson, Amanda Moore
Seelendinge 2022
Filmstill The Wound
The Wound Anna Budanova
Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert einen kleinen Dämon. Der seelische Schmerz wird zur lebensbestimmenden Identitätsfigur, von der es scheinbar kein Loskommen gibt.
Filmstill The Wound

The Wound

Obida
Anna Budanova
Seelendinge 2022
Animationsfilm
Russland
2012
10 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Ein Mädchen, betroffen von Ausgrenzung, kreiert wütend einen kleinen Dämon, der sie von nun an für immer begleiten wird. Er tröstet sie in Momenten der Enttäuschung, hält sie aber auch in ihrer Einsamkeit fest. In Budanovas wunderschönem Animationsfilm formiert sich der seelische Schmerz zu einer Identitätsfigur, von der es unmöglich erscheint, sich ihr jemals wieder entziehen zu können.

Malte Stein

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Regie
Anna Budanova
Produktion
studio Ural-Cinema
Animation
Mikhail Dvoryankin, Anna Kritzkaya
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Filmstill Valerija
Valerija Sara Jurinčić
Auf einem Inselfriedhof pflegen Frauen ein Grab. Die Beobachtung des Vorgangs löst eine experimentelle, visuell ideenreiche Reflexion über weibliche Verbindungen und verschwundene Männer aus.
Filmstill Valerija

Valerija

Valerija
Sara Jurinčić
Panorama: Mittel- und Osteuropa 2023
Dokumentarfilm
Kroatien
2023
15 Minuten
Kroatisch
Untertitel: 
Englisch

Zwei Frauen reisen mit der Fähre auf einen Inselfriedhof, um eine Grabstelle zu pflegen. Mit höchster Akribie und Ausdauer befreien sie den Stein von Moos und Kerzenwachs, waschen und schrubben jede Ritze, schneiden Blumenschmuck zurecht und stellen Lichter auf, die bei Nacht bunt blinken.

Es ist eine Trauerarbeit unter besonderen Vorzeichen, wie Sara Jurinčić bereits in einer frühen Einstellung klarstellt: Zwei Bildergalerien montiert sie da nebeneinander, eine mit männlichen und eine mit weiblichen Porträts. Die Männer verschwinden plötzlich aus ihren Fotos und somit auch von der Insel. Es bleiben die Gesichter der Frauen. Und diese Gesichter, von ihnen selbst ausgewählte Motive für die eigenen Grabsteine, sind es, die den Film dominieren, seinen experimentellen Erkundungen weiblicher Genealogie ein Antlitz verleihen. Jurinčić hüllt sie in visuelle Metaphern von außerordentlicher Vielschichtigkeit, manchmal auch ganz wortwörtlich wie im spektakulären Finale: Da legen sich die Porträts der toten über die Gesichter der lebenden Frauen – mit geisterhaftem, ebenso verstörendem wie auch erhabenem Effekt.

Felix Mende

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Sara Jurinčić
Kamera
Ivan Slipčević
Produktion
Vanja Jambolic
Filmvertrieb
Marcella Jelić
Internationaler Wettbewerb 2021
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Veins of the Amazon Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Beobachtung einer wichtigen Infrastruktur in Amazonien: flussabwärts auf einem Frachtschiff, das Passagiere und Güter in die isolierten Gemeinden im peruanischen Regenwald bringt.
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Veins of the Amazon

Odisea amazónica
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Internationaler Wettbewerb 2021
Dokumentarfilm
Peru
2021
71 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Die Städte und Dörfer entlang des peruanischen Abschnitts des Amazonas sind nicht durch Straßen erreichbar. Wer sich das Flugzeug nicht leisten kann, reist per Frachtschiff über Tage den Fluss entlang. Als Transportmittel sind die Boote Teil einer wichtigen Infrastruktur: Fuhren einst während des grausamen Kautschukbooms die Dampfer der „Barone“ auf dieser Strecke, bringen nun Frachter Waren in die Gemeinden am Rande des Regenwaldes.

Die Beobachtungen der peruanischen Brüder Álvaro und Diego Sarmiento und der Anthropologin Terje Toomistu konzentrieren sich ganz auf das Geschehen auf dem Schiff: auf die Be- und Entladung mit Zucker, Hühnern, Zwiebeln, Brause und Baumaterialien, auf die Besatzung, die Passagiere, die Hängematte an Hängematte liegend auf dem Deck mitfahren, und auf die Menschen, die am Rande des Flusses warten. Dabei verklärt die Kamera nie ¬– weder Landschaft noch Arbeit –, ist stattdessen stets mittendrin und steht auch mal im Weg. Die Strecke flussabwärts begleiten Erzählungen von sinkenden Schiffen, von schwimmenden Tieren und von gefundenem Glauben. So zurückhaltend betrachtet, lässt sich doch sehr viel erahnen: über die harten Jobs der Docker, die Lebensumstände der Frauen und Kinder, die auf das Schiff kommen, um Essen zu verkaufen, über den Einfluss der „Israelitas“ und darüber, wie wichtig der Handel per Boot für die indigene Bevölkerung an den Nebenarmen ist.
Marie Kloos

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Buch
Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu
Kamera
Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Schnitt
Fabricio Deza, Diego Sarmiento, Álvaro Sarmiento, Alex Cruz
Produktion
Álvaro Sarmiento, Diego Sarmiento
Co-Produktion
Terje Toomistu
Ton
Cesar Centeno
Filmvertrieb
Pascale Ramonda
Nominiert für: Preis der Interreligiösen Jury, FIPRESCI Preis
Animation Perspectives 2020
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Venetian Snares: Szamár Madár David OReilly
Ein computeranimierter Musikclip zu dunklen Breakcore-Beats zelebriert Effekt und Mystik. Doch plötzlich offenbaren sich die Schürfwunden einer verletzlichen digitalen DNA.
Media Name: 0f4920cb-63c3-446a-991e-ac69bfba4678.jpg

Venetian Snares: Szamár Madár

Venetian Snares: Szamár Madár
David OReilly
Animation Perspectives 2020
Animationsfilm
Irland
2005
4 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Keltische Kultstätten kommunizieren effektvoll mit dem Kosmos, das irdische Dunkel wird von Energiefeldern und Sonnenstrahlen aufgewühlt. Schon in einer seiner frühesten Arbeiten – einem Clip für den Breakcore-Pionier Venetian Snares – zersetzt David OReilly den Mythos einer homogenen CGI-Welt und offenbart die Schürfwunden einer verletzlichen digitalen DNA.

André Eckardt

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
David OReilly
Buch
David OReilly
Animation
David OReilly
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2020
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Verwundene Fäden Deborah Jeromin
Die filmische Spurensuche führt von der Seidenraupenzucht im Leipziger Kleingarten bis nach Kreta. Idylle und Krieg nähern sich – historisch, landschaftlich, komplex, überraschend.
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Verwundene Fäden

Verwundene Fäden
Deborah Jeromin
Deutscher Wettbewerb Kurzfilm 2020
Dokumentarfilm
Deutschland
2020
40 Minuten
Deutsch,
Griechisch
Untertitel: 
Englisch

Was hat ein Leipziger Kleingartenverein mit der Invasion der Wehrmacht in Griechenland zu tun? Mit offenen Augen für historische Verbindungslinien, herausragendem Archivmaterial und betörenden Bildern der kargen Landschaft Kretas werden die komplexen Verbindungen zwischen der Seidenraupenzucht hier und deutschen Kriegsverbrechen dort zutage gefördert. Dabei geht es weniger um die Klärung von Schuldfragen als vielmehr um die Darstellung der inneren Dynamik von Krieg, Widerstand und Vergessen.

Luc-Carolin Ziemann

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Deborah Jeromin
Buch
Deborah Jeromin
Schnitt
Deborah Jeromin, Sofia Hernández
Produktion
Deborah Jeromin
Ton
Pedro de Sousa Pereira
Funding institution
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Stiftung Maecenia
Sprecher*in
Myrsini Artakianou, Artemissia Anastassopolou, Eleni Papadaki, Zambia Tzanakaki, Vasso Athanassaki, Eleni Tzivaki, Katja Adamy
Ausgezeichnet mit: Gedanken-Aufschluss-Preis
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Vicenta

Vicenta
Darío Doria
Internationaler Wettbewerb 2020
Dokumentarfilm
Argentinien
2020
69 Minuten
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

Eine menschliche Tragödie vor dem Hintergrund eines juristischen und medizinischen Skandals, die 2007 zu einer Klage gegen den argentinischen Staat vor dem UN-Menschenrechtskomitee und 2011 zur Verurteilung desselben führte. Das geistig und körperlich behinderte 16-jährige Mädchen Laura war 2006 von einem Onkel vergewaltigt worden. Einer legalen Abtreibung aber, der auf Antrag der Mutter, Vicenta, bereits offiziell stattgegeben worden war, stellten sich Juristen und Ärzte entgegen.

„Vicenta“ vermittelt die Details dieser wahrhaft unglaublichen Zumutung als Fabel, in der Knetfiguren wie festgewurzelt in einem kafkaesken Albtraum erscheinen. Allein die Kamera bewegt sich fahrend durch diese Szenerie, meist durch Travellings quer zum Aufbau. Nur gelegentlich beglaubigen Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, übertragen aus kleinen Monitoren auf der Bühne dieses „Puppenspiels“, die Erzählung. Und doch überträgt sich das ganze Spektrum denkbarer Empfindungen zwischen offener Schockstarre und stolzer Selbstermächtigung der hartnäckig um Gerechtigkeit für sich und ihre Tochter kämpfenden Mutter und wird nachvollziehbar. Im erwähnten Urteil der UN wurde dem argentinischen Staat vorgeworfen, das anerkannte Recht auf Freiheit von unmenschlicher, grausamer oder erniedrigender Behandlung im Fall von Laura und ihrer Mutter Vicenta fundamental missachtet zu haben.
Ralph Eue

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Darío Doria
Buch
Luis Camardella, Florencia Gattari, Darío Doria
Kamera
Darío Doria
Schnitt
Darío Doria
Produktion
Felicitas Raffo, Pamela Livia Delgado
Co-Produktion
Virginia Croatto
Ton
Federico Esquerro
Musik
Ezequiel Menalled
Animation
Darío Doria
Sprecher*in
Liliana Herrero
Ausgezeichnet mit: FIPRESCI Preis