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Retrospektive 2024
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]
[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt] Santiago Álvarez
Der kubanische Dokumentarist Santiago Álvarez spricht zu DDR-Kulturoffiziellen und zur „kämpferischen“ Leipziger Jugend: vom Dokumentarfilm als Waffe gegen Imperialismus und Kolonialismus.
Filmstill [Opening speech for the retrospective “Cuban Documentary Film”] [excerpt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]

[Eröffnungsrede zur Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“] [Ausschnitt]
Santiago Álvarez
Retrospektive 2024
Akustischer Film
DDR
1974
15 Minuten
Deutsch,
Spanisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)

1974 beging die DDR und in ihr das Leipziger Festival den 25. Jahrestag der Kubanischen Revolution: mit der Retrospektive „Kubanischer Dokumentarfilm“. Zur Eröffnung sprach Santiago Álvarez, energischer Propagandist des Dokumentarfilms als Kriegskunst gegen die imperialistische Kinounterhaltung in sedierender Spiellänge.
Ob neben den geladenen Offiziellen auch die von Álvarez adressierte „kämpferische“ Jugend von Leipzig im Saal zugegen war? Die Rede ist nur als Tondokument überliefert, die Bilder muss man sich selbst machen. Beauftragt wurde die Aufzeichnung von der Staatlichen Filmdokumentation, einer Behörde, die DDR-Realität für die Zukunft bewahren sollte. Dass diese Zukunft einmal ohne die DDR stattfinden würde, konnte sich 1974 wohl niemand im Saal vorstellen.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Santiago Álvarez
Produktion
Staatliche Filmdokumentation
Retrospektive 2024
Filmstill 15.000 Volt
15.000 Volt Karlheinz Mund
Auf der Oberleitung 15.000 Volt, darunter Arbeitsalltag auf der E-Lok. Auf der Tonspur fährt ein Passagier mit, den die DDR 1976 über Bord werfen wird: Wolf Biermann.
Filmstill 15.000 Volt

15.000 Volt

15.000 Volt
Karlheinz Mund
Retrospektive 2024
Dokumentarfilm
DDR
1963
18 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Der Diplomfilm des angehenden DEFA-Dokumentaristen Karlheinz Mund stellt in bester poetisch-erdiger Babelsberger Schultradition ein Stück DDR-Arbeitswelt vor: Eisenbahneralltag – mit zwei Frauen im E-Lokführerstand.
1963 konnte das Leipziger Publikum Munds Milieustudie in der Hochschulfilm-Präsentation des Festivals kennenlernen. Am Ende erklingt im Off das „Frühjahrslied der Eisenbahnerin“, gesungen von Wolf Biermann. Noch duldete die DDR den aufmüpfigen Quälgeist. Die ihn damals in diesem Film hörten, erfuhren wohl erst später, dass ihn die Behörden längst im Visier hatten. 1963 verweigerte ihm die Ostberliner Humboldt-Universität trotz bestandener Prüfung das Philosophie-Diplom. Hört man Biermanns Lied heute, laden sich die Worte auf: Frühlingssturm, großer Regen, ein wartendes Land …

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Karlheinz Mund
Kamera
Hans-Jürgen Reinecke, Gerhard Gläser, Werner Kohlert, Eberhard Teich-Grüber
Schnitt
Gisela Hoffmann
Produktion
Roland Paul
Ton
Günter Grossmann
Musik
Gerhard Rosenfeld
Sprecher*in
Dorothea Richter
Retrospektive 2024
Filmstill Aida
Aida Marwan Salamah
Salamah wurde von der Palästinensischen Befreiungsorganisation zum Studium nach Babelsberg delegiert. Als Ein-Mann-Team realisierte er dieses Porträt einer jungen Erzieherin in einem PLO-Waisenheim in Tunis.
Filmstill Aida

Aida

Aida
Marwan Salamah
Retrospektive 2024
Dokumentarfilm
DDR
1985
22 Minuten
Arabisch
Untertitel: 
Deutsch (Overvoice)

Worte des Dichters Mahmoud Darwisch schweben in diesem Film: „Erzählt mir. Vielleicht erinnere ich mich an meine Heimat, die nur auf meinen Lippen duftet.“ Eine 17-jährige Palästinenserin stellt sich vor: Aida, die Rückkehrende. Als ihr Vater fiel, war ihre Mutter schon tot, getroffen von einer Bombe. Mit acht landete sie in einem Waisenheim der PLO in Beirut, kam in ein Waisenheim in Damaskus, kam in ein Waisenheim in Tunis. Hier betreut sie neue Waisen. Das Mädchenporträt weitet sich: schier unzählbare Kinder, die ihre Heimat und Herkunft vergessen werden. Nur der Krieg bleibt in ihren Zeichnungen. Die PLO hatte ihren Mitarbeiter Marwan Salamah 1976 zum Kamera-Studium nach Babelsberg delegiert. Hier führte er auch Regie und gewann 1985 in Leipzig den Preis des Weltbundes der Demokratischen Jugend.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Marwan Salamah
Buch
Marwan Salamah, Elke Schieber
Schnitt
Karin Geiß
Produktion
Hochschule für Film und Fernsehen der DDR
Retrospektive 2024
Filmstill Chile
Chile Juan Forch, Jörg Herrmann
Der Exil-Chilene Juan Forch und der Dresdener Silhouettenfilm-Spezialist Jörg Herrmann spielen zum Kampf gegen Pinochet und seine imperialistischen Verbündeten auf: mit Gesang und Orgelmusik.
Filmstill Chile
Filmstill Chile

Chile

Chile
Juan Forch, Jörg Herrmann
Retrospektive 2024
Animationsfilm
DDR
1975
2 Minuten
Deutsch,
Spanisch
Untertitel: 
Englisch

1973 putschte General Pinochet mit Unterstützung des US-amerikanischen Geheimdienstes gegen den demokratisch gewählten marxistisch-sozialistischen Präsidenten Chiles, Salvador Allende. Pinochets Militärjunta mordete und folterte sich durch das Land. Juan Forch, in Santiago geborener Journalist und Filmemacher, konnte dem Terror über Mexiko in die DDR entkommen und setzte seine Oppositionsarbeit bis zu seiner Rückkehr 1979 von hier aus fort: als Regisseur am DEFA-Studio für Trickfilme in Dresden. Gemeinsam mit dem Silhouettenfilm-Spezialisten Jörg Herrmann realisierte er diese animierte agitatorische Miniatur, in der der Diktator und seine Verbündeten nach des bissigen Künstlers Pfeife tanzen – und zu Orgelmusik.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Juan Forch, Jörg Herrmann
Buch
Juan Forch
Kamera
Peter Pohler
Schnitt
Heidrun Sünderhauf
Produktion
DEFA-Studio für Trickfilme
Ton
Horst Philipp
Musik
Addy Kurth
Animation
Juan Forch
Retrospektive 2024
Filmstill Report
Report Volker “Via” Lewandowsky
Eine Collage über die laszive Trägheit der Macht, voller Anspielungen auf das faulende Römische Reich. Aus dem DDR-Untergrund war der Verfall der weltordnenden Systeme 1987 schon zu riechen.
Filmstill Report

Report

Report
Volker “Via” Lewandowsky
Retrospektive 2024
Experimentalfilm
DDR
1987
7 Minuten
ohne Dialog
Untertitel: 
Keine

Die DDR machte sich ein Bild von ihren alltags- und prinzipienfesten Menschen, das sie in „ihrer“ Kunst gespiegelt sehen wollte. Der Dresdener Künstler Volker, genannt Via Lewandowsky entzog sich der Gefalllust des DDR-Kunstbetriebs und spiegelte dem ihm vorgesetzten Staat etwas anderes zurück: die Trägheit des Fleisches, die Gefräßigkeit der angeblich weltordnenden Systeme. Dieser Super-8-Film aus der späten Deutschen Demokratischen Subkultur reibt sich an Heiner Müllers Bühnentext „Anatomie Titus Fall of Rome Ein Shakespearekommentar“. Das Manuskript wurde 1986 im Ostberliner Henschelverlag unter folgender Auflage (halb-)veröffentlicht: „Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Buch umgehend zurückzusenden […]“. Noch vor dem Mauerfall reiste Lewandowsky 1989 nach Westberlin aus.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Volker “Via” Lewandowsky
Retrospektive 2024
Filmstill Staßfurt – Windhoek
Staßfurt – Windhoek Lilly Grote, Julia Kunert
Im August 1990 entlässt die Noch-DDR 425 namibische Flüchtlingskinder in ihre befreite „Heimat“. Nach elf Jahren Gastfreundschaft muss es plötzlich schnell gehen. Aufbrüche und Abschiede fallen ineinander.
Filmstill Staßfurt – Windhoek

Staßfurt – Windhoek

Staßfurt – Windhoek
Lilly Grote, Julia Kunert
Retrospektive 2024
Dokumentarfilm
DDR
1990
52 Minuten
Deutsch
Untertitel: 
Keine

Geschichte in Eile: Im März 1990 wird Namibia unabhängig, im Juli wird die volkseigene DEFA zur GmbH, im Oktober wird die DDR zur BRD-Ost, im August halten eine west- und eine ostdeutsche Filmemacherin für die DEFA eine der letzten DDR-Ungereimtheiten fest. Der Staat im Vorruhestand entlässt 425 namibische Kinder, die er elf Jahre zuvor aus angolanischen Lagern rettete, „nach Hause“. Überstürzt. Aber warum? Als Grote, Kunert und die Kinder ankommen, erklärt ein namibischer Minister: Die ostdeutschen Unterstützer dieser Kolonialkriegsopfer seien jetzt ohne Macht. Die neuen Kräfte hätten kein Interesse … In der Leipziger Festivalauswahl 1990, auch 1991 sucht man diesen Film über deutsch-namibische Fremdheit und Befremden vergeblich. Die Retrospektive 2024 holt das merkwürdige Versäumnis nach.

Sylvia Görke

Credits DOK Leipzig Logo

Regie
Lilly Grote, Julia Kunert
Buch
Lilly Grote, Julia Kunert
Kamera
Lilly Grote, Julia Kunert
Schnitt
Ingeborg Marszalek
Produktion
DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH
Ton
Lilly Grote, Julia Kunert